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Was ist ein beachtlicher Irrtum?

Gefragt von: Joanna Meißner-Buchholz  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Der Erklärende erklärt etwas, obwohl er gar keine Erklärung abgeben wollte (Erklärung ohne Erklärungsbewusstsein). Fehler beim Erklären (z. B.: der Erklärende verspricht oder verschreibt sich) Fehler in der Übermittlung.

Wann ist ein Irrtum beachtlich?

Der Irrtum muss kausal für den Abschluss eines konkreten Geschäfts gewesen sein, sonst liegt ein “unerheblicher Irrtum vor”. Ob ein Irrtum dann noch beachtlich ist oder nicht hängt davon ab, ob Motivirrtum oder ein Geschäftsirrtum im weiteren Sinne vorliegt. Der Motivirrtum ist nur in bestimmten Fällen beachtlich.

Welche Arten von Irrtum gibt es?

Es gibt im Zivilrecht drei anerkannte Irrtümer:
  • Inhaltsirrtum, § 119 Absatz 1, 1. Alternative BGB. ...
  • Erklärungsirrtum, § 119 Absatz 1, 2. Alternative BGB. ...
  • Eigenschaftsirrtum, § 119 Absatz 2 BGB. ...
  • Irrtum über Tatumstände, § 16 StGB. ...
  • Verbotsirrtum, § 17 StGB. ...
  • Irrtum über den Kausalverlauf.

Welcher Irrtum ist nicht anfechtbar?

Nicht als Inhaltsirrtum anfechtbar sind Erklärungen, die auf einem im Stadium der Willensbildung unterlaufenden Irrtum im Beweggrund beruhen (Motivirrtum).

Was ist ein Unbeachtlicher Motivirrtum?

Ein Motivirrtum ist ein in der Regel unbeachtlicher Irrtum im Rahmen des eigenen Beweggrundes zur Abgabe einer Willenserklärung.

Vorsatz und Irrtümer ► juracademy.de

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Warum ist ein Motivirrtum nicht anfechtbar?

Der Motivirrtum als solcher berechtigt hingegen grundsätzlich nicht zur Anfechtung, da der – durch Auslegung ermittelte – Inhalt der Erklärung dem Willen des Erklärenden ja entspricht. Der Geschäftswille ist vom Motivirrtum nicht direkt betroffen.

Was ist ein wesentlicher Irrtum?

Ein wesentlicher Irrtum liegt vor, wenn über die Hauptsache oder eine wesentliche Beschaffenheit der Willenserklärung geirrt wird, das heißt, wenn der Vertrag ohne den Irrtum überhaupt nicht geschlossen worden wäre.

Wann ist Irrtum anfechtbar?

Die Anfechtung hat bei Irrtümern und wenn sie falsch übermittelt wurde unverzüglich zu erfolgen, also direkt nachdem der Anfechtungsberechtigte den Grund für die Anfechtung erfahren hat. Geregelt ist dies in § 121 BGB.

Wann ist ein Irrtum anfechtbar?

Anfechtbar ist die Erklärung also nur dann, wenn (1) der Irrtum für die Abgabe der Erklärung ursächlich war und (2) auch ein vernünftiger Dritter die Erklärung in Kenntnis des Irrtums so nicht abgegeben hätte.

Was kann man alles anfechten?

Die Anfechtung einer Willenserklärung (bzw. eines Vertrages) ist wegen Irrtums, arglistiger Täuschung oder Drohung möglich. Relevante Anfechtungstatbestände sind insbesondere Erklärungsirrtum, Inhaltsirrtum, Motivirrtum, Arglistanfechtung und die Drohung (§§ 119, 123 BGB).

Wo prüft man Irrtümer?

Der Verbotsirrtum wird im Rahmen der Schuld geprüft. Hier kommt es ausschließlich darauf an, ob dieser Irrtum für A vermeidbar war oder nicht. Im Falle der Vermeidbarkeit, wovon vorliegend ausgegangen werden muss, da A Rechtsrat hätte einholen können, kommt eine Bestrafung gem. § 267 in Betracht.

Welche Bedeutung haben die Artikel zum wesentlichen Irrtum?

Wenn ein wesentlicher Irrtum vorliegt, kann der Irrende den Vertrag als unverbindlich erklären. Ein Beispiel: Wer von einem Callcenter unter täuschenden Angaben zu einem Telefonvertrag überredet wurde, kann Irrtum und Täuschung geltend machen und so den Vertrag als unverbindlich erklären.

Welche Irrtümer gibt es im Strafrecht?

Folgende Irrtümer spielen für § 16 StGB eine Rolle:
  • 1.Error in persona vel obiecto. ...
  • Aberratio ictus. ...
  • Irrtum über den Kausalverlauf. ...
  • Regelbeispiele. ...
  • Vorsatztheorie. ...
  • Lehre von den negativen Tatbestandsmerkmalen. ...
  • Schuldtheorien.

Ist Irrtum strafbar?

Ein Irrtum gemäß § 35 Absatz 2 StGB führt zum Ausschluss der Schuld, wenn er für den Täter unvermeidbar ist. Der Maßstabder Unvermeidbarkeit entspricht dem des § 17 StGB. Auch dieser Irrtum ist daher für die Strafbarkeit des Täters unbeachtlich, wenn dieser ihn vermeiden kann.

Wann verjährt ein Irrtum?

OGH: Die dreijährige Verjährungsfrist läuft bei Anfechtung wegen Irrtums ab Vertragsabschluss, unabhängig davon, wann der Irrtum aufgeklärt wurde.

Kann man Irrtum ausschließen?

Außerhalb des Anwendungsbereichs des KSchG kann auf die Anfechtung eines Vertrags wegen Irrtums im Vorhinein verzichtet werden. Allerdings darf hierbei der Irrtum nicht grob fahrlässig veranlasst worden sein. Der Verzicht auf die Irrtumsanfechtung wäre auch für einen gemeinsamen Irrtum beachtlich.

Welche Arten der Anfechtung gibt es?

III. Anfechtungsgründe (Irrtumsarten)
  1. Erklärungsirrtum (§ 119 Abs. Alt.) ( Rn. ...
  2. Inhaltsirrtum (§ 119 Abs. Alt.) ( Rn. 4-6)
  3. Übermittlungsfehler (§ 120) (Rn. ...
  4. Eigenschaftsirrtum (§ 119 Abs. 2) (Rn. ...
  5. Einzelprobleme (Rn. 10-14) a) Anfechtung der Computererklärung (Rn. b) Fehlerhafte Preisangaben im Online-Shop (Rn.

Welche Gründe gibt es für Anfechtung?

Es gibt vier Gründe für die Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften:
  • Anfechtung wegen Irrtum (§ 119 BGB) ...
  • Anfechtung wegen falscher Übermittlung (§ 120 BGB) ...
  • Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (§ 123 BGB) ...
  • Anfechtung wegen Drohung (§ 123 BGB)

Warum ist Irrtum ein Willensmangel?

Bei der Abgabe von Willenserklärungen kann der Erklärende einem Irrtum (Willensmangel) unterliegen. Bei einer unbewusst fehlerhaft abgegebenen Willenserklärung erkennt der Erklärende erst nach der Abgabe seiner Willenserklärung den Fehler (z.B. verschreiben).

Wie lange kann ich einen Vertrag anfechten?

Bei der Anfechtung wegen Täuschung oder Drohung: Die Frist beim Vertrag anfechten läuft innerhalb eines Jahres aus, nachdem du die Täuschung entdeckt hast bzw.

Wann ist eine Anfechtung möglich?

Die Anfechtung einer nach § 119 oder nach § 120 BGB anfechtbaren Willenserklärung muss unverzüglich, also ohne schuldhaftes Zögern, erfolgen (§ 121 BGB). Dies gilt also für die Anfechtung wegen der Anfechtungsgründe Erklärungsirrtum, Inhaltsirrtum, Übermittlungsirrtum oder Irrtum über verkehrswesentliche Eigenschaften.

Was ist ein Motivirrtum Beispiel?

Beim Motivirrtum irrt der Erklärende über das Motiv zur Abgabe seiner Willenserklärung. Ein solcher Irrtum über das Motiv (Motivirrtum) kann bis zur Abgabe einer Willenserklärung fortwirken. Beispiel: Der Käufer glaubt an einen Schnäppchenkauf und kauft. Das Schnäppchen ist der Anlass zum Vertragsschluss.

Was ist ein anfechtungsgrund?

Die Anfechtungsgründe sind abschließend in den §§ 119 ff. BGB geregelt. Anfechtungsgründe sind der Inhaltsirrtum, der Erklärungsirrtum, der Eigenschaftsirrtum, der Übermittlungsirrtum und die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung oder wegen widerrechtlicher Drohung.

Was ist eine Verkehrswesentliche Eigenschaft?

Unter einer verkehrswesentlichen Eigenschaft versteht die herrschende Meinung einen einer Sache dauerhaft anhaftenden wertbildenden Faktor, nicht jedoch den Wert oder den Preis an sich, da diese durch Veränderungen auf dem Markt schwanken können und somit der Sache nicht dauerhaft anhaften.

Kann ein Dritter anfechten?

Das Anfechtungsrecht des Dritten ist abhängig vom Bestehen des Anfechtungsrechts des Erblassers; der Erbvertrag soll nicht gegen den Willen des Erblassers unwirksam werden können. § 2285 BGB ist auf wechselbezügliche gemeinschaftliche Testamente (§ 2270 BGB) entsprechend anwendbar. [1] BGH ZErb 2016, 236.