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Warum werden in Afrika die Mädchen beschnitten?

Gefragt von: Christina Vogt-Klemm  |  Letzte Aktualisierung: 3. September 2022
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Viele Frauen und Männer in Guinea glauben, dass eine unbeschnittene Frau unrein sei. Daher werden die Mädchen zur Beschneiderin gebracht – um ihnen nicht die Chance zu nehmen, einen Mann zu finden und damit die notwendige materielle Sicherheit zu erlangen.

Warum werden afrikanische Mädchen beschnitten?

Die antiken Autoren gingen davon aus, dass Frauen aus ästhetischen Gründen beschnitten wurden, um somit das Aussehen der weiblichen Genitalien zu korrigieren beziehungsweise zu verbessern. Es wird davon ausgegangen, dass die Beschneidung sich vom antiken Ägypten aus über den afrikanischen Kontinent verbreitet hat.

Warum wurden Mädchen beschnitten?

Ökonomische Gründe für die weibliche Genitalverstümmelung sind ein höheres Brautgeld und bessere Heiratschancen für beschnittene Mädchen und Frauen. In den meisten praktizierenden Gemeinschaften sind die Strukturen selten so, dass eine alleinstehende und ggf. alleinerziehende Frau allein überleben kann.

Was wird bei Frauen in Afrika beschnitten?

Formen der FGM

Bei der Sunna-Beschneidung werden entweder die Klitoris-Vorhaut und/oder der gesamte äußerlich sichtbare Teil der Klitoris entfernt. Bei der Exzision werden der äußerlich sichtbare Teil der Klitoris sowie die kleinen, evtl. auch die großen Schamlippen teilweise oder ganz entfernt.

Was passiert wenn eine Frau beschnitten wird?

FGM-Typ 1: Hierbei wird die Klitoris teilweise oder komplett abgetrennt. In einigen, wenigen Fällen lediglich die Haut über der Klitoris. FGM-Typ 2: Hierbei wird die Klitoris teilweise oder komplett entfernt. Außerdem werden die inneren Schamlippen und in einigen Fällen auch die äußeren abgeschnitten.

Hilfe nach Genitalbeschneidung bei Frauen

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Warum wird die Klitoris entfernt?

Medizinhistorische Anwendungen. In Europa und Nordamerika wurde die Klitoridektomie noch bis ins 20. Jahrhundert hinein als Behandlung der damals als pervers betrachteten Selbstbefriedigung, der Nymphomanie und der weiblichen Hysterie empfohlen.

Wie kann eine beschnittene Frau ein Kind gebären?

Dabei werden die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt, die Schamlippen herausgeschnitten und die Wunde bis auf ein etwa fingerdickes Loch für Urin und Menstruationsblut zugenäht. Für eine natürliche Geburt muss dieses Loch wieder erweitert werden, entweder vor oder während der Geburt.

Was bringt es beschnitten zu sein?

Einen gewissen Vorteil bietet die nach der Beschneidung einfacher durchzuführende Reinigung des Gliedes. Weitere Gründe, die angegeben werden, sind die Verringerung der Gefahr von Entzündungen der ableitenden Harnwege und von durch Geschlechtsverkehr übertragenen Krankheiten.

Werden in Deutschland Frauen beschnitten?

Immer mehr von Beschneidung bedrohte Mädchen in Deutschland

Mehr als 17.000 Mädchen sind aktuell in Deutschland von einer Beschneidung bedroht. Die Zahlen steigen, weil in den letzten Jahren vermehrt Geflüchtete aus den betroffenen Ländern nach Deutschland gekommen sind, wie Cornelia Strunz erklärt.

Wo werden die meisten Frauen beschnitten?

Die Länder mit dem höchsten Anteil an 15- bis 49-jährigen Mädchen und Frauen, die beschnitten wurden, sind: Somalia (98%), Guinea (97%), Dschibuti (93%), Sierra Leone (90%), Mali (89%), Ägypten, Sudan (jeweils 87%) und Eritrea (83%). In geringem Umfang kommt die Genitalverstümmelung auch in Asien vor.

Was passiert wenn man beschnitten wird?

Was geschieht bei der Beschneidung? Bei der Beschneidung wird ein beweglicher Hautlappen, der die Eichel des männlichen Gliedes umschließt (Vorhaut), ganz oder teilweise in einem kleinen operativen Eingriff entfernt. Dieser Eingriff kann sowohl in lokaler Betäubung als auch in Vollnarkose durchgeführt werden.

Warum wird ein Junge beschnitten?

Beschneidung bei Jungen

Jungen wird bei einer Beschneidung die Vorhaut oder ein Teil der Vorhaut entfernt. Das ist zum Beispiel dann nötig, wenn die Vorhaut zu eng ist. Damit sie sich nicht entzündet und große Schmerzen verursacht, wird sie von einem Arzt in einer Operation abgetrennt.

Welche Nachteile hat die Beschneidung?

Gemäß den in der Literatur dargelegten Inhalten sind u.a. folgende Nachteile bekannt: Durch die fehlende Vorhaut wird die Eichel unempfindlicher. Es findet keine Stimulation der Eichel durch die Vorhaut statt. Es kommt zur Narbenbildung aufgrund von getätigten Schnitten.

Was passiert wenn man nicht beschnitten ist?

Als medizinische Indikation dagegen gilt die Phimose, also die Verengung der Vorhaut. Dadurch können sich Entzündungen und Einrisse bilden. „Zwar weist jeder Junge bei seiner Geburt eine gewisse Vorhautenge auf, die etwa bis zum dritten Lebensjahr ganz normal ist“, erklärt Urologe Wolfgang Bühmann.

Wie schmerzhaft ist eine Beschneidung?

Nach dem Eingriff können leichte Schmerzen auftreten, die in der Regel gut erträglich sind und sich mit Schmerzmitteln problemlos behandeln lassen. Der Arzt legt gegebenenfalls einen Verband an, der in den Tagen nach der Beschneidung in der Klinik oder Praxis kontrolliert und erneuert wird.

Werden Frauen in Ägypten beschnitten?

In Ägypten sind offiziellen Zahlen zufolge 90 Prozent der 15- bis 49-jährigen Frauen beschnitten. Nun sollen die weibliche Genitalverstümmelung und die Verantwortung dafür als Verbrechen mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden – ein Etappensieg.

Werden die Mädchen in Nigeria beschnitten?

In Äthiopien und Nigeria werden die Mädchen im Alter von sieben bis acht Tagen beschnitten, in Somalia, im Sudan und in Ägypten dagegen erst mit fünf bis zehn Jahren. In manchen Gegenden Ostafrikas findet die FGM sogar erst während der Hochzeitsnacht, in Westafrika während der ersten Schwangerschaft statt.

Wo werden in Afrika Mädchen beschnitten?

In Gambia werden 75 % der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren beschnitten. Die Genitalverstümmelung ist für die Mädchen und Frauen extrem gefährlich. Die Folgen quälen die Betroffenen ein Leben lang. UNICEF arbeitet mit aller Kraft daran, diese grausame Tradition zu stoppen.

Kann man Beschneidung bei Frauen rückgängig machen?

Eine Beschneidung kann nicht rückgängig gemacht werden. Komplikationen aufgrund von FGM/C können aber behandelt werden bis hin zu Wiederherstellungsoperationen.

Kann man sich als Frau beschneiden lassen?

Die Verstümmelung erfolgt in der Regel ohne Betäubung mit unhygienischen Hilfsmitteln wie Rasierklingen oder Messern. Obwohl FGM weltweit als Menschenrechtsverletzung anerkannt ist, sind bis 2030 rund 68 Millionen Mädchen der Gefahr ausgesetzt, beschnitten zu werden. Die Mädchen sind meist unter 15 Jahre alt.

Ist Vorhaut gesund?

Die Natur hat es so eingerichtet, dass Männer eine Vorhaut haben, und das hat sie nicht ohne Grund: Einerseits bietet die Vorhaut Schutz für die Eichel, andererseits wird durch die Drüsen im inneren Vorhautblatt eine Art Gleitöl bereitgestellt. Aber ein Mann kann problemlos auch ohne Vorhaut leben.

In welchem Alter beschneiden lassen?

Religiöse Gründe

Die meisten muslimischen Jungen werden beschnitten, wenn sie 4 bis 9 Jahre alt sind. Es gehört zu ihrer Kultur und Tradition. Nach der jüdischen Religion sollen Jungen bis zum achten Tag nach der Geburt beschnitten werden.

Was passiert mit der Eichel nach der Beschneidung?

Nach der Beschneidung können leichte Gefühlsstörungen im Bereich der Eichel auftreten, welche in der Regel nur vorübergehend sind. Zudem hat ein beschnittener Mann nach dem Eingriff das Gefühl einer freiliegenden Eichel, welches nach einigen Tagen nachlässt.

Wie viele Mädchen werden pro Tag beschnitten?

UNICEF: Genitalverstümmelung abschaffen, nicht modernisieren

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Mädchenbeschneidung am 6. Februar weist UNICEF darauf hin, dass jedes Jahr schätzungsweise drei Millionen Mädchen an ihren Genitalien beschnitten werden - das sind mehr als 8.000 Eingriffe pro Tag.

Warum sind so viele Amerikaner beschnitten?

Präventiv-medizinische Begründungen. Eltern lassen ihre Knaben in einigen Staaten auch beschneiden, weil dies zu einer besseren Hygiene führen und präventiv-medizinische Wirkungen haben soll. In den USA etwa werden solche Operationen an 20% bis 80% der Säuglinge durchgeführt.