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Was ist eine sekundäre Traumatisierung?

Gefragt von: Inka Glaser-Schweizer  |  Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
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Sekundäre Traumatisierung meint in diesem Zusammenhang die Belastung durch das Wissen über ein traumatisches Ereignis, das einer anderen Person widerfährt oder wider- fahren ist. Sie verläuft häufig unbewusst und im Hintergrund.

Was versteht man unter sekundärer Traumatisierung?

Unter sekundärer Traumatisierung versteht man die „Ansteckung“ mit typischen posttraumatischen Symptomen im Verlauf der Arbeit mit traumatisierten Klientinnen.

Was ist eine primäre Traumatisierung?

Eine sekundäre Traumatisierung unterscheidet sich in drei Punkten von einer primären: Während primäre Traumaopfer das traumatisierende Ereignis meistens nicht vorhersehen können, wissen Therapeuten genau, wann eine therapeutische Sitzung stattfindet, in der Traumamaterial berichtet werden könnte.

Wie fühlt sich eine Traumatisierung an?

Schlafstörungen, Albträume, Gefühlseinschränkungen, Reizbarkeit sowie große Angst, um sich und die eigene Gesundheit können auftreten. Das plötzliche Wiedererleben des Traumas wird auch Flashback genannt. Diese treten auch in anderen Zusammenhängen auf, z.B. nach Drogeneinnahme.

Wie bekommt man eine Traumatisierung wieder weg?

Sich Zeit nehmen: Drängen Sie den Betroffenen nicht zum Reden. Aktiv werden: Bewegung, Musik oder soziale Kontakte können helfen. Keine Betäubung: Alkohol oder Medikamente sollten nicht eingesetzt werden, um das Trauma zu verdrängen. Wenn die Symptome anhalten: Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.

Renate Jegodtka "Berufsrisiko Sekundäre Traumatisierung"

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Was braucht ein traumatisierter Mensch?

Drücken Sie Ihr Verständnis aus und zeigen Sie ihm, dass er Ihnen vertrauen kann. Schaffen Sie Routine im Alltag zum Beispiel durch geregelte Essenszeiten und motivieren Sie zu gemeinsamen Entspannungsübungen. Schlafstörungen sind oft Teil einer PTBS, begleiten Sie Ihren Angehörigen daher abends ins Bett.

Wo sitzt Trauma im Körper?

Ein Trauma ist eine lebensbedrohende Situation, in der das Gehirn alle unnötigen Wahrnehmungen und Handlungen stilllegt und die wichtigen Handlungen, wie Fluchtreflex oder auch das Erstarren auslöst. Es schaltet sozusagen von gezieltem Verhalten auf instinktives Verhalten, wie man es aus dem Tierreich kennt, um.

Wie verhält sich ein traumatisierter Mensch?

Wiedererleben: Intrusionen, Flashbacks, Alpträume. Übererregung, Nervosität, Schreckhaftigkeit, Schlaflosigkeit. Reizbarkeit, Ungeduld, schlechte Laune. Vermeidung, emotionale Taubheit, Passivität, Rückzug.

Wie denken traumatisierte Menschen?

Wir erleben das traumatische Erlebnis dann in Gedanken oder Gefühlen immer wieder in seiner ursprünglichen Form, ohne etwas dagegen tun zu können. Menschen, denen etwas Schreckliches widerfahren ist, erleben häufig Momente, in denen das Erlebnis quasi wieder in ihr Leben einbricht.

Können traumatisierte Menschen lieben?

Häufig lässt es sich bei traumatisierten Menschen erkennen, dass sie sich zudem auch noch in andere traumatisierte Menschen verlieben und hier kommt ein Muster zum tragen, das sich traumatic Bonding nennt. Die beiden Verliebten erleben zunächst den Himmel auf Erden. Fühlen sich zutiefst verstanden und verbunden.

Ist Traumatherapie anstrengend?

Traumatherapie ist für den Klienten, aber auch für den Therapeuten eine sehr anstrengende Arbeit. Doch diese Arbeit lohnt sich, denn irgendwann ist ein Lichtstrahl im Dunkel zu erkennen und es öffnen sich Türen in den Weg zum Weiterleben, durch die endlich der Käfig der Verletzung verlassen werden kann.

Was passiert bei einer retraumatisierung?

Retraumatisierung wird eine Wiederholung bzw. erneutes Erleben eines psychischen, seelischen oder mentalen Traumas genannt. Unterschieden werden Retraumatisierung innerhalb des Alltagslebens und innerhalb des professionellen Umgangs mit traumatisierten Personen.

Wann spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung?

Posttraumatische Belastungsstörungen können in jedem Alter nach dem Erleben einer traumatischen Situation auftreten und verlaufen meist über mehrere Monate, manchmal auch Jahre. Die typischen Merkmale einer Posttraumatischen Belastungsstörung treten meist während der ersten Monate nach dem Trauma auf.

Was ist ein generationsübergreifendes Trauma?

Kollektive Traumatisierungen, wie Flucht und Vertreibung der Bevölkerung aus den deutschen Ostgebieten, wirken generationsübergreifend, kumulativ und nachhaltig. Transgenerationelle Traumatisierungen sind das Ergebnis unbewusst bleibender psychischer Prozesse, die die dissoziierte Wahrnehmung und Erinnerung fördern.

Wie kann Trauma klassifiziert werden?

Die Symptome von Traumatisierungen lassen sich in drei Gruppen einteilen: Intrusion, Konstriktion und vegetative Übererregung. Die Symptome stellen einen Selbstheilungsversuch der Psyche dar, bei dem durch ein Pendeln zwischen Konfrontation und Konstriktion versucht wird, das Trauma aufzulösen.

Was ist ein indirektes Trauma?

Unter einem indirekten okulären Trauma versteht man ein Trauma bzw. eine Schädigung der Retina, die nicht durch direkte Verletzung der Retina zum Beispiel durch einen Schlag oder eine Gesichtsschädelfraktur entstanden ist.

Kann ein Trauma eine Psychose auslösen?

Traumatische Erfahrungen in der Kindheit erhöhen das Risiko, als Erwachsener an einer psychotischen Störung zu erkranken. Laut einer Übersichtsarbeit australischer Psychologen wirkt sich dabei die Art der Erfahrung darauf aus, welche Symptome später im Vordergrund stehen.

Kann man ein Trauma selbst heilen?

Wer ein Trauma erlebt, möchte sich wieder geborgen und sicher fühlen und die Gedanken und die Erinnerungen an die Ereignisse hinter sich lassen. Generell ist eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) heilbar. Bei einem Drittel der Betroffenen gehen die PTBS-Symptome nach einem Jahr wieder zurück.

Sind traumatisierte Menschen gefährlich?

Ein Trauma kann ein zuvor vorhandenes Gefühl von grundlegender Sicherheit und Geborgenheit im eigenen Leben nachhaltig beschädigen und stellt gelegentlich sogar den Sinn des Lebens in Frage. Die Welt und ihre Mitmenschen erscheinen den Betroffenen plötzlich bedrohlich, gefährlich und nicht mehr vertrauenswürdig.

Wie Trauma das Gehirn verändert?

Missbrauch und Trauma und Gewalt führten der Studie zufolge dazu, dass sich die Hirnrinde im Stirnbereich, im ventromedialen präfrontalen Kortex ausdünnte. Dieser Bereich des Gehirns ist an der sozialen und emotionalen Verarbeitung beteiligt.

Was passiert bei einer PTBS im Kopf?

Bei PTBS-Betroffenen ist jedoch die Aktivität der Amygdala erhöht. Gleichzeitig zeigt der ventromediale präfrontale Cortex eine deutlich verringerte Aktivität. Das ist der Bereich in der Hirnrinde, der bei Gesunden die Furchtreaktion kontrolliert.

Wie lange dauert Traumaverarbeitung?

Nach 14 Tagen, manchmal erst nach vier Wochen beginnen sich einige Betroffene vom Trauma zu erholen. Kommen weitere erschreckende Nachrichten oder belastende Lebensumstände hinzu, so verzögert sich die Erholungsphase und kann sogar gänzlich ausbleiben. Günstigenfalls sinkt jetzt auch die Dauererregung ab.

Kann man eine Trauma aus der Kindheit Vergessen?

Der Traumaforscher Chris Brewin vom University College London erklärt die alte Kontroverse für beendet: »Es ist breit akzeptiert, dass traumatische Ereignisse manchmal vollständig vergessen und später wieder erinnert werden«, urteilt der emeritierte Professor.

Habe ich ein verdrängtes Kindheitstrauma?

Manche Symptome wie eine posttraumatische Belastungsstörung, bestimmte Informationen oder Erinnerungen aus der Kindheit oder ständige Angst, wenn Sie an ein Erlebnis von früher denken, sind ziemlich eindeutige Anzeichen dafür, dass ein Kindheitstrauma vorhanden ist.

Wird Trauma im Körper gespeichert?

Der Körper kann die freigesetzte Energie nicht abbauen. Das Nervensystem bleibt dauerhaft aktiviert. Anders als Alltagserfahrungen werden traumatische Erlebnisse in einem evolutionär «alten» Teil des Gehirns gespeichert. Dem Gedächtnis ist es nicht möglich, das Erlebte als «schlimm, aber vorbei» abzuspeichern.