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Welche rechtlichen Folgen haben nichtige Rechtsgeschäfte?

Gefragt von: Herr Dr. Lorenz Ulrich  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Ein nichtiges Rechtsgeschäft ist von Anfang an unwirksam und kann daher die bezweckten Rechtswirkungen nicht hervorbringen. Bei Vorliegen der Voraussetzungen bestehen jedoch Ansprüche auf Schadensersatz, z.B. § 122 BGB, oder Herausgabeansprüche nach Bereicherungsrecht.

Was passiert wenn ein Rechtsgeschäft nichtig ist?

Die Nichtigkeit von Rechtsgeschäften sorgt dafür, dass ein Rechtsgeschäft von vornherein als ungültig angesehen wird. Rechtsgeschäfte bilden die Grundlage für jede rechtliche Verpflichtung, die es gibt. Sie kommen zustande, wenn mindestens eine Willenserklärung von einer Person abgegeben wird.

Welche Folgen hat die Nichtigkeit einer Willenserklärung?

Liegt ein Wirksamkeitshindernis vor, ist die Willenserklärung nichtig. Es handelt sich um den stärksten Eingriff in die Privatautonomie. Mit einer nichtigen Willenserklärung kann weder ein einseitiges Rechtsgeschäft zustande kommen noch ein Vertrag geschlossen werden.

Welche rechtliche Folge ergibt sich wenn eine Willenserklärung nichtig ist?

§ 105 Nichtigkeit der Willenserklärung. (1) Die Willenserklärung eines Geschäftsunfähigen ist nichtig. (2) Nichtig ist auch eine Willenserklärung, die im Zustand der Bewusstlosigkeit oder vorübergehender Störung der Geistestätigkeit abgegeben wird.

Welche Auswirkung hat die Nichtigkeit einer Willenserklärung für die Gültigkeit eines Rechtsgeschäfts?

Nichtige Rechtsgeschäfte bzw. Willenserklärungen leiden an einem derart schweren Fehler, dass die beabsichtigten Rechtsfolgen nicht eintreten können/nicht eintreten dürfen. Sie sind damit zwar tatsächlich, aber nicht rechtlich existent!

Nichtige und anfechtbare Rechtsgeschäfte

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Welche Gründe führen zur Nichtigkeit von Rechtsgeschäften?

Folgende Gründe kommen für eine Nichtigkeit von Rechtsgeschäften in Betracht:
  • Fehler bei der Willenserklärung gemäß §§ 116 ff. ...
  • Formmangel gemäß § 125 BGB.
  • Mangelnde Geschäftsfähigkeit gemäß § 105 BGB.
  • Scheingeschäft gemäß § 117 BGB.
  • Scherzgeschäft gemäß § 118 BGB.

Kann ein nichtiges Rechtsgeschäft angefochten werden?

Auch ein nichtiges Rechtsgeschäft kann angefochten werden, um die Vorteile einer Anfechtung nutzen zu können.

Was heißt die Willenserklärung ist nichtig?

Willenserklärungen oder Rechtsgeschäften. Nichtigkeit ist gesetzlich nicht definiert. Man versteht darunter, dass ein Rechtsgeschäft bzw. eine Willenserklärung an einem derart schweren Fehler leidet, dass die beabsichtigten Rechtsfolgen nicht eintreten können/nicht eintreten dürfen.

Welche Rechtsfolgen treten ein wenn voll geschäftsfähige Willenserklärungen abgeben?

Die von einem geschäftsunfähigen Menschen abgegebene eigene Willenserklärung ist nach § 105 Abs. 1 unheilbar nichtig. Der Geschäftsunfähige kann somit auch nicht als aktiver Stellvertreter i.S.d. § 164 Abs. 1 auftreten, da der Stellvertreter zwar im fremden Namen handelt, aber eine eigene Willenserklärung abgibt.

Welche Folgen hat Geschäftsunfähigkeit?

Die Geschäftsunfähigkeit kann auch Auswirkungen auf die Verjährung von Forderungen haben. Hat ein Geschäftsunfähiger keinen gesetzlichen Vertreter, verjähren auch keine Forderungen, egal ob sie zu seinen Gunsten oder gegen ihn bestehen (§ 210 BGB).

Wie heißen die 3 Stufen der Geschäftsfähigkeit?

Stufen der Geschäftsfähigkeit
  • volle Geschäftsfähigkeit.
  • beschränkte Geschäftsfähigkeit.
  • partielle Geschäftsfähigkeit.
  • Geschäftsunfähigkeit.

Was bedeutet die 3 Stufen der Geschäftsfähigkeit?

Die Stufe der Geschäftsfähigkeit hängt vom Lebensalter ab und ist im BGB bestimmt. Unterschieden wird zwischen der Geschäftsunfähigkeit, der beschränkten Geschäftsfähigkeit und der unbeschränkten Geschäftsfähigkeit. Geschäftsunfähig sind sowohl Kinder unter sieben Jahren als auch dauerhaft Geisteskranke.

Was ist der Unterschied zwischen nichtig und unwirksam?

Soll Nichtigkeit eintreten, verwendet das Gesetz in der Regel den Terminus „nichtig“, jedoch werden zur Bezeichnung von Nichtigkeitsgründen auch die Termini „unwirksam“ und „kann nicht“ gebraucht.

Was macht ein Vertrag nichtig?

20 Abs. 1 OR ist ein Vertrag, der einen unmöglichen oder widerrechtlichen Inhalt hat oder sittenwidrig ist, nichtig. Der nichtige Vertrag ist insofern ungültig, als er von vornherein (sog. ex tunc) keine rechtsgeschäftlichen Wirkungen entfaltet.

Was ist der Unterschied zwischen anfechtbar und nichtig?

Worin liegt der Unterschied zwischen Nichtigkeit und Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften? Nichtige Rechtsgeschäfte sind von vornherein ungültig. Anfechtbare Rechtsgeschäfte haben so lange Gültigkeit, bis sie angefochten werden. Bis zum Anfechtung sind die Verträge gültig.

Was bewirkt eine Anfechtung?

(1) Wird ein anfechtbares Rechtsgeschäft angefochten, so ist es als von Anfang an nichtig anzusehen. (2) Wer die Anfechtbarkeit kannte oder kennen musste, wird, wenn die Anfechtung erfolgt, so behandelt, wie wenn er die Nichtigkeit des Rechtsgeschäfts gekannt hätte oder hätte kennen müssen.

Kann Nichtigkeit geheilt werden?

5.1 Bei Nichtigkeit

Werden sie nicht geheilt, können sie durch die Nichtigkeitsrüge und wenn der Rüge nicht abgeholfen wird (z. B. durch erneute Ladung und Beschlussfassung) durch Erhebung der Nichtigkeitsfeststellungsklage vor dem örtlich zuständigen Landgericht angegriffen werden.

Wer darf keinen Vertrag abschließen?

Aus diesem Grund sind Kinder unter sieben Jahren laut Gesetz nicht geschäftsfähig (§ 104 BGB) und Verträge mit ihnen nichtig (§ 105 I BGB). Nach dem siebten Lebensjahr sind Kinder und Jugendliche beschränkt geschäftsfähig. Sie dürfen eigenständig rechtlich vorteilhafte Geschäfte abschließen.

Wer darf Geschäfte abschließen?

Jugendliche sind ab 18 Jahren voll geschäftsfähig, d.h. sie können u.a. eigenständig diverse Verträge abschließen. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit werden Jugendliche rechtlich gänzlich eigenverantwortlich – das bedeutet, dass damit auch die elterliche Obsorge endet.

Ist ein Alkoholiker noch geschäftsfähig?

Trunkenheit und Rausch sind vorübergehend und nicht dauerhaft. Sie begründen keine Geschäftsunfähigkeit des Erklärenden. Eine vorübergehende geistige Störung des Handelnden im Zeitpunkt der Erklärung (z.B. durch Alkohol) kann Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Willenserklärung haben.

Wer stellt die Geschäftsunfähigkeit fest?

Feststellung der Geschäftsunfähigkeit

Der Antrag auf diese rechtliche Betreuung muss durch die betroffene Person oder ihre Angehörigen beim Amtsgericht gestellt werden. Die Geschäftsunfähigkeit wird grundsätzlich im Rahmen eines Gerichtsverfahrens von einem Sachverständigen festgestellt.

Ist ein geistig behinderter geschäftsfähig?

Mit Eintritt der Volljährigkeit ist jeder Mensch voll geschäftsfähig. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen. Ein volljähriger Mensch mit Behinderung ist also genauso geschäftsfähig wie ein Mensch ohne Behinderung.

Was darf ein Geschäftsunfähiger?

Wer geschäftsunfähig ist, hat nicht die rechtliche Macht, Willenserklärungen wirksam abzugeben oder selbständig Rechtsgeschäfte zu tätigen, zum Beispiel Verträge zu schließen oder zu kündigen. Willenserklärungen geschäftsunfähiger Personen sind gemäß § 105 Abs. 1 BGB nichtig, also rechtlich unwirksam.

In welchen Fällen sind Rechtsgeschäfte beschränkt Geschäftsfähiger rechtswirksam?

b) Rechtsgeschäfte von beschränkt Geschäftsfähigen: Ein beschränkt Geschäftsfähiger kann ohne Zustimmung seines gesetzlichen Vertreters eine rechtswirksame Willenserklärung abgeben, wenn sie ihm lediglich einen rechtlichen Vorteil bringt (z.B. Annahme einer Schenkung).

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