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Was versteht man unter Nichtigkeit der Willenserklärung?

Gefragt von: Werner Döring B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 10. September 2022
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Willenserklärungen oder Rechtsgeschäften. Nichtigkeit ist gesetzlich nicht definiert. Man versteht darunter, dass ein Rechtsgeschäft bzw. eine Willenserklärung an einem derart schweren Fehler leidet, dass die beabsichtigten Rechtsfolgen nicht eintreten können/nicht eintreten dürfen.

Was bedeutet Nichtigkeit einfach erklärt?

Nichtigkeit tritt ein, wenn das Rechtsgeschäft gegen ein gesetzliches Verbot (§ 134 BGB) oder die guten Sitten (§ 138 BGB) verstößt (v.a. wucherisch ist, Wucher), der gesetzlich vorgeschriebenen oder vereinbarten Form ermangelt (§ 125 BGB) oder wirksam angefochten ist (§ 142 BGB, Anfechtung). Vgl. auch Teilnichtigkeit.

Wann ist eine Willenserklärung nicht gültig?

Liegt ein Wirksamkeitshindernis vor, ist die Willenserklärung nichtig. Es handelt sich um den stärksten Eingriff in die Privatautonomie. Mit einer nichtigen Willenserklärung kann weder ein einseitiges Rechtsgeschäft zustande kommen noch ein Vertrag geschlossen werden.

Welches sind die nichtigkeitsgründe?

Folgende Gründe kommen für eine Nichtigkeit von Rechtsgeschäften in Betracht:
  • Fehler bei der Willenserklärung gemäß §§ 116 ff. ...
  • Formmangel gemäß § 125 BGB.
  • Mangelnde Geschäftsfähigkeit gemäß § 105 BGB.
  • Scheingeschäft gemäß § 117 BGB.
  • Scherzgeschäft gemäß § 118 BGB.

Was ist der Unterschied zwischen unwirksam und nichtig?

Unwirksamkeit ist eine Rechtsfolge. Sie kann auch bei Vertragsdurchführung eintreten (auflösende Bedingung). Umgekehrt werden nicht alle Fehler bei Vertragsschluss berücksichtigt (anfängliche Unmöglichkeit), sondern nur solche, die eine bestimmte Rechtsfolge (ex tunc-Nichtigkeit) haben.

Willenserklärung - einfach erklärt!

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Was passiert wenn ein Vertrag nichtig ist?

Ein nichtiger Vertrag kann keine rechtlichen Beziehungen zwischen Personen gestalten. Ihn gibt es zwar tatsächlich, tatsächlich ist der Vertrag vorhanden, aber rechtlich ist er ungültig (siehe Rechtsfolgen, Rz. 5). Daher entfaltet ein nichtiger Vertrag keine vertraglichen Wirkungen.

Was ist Nichtigkeit und Anfechtbarkeit?

Nichtigkeit: Ein Rechtsgeschäft ist nichtig, wenn es so gravierende Fehler hat, dass es von alleine unwirksam ist. Beispiel: Eine Kündigung muss schriftlich erfolgen. Tut sie das nicht, ist sie nichtig. Anfechtbarkeit: Ein Rechtsgeschäft ist anfechtbar, wenn es nachträglich nichtig gemacht werden kann.

Welche Wirkung hat die Nichtigkeit von Rechtsgeschäften?

Die Nichtigkeit von Rechtsgeschäften sorgt dafür, dass ein Rechtsgeschäft von vornherein als ungültig angesehen wird. Rechtsgeschäfte bilden die Grundlage für jede rechtliche Verpflichtung, die es gibt. Sie kommen zustande, wenn mindestens eine Willenserklärung von einer Person abgegeben wird.

Was bedeutet das Wort nichtig?

– nichtig Adj. 'ungültig, unwichtig, unwesentlich, wertlos' (15. Jh.); für nichtig achten (16.

Was ist der Unterschied zwischen anfechtbar und nichtig?

Worin liegt der Unterschied zwischen Nichtigkeit und Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften? Nichtige Rechtsgeschäfte sind von vornherein ungültig. Anfechtbare Rechtsgeschäfte haben so lange Gültigkeit, bis sie angefochten werden. Bis zum Anfechtung sind die Verträge gültig.

Unter welchen Voraussetzungen sind Willenserklärungen nicht bindend?

Sie ist dem Empfänger wirksam zugegangen.

Keine Wirksamkeit erhält die Willenserklärung jedoch laut BGB (§ 130 Abs. 1), wenn vorher oder gleichzeitig ein Widerruf eingeht.

Welche 3 Willenserklärungen gibt es?

Willenserklärung – das versteht man wirklich darunter
  • Beispiel 1: Nicht empfangsbedürftige Willenserklärung – Testament.
  • Beispiel 2: Empfangsbedürftige Willenserklärung – Einkauf.
  • Beispiel 3: Empfangsbedürftige Willenserklärung – Mietsache.

Was zählt als Willenserklärung?

Definition: Was ist "Willenserklärung"? Weitgehend im Sinn des Bürgerlichen Rechts eine Äußerung einer Person, durch die sie bewusst eine auf dem Gebiet des Bürgerlichen Rechts liegende Rechtsfolge herbeiführen will, z.B. Vertragsangebot, Kündigung, Rücktritt vom Vertrag, Anfechtung.

Kann Nichtigkeit geheilt werden?

5.1 Bei Nichtigkeit

Werden sie nicht geheilt, können sie durch die Nichtigkeitsrüge und wenn der Rüge nicht abgeholfen wird (z. B. durch erneute Ladung und Beschlussfassung) durch Erhebung der Nichtigkeitsfeststellungsklage vor dem örtlich zuständigen Landgericht angegriffen werden.

Wie nennt man die erste Willenserklärung?

Empfangsbedürftige Willenserklärung: Sie ist erst wirksam, wenn sie der anderen Person zugegangen ist.

Wann ist ein Rechtsgeschäft nichtig oder anfechtbar?

Rechtsgeschäfte (Nichtige Rechtsgeschäfte)

Gibt der Erklärende eine Willenserklärung ab, ist er an seine Erklärung gebunden. Beim Vorliegen eines Anfechtungsgrundes kann der Erklärende sich von seiner abgegebenen Willenserklärung durch die Anfechtung der Willenserklärung lösen.

Was bedeutet es wenn ein Rechtsgeschäft nichtig ist?

Nichtigkeit ist gesetzlich nicht definiert. Man versteht darunter, dass ein Rechtsgeschäft bzw. eine Willenserklärung an einem derart schweren Fehler leidet, dass die beabsichtigten Rechtsfolgen nicht eintreten können/nicht eintreten dürfen.

Wann kann man eine Willenserklärung anfechten?

(1) Wer bei der Abgabe einer Willenserklärung über deren Inhalt im Irrtum war oder eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte, kann die Erklärung anfechten, wenn anzunehmen ist, dass er sie bei Kenntnis der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde.

Warum kann ein Vertrag unwirksam sein?

Dabei wird auf alle wesentlichen Nichtigkeitsgründe eingegangen, wie etwa Nichtigkeit wegen Geschäftsunfähigkeit, Vorbehalts, Scheingeschäft, Sittenwidrigkeit, Wucher, Formverstößen (insbesondere fehlende Schriftform!), Nichtigkeit nach Anfechtung (wegen Irrtums, Drohung, Täuschung) oder Nichtigkeit im AGB-Recht.

Welche Gründe für die Anfechtbarkeit gibt es?

Dafür muss gemäß BGB (Bürgerlichem Gesetzbuch) einer der folgenden Anfechtungsgründe vorliegen:
  • Inhaltsirrtum.
  • Erklärungsirrtum.
  • Eigenschaftsirrtum.
  • Arglistige Täuschung und Drohung.
  • Falsche Übermittlung der Vertragserklärung durch einen Stellvertreter.

Was bedeutet nicht anfechtbar?

[1] angreifbar, strittig, zweifelhaft. Beispiele: [1] Nach dem Wahlgesetz sind Entscheidungen der ECC nicht anfechtbar.

Welche Rechtsgeschäfte sind anfechtbar Beispiele?

Scherzgeschäfte. Scheingeschäfte. Verstoß gegen die guten Sitten. Wucher.
...
  • Inhaltsirrtum.
  • Erklärungsirrtum.
  • Unrichtige Übermittlung.
  • Irrtum über wesentliche Eigenschaft.
  • Arglistige Täuschung.
  • Widerrechtliche Drohung.

Wann werden Verträge ungültig?

Unwirksam sind beispielsweise Verträge, bei denen eine gesetzlich vorgeschriebene Form missachtet wurde, die gegen die guten Sitten verstoßen oder die mit geschäftsunfähigen Personen geschlossen wurden.

Wie viele Willenserklärungen gibt es?

Im deutschen Privatrecht werden grundsätzlich zwei Arten von Willenserklärungen unterschieden. Es gibt empfangsbedürftige und nicht-empfangsbedürftige Willenserklärungen. Empfangsbedürftige Willenserklärungen sind dabei solche, die an eine bestimmte andere Person, den so genannten Erklärungsempfänger, gerichtet sind.

Wie lange ist eine Willenserklärung gültig?

per E-Mail, Fax oder Post verschickte) Angebote können gemäß 147 Abs. 2 BGB „nur bis zu dem Zeitpunkt angenommen werden, in welchem der Antragende den Eingang der Antwort unter regelmäßigen Umständen erwarten darf.

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