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Kann ein Anwalt die pflichtverteidigung ablehnen?

Gefragt von: Herr Dr. Igor Kuhlmann  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Der (Pflicht-)Verteidiger kann die „Übernahme“ der Pflichtverteidigung grds. nicht ablehnen, sondern ist gem. § 49 Abs. 1 BRAO zur Übernahme verpflichtet.

Kann ein Pflichtverteidiger das Mandat ablehnen?

Benennt der Beschuldigte einen Verteidiger, wird das Gericht diesen in der Regel beiordnen. Nennt der Beschuldigte keinen Anwalt, bestimmt das Gericht den Pflichtverteidiger. Ein vom Gericht beigeordneter Verteidiger kann das Mandat nicht ablehnen. Auch kann der Beschuldigte das Mandat nicht kündigen.

Warum wird ein Pflichtverteidiger abgelehnt?

Ist der gewählte Verteidiger dann über einen längeren Zeitraum verhindert an Terminen teilzunehmen, kann seine Beiordnung als Pflichtverteidiger abgelehnt werden. Darüber hinaus kann das Gericht einen vom Beschuldigten benannten Verteidiger aus wichtigem Grund nicht als Pflichtverteidiger bestellen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Pflichtverteidiger und einem Anwalt?

Ein Pflichtverteidiger ist nichts anderes, als ein Anwalt, der dem Beschuldigten im Verfahren beigeordnet wurde. Man spricht hier vom “notwendigen Verteidiger”.

Ist jeder Anwalt Pflichtverteidiger?

Der Pflichtverteidiger ist keine eigene Fachanwaltsbezeichnung oder gar ein spezieller Anwalt der bei Gericht oder der Staatsanwaltschaft arbeitet. Jeder Anwalt kann zum Pflichtverteidiger bestellt werden und zwar dann wenn das Gesetz dies anordnet!

Dürfen Pflichtverteidiger ihr Mandat niederlegen? | Rechtsanwalt Christian Solmecke

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Wie funktioniert pflichtverteidigung?

ein Pflichtverteidiger als notwendiger Verteidiger dann bestellt wird, wenn die vorgeworfene Tat und die zu erwartende Strafe so gewichtig sind, dass die Verteidigung schon per Gesetz notwendig erscheint, damit der Beschuldigte ohne Anwalt nicht chancenlos wäre.

Wann Anspruch auf pflichtverteidigung?

In aller Regel wird ein Pflichtverteidiger beizuordnen sein, wenn eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr zu erwarten ist. Auch wenn dem Beschuldigten der Widerruf einer Bewährung droht, kann das die Schwere der Schuld und damit die Beiordnung eines Verteidigers begründen.

Sind Pflichtverteidiger schlecht?

Fazit. Letztlich ist ein Pflichtverteidiger keinesfalls ein Anwalt zweiter Klasse. Dennoch kommt es leider oft vor, dass Pflichtverteidiger aufgrund von Gebührenunterschieden weniger Engagement in die Strafverteidigung stecken. Ein Risiko, dass Sie für sich abwägen müssen.

Wann endet die pflichtverteidigung?

(1) Die Bestellung des Pflichtverteidigers endet mit der Einstellung oder dem rechtskräftigen Abschluss des Strafverfahrens einschließlich eines Verfahrens nach den §§ 423 oder 460. (2) 1Die Bestellung kann aufgehoben werden, wenn kein Fall notwendiger Verteidigung mehr vorliegt.

Wer sucht den Pflichtverteidiger aus?

Ganz im Gegenteil: Das Gericht muss dem Betroffenen die Möglichkeit geben innerhalb einer bestimmten Frist einen Anwalt als Pflichtverteidiger selbst auszusuchen. Nur wenn man auf sein Wahlrecht verzichten oder innerhalb der Frist keinen Anwalt aussucht, bestimmt das Gericht einen Pflichtverteidiger für.

Wie kommt man an einen Pflichtverteidiger?

Spätestens mit der Zustellung der Anklage kann folgendes vom Gericht bestimmt werden: “Ihnen soll ein Pflichtverteidiger beigeordnet werden. Sie können binnen einer Woche einen Anwalt Ihrer Wahl / Ihres Vertrauens benennen. Anderenfalls wird das Gericht von Amts wegen Ihnen einen Pflichtverteidiger beiordnen.”

Kann man den Pflichtverteidiger wechseln?

Umbeiordnung im allseitigen Einverständnis. Im Übrigen ist eine Auswechslung des Pflichtverteidigers nur im allseitigen Einverständnis möglich. Hierauf hat der Beschuldigte allerdings keinen Anspruch! Zunächst muss sichergestellt sein, dass der Wechsel nicht zu einer Verfahrensverzögerung führt.

Habe ich das Recht auf einen Anwalt?

Recht auf einen Anwalt

Formal steht Ihnen als Zeuge jedoch kein Schweigerecht zu. Ziehen Sie deshalb unbedingt frühzeitig einen Strafverteidiger hinzu, der die Situation für Sie aufklärt. Sie haben auch das Recht jederzeit einen Rechtsanwalt hinzuzuziehen.

Wann kann ein Pflichtverteidiger ablehnen?

Den Pflichtverteidiger können Sie nicht ablehnen, nur wechseln: Ob und wie Sie Ihren Pflichtverteidiger wechseln können, hängt sehr von der Situation ab. Im einfachsten Fall hat das Gericht Ihnen einen Pflichtverteidiger beigeordnet, Sie hätten aber doch lieber einen Verteidiger Ihrer Wahl.

Wer trägt die Kosten für einen Pflichtverteidiger?

Bei Freispruch zahlt die Staatskasse die Pflichtverteidigerkosten. Wird der Angeklagte hingegen freigesprochen, dann muss die Staatskasse die Kosten und Auslagen des Verfahrens tragen – in diesem Fall wird der Pflichtverteidiger also von der Staatskasse bezahlt.

Was ein Anwalt nicht darf?

Der Anwalt darf nicht nur nicht lügen, er darf seinen Mandanten auch nicht dazu auffordern, bewusst die Unwahrheit zu sagen. Das kann insbesondere den Strafverteidiger vor schwierige Situationen stellen.

Kann ein Anwalt zwei Beschuldigte vertreten?

Verbot der Mehrfachverteidigung. 1Ein Verteidiger kann nicht gleichzeitig mehrere derselben Tat Beschuldigte verteidigen. 2In einem Verfahren kann er auch nicht gleichzeitig mehrere verschiedener Taten Beschuldigte verteidigen.

Wie viel verdient man als Pflichtverteidiger?

Das Gehalt zum Berufseinstieg als Strafverteidiger

In Deutschland gilt ein Gehalt von durchschnittlich 2.500 Euro bis 3.500 Euro brutto im Monat zum Einstieg in den Beruf als realistisch. Arbeitet man vorwiegend als Pflichtverteidiger, fällt das Gehalt in der Regel niedriger aus.

Kann mein Anwalt vor Gericht für mich sprechen?

Eine Beantwortung der Fragen des Richters kann der Mandant auch verweigern oder seinen Anwalt für sich sprechen lassen. Es ist auch nicht verboten, wenn der Anwalt das Wort ergreift. Das kann zwar unhöflich sein, aber den Mandanten auch vor unbedachten Äußerungen schützen.

Wie bekommt man einen pflichtanwalt?

Es ist ausreichend, einen Verteidiger mündlich zu bestellen. Verlangen Sie in jedem Fall vor der Vernehmung einen Anwalt, den das Gericht Ihnen als Pflichtverteidiger beiordnen soll! Die Polizei muss Ihnen im Übrigen dabei helfen, einen Pflichtverteidiger zu finden.

Hat jeder das Recht auf einen Pflichtverteidiger?

In der Regel liegt dann ein Grund für eine Beiordnung als Pflichtverteidiger vor, wenn eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr zu erwarten ist. Dies gilt unabhängig davon, ob die erwartete Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann oder nicht.

Ist ein Pflichtverteidiger kostenlos?

Der Pflichtverteidiger wird aus der Staatskasse bezahlt. Das bedeutet aber nicht, dass er gratis für Sie arbeitet: Sollten Sie verurteilt werden, wird der Staat Ihnen diese Kosten als Teil der Verfahrenskosten in Rechnung stellen.

Wie viele Pflichtverteidiger darf man haben?

Recht des Beschuldigten auf Hinzuziehung eines Verteidigers. (1) 1Der Beschuldigte kann sich in jeder Lage des Verfahrens des Beistandes eines Verteidigers bedienen. 2Die Zahl der gewählten Verteidiger darf drei nicht übersteigen.

Was darf ein Pflichtverteidiger?

Ein Pflichtverteidiger wird nicht nur mittellosen Angeklagten und Beschuldigten zur Seite gestellt, sondern soll auch ein ordnungsgemäßes Verfahren garantieren, wenn die Person sich nicht selbst um einen Anwalt kümmert.

Warum einen Pflichtverteidiger?

Ein Pflichtverteidiger wird beigeordnet, wenn ein Gutachtens bezüglich des psychischen Zustands des Angeklagten erstellt werden soll. Auch die Unfähigkeit, sich selber verteidigen zu können und die eigenen Interessen zu wahren, ist ein Grund dafür, dass ein Pflichtverteidiger tätig wird.