Zum Inhalt springen

Was ist ein konkreter Verdacht?

Gefragt von: Herr Dr. Silvio Siebert MBA.  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
sternezahl: 4.8/5 (41 sternebewertungen)

Er besteht, wenn konkrete Tatsachen dafür sprechen, dass eine Straftat vorliegen. Bloße Vermutungen oder vage Verdachtsmomente genügen hierfür nicht. Gemäß § 152 Absatz 2 Strafprozessordnung (StPO) muss die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren einleiten, wenn ein Anfangsverdacht vorliegt.

Was bedeutet konkreter Verdacht?

Der konkrete Tatverdacht geht über den Anfangsverdacht hinaus und stellt eine Voraussetzung dafür dar, dass ansonsten geschützte Daten einer (ggf. unbekannten) Person (bspw. Name, Geburtsdatum, Anschrift, Kennzeichen eines benutzten PKW etc.) zum Zwecke der polizeilichen Ermittlungen ausgewertet werden dürfen.

Wann ist ein Verdacht begründet?

Verdacht bzw. Tatverdacht ist ein Begriff aus dem deutschen Strafverfahrensrecht und bedeutet, dass Strafverfolgungsorgane aufgrund tatsächlicher Anhaltspunkte (Indizien) und nach kriminalistischer Erfahrung es für möglich halten, dass eine Straftat begangen worden ist.

Was ist ein dringender Verdacht?

Dringender Tatverdacht liegt vor, wenn aufgrund bestimmter Tatsachen eine große Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass der Beschuldigte als Täter oder Teilnehmer eine Straftat begangen hat. Er ist Voraussetzung für die Anordnung der Untersuchungshaft gegen den Beschuldigten (§ 112 Abs.

Wann liegt kein hinreichender Tatverdacht vor?

Dass sich kein hinreichender Tatverdacht begründen lässt, liegt regelmäßig daran, dass der beschuldigten Person die strafbare Handlung nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden kann.

RÜ-Video 09/19 „Starker Verdacht“ begründet Beschuldigtenrechte

22 verwandte Fragen gefunden

Wann übergibt Polizei an Staatsanwaltschaft?

Die Staatsanwaltschaft wird nur eingeschaltet, wenn besondere Entscheidungen – etwa für Durchsuchungen – nötig sind. Wenn der Fall fertig bearbeitet aussieht, schickt die Polizei die ganze Akte mit einem Schlussbericht bzw. einer „Anzeige“ zur Staatsanwaltschaft.

Welche Verdachtsstufen gibt es?

Das Strafprozessrecht unterscheidet drei Stufen des Verdachts, die bei der Strafverfolgung eine Rolle spielen: Anfangsverdacht. hinreichender Tatverdacht. dringender Tatverdacht.

Was zählt als Anfangsverdacht?

Von einem Anfangsverdacht spricht die StPO, dann wenn „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“ für das Vorliegen einer Straftat gegeben sind (vgl. § 152 Abs. 2 StPO).

Was bedeutet kein Anfangsverdacht?

Ergibt beispielsweise die Prüfung einer Anzeige, dass kein Anfangsverdacht besteht (weil es beispielsweise der Anzeige von Anfang an bestimmbaren Anhaltspunkten für die Begehung einer Straftat fehlt), muss die Staatsanwaltschaft auch keine Ermittlungsverfahren einleiten.

Wann gilt man als tatverdächtig?

Tatverdächtiger (siehe auch Verdächtiger) ist derjenige, der objektiv der Beteiligung an einer Straftat verdächtig ist. Das ist jede Person, gegen die ein Anfangsverdacht einer Straftat von Seite der Ermittlungsbehörden besteht. Dieser Begriff ist abzugrenzen von dem Begriff des Beschuldigten.

Was ist der Anfangsverdacht einer Straftat?

Der zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens erforderliche „Anfangs- verdacht” liegt gemäß § 152 Abs. 2 StPO vor, wenn „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte” für eine „verfolgbare Straftat” vorhanden sind. Die Prüfung des Anfangsverdachts hat somit in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht zu erfolgen.

Wird man über ein Ermittlungsverfahren informiert?

Die Staatsanwaltschaft ist nicht dazu verpflichtet, einen Beschuldigten förmlich über die Aufnahme von Ermittlungen zu informieren. Erst wenn eine Vorladung von der Polizei im Briefkasten liegt, erfährt der Beschuldigte von dem Ermittlungsverfahren.

Wie lange darf die Polizei ermitteln?

Beim Ermittlungsverfahren ist eine Dauer nicht fest vorgegeben. Die Zeitspanne hängt vom Umfang und der Komplexität des Sachverhaltes ab. Je umfangreicher der Tatvorwurf, desto länger dauert das Ermittlungsverfahren.

Wie wahrscheinlich ist eine Verurteilung?

Verurteilung kann von der Anklage abweichen

Das heißt, dass bezüglich der Taten am Ende einer gedachten Hauptverhandlung die Verurteilung des / der Beschuldigten wahrscheinlicher ist als dessen / deren Freispruch. Die Wahrscheinlichkeit für die Verurteilung muss also > 50 % betragen.

Was passiert wenn man nicht zu einer Vorladung?

Was passiert, wenn ich nicht zu einer polizeilichen Vorladung erscheine? Wenn Sie den Termin zu einer polizeilichen Vorladung nicht wahrnehmen, hat das keine nachteiligen Konsequenzen. Die Polizei wird Ihr Nichterscheinen in der Akte festhalten und diese an die Staatsanwaltschaft zur weiteren Bearbeitung weiterleiten.

Wann ist man Beschuldigter StPO?

2 StPO). Zum Beschuldigten wird der Verdächtige nach inzwischen überwiegender Auffassung, wenn gegen ihn wegen des Verdachts einer Straftat mit Verfolgungswillen (sog. Inkulpationsakt der Strafverfolgungsbehörden) als Beschuldigter (sog. Verfolgung in personam) ermittelt wird.

Wie lange darf sich die Staatsanwaltschaft Zeit lassen?

Das Ermittlungsverfahren wird mit Abschluss der Ermittlungen beendet, d.h. wenn Polizei und Staatsanwaltschaft den Sachverhalt erforscht haben. Eine Dauer ist dafür nicht vorgeschrieben. Ein Ermittlungsverfahren kann u.U. mehrere Jahre dauern.

Welche Fragen stellt der Staatsanwalt?

Der Richter fragt den Angeklagten, was passiert ist. Er möchte wissen, was der Angeklagte dazu sagen möchte. Der Angeklagte kann dazu etwas sagen, muss es aber nicht. Der Staatsanwalt stellt dem Angeklagten Fragen, was passiert ist.

Wann klagt der Staatsanwalt an?

Ist die beschuldigte Person nach dem Ergebnis der Ermittlungen der ihr zur Last gelegten Tat hinreichend verdächtig, ist also eine Verurteilung zu erwarten, so erhebt die Staatsanwaltschaft grundsätzlich die öffentliche Klage.

Warum darf man nicht gegen tote ermitteln?

Die Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener ist eine Straftat, die in Deutschland in § 189 StGB normiert ist und mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet wird. Gemäß § 194 Absatz 2 StGB handelt es sich bei dem Vergehen um ein Antragsdelikt; das Antragsrecht steht den in § 77 Abs.

Kann ich herausfinden wer mich angezeigt hat?

Grundsätzlich darf jeder Beschuldigte und meist auch das Opfer Einsicht in die Akten nehmen. Ein Anwalt mit Schwerpunkt Akteneinsicht hat dabei jedoch umfangreichere Befugnisse und hilft bei der Einschätzung der Beweislage.

Ist eine Einstellung eine Verurteilung?

Einstellung ist die Beendigung eines laufenden Strafverfahrens. Dann gibt es weder eine Verurteilung zu Strafe noch einen Freispruch. Man kann alle Verfahren in jeder Situation einstellen: Ein Ermittlungsverfahren (noch nicht bei Gericht) oder auch das gerichtliche Strafverfahren.

Wann wird man angeklagt?

Eine Anklage wird erhoben, wenn ein Staatsanwalt nach dem Abschluss eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens zu der Einschätzung gelangt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung höher ist als die Wahrscheinlichkeit eines Freispruchs (sog. hinreichender Tatverdacht).

Wann braucht man einen Strafantrag?

Antragsdelikt, Offizialdelikt. Bei einem Antragsdelikt ist der Strafantrag Voraussetzung für die Strafverfolgung (z. B. bei Hausfriedensbruch und in der Regel auch bei Beleidigung).

Was bedeutet Tatverdächtiger?

Tatverdächtige sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) alle Personen, die nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen aufgrund ausreichender Anhaltspunkte verdächtig sind, eine rechtswidrige (Straf-)Tat begangen zu haben. Dazu zählen auch Mittäter, Anstifter und Gehilfen.