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Wie hafte ich als Prokurist?

Gefragt von: Herr Prof. Dr. Eberhard Weiss  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Haftungsfalle „Faktische Geschäftsführung“
Eine Haftungsfalle für Prokuristen ist die sogenannte „faktische Geschäftsführung“. Übt ein Prokurist seine Position derart machtbewusst aus, dass er als „faktischer Geschäftsführer“ agiert, kann der Prokurist ähnlich wie ein Geschäftsführer umfassend haftbar gemacht werden.

Wie haftet ein Prokurist?

Der Prokurist kann als Haftender nur in Anspruch genommen werden, wenn zu seinem Pflichtkreis auch die Wahrnehmung der steuerlichen Pflichten des Geschäftsherrn gehört oder wenn er tatsächlich die steuerlichen Angelegenheiten erledigt. In der Praxis am häufigsten ist die Haftung des Geschäftsführers.

Welche Pflichten hat ein Prokurist?

Was darf ein Prokurist?
  • Den gesamten Geschäftsverkehr zu führen.
  • Wechsel zu zeichnen.
  • Prozesse zu führen.
  • Verbindlichkeiten einzugehen.
  • Vergleiche zu schließen.
  • Handlungsvollmachten zu erteilen.
  • In Ausnahmefällen: Grundstücke zu erwerben, zu vermieten und zu verpachten.

Was darf man als Prokurist nicht machen?

Prokuristen dürfen ebenfalls nicht:
  • den Jahresabschluss unterzeichnen.
  • Geschäftsanteile veräußern.
  • Grundstücke verkaufen oder belasten.
  • Insolvenz anmelden.
  • den Geschäftsbetrieb einstellen.
  • das Unternehmen verkaufen.
  • die Gesellschaft auflösen.

Wie kann Prokura entzogen werden?

Die Prokura ist jederzeit widerruflich und nicht übertragbar. Der Widerruf erfolgt ebenfalls durch den Inhaber des Handelsgeschäfts oder seinen gesetzlichen Vertreter (d.h. die Geschäftsführung im Fall einer GmbH).

Welche Position hat ein Prokurist? Leitender Angestellter oder Arbeitnehmer?

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Wie viel verdient man als Prokurist?

Als Prokurist/in können Sie ein Durchschnittsgehalt von 70.300 € erwarten. Die Gehaltsspanne als Prokurist/in liegt zwischen 62.800 € und 83.800 €. Wer einen Job als Prokurist/in sucht, findet eine hohe Anzahl an Jobangeboten in den Städten Berlin, München, Hamburg.

Hat ein Prokurist Kündigungsschutz?

Ein Prokurist ist ein Vertreter eines Unternehmens mit umfassender Vollmacht. Der Prokurist genießt den gleichen Kündigungsschutz wie gewöhnliche Arbeitnehmer. Ist er aber leitender Angestellter, kann er gegen Zahlung einer Abfindung jederzeit wirksam entlassen werden.

Ist ein Prokurist ein Vorgesetzter?

In einer GmbH wird der Prokurist von der Geschäftsführung berufen. Sein Wirkungsgebiet liegt im Außenverhältnis, also gegenüber Dritten. Die Erteilung der Prokura an einen Mitarbeiter räumt diesem besondere Rechte ein, macht ihn jedoch nicht zu einem Mitglied der Geschäftsführung.

Wie viel kostet eine Prokura?

Rechnen Sie mit 100 bis 200 Euro pro neuer Prokura. Ein Austausch, d. h. einen aktuellen Prokuristen ersetzen durch einem neuen, kostet etwas mehr. Dazu kommen Gebühren des Gerichts für die Eintragung in Höhe von 40 Euro für eine Prokura.

Kann ein Prokurist Mitarbeiter einstellen?

Im Gegensatz zur Handlungsvollmacht im Sinne des § 54 HGB kommt es für den Umfang der Prokura also nicht darauf an, welches Handelsgewerbe konkret der Geschäftsherr betreibt. Arbeitnehmer einstellen und entlassen, anderen Arbeitnehmern Handlungsvollmachten erteilen, ein Darlehen bzw.

Wer haftet Geschäftsführer oder Prokurist?

Nur: Bei faktischer Geschäftsführung als Prokurist sind Sie auch derjenige, der bei Pflichtverletzungen gegenüber den Geschäftspartnern haftet. Allerdings müssen immer die konkreten Umstände des Einzelfalls gesehen werden.

Welche Vorteile hat ein Prokurist?

“ Mit der Prokura wird eine sehr umfassende Bevollmächtigung erteilt, beispielsweise die Einstellung und Kündigung von Personal, der Einkauf von Waren, Darlehensaufnahmen, Bürgschaften und Kreditgeschäfte. Ein besonderer Rechtsschein kommt der Prokura aufgrund der Eintragung im Handelsregister zu.

Welche Versicherung braucht ein Prokurist?

„D&O“ steht für „Directors and Officers“ (zu Deutsch „Vorstände und Aufsichtsräte“). Als eine spezielle Form der Vermögenschadenhaftpflichtversicherung ist sie für eben diese Organe, aber auch Geschäftsführer, Prokuristen und andere Führungskräfte als "Berufshaftpflichtversicherung" zu verstehen.

Ist Prokurist ein Titel?

Bei Prokuristen handelt es sich um leitende Mitarbeiter/innen eines Unternehmens, denen von der Geschäftsführung Prokura erteilt worden ist. Dies ist eine handelsrechtliche Vollmacht, die den/die Prokuristen/Prokuristin zu allen Rechtsgeschäften für das Unternehmen berechtigen.

Was bedeutet es wenn man Prokura hat?

Definition: Was bedeutet Prokura? Der Ausdruck Prokura stammt von dem italienischen Procura, der Vollmacht, sowie dem lateinischen procurare, für etwas Sorge tragen, und berechtigt ihren Inhaber Geschäfte und Rechtshandlungen eines Unternehmens zu tätigen.

Ist ein Prokurist Mitglied der Geschäftsleitung?

Ein Prokurist ist, anders als ein Geschäftsführer, ein so genannter „gewillkürter Vertreter/Abschlussgehilfe“. Er ist anders als der Geschäftsführer bei der gemischten Gesamtvertretung nicht Teil der organschaftlichen Vertretung und nimmt nicht Aufgaben eines Organs der Gesellschaft wahr.

Wann endet die Prokura?

Die Prokura erlischt durch Tod des Prokuristen, Beendigung des zugrundeliegenden Rechtsverhältnisses (meist der Arbeits- oder Dienstvertrag) oder der Einstellung des Handelsgeschäfts. Ebenfalls besteht die jederzeitige Möglichkeit des Widerrufs der Prokura seitens des Inhabers.

Welche drei Arten der Prokura gibt es?

Es gibt im Westlichen drei unterschiedliche Arten der Prokura, nämlich: Einzelprokura. Gesamtprokura. Filialprokura.

Kann ein Prokurist sein Gehalt erhöhen?

Gemäß § 181 BGB darf der Prokurist keine Rechtsgeschäfte im eigenen Namen und im Namen des Kaufmanns vornehmen. Hier handelt Peter in eigenem Namen und im Namen von Hans. Die Gehaltserhöhung ist dementsprechend unwirksam.

Ist ein Prokurist ein leitender Angestellter?

Prokuristen sind leitende Angestellte, soweit die ihnen nach Arbeitsvertrag und Stellung im Unternehmen oder im Betrieb zugewiesenen Aufgaben auch im Verhältnis zum Arbeitgeber nicht unbedeutend sind (§ 5 Abs. 3 Nr. 2 BetrVG).

Kann ich mich als Prokurist selbst kündigen?

Auf zwei Arten übernimmt bei einer Kündigung Prokurist eine rechtlich entscheidende Rolle. Zum einen kann er derjenige sein, der innerhalb eines Unternehmens eine Kündigung ausspricht. Zum anderen ist er wie jeder andere Arbeitnehmer nicht dagegen gefeit, selbst das Ziel einer Kündigung zu sein.

Kann ein Prokurist Mitarbeiter entlassen?

Geschäftsführer und Prokuristen werden in Schriftform im Handelsregister eingetragen. Sie können deshalb eine Kündigung aussprechen, ohne dem Arbeitnehmer extra eine Vollmacht vorzulegen.

Ist ein Prokurist Ein Mitarbeiter?

Wenn der Prokurist in den Betrieb des Unternehmens eingegliedert ist und einem umfassenden Weisungsrecht des Arbeitgebers unterliegt, ist er in den meisten Fällen Arbeitnehmer. Unabhängig hiervon ist die Erteilung der Prokura. Sie wird in der Regel schriftlich erteilt.

Kann ein Prokurist einen Geschäftsführer kündigen?

In größeren Unternehmen ist es hingegen oftmals Usus, dass die „Lizenz zum Kündigen“, d.h. die Kündigungsberechtigung, auf eine bestimmte Person übertragen wurde. Dies kann der Geschäftsführer, der Prokurist, der Personalleiter, der Filialleiter oder eine ansonsten hierzu Bevollmächtigter sein.