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Was versteht man unter wechselmodell?

Gefragt von: Evelyne Hein  |  Letzte Aktualisierung: 28. August 2022
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Als Wechselmodell wird im Familien- und Unterhaltsrecht das Betreuungsmodell zwischen getrennten Elternteilen hinsichtlich des gemeinsamen Kindes (oder mehrerer Kinder) bezeichnet, indem beide Elternteile gleich viel Betreuungsleistung erbringen.

Wie funktioniert das Wechselmodell?

Das Wechselmodell stellt den Gegensatz zum sogenannten Residenzmodell dar, bei welchem die Kinder hauptsächlich bei einem Elternteil leben und das andere Elternteil begrenzte Umgangszeiten von typischerweise einem Wochenende alle 14 Tage hat. Dieses Konzept ist jedoch lange nicht mehr für alle Familien zeitgemäß.

Was macht das Wechselmodell mit Kindern?

Bei einem funktionierenden Wechselmodell ist davon auszugehen, dass die Kinder grundsätzlich die Trennung der Elternteile besser psychisch bewältigen können und auch langfristig der Kontakt zu beiden Elternteilen intensiv bleibt.

Welche Voraussetzung für Wechselmodell?

Wechselmodell erzwingen – Voraussetzungen für die Anordnung des Wechselmodells
  • Bindung des Kindes.
  • Nähe der Lebensumgebungen.
  • Kommunikation und Kooperation.
  • Prüfungsmaßstab der Kommunikationsfähigkeit.
  • Entgegenstehender Wille kein Hindernis.
  • Parallele zur gemeinsamen Sorge.

Wer muss Unterhalt zahlen bei Wechselmodell?

Liegt ein echtes Wechselmodell vor, so führt dies nicht etwa dazu, dass keiner der beiden Elternteile mehr Kindesunterhalt an den anderen Elternteil zahlen müsste. Vielmehr ist beim Wechselmodell jeder der beiden Elternteile zum Unterhalt verpflichtet (BGH NZFam 2015,166).

Das Wechselmodell Teil 1 | Definition und Alternativen

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Wie viel Unterhalt bei 50 50?

Liegt das Einkommen beider Eltern nahezu gleich, würde auch dieser Anteil des Kindergeldes 50:50 aufgeteilt, so dass beide Eltern jeweils 2 x 25 Prozent hätten und somit auf die Hälfte beim Kindergeld kommen.

Wird das Kindergeld beim Wechselmodell geteilt?

Der auf den Betreuungsunterhalt entfallende Anteil am Kindergeld steht bei einem echten Wechselmodell beiden Elternteilen wegen der gleichwertig erbrachten Betreuungsleistungen jeweils hälftig zu.

Hat Vater Recht auf Wechselmodell?

Lebt das Kind in annähernd gleichen in beiden Haushalten, so spricht man auch vom paritätischen Wechselmodell. Das Wechselmodell kann weder von der Mutter abgelehnt werden, noch hat der Vater ein Recht auf das Wechselmodell.

Ist das Wechselmodell gut für Kinder?

Empirische Studien haben nachgewiesen, dass diese bei Eltern, die das Wechselmodell praktizieren, ebenso intensiv ist wie in intakten Familien. Das ist überaus wertvoll. Die Kinder fühlen sich dann nicht ungeliebt oder von einem Elternteil im Stich gelassen, sie haben weniger oder auch gar keine Loyalitätskonflikte.

Wann funktioniert das Wechselmodell nicht?

Das Wechselmodell im Streitfall funktioniert nicht wirklich, wenn es nur formal, nämlich durch wöchentlichen Wechsel der Kinder von einem in den anderen Haushalt, zur Vermeidung von Auseinandersetzungen im besten Falle ohne jegliche Kommunikation der Eltern umgesetzt wird.

Was spricht gegen ein Wechselmodell?

Contra-Argumente gegen das Wechselmodell

Konfliktpotenzial: Beide Eltern müssen sich beim Wechselmodell ständig absprechen, schließlich sind sie beide für die Erziehung zuständig. Ist das Verhältnis der Eltern bereits sehr schlecht, führt das schnell zu häufigen Streits, was die Kinder zusätzlich belastet.

Wie sieht ein Wechselmodell aus?

Beim Wechselmodell bleibt das Kind zum Beispiel eine Woche bei Mama und dann auch exakt eine Woche bei Papa – die Betreuung ist also hälftig aufgeteilt. Beim Residenzmodell hat das Kind ein Zuhause bei Mama oder Papa und besucht den anderen Elternteil zum Beispiel alle zwei Wochen.

Wie viel Unterhalt beim Wechselmodell?

Beispiel einer Unterhaltsberechnung im Wechselmodell

M erhält das Kindergeld. Das Gesamteinkommen beider Eltern (2.500 Euro + 1.500 Euro = 4.000 Euro) führt zu einem Unterhaltsbedarf nach der Düsseldorfer Tabelle (2021) von 719 Euro.

Kann das Jugendamt das Wechselmodell bestimmen?

Grundsätzlich kann das Wechselmodell auch dann richterlich angeordnet werden, wenn ein Partner dagegen ist und es dem Kindeswohl dient. Das wird nicht von allen Familienrichtern so gesehen. Sie meinen, wenn ein Elternteil die paritätische Lösung ablehnt, dann sei die Kommunikation mit Konflikten beladen.

Ist man im Wechselmodell alleinerziehend?

Lebt ein Kind zu mindestens 50 % der Zeit beim getrenntlebenden Elternteil, leben diese das so genannte „Wechselmodell“. Keiner der Elternteile ist in diesem Fall alleinerziehend. Elternteile, in deren Haushalt noch andere volljährige Personen leben, sind in der Regel Partnerschaften mit Kindern.

Wo sind die Kinder beim Wechselmodell gemeldet?

Wenn ein Kind bei einem Wechselmodell zwei Wohnungen hat, gilt nach einer neuen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes die frühere Familienwohnung als Hauptwohnung.

Wer bekommt die Steuerklasse 2 bei Wechselmodell?

Steuerklasse II bekommt nach dem Gesetz derjenige, zu dessen Haushalt das Kind gehört. Im Wechselmodell gehört das Kind üblicherweise beiden Haushalten an, da es sowohl bei der Mutter als auch beim Vater wohnt. Daher können die Eltern untereinander regeln, wer den Entlastungsbetrag erhält.

Wer bekommt das Kindergeld bei 50 50?

Hälftiges Kindergeld für Barbedarf

Hat etwa ein Elternteil kein Einkommen, liegt die Barunterhaltspflicht allein beim gut verdienenden Ex-Partner. Entsprechend steht dann die Hälfte des Kindergelds für den Barbedarf dem einkommenslosen Elternteil zu.

Wer zahlt Kindergarten bei Wechselmodell?

Für die Kita-Kosten haften beide Elternteile anteilig gemäß der Höhe ihrer Einkommen, da es sich um Mehrbedarf handelt. Es ist mithin nicht automatisch so, dass derjenige, der vom Kind getrennt lebt und damit unterhaltsverpflichtet ist, die gesamten Kosten zu tragen hat.

Wann muss Vater weniger Unterhalt zahlen?

Wie viel Unterhalt dem Kind zusteht, hängt vom Einkommen der beiden Eltern ab. Es gilt die Düsseldorfer Tabelle in der Altersstufe ab 18 Jahre. Ab dem 18. Geburtstag ist das Kind allerdings nicht mehr betreuungsbedürftig, sodass beide Elternteile Barunterhalt leisten müssen – und zwar ihren Einkünften entsprechend.

Wie viel Unterhalt muss ich zahlen bei 2000 netto?

Verdient der Unterhaltspflichtige zum Beispiel monatlich 2.000 Euro netto und hat ein vier- und ein zehnjähriges Kind, so liegt der Richtwert für den Unterhaltssatz bei 416 Euro + 478 Euro = 894 Euro.

Kann Mutter Wechselmodell beenden?

Die Voraussetzungen für die Abkehr vom Wechselmodell ergeben sich wie alle gesetzlichen Änderungsvoraussetzungen aus § 1696 BGB. Danach ist eine gerichtliche Entscheidung zum Wechselmodell nur abänderbar, wenn dies aus triftigen, das Wohl des Kindes nachhaltig berührenden Gründen angezeigt ist.

In welchem Alter kann ein Kind entscheiden wo es leben möchte?

Wann kann ein Kind selbst entscheiden, ob es zum Vater/zur Mutter will? Ab Vollendung des 12. Lebensjahres dürfen Kinder beim Umgangsrecht mitentscheiden, ob sie den Umgang beim familienfernen Elternteil weiterhin aufrechterhalten wollen.

Was ist ein unechtes Wechselmodell?

Das unechte Wechselmodell ist ein erweitertes Residenzmodell mit deutlichem erhöhtem Umgang. Der erhöhte Aufenthalt des Kindes bei dem anderen Elternteil wird von den Familiengerichten bei der Berechnung des Kindesunterhalts berücksichtigt.

Was mindert den Kindesunterhalt?

Abzugsfähig sind: Arbeitskleidung, Arbeitsmittel, Beiträge zu Berufsverbänden, vom Arbeitgeber nicht erstattete Fahrtkosten (0,22 Euro pro gefahrenem km, ab 20 km 0,18 Euro, ab 50 km 0,15 Euro), Gewerkschaftsbeiträge.

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