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Was ist ein begründeter Tatverdacht?

Gefragt von: Frau Prof. Ida Schütze B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Verdacht bzw. Tatverdacht ist ein Begriff aus dem deutschen Strafverfahrensrecht und bedeutet, dass Strafverfolgungsorgane aufgrund tatsächlicher Anhaltspunkte (Indizien) und nach kriminalistischer Erfahrung es für möglich halten, dass eine Straftat begangen worden ist.

Wann liegt ein begründeter Verdacht vor?

(rationale Analyse und objektive Beurteilung von Sachverhalten) Page 4 Kriminalistische Verdachtslehre ( Ulf Steinert) Verdachtslehre Ein Verdacht liegt vor, wenn bei vernünftiger Betrachtung von Sachverhalten die begründete Annahme entsteht, dass ein kriminalistisch relevantes Ereignis vorliegt.

Was ist ein hinreichender Tatverdacht?

Hinreichender Tatverdacht ist gegeben, wenn die Verurteilung des Beschuldigten in einer Hauptverhandlung nach Aktenlage wahrscheinlich ist. Dies bedeutet, die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung muss höher als die Wahrescheinlichkeit eines Freispruchs liegen.

Wann liegt kein hinreichender Tatverdacht vor?

Dass sich kein hinreichender Tatverdacht begründen lässt, liegt regelmäßig daran, dass der beschuldigten Person die strafbare Handlung nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachgewiesen werden kann.

Was bedeutet Tatverdächtiger?

Tatverdächtige sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) alle Personen, die nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen aufgrund ausreichender Anhaltspunkte verdächtig sind, eine rechtswidrige (Straf-)Tat begangen zu haben. Dazu zählen auch Mittäter, Anstifter und Gehilfen.

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Kann man auf Verdacht verurteilt werden?

Er besteht, wenn konkrete Tatsachen dafür sprechen, dass eine Straftat vorliegen. Bloße Vermutungen oder vage Verdachtsmomente genügen hierfür nicht. Gemäß § 152 Absatz 2 Strafprozessordnung (StPO) muss die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren einleiten, wenn ein Anfangsverdacht vorliegt.

Welche Verdachtsstufen gibt es?

  • Anfangsverdacht: Ein Anfangsverdacht liegt vor, wenn tatsächliche Anhaltspunkte (Indizien) für eine Straftat vorliegen. ...
  • Hinreichender Tatverdacht: Ein hinreichender Tatverdacht liegt vor, wenn bei der vorläufigen Tatbewertung die Verurteilung des Beschuldigten wahrscheinlich ist als ein Freispruch.

Wann übergibt Polizei an Staatsanwaltschaft?

Die Staatsanwaltschaft wird nur eingeschaltet, wenn besondere Entscheidungen – etwa für Durchsuchungen – nötig sind. Wenn der Fall fertig bearbeitet aussieht, schickt die Polizei die ganze Akte mit einem Schlussbericht bzw. einer „Anzeige“ zur Staatsanwaltschaft.

Welcher Tatverdacht für Anklage?

Ein hinreichender Tatverdacht ist eine Verdachtsverdichtung, die Voraussetzung für eine Anklage bei Gericht ist. Hinreichender Tatverdacht ist dann gegeben, wenn bei vorläufiger Beurteilung der Beweissituation eine spätere Verurteilung wahrscheinlich ist.

Was ist der Unterschied zwischen Tatverdächtiger und Beschuldigter?

Die Beschuldigteneigenschaft setzt den Verfolgungswillen der Strafverfolgungsbehörde gegen einen Tatverdächtigen voraus. Ein Tatverdächtiger wird dadurch zum Beschuldigten, in dem sich strafprozessuale Maßnahmen gegen ihn richten.

Wann nimmt Staatsanwaltschaft Ermittlungen wieder auf?

Auch im Falle des § 153 StPO können die Ermittlungen jederzeit wieder aufgenommen werden. Gemäß § 153a StPO kommt ferner eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Auflagen und Weisungen in Betracht.

Was sind zureichende tatsächliche Anhaltspunkte?

Zureichende tatsächliche Anhaltspunkte sind dann gegeben, wenn die Möglichkeit einer strafbaren Handlung besteht. Mit dem Begriff Anfangsverdacht sind weitere Artikel und Definitionen verknüpft.

Was bedeutet kein Anfangsverdacht?

Ergibt beispielsweise die Prüfung einer Anzeige, dass kein Anfangsverdacht besteht (weil es beispielsweise der Anzeige von Anfang an bestimmbaren Anhaltspunkten für die Begehung einer Straftat fehlt), muss die Staatsanwaltschaft auch keine Ermittlungsverfahren einleiten.

Was ist der Anfangsverdacht einer Straftat?

Der zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens erforderliche „Anfangs- verdacht” liegt gemäß § 152 Abs. 2 StPO vor, wenn „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte” für eine „verfolgbare Straftat” vorhanden sind. Die Prüfung des Anfangsverdachts hat somit in tatsächlicher und rechtlicher Hinsicht zu erfolgen.

Wie wahrscheinlich ist eine Verurteilung?

Verurteilung kann von der Anklage abweichen

Das heißt, dass bezüglich der Taten am Ende einer gedachten Hauptverhandlung die Verurteilung des / der Beschuldigten wahrscheinlicher ist als dessen / deren Freispruch. Die Wahrscheinlichkeit für die Verurteilung muss also > 50 % betragen.

Wie kann ich herausfinden ob gegen mich ermittelt wird?

Erst wenn eine Vorladung von der Polizei im Briefkasten liegt, erfährt der Beschuldigte von dem Ermittlungsverfahren. Mit dieser wird der Beschuldigte zur Vernehmung bei der Polizei geladen.
...
Der Tatverdacht darf nur mithilfe folgender Beweismittel bewertet werden:
  1. Sachverständige.
  2. Augenschein.
  3. Urkunden.
  4. Zeugen.

Wie wahrscheinlich ist ein Freispruch?

In Deutschland enden etwa drei Prozent aller Strafverfahren mit einem Freispruch. Jährlich werden etwa 27.000 Angeklagte aus tatsächlichen Gründen oder aus Rechtsgründen freigesprochen.

Wann ist man angeschuldigter?

Strafprozeßordnung (StPO) § 157 Bezeichnung als Angeschuldigter oder Angeklagter. Angeschuldigter der Beschuldigte, gegen den die öffentliche Klage erhoben ist, Angeklagter der Beschuldigte oder Angeschuldigte, gegen den die Eröffnung des Hauptverfahrens beschlossen ist.

Wann ist man Beschuldigter StPO?

2 StPO). Zum Beschuldigten wird der Verdächtige nach inzwischen überwiegender Auffassung, wenn gegen ihn wegen des Verdachts einer Straftat mit Verfolgungswillen (sog. Inkulpationsakt der Strafverfolgungsbehörden) als Beschuldigter (sog. Verfolgung in personam) ermittelt wird.

Ist der Staatsanwalt höher als der Richter?

Staatsanwälte: Vertreter der Anklage

Staatsanwältinnen und Staatsanwälte vertreten in Strafverfahren vor Gericht die Anklage. Sie sind im Unterschied zu den Richtern nicht unabhängig, sondern handeln weisungsgebunden und sind hierarchisch in die Behörde eingeordnet.

Was passiert bei Aussage gegen Aussage ohne Beweise?

Die belastende Aussage eines Zeugen steht gegen die bestreitende Aussage des Angeklagten. Wenn es dann keine objektiven Anhaltspunkte für das konkrete Geschehen gibt, wird die Luft für die Beweisführung zwar dünn, aber die Flamme der Anklage geht im Gerichtssaal deswegen noch nicht sofort aus.

Wie lang dauert ein Ermittlung bei der Polizei?

Wie lange dauert ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren? Das Ermittlungsverfahren wird mit Abschluss der Ermittlungen beendet, d.h. wenn Polizei und Staatsanwaltschaft den Sachverhalt erforscht haben. Eine Dauer ist dafür nicht vorgeschrieben. Ein Ermittlungsverfahren kann u.U. mehrere Jahre dauern.

Wann wird man angeklagt?

Eine Anklage wird erhoben, wenn ein Staatsanwalt nach dem Abschluss eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens zu der Einschätzung gelangt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung höher ist als die Wahrscheinlichkeit eines Freispruchs (sog. hinreichender Tatverdacht).

Was sind absolute haftgründe?

Absoluter Haftgrund der Tatschwere gemäß § 112 III StPO

Normalerweise reicht der dringende Verdacht, dass jemand eine Straftat begangen hat, nicht aus, um eine Untersuchungshaft gegen den Beschuldigten anzuordnen. Für Straftaten im Bereich der schweren Kriminalität formuliert § 112 III StPO eine Ausnahme.

Wann braucht man einen Strafantrag?

Antragsdelikt, Offizialdelikt. Bei einem Antragsdelikt ist der Strafantrag Voraussetzung für die Strafverfolgung (z. B. bei Hausfriedensbruch und in der Regel auch bei Beleidigung).

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