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Kann ein Vergleich rückgängig gemacht werden?

Gefragt von: Frau Prof. Martina Herzog B.Eng.  |  Letzte Aktualisierung: 7. Juli 2023
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5.1 Ein mit Vorbehalt des Widerrufs vor Gericht geschlossener Vergleich kann nur dem Gericht gegenüber rechtswirksam widerrufen werden; trotzdem kann die materiell-rechtliche Wirksamkeit desselben durch Übereinkunft der Parteien oder durch außergerichtlichen Widerruf behoben werden.

Wie lange kann man einen Vergleich widerrufen?

Wird ein Widerrufsvorbehalt im Rahmen des Vergleiches gemacht, wird regelmäßig aich die Widerrufsfrist festgelegt, das sind üblicherweise 2 oder 3 Wochen ab Vergleichsschluss. Wenn kein Widerrufsvorbehalt gemacht wurde ist der Vergleich wirksam und unwiderruflich zustandegekommen.

Kann ein Vergleich aufgehoben werden?

Ein Vergleich kann gemeinhin nicht durch Rechtsmittel wie Urteile oder Beschlüsse beseitigt oder aufgehoben und abgeändert werden, denn er ist ja im gegenseitigen Einvernehmen und nicht, wie ein Urteil einseitig durch das Gericht erlassen worden. Im Einverständnis liegt zugleich auch ein Verzicht auf Rechtsmittel.

Was passiert wenn der Vergleich widerrufen wird?

Wird ein gerichtlicher Vergleich nach Ablauf einer vereinbarten Frist widerrufen, bleibt der Vergleich wirksam. Das gilt selbst dann, wenn demjenigen, der die Frist versäumt hat, überhaupt keine Schuld an der Verspätung trifft.

Kann ein gerichtlicher Vergleich abgeändert werden?

Formeller Maßstab: Nach h.M. ist ein Urteil, das einen Prozessvergleich abändert, so zu behandeln wie jedes andere Urteil auch, d.h. es gilt (materiell) die Wesentlichkeitsgrenze von etwa zehn Prozent, Einwendungen aus der Zeit vor der letzten Tatsachenverhandlung des Vorprozesses sind nach § 323 Abs.

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Ist ein Vergleich eine rechtskräftige Entscheidung?

Der Prozessvergleich ist Vollstreckungstitel (§ 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO), soweit er einen vollstreckbaren Inhalt hat. Der Prozessvergleich entfaltet keine Rechtskraftwirkung, da er keine gerichtliche Entscheidung ist.

Was passiert wenn man einem Vergleich nicht zustimmt?

Der Prozessvergleich ist ein bereits rechtskräftiger vollstreckbarer Titel. Kommt der Gegner der Forderung aus dem Vergleich nicht nach, kann sofort die Zwangsvollstreckung betrieben werden.

Kann man gegen einen Vergleich Widerspruch einlegen?

Ein Vergleich soll zwischen den Parteien den Rechtsstreit BEENDEN. Sofern ein WIDERRUFSVORBEHALT zwischen den Parteien vereinbart wurde, kann der Prozessvergleich innerhalb einer festgelegten Frist widerrufen werden. Der Widerrufsvorbehalt stellt also eine aufschiebende Bedingung dar.

Kann man einen gerichtlichen Vergleich ändern?

„Auch nach dem Abschluss eines Prozessvergleichs können die Parteien durch einen Abänderungs- oder Aufhebungsvertrag die materiell-rechtlichen Wirkungen des Vergleichs ändern oder beseitigen. Allein dadurch entfällt aber nicht die prozessbeendende Wirkung des Vergleichs.

Kann man einen Vergleich anfechten?

Grundsätzlich kann auch ein gerichtlicher Vergleich angefochten werden, wenn eine Partei vom Prozessgegner oder einem Dritten durch arglistige Täuschung zum Abschluss des Vergleichs bestimmt worden ist.

Wann ist ein Vergleich vollstreckbar?

Die Zustellung einer vollstreckbaren Ausfertigung eines Vergleichs kann an den Prozessbevollmächtigten des Schuldners nach § 195 ZPO erfolgen, wenn beide Prozessparteien anwaltlich vertreten sind. Von einer Übermittlung des Vergleichs per Telefax sollte wegen der damit verbundenen Probleme abgesehen werden.

Wie lange ist ein gerichtlicher Vergleich gültig?

Es gilt nun grundsätzlich für alle Ansprüche die einheitliche Frist des § 195 BGB von drei Jahren. § 195 BGB lautet: "Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre".

Wann ist ein Vergleich sittenwidrig?

Sittenwidrigkeit eines Vergleichs kann gegeben sein, wenn ein ungewöhnliches Missverhältnis zwischen den gegenseitigen rechtlichen Möglichkeiten vor Abschluss des Vergleichs und der durch den Vergleich geschaffenen Lage gegeben ist.

Ist ein Vergleich ein Schuldeingeständnis?

Eine Zahlung ohne echten Vergleich könnte nach hinten losgehen, denn nach ständiger Rechtsprechung wird die Abschlagszahlung des Schuldners ohne Tilgungsbestimmung als Anerkenntnis der Forderung gewertet. In diesem Fall hätten Sie als Abgemahnter durch seine Überweisung ein Schuldanerkenntnis geleistet.

Wie hoch sind die Gerichtskosten bei einem Vergleich?

Wird das Verfahren vor einem Gericht der ersten Instanz (das kein Familiengericht ist) geführt und endet es mit einem Urteil, beträgt der Gebührensatz beispielsweise 3,0. Kommt es zu einem gerichtlichen Vergleich, fällt stattdessen ein Gebührensatz von 1,0 an. Es fallen somit Gerichtskosten in Höhe von 735 Euro an.

Kann man eine gerichtliche Vereinbarung widerrufen?

Eine zunächst erteilte Zustimmung eines Beteiligten ist bis zu der gerichtlichen Billigung grundsätzlich frei widerruflich. Der Widerruf des Beteiligten muss nicht ausdrücklich erklärt werden, sondern kann sich auch aus den nach außen zutage getretenen Umständen ergeben.

Was ist bei einem Vergleich zu beachten?

Bei einem Vergleich handelt es sich um einen gegenseitigen Vertrag, der im § 779 Absatz 1 BGB [Bürgerliches Gesetzbuch] legaldefiniert ist. Danach wird per Vertrag ein Streit oder eine Ungewissheit über ein Rechtsverhältnis im Wege eines gegenseitigen Nachgebens der Parteien beseitigt.

Wie viel kostet ein Widerspruch?

Die Mindestgebühr beträgt 15 Euro; im Fall eines Widerspruchs, der sich allein gegen die Festsetzung öffentlicher Abgaben richtet, beträgt sie 10 Euro. Im Regelfall beträgt die Gebühr bei Widerspruchsrücknahme die Hälfte des Betrages, der für einen Widerspruchsbescheid festgesetzt werden würde.

Was ist besser Widerspruch oder Einspruch?

Sind Sie mit einen Bescheid (Verwaltungsakt) einer Behörde inhaltlich nicht einverstanden oder halten Sie den Bescheid für rechtswidrig, können Sie gegen diesen in der Regel Widerspruch einlegen; in Abgabenangelegenheiten nach der Abgabenordnung ist als Rechtsbehelf gegen Verwaltungsakte der Einspruch statthaft.

Ist ein Vergleich ein Vertrag?

Der Vergleich ist also ein schuldrechtlicher Vertrag, in dem die Meinungsverschiedenheiten der Parteien durch gegenseitiges Nachgeben beendet werden. Voraussetzung ist ausschließlich eine Einigung der Parteien.

Warum wollen Anwälte immer einen Vergleich?

Mit diesem Vergleich vereinbaren die Parteien eine verbindliche Regelung, die das gerichtliche Verfahren ohne Entscheidung des Gerichts beendet. Ihr Anwalt lässt die Verhandlung kurz unterbrechen.

Wer zahlt den Anwalt bei einem Vergleich?

Solange es sich um einen Zivilverfahren handelt, zum Beispiel um eine Kaufsache, so zahlt für gewöhnlich der Verlierer des Prozesses die Gerichtskosten. Sollten sich beide Parteien dagegen auf einen Vergleich einigen, so trägt jede der Parteien einen Anteil der Kosten.

Warum wollen Richter einen Vergleich?

Der Richter muss, wenn er einen Vergleich herbeiführen will, diese Unsicherheit verstärken. Er wird deshalb gegenüber den Parteien darlegen, wie hoch das individuelle Verlustrisiko de facto ist.

Wie viel kann ich bei einem Vergleich anbieten?

Wie viel Prozent muss ich ihnen anbieten? Ein gutes Vergleichsangebot sind 30 Prozent der offenen Forderungen. Letztendlich sind aber Schuldenhöhe und die Anzahl der Gläubiger ausschlaggebend dafür, was Sie zur Tilgung Ihrer Schulden als Vergleich anbieten können.

Wie lange dauert ein Vergleich?

Ein außergerichtlicher Vergleich ist schnell und unbürokratisch zu realisieren. In der Regel dauert ein außergerichtlicher Schuldenvergleich nicht länger als 4-8 Wochen, anstatt wie bei einem Insolvenzverfahren bis zu 6 Jahren.

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