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Wie fangen Zwangsstörungen an?

Gefragt von: Victor Runge  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Auslöser einer Zwangsstörung sind häufig belastende Ereignisse. Jegliche Überforderung erzeugt den Wunsch nach Kontrolle. Wenn die Situation für die Person jedoch nicht zu bewältigen ist, dienen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zum einen als Ablenkung.

Wie merkt man das man Zwangsstörungen hat?

Die Symptome einer Zwangsstörung sind Drang und Zwänge. Zwänge als OCD Syndrom sind geprägt von dauerhaften und eindringlichen Gedanken. Einige Personen beschreiben diese Gedanken als ‚Gedankenschleife'. Diese sind häufig Ursache für Sorgen oder Angst, auch wenn die Gedanken und Ängste nicht realistisch sind.

In welchem Alter treten Zwangsstörungen auf?

Im Durchschnitt setzt eine Zwangsstörung etwa im Alter von 19 bis 20 Jahren ein, ungefähr 25 Prozent der Fälle beginnen allerdings bereits, bevor ein Kind 14 Jahre alt wird. Die Störung klingt häufig im Erwachsenenalter ab.

Was verstärkt Zwänge?

Auch bestimmte Charaktereigenschaften begünstigen möglicherweise die Entstehung von Zwängen. Manche Menschen mit einer Zwangsstörung neigen zum Beispiel eher dazu, besonders verantwortungsvoll und gewissenhaft zu sein – und sie haben schnell Angst, etwas falsch zu machen.

Woher kommen Kontrollzwänge?

Betroffene haben eine genetische Veranlagung für die Zwangsstörung. Diese allein reicht aber nicht aus, tatsächlich einen Kontrollzwang zu entwickeln. Es müssen dafür noch weitere Faktoren hinzukommen wie traumatische Kindheitserfahrungen oder ein ungünstiger Erziehungsstil der Eltern.

Zwangsstörung: Ursachen und Entstehung | Fallbeispiele

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Was sind Zwangsgedanken Beispiele?

Zwangsgedanken sind Gedanken, bildhafte Vorstellungen oder Handlungsimpulse, die sich aufdrängen und sich immer wieder in ähnlicher Form wiederholen. Häufige Inhalte von Zwangsgedanken sind Gewalt und Aggression, Schmutz und Verseuchung, Sexualität, Religion und Magie sowie Ordnung.

Warum werden Zwänge schlimmer?

Mit den Jahren schlimmer

Die Ursachen sind noch nicht gänzlich geklärt. Forscher gehen davon aus, dass Betroffene eine genetische Veranlagung haben. Großer Stress kann ein Auslöser der Handlungen sein. Bei vielen fängt es mit einer scheinbar harmlosen Eigenheit an.

Können Zwangsstörungen einfach so verschwinden?

Wie gut sind Zwänge heilbar? Eine Zwangsstörung ist meist eine chronische Erkrankung, die nicht von alleine wieder verschwindet. Aus diesem Grund ist eine gezielte und auf den Patienten individuell abgestimmte Behandlung wichtig. Glücklicherweise gibt es inzwischen gute Therapiemöglichkeiten.

Sind Zwangsstörungen gefährlich?

Von einer Zwangsstörung spricht man erst, wenn diese normalen zwanghaften Gedanken und Handlungen ein solches Übermaß annehmen, dass sie das Leben von Betroffenen stark beeinflussen. Sie können sogar so weit führen, dass die Störungen Betroffene ernsthaft davon abhalten, ein normales Leben zu führen.

Kann man Zwänge selbst heilen?

Mithilfe wirksamer Therapien lassen sich Zwangsstörungen insgesamt recht gut behandeln – selbst wenn Symptome schon mehrere Jahre anhalten, kann eine deutliche Verbesserung erzielt werden.

Sind Zwänge normal?

Doch bei manchen Menschen sind diese Zwänge etwas ausgeprägter – und belastender. Während der Pandemie haben sich einige Zwänge intensiviert. Und dann gibt es noch „moderne Zwangsgedanken“, die sich in unser Leben einschleichen. Es gibt Gedanken, die uns nicht loslassen.

Sind Zwänge angeboren?

Genetische Vorbelastung

Eine familiäre Häufung wurde mehrfach beobachtet, so leiden 3 bis 12% der Verwandten ersten Grades (Geschwister, Eltern oder Kinder) ebenfalls an einer Zwangserkrankung, zwischen 8 und 30% zeigen zumindest gewisse Zwangssymptome oder zwanghafte Verhaltensweisen.

Was passiert bei einer Zwangsstörung im Gehirn?

Dort ist es dafür zuständig, einen bestimmten Signalweg in seiner Aktivität zu hemmen. Dieser Signalweg wird als „Rezeptortyrosinkinase TrkB“ bezeichnet. Fehlt das Protein, steigt die Aktivität und es kommt zu einer überschießenden Reaktion, die sich beim Menschen durch das Ausführen von Zwangshandlungen zeigen kann.

Wie fühlen sich Zwänge an?

Es können zudem körperliche Symptome wie Zittern, Schweißausbrüche und Herzrasen entstehen. Sobald die Person dann die zwanghaften Handlungen durchführt, lässt die Anspannung nach. Für die Betroffenen ist es daher fatalerweise angenehmer, den Zwang auszuüben, als dies nicht zu tun.

Was sind psychische Zwänge?

Eine Zwangserkrankung ist eine psychische Störung, deren wesentliche Kennzeichen wiederkehrende unerwünschte Gedanken (Obsessionen) und zwanghafte Handlungen sind, die den Betroffenen immer wieder stereotyp beschäftigen.

Wie kann man Menschen mit Zwängen helfen?

Grundsätzlich sollten Angehörige sich klar machen, dass der Patient seine Zwänge nicht aus eigener Kraft überwinden kann. Appelle wie „stell' dich nicht so an“ bringen deshalb gar nichts, lösen beim Patienten nur zusätzliche negative Gefühle aus. Sie sollten stattdessen klar machen, dass professionelle Hilfe nötig ist.

Wie nennt man Menschen mit Zwangsstörungen?

Ältere Bezeichnungen für Zwangsstörungen sind Zwangsneurose und anankastische Neurose. Die Zwangsstörung ist von der zwanghaften Persönlichkeitsstörung sowie von Zwangssymptomen im Rahmen anderer psychischer oder neurologischer Erkrankungen zu unterscheiden.

Wie gehe ich mit jemandem um der Zwangsstörungen hat?

Versuchen Sie dem Betroffenen immer wieder deutlich zu machen, dass Sie seine Zwangssymptome – und nicht ihn oder sie als Person – zurückweisen. Zwänge entstehen nicht dadurch, dass jemand etwas falsch gemacht hat. Geben Sie deshalb möglichst weder sich – noch dem Betroffenen – die Schuld an der Störung.

Wie werden aus Zwangsgedanken wieder normale Gedanken?

Um Zwangsgedanken loswerden zu können, müssen aus Zwangsgedanken wieder „normale” Gedanken werden. Dafür wird an der Bewertung der Gedanken angesetzt. Es geht darum zu erfahren, dass Gedanken nicht gefährlich sind. Sie vergehen ganz natürlich, je weniger wir ihnen Beachtung schenken – und das können wir trainieren.

Ist eine Zwangsstörung eine Angststörung?

Angststörungen sind wie Zwangsstörungen Neurosen. Sie gehören zu den psychischen Störungen, die sowohl psychische als auch körperliche Symptome mit sich bringen können, aber keine körperliche Ursache haben.

Ist Zwangsstörung vererbbar?

Neurobiologische Faktoren

Untersuchungen mit Familien und Zwillingsstudien haben gezeigt, dass Zwangsstörungen durch genetische Faktoren beeinflusst werden. Dies bedeutet, dass das Risiko für eine Zwangserkrankung erhöht ist, wenn andere Familienmitglieder an der Erkrankung leiden.

Wie werde ich Zwänge wieder los?

Zwangsgedanken werden in vielen Fällen mithilfe von Medikamenten behandelt. Ärzte verschreiben den Betroffenen bestimmte Antidepressiva, sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie zum Beispiel Fluoxetin.

Was sind die häufigsten Zwänge?

Am häufigsten ist der Kontrollzwang, gefolgt vom Wasch- oder Sammelzwang. Wird der Betroffene an der Zwangshandlung gehindert oder versucht er selbst, diese abzustellen, bauen sich Ängste und unerträgliche innere Spannungen auf.

Wer bekommt Zwangsgedanken?

Ein Zwangsgedanke entsteht, wenn die gedanklichen Fehlschlüsse, Werte, Normen oder Eigenschaften der Person dazu führen, dass der aufdringliche Gedanke als gefährlich eingeschätzt wird.

Ist eine Zwangsstörung eine Psychose?

Insbesondere bei sehr bizarren Obsessionen kann die Zwangsstörung mit einer Psychose verwechselt werden. Doch anders als bei dieser empfindet sich der Patient mit Zwangsstörung selbst als Urheber seiner merkwürdigen Gedanken und zeigt zumindest teilweise Einsicht und Distanzierung.