Zum Inhalt springen

Welche Rechte hat ein Beschuldigter im Strafverfahren?

Gefragt von: Detlef Vetter  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
sternezahl: 4.2/5 (74 sternebewertungen)

Dem Beschuldigten stehen im Ermittlungsverfahren zahlreiche Rechte zu – insbesondere das Recht, sich gegen die Tatvorwürfe zu wehren. Dies wird sogar durch das Grundgesetz garantiert. Der Beschuldigte kann sich jedoch nur dann erfolgreich verteidigen, wenn ihm die Verdachtsgründe bekannt sind.

Habe ich als Beschuldigter Recht auf Akteneinsicht?

Antrag auf Akteneinsicht dürfen Verletzte, Nebenkläger, Beschuldigte und deren Rechtsanwälte stellen. Die Ermittlungsakte umfasst den gesamten Erkenntnisstand der Ermittlungsbehörden. Mit Einschränkungen können Sie die Strafakte auch ohne Anwalt einsehen.

Sollte man als Beschuldigter aussagen?

Vorladung als Beschuldigter erhalten – unbedingt schweigen!

Ob eine Einlassung ratsam ist, kann jedoch erst beurteilt werden, wenn die bisherigen Ermittlungsergebnisse bekannt sind. Dies ist der Fall, wenn die Ermittlungsakte von einem versierten Strafverteidiger überprüft worden ist.

Wie verhalte ich mich als Beschuldigter?

Das ist das richtige Verhalten als Beschuldigter:
  1. Ruhe Bewahren.
  2. Aussage verweigern.
  3. Vorladungen nicht ohne Verteidiger folgen.
  4. Kein Kontakt zu möglichen Mitbeschuldigten und Zeugen.
  5. Verwandte auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht hinweisen.
  6. Mögliche entlastende Beweise sichern (Kopieren, Speichern, Gedächtnisprotokoll)

Was bedeutet Beschuldigter einer Straftat?

Beschuldigter ist diejenige Person, gegen die wegen des Verdachts einer Straftat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist. Dafür müssen Tatsachen vorliegen, die den Verdacht einer begangenen Straftat nahelegen. Dieser sog. Anfangsverdacht ist der Beginn des Ermittlungsverfahrens gegen den Beschuldigten.

Beschuldigter im Strafverfahren

38 verwandte Fragen gefunden

Wie lange ist man Beschuldigter?

Im deutschen Strafrecht gilt die Unschuldsvermutung: Jeder Beschuldigte gilt so lange als unschuldig, bis seine Schuld durch ein Gericht rechtskräftig festgestellt wurde. Im Ermittlungsverfahren bereitet die Staatsanwaltschaft ihre Entscheidung vor, ob sie den Beschuldigten anklagen möchte oder das Verfahren einstellt.

Sollte man eine Straftat zugeben?

Sie sind als Beschuldigter von der Polizei vorgeladen worden oder sogar auf frischer Tat ertappt worden sein, so sollten Sie umgehend einen Verteidiger aufsuchen und zunächst - ob schuldig oder nicht - keine Angaben zur Sache machen, außer Angaben zur Person, denn das müssen Sie.

Was tun bei Vorladung als Beschuldigter?

Infolge einer Beschuldigtenvorladung ist es äußerst ratsam, zunächst die Aussage zu verweigern und umgehend anwaltliche Unterstützung einzuholen. Nur ein zugelassener Strafverteidiger kann Akteneinsicht beantragen, was für Ihre Verteidigung von größter Bedeutung ist.

Ist eine Vorladung schlimm?

Einer Vorladung der Polizei müssen Sie nicht folgen. Es handelt sich um eine unverbindliche Einladung, die Sie auch so behandeln sollten. Sagen Sie den Termin freundlich ab. Bei der Polizei müssen Sie nur dann erscheinen, wenn dies ausdrücklich durch die Staatsanwaltschaft angeordnet wurde.

Was passiert nach der Vorladung?

Was kann ich jetzt tun? Eine Vorladung bedeutet zunächst einmal nur, dass ein Ermittlungsverfahren gegen Sie eingeleitet worden ist. Die Polizei wird die Ermittlungen – auch ohne Ihre Aussage – fortführen, und ggf. Auskünfte bei Behörden einholen oder weitere Zeugen vernehmen.

Kann ein Beschuldigter die Aussage verweigern?

Die genauen rechtlichen Grundlagen finden sich in den §§ 136, 163a, 243 StPO: In diesen ist bestimmt, dass es dem Beschuldigten gestattet ist, die Aussage zu verweigern – sowohl vor Polizei, Staatsanwaltschaft als auch dem Gericht.

Kann man als Beschuldigter Aussage verweigern?

Sie können als Beschuldigter und Angeklagter die Aussage verweigern. Es steht Ihnen frei, ob Sie sich gegenüber der Polizei, dem Staatsanwalt, einem Untersuchungsrichter (Haftrichter) oder in der Gerichtsverhandlung zu dem Straftatvorwurf äußern (§ 136 StPO, § 243 StPO).

Was passiert wenn man als Beschuldigter zur Vorladung Termin nicht erscheint?

Vor der Staatsanwaltschaft haben sowohl Zeugen als auch Beschuldigte die Pflicht, zu Erscheinen. Kommen Sie dieser Pflicht nicht nach, riskieren Sie, durch Beamte der Polizei vorgeführt werden. Um dies zu vermeiden, sollten Sie der Ladung der Staatsanwaltschaft stets folgen.

Wie viel kostet eine Akteneinsicht?

Gemäß § 105 Abs. 5 Ordnungswidrigkeitengesetz (OWiG) fallen für die Beantragung der Akteneinsicht Kosten an. Die digitale Einsicht kostet 5 Euro, für eine Begutachtung in Papierform werden 12 Euro fällig.

Warum Akteneinsicht nur mit Anwalt?

Für das Recht auf Akteneinsicht von Beschuldigten und Geschädigten bedeutet das ab 2020 konkret: Beschuldigte ohne Anwalt bekommen ein eigenes Einsichtsrecht zugestanden, da der Hauptgrund für eine Einschränkung der Akteneinsicht – die Gefahr der Manipulation der Ermittlungsakte – bei einer E-Akte wegfällt.

Wie viel kostet ein Anwalt für Strafrecht?

Die Grundgebühr nach Mittelgebühr liegt bei 200 Euro, hinzu kommt eine Verfahrensgebühr, die nach Mittelgebühr mit 165 Euro berechnet wird. Für die Teilnahme an einer Haftprüfung oder an einer Vernehmung erhält der Anwalt eine Terminsgebühr, deren Mittelgebühr 170 Euro beträgt.

Wie lange dauern Ermittlungen bei der Polizei?

Wie lange dauert ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren? Das Ermittlungsverfahren wird mit Abschluss der Ermittlungen beendet, d.h. wenn Polizei und Staatsanwaltschaft den Sachverhalt erforscht haben. Eine Dauer ist dafür nicht vorgeschrieben. Ein Ermittlungsverfahren kann u.U. mehrere Jahre dauern.

Was für Briefe bringt die Polizei persönlich?

So müssen Polizisten etwa regelmäßig Post für Behörden zustellen. Ist die Anschrift eines Fahrzeughalters unklar oder können behördliche Schriftstücke wie Bußgeldbescheide für Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr nicht zugestellt werden, lässt die Justiz die Polizei mit Briefpapier ausrücken.

Wie sage ich eine Vorladung bei der Polizei ab?

Wenn Sie als Beschuldigter oder Zeuge einer Vorladung durch die Polizei nicht Folge leisten möchten, brauchen Sie aus rechtlicher Sicht nicht absagen. Wenn Sie das aus Gründen der Höflichkeit tun möchten, ist eine Absage per Brief oder E-Mail sinnvoll. Von einem Telefonat sollten vor allem Beschuldigte besser absehen.

Wie läuft ein Verhör bei der Polizei ab?

Vorladung zur Vernehmung als Beschuldigter. Erfolgt die Ladung zur Vernehmung als Beschuldigter durch die Polizei, so sind Sie nicht verpflichtet dieser nachzukommen. Entweder Sie melden sich auf die Vorladung hin überhaupt nicht oder Sie teilen kurz schriftlich mit, dass Sie einen Termin nicht wahrnehmen werden.

Wann bekommt man Vorladung von Staatsanwaltschaft?

Regelmäßig hat eine Vorladung bei der Staatsanwaltschaft besonderes Gewicht, da die meisten Vernehmungen von der Polizei durchgeführt werden. Die Staatsanwaltschaft lädt Sie nur in Ausnahmefällen selbst zu Vernehmung vor, etwa dann, wenn aus Sicht der Staatsanwaltschaft Ihre Aussage besonders wichtig erscheint.

Was passiert wenn ich bei der Polizei nicht aussage?

Machen Sie keine Aussage bei der Polizei

Der erste Weg sollte schnellstmöglich zu einem Strafverteidiger führen. Viele Beschuldigte haben die Befürchtung, dass ihnen ein Schweigen negativ ausgelegt wird. Strafprozessual darf das Schweigen jedoch gerade nicht negativ gewertet werden, Ihre Aussage jedoch schon.

Was sollte man vor Gericht nicht sagen?

Muss man sich vor Gericht als Angeklagter „zur Sache einlassen“? Außer den Angaben zur Identitätsfeststellung müssen Sie vor Gericht nichts sagen. Schweigen darf auch nicht zu Lasten des Angeklagten durch das Gericht gewertet werden.

Kann mein Anwalt vor Gericht für mich sprechen?

Eine Beantwortung der Fragen des Richters kann der Mandant auch verweigern oder seinen Anwalt für sich sprechen lassen. Es ist auch nicht verboten, wenn der Anwalt das Wort ergreift. Das kann zwar unhöflich sein, aber den Mandanten auch vor unbedachten Äußerungen schützen.

Was ankreuzen bei Äußerungsbogen Beschuldigter?

Muss der „Äußerungsbogen Beschuldigter“ ausgefüllt werden oder nicht? Pflichtangaben sind lediglich die Angaben zur Person: vollständiger Name, Geburtsname, Geburtsdatum und Geburtsort, die Anschrift, der Familienstand, der ausgeübte Beruf und die Staatsangehörigkeit. Diese Angaben müssen und sollten Sie machen.

Vorheriger Artikel
Warum postet er auf einmal viel?
Nächster Artikel
Wer hat das World Wide Web erfunden?