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Was versteht man unter einem Genozid?

Gefragt von: Silvio Steffen-Wiegand  |  Letzte Aktualisierung: 27. August 2022
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Heute gebraucht man das Wort „Genozid“ allgemein für „Völkermord“ und die gezielte Verfolgung von Bevölkerungsgruppen, die sich durch Sprache, Religion und Tradition von anderen unterscheiden. Ein Beispiel für einen Genozid ist der Mord an Angehörigen des Tutsivolkes durch Kämpfer des Hutuvolkes in Ruanda 1994.

Was war Genozid?

Ein Völkermord oder Genozid ist seit der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes von 1948 ein Straftatbestand im Völkerstrafrecht, der durch die Absicht gekennzeichnet ist, auf direkte oder indirekte Weise „eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise ...

Woher kommt Genozid?

Das deutsche „Genozid“ wurde also aus englisch genocide en entlehnt. Der erste Bestandteil des Wortes geht auf das altgriechische γένος (génos) grc ‚Geschlecht', ‚Nachkommenschaft' zurück.

Wo war Genozid?

Der Genozid an den Armeniern

1915/16 kam mehr als die Hälfte der 1,5-2 Millionen osmanischen Armenier Kleinasiens als Opfer einer Innenpolitik ums Leben, die sich frontal gegen sie richtete. An der Spitze des Osmanischen Reichs…

Wer greift bei Völkermord ein?

Nationale Strafgerichtsbarkeit und Internationaler Strafgerichtshof. Nach der Konzeption der UN-Völkermordkonvention soll die Bestrafung des Völkermord vorrangig durch die Gerichte des Staates erfolgen, in dem die Tat begangen wurde.

Was bedeutet Genozid

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Was passiert wenn man ein Kriegsverbrechen begeht?

Kriegsverbrechen sind schwere Verstöße von Angehörigen eines kriegführenden Staates gegen die Regeln des in internationalen oder nichtinternationalen bewaffneten Konflikten anwendbaren Völkerrechts, deren Strafbarkeit sich unmittelbar aus dem Völkerrecht ergibt.

Wann war der letzte Genozid?

Die internationale Völkergemeinschaft intervenierte zu spät. Mit einem Gedenktag der Vereinten Nationen wird am 7. April weltweit dem Völkermord in Ruanda gedacht, der sich in rund 100 Tagen zwischen April und Mitte Juli 1994 ereignete.

Was haben die Türken mit den Armeniern gemacht?

Nachdem es schon im Juni 1896 zu Massakern an Armeniern in Van und Umgebung gekommen war, folgten im September weitere in Egin und Niksar. In den Pogromen der Jahre 1894–1896 wurden schätzungsweise 80.000 bis 300.000 Menschen getötet.

Hat die Türkei Völkermord begangen?

Gesetzesinitiativen gegen Leugnung

Trotz massiven Drucks durch die Türkei wurden die Massaker inzwischen in mehreren Ländern als Völkermord anerkannt. In vielen Fällen handelt es sich um Resolutionen von Parlamenten und Abgeordnetenkammern, viele davon zum 100. Jahrestag im Jahr 2015.

Was hat Armenien mit der Türkei zu tun?

Mehr als zwei Millionen Armenier lebten vor 1915 in Istanbul und Anatolien, auf dem Gebiet der heutigen Türkei – nach dem Völkermord waren es 80.000. Heute gibt es noch rund 50.000 Armenier in der Türkei – fast alle in Istanbul, wo sich die Nachfahren der überlebenden Armenier aus ganz Anatolien gesammelt haben.

Wann war der erste Genozid?

Von 1904 bis 1908 begingen deutsche Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Das Tagebuch des Oberbefehlshabers Lothar von Trotha gibt nun neue Aufschlüsse darüber, wie es dazu kam.

Welche Strafe steht auf Völkermord?

wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft. (2) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 bis 5 ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren.

Was war der erste Völkermord?

Die brutale Niederschlagung des damals sogenannten „Herero-Aufstandes“ wird von vielen Historikern heute als erster Völkermord im 20. Jahrhundert aufgefasst (zur Erklärung, was unter dem Begriff Völkermord zu verstehen ist, lies den Einführungstext zum Modul Streit um ein Wort: Völkermord).

Warum kam es 1994 zum Genozid?

Von Oktober 1990 bis April 1994 wurden Tutsi und Hutu-Oppositionelle immer wieder Opfer von Gewalt und Massakern, die als Rache für militärische Erfolge der RPF deklariert wurden. Die Behörden förderten diese Gewaltakte oder nahmen sie hin. Die Täter wurden nie bestraft.

Sind Armenier Arier?

Nschdeh und Drastamat Kanajan (General Dro) versuchten bereits in den 1930er Jahren die NSDAP-Funktionäre davon zu überzeugen, dass Armenier Teil der arischen Rasse sind.

Was für eine Religion hat Armenien?

Armenien ist stark vom christlichen Glauben geprägt, der einen bedeutenden Teil der armenischen Identität und Gesellschaftsstruktur ausmacht. Der Großteil (über 90 %) der Armenier sind Mitglieder der Armenischen Apostolischen Kirche.

Welche Länder haben den Völkermord an den Armeniern anerkannt?

Uruguay, Kanada und Russland zählen zu den Staaten, die seit längerem offiziell den Völkermord an den Armeniern anerkennen.

Wie viele Armenier gibt es in Deutschland?

Insgesamt leben Schätzungen zufolge 50.000 bis 80.000 Armenier in Deutschland, vor allem in Nordrhein-Westfalen zwischen den Städten Köln und Düsseldorf, in Hessen (hauptsächlich in Frankfurt am Main) und Hamburg. Eine starke armenische Gemeinde gibt es in Berlin (etwa 2.000 Personen) und München.

Wie viele Türken leben in Armenien?

In der Vergangenheit lebten über 1,5 Millionen Armenier auf dem Gebiet der heutigen Türkei, vor allem im Osten des Landes, doch heute beträgt ihre Zahl insgesamt etwa 60.000, davon nur wenige außerhalb der Region Istanbul.

Wie wird ein Kriegsverbrechen bestraft?

eine nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Person in schwerwiegender Weise entwürdigend oder erniedrigend behandelt, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren, hat die Tat den Tod des Opfers zur Folge, mit Freiheitsstrafe von fünf bis zu fünfzehn Jahren zu bestrafen. 1.

Was ist im Krieg nicht erlaubt?

Nichtentdeckbare Antipersonenminen sowie nicht selbst deaktivierende Landminen. Die Ottawa-Konvention verschärfte diese Beschränkungen 1997 und enthält ein völliges Verbot von Antipersonenminen. Blind machende Laserwaffen sowie alle Laserwaffen, die sowieso unter Artikel 1 der Haager Landkriegsordnung fallen würden.

Welche Regeln gibt es im Krieg?

Die Regeln und Grundsätze, die während eines Krieges gelten sollen, sind unter anderem im Haager Abkommen und in der Genfer Konvention aufgeschrieben. Diese Regeln bestimmen zum Beispiel, dass Kriegsgefangene menschenwürdig behandelt werden müssen.

Hat sich Deutschland für Namibia entschuldigt?

Die deutsche und die namibische Regierung haben nach insgesamt sechs Jahre dauernden Gesprächen um eine Wiedergutmachung für den deutschen Völkermord an den Herero und Nama eine erste Einigung erzielt: Deutschland erkennt den Völkermord an, entschuldigt sich und will 1,1 Milliarden Euro Wiederaufbauhilfe leisten.

Wer waren die namas?

Die Nama (eigene Bezeichnung ǀAwa-khoen = rote Menschen) sind ein in Südafrika und Namibia beheimatetes Volk und werden, wie die Orlam, zu den Khoikhoi gezählt (die in der historischen Kolonialliteratur abwertend als Hottentotten bezeichnet wurden).