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Wer legt Preise für Arzneimittel fest?

Gefragt von: Arnulf Henning  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Das Pharmaunternehmen kann seinen Verkaufspreis für Arzneimittel zunächst frei bestimmen. Apotheken und der Großhandel erheben auf ihre Einkaufspreise Zuschläge. Der Staat schreibt nur die Höhe der Zuschläge vor, mit denen die Leistungen des pharmazeutischen Großhandels und der Apotheken vergütet werden.

Wie entsteht der Preis für Arzneimittel?

Der Preis der verschriebenen Medikamente liegt womöglich weit unter einem Festbetrag, den die Krankenkassen als oberstes Erstattungslimit für Medikamente mit diesen oder ähnlichen Wirkstoffen festgeschrieben haben. Oder die Krankenkasse hat mit den Herstellern der Präparate einen Rabattvertrag ausgehandelt.

Was regelt die Arzneimittelpreisverordnung?

Die Arzneimittelpreisverordnung regelt Preise bzw. Preisspannen im Handel mit Arzneimitteln in Deutschland. Die Verordnung wurde aufgrund einer Verordnungsermächtigung in § 78 des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) erlassen.

Wie werden Festbeträge festgelegt?

So gibt es zum Beispiel für viele Medikamente Obergrenzen in der Erstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV), die sogenannten Festbeträge. Sie werden gebildet, wenn mehrere Arzneimittel als vergleichbar eingestuft werden und die Kassen eine niedrige Erstattungsobergrenze festlegen wollen.

Wie berechnet sich der apothekenverkaufspreis?

Der Apothekenverkaufspreis (AVP, auch Apothekenabgabepreis) ist der Verkaufspreis der Apotheken für Arzneimittel und berechnet sich aus dem Apothekeneinkaufspreis (Arzneimittelpreis ab Hersteller und Zustellung) plus einem Apothekenaufschlag (Apothekenspanne) plus Mehrwertsteuer.

Festbeträge für Arzneimittel

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Wie viel verdient die Apotheke an Medikamenten?

Die Apotheken erhalten pro abgegebene Packung eine prozentuale Vergütung von drei Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis sowie einen Fixzuschlag von 8,51 Euro pro Packung (jeweils zzgl. Umsatzsteuer). Den Krankenkassen ist ein Apothekenabschlag von 1,77 Euro zu gewähren.

Warum Mehrkosten bei Medikamenten?

Festbeträge sind Höchstbeträge für die Erstattung von Arzneimittelpreisen durch die gesetzlichen Krankenkassen. Liegt der Preis eines vom Arzt verordneten Arzneimittels über dem Festbetrag, so muss der Patient diesen Differenzbetrag – die Mehrkosten – zusätzlich zur gesetzlichen Zuzahlung entrichten.

Warum gibt es amnog?

Ziel des AMNOG ist, die rasant steigenden Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen einzudämmen. Mit dem Gesetz wird der Weg für fairen Wettbewerb und eine stärkere Orientierung am Wohl der Patienten freigemacht. Das AMNOG schafft eine neue Balance zwischen Innovation und Bezahlbarkeit von Medikamenten.

Was ist die Festbetragsdifferenz?

Dies liegt an der sogenannten Festbetragsdifferenz. Krankenkassen legen zusammen mit dem Gesetzgeber fest, wieviel ein bestimmtes Medikament (Dosis, Packungsgröße) die Kasse kosten darf. Ist der durch den Hersteller festgelegte Preis höher als diese Grenze, so muss der Patient diese Differenz bezahlen.

Haben alle Apotheken die gleichen Preise?

Für rezeptfreie Arzneimittel gibt es keine vorgegebenen Preise. Jede Apotheke kann in diesem Segment frei kalkulieren, was zu deutlichen Preisunterschieden auf dem Markt führen kann.

Sind alle Apotheken gleich teuer?

Grundsätzlich bestimmen zwar die Pharmafirmen, zu welchem Preis sie ein Medikament auf den Markt bringen, doch auch die Zuschläge von Großhändlern und die Aufschläge von Apothekern (drei Prozent auf den Preis) sowie die Apotheker-Abgabe-Pauschalen von 8,35 Euro pro Packung machen einen wichtigen Teil des Endpreises aus ...

Was ist ein Grosso Preis?

bei kohlpharma und MTK-PHARMA unter bestimmten Bedingungen zu gleichen Konditionen einkaufen wie der Großhandel, nämlich zum sog. Grosso-Preis. Die auf diese Weise erzielten Vorteile entschädigen den Apotheker für den Mehraufwand bei der Abgabe von Importen und erhöhen deren Attraktivität auch aus Sicht des Apothekers.

Was ist der APU in der Apotheke?

Der APU, oft noch Herstellerabgabepreis (HAP) genannt, ist der Preis, zu dem der pharmazeutische Unternehmer sein Arzneimittel an den pharmazeutischen Großhandel oder direkt an die Apotheke abgibt.

Warum sind Medikamente in Deutschland so teuer?

Das liegt an hohen Lohnkosten und an hohen Kosten für Gebäude und technische Anlagen. 100 Tonnen der Substanz wären hier 55 Millionen Euro teurer als am Weltmarkt und müssten deshalb mit 550.000 Euro pro Tonne subventioniert werden. Vom Deutschen Kassen-Budget für Arzneimittel würde das ein Viertel Prozent ausmachen.

Was ist der AEP Preis?

(§ 2 AMPreisV). Aus diesem Preis ergibt sich der Netto- Apothekeneinkaufspreis (AEP). Apotheken können ausgehend vom AEP einen prozentualen Zuschlag von 3 Prozent zuzüglich eines Festzuschlages von 8,35 Euro plus 21 Cent Notdienstzuschlag erheben.

Was ist das AMNOG Verfahren?

AMNOG steht für das „Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz“ und meint die Preisregulierung innovativer Medikamente in Deutschland. Nach diesem Verfahren werden seit Januar 2011 die Preise für neue, patentgeschützte Arzneimittel auf Basis einer Zusatznutzenbewertung bestimmt.

Was ist ein Nutzendossier?

Das Nutzendossier enthält Angaben zu Anwendungsgebieten, (Vergleichs-)Therapien, Patientenzahlen, Kosten für die gesetzlichen Krankenkassen, Studienergebnissen etc.

Was ist ein Zusatznutzen bei Medikamenten?

Der Zusatznutzen ist eine durch das AMNOG definierte gesundheitsökonomische Eigenschaft eines Arzneimittels. Sie entscheidet darüber, ob und in welchem Umfang ein Arzneimittel zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse verordnet werden darf.

Wie berechnet sich die Rezeptgebühr?

Für jedes verschreibungspflichtige Arzneimittel muss der Patient 10 Prozent des Verkaufspreises bezahlen. Die Rezeptgebühr ist aber auf maximal 10 Euro begrenzt. Kostet ein Medikament beispielsweise 150 Euro, so wären 10 Prozent 15 Euro. Dennoch beträgt die Zuzahlung nur 10 Euro.

Warum gibt es die Rezeptgebühr?

Die Rezeptgebühr ist ein Selbstbehalt, den eine Patientin/ein Patient für ein Medikament leisten muss. Die Gebühr wird von der Apotheke für die Krankenkasse eingehoben. Liegen die Kosten für das verschriebene Medikament unter der Rezeptgebühr, müssen lediglich diese bezahlt werden.

Wie hoch ist die Rezeptgebühr 2022?

Ab 1. Jänner 2022 beträgt die Rezeptgebühr 6,65 Euro. Es besteht eine Deckelung der Rezeptgebühren: Wer im laufenden Kalenderjahr bereits zwei Prozent des Jahresnettoeinkommens für Rezeptgebühren bezahlt hat, ist automatisch für den Rest des Jahres von der Rezeptgebühr befreit.

Welche Marge hat eine Apotheke?

Wegen der Fixpauschale im Apothekenhonorar liegt die Marge hier lediglich bei etwas über 3 Prozent. Je nach Größe der Apotheke können selbst einzelne Verordnungen den Rohertrag deutlich nach unten ziehen. Die Hochpreiser werden fast immer nur bei Bedarf bestellt.

Was verdient die Apotheke am Corona Impfstoff?

Der pharmazeutische Großhandel hingegen erhält laut Coronavirus-Impfverordnung für jede abgegebene kühlpflichtige Durchstechflasche 9,65 Euro netto plus 1,65 Euro netto für Impfbesteck und -zubehör – das entspricht einem Gesamtbetrag von 11,30 Euro.

Wie viel bekommt ein Arzt für ein Rezept?

Laut KBV Honorarbericht verdienten Allgemeinmediziner und Internisten pro Behandlungsfall (also Patient pro Quartal) zwischen 55,51 Euro (Hamburg) und 70,46 Euro (Thüringen). Die gesamten Honorarumsätze pro Quartal betragen zwischen 45.213 Euro (Hamburg) und 70.457 Euro (Sachsen-Anhalt).