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Wann liegt eine insolvenzrechtliche Überschuldung vor?

Gefragt von: Ehrenfried Link  |  Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
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Überschuldung liegt nach der ab 1. Januar 2021 geltenden Gesetzesfassung vor, wenn das Vermögen der Gesellschaft die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt, es sei denn, die Fortführung des Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten ist nach den Umständen überwiegend wahrscheinlich.

Ist Überschuldung kein Insolvenzgrund?

In Deutschland bestehen drei Insolvenzgründe:

Ist der Schuldner ein Verbraucher, dann ist eine bestehende Überschuldung kein Insolvenzgrund. Es kann auf der Basis also kein Insolvenzantrag gestellt und damit auch nicht die Privatinsolvenz eingeleitet werden.

Was ist der Unterschied zwischen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung?

2 InsO vor, wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt. Sofern aber eine positive Fortbestehensprognose gegeben ist, also die Fortführung des Unternehmens überwiegend wahrscheinlich ist und keine Zahlungsunfähigkeit droht, liegt keine Überschuldung vor.

Wann Überschuldung Unternehmen?

Wann gilt ein Unternehmen als "überschuldet"?: Eine Überschuldung liegt dann vor, "wenn das Vermögen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt." (§ 19 der Insolvenzordnung (InsO). Eine Fortführung eines ordnungsgemäßen Unternehmens ist zudem als zweites Kriterium "überwiegend unwahrscheinlich".

Wann gilt man als zahlungsunfähig?

Der BGH vertritt in ständiger Rechtsprechung folgenden Standpunkt: Zahlungsunfähigkeit ist gegeben, wenn der Schuldner nicht innerhalb von drei Wochen in der Lage ist, 90 % seiner fälligen Gesamtverbindlichkeiten zu begleichen.

Wann liegt Überschuldung vor? Überschuldung einfach erklärt!

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Wie Zahlungsunfähigkeit nachweisen?

Die Zahlungsunfähigkeit kann auf verschiedene Weise festgestellt werden: über die gesetzliche Vermutung des § 17 Abs. 2 Satz 2 InsO (Zahlungseinstellung), durch Liquiditätsstatus/-plan (ggf. auch rückwirkend) oder auch ausschließlich anhand von Indizien.

Wer stellt Zahlungsunfähigkeit fest?

Der Insolvenzverwalter muss aber in diesem Fall beweisen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt Zahlungsunfähigkeit gegeben war. Umgekehrt muss der Schuldner bei Vorliegen von Indizien für eine Zahlungseinstellung beweisen, dass er zahlungsfähig war.

Wann ist eine GmbH bilanziell überschuldet?

Eine bilanzielle Überschuldung liegt vor, wenn das Vermögen (in der Beispielsbilanz: 1.000.000 €) nicht mehr die Schulden (Bankdarlehen in Höhe von 1.200.000 €) deckt — das Eigenkapital ist negativ.

Wann besteht Insolvenzgefahr?

Insolvenzgründe: Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung

Voraussetzung für die Stellung eines Insolvenzantrages ist das Vorliegen eines Insolvenzgrundes. Insolvenzgründe sind die drohende Zahlungsunfähigkeit, die Zahlungsunfähigkeit und die Überschuldung.

Was passiert wenn eine GmbH überschuldet ist?

Gemäß § 19 Abs. 1 InsO ist die Überschuldung bei juristischen Personen – neben der Zahlungsunfähigkeit – nämlich ein Eröffnungsgrund für die Insolvenz. Laut § 15a Abs. 1 InsO sind Geschäftsführer dazu verpflichtet, innerhalb drei Wochen nach Eintritt der Überschuldung einen Eröffnungsantrag zu stellen.

Bin ich überschuldet?

Woran erkenne ich, dass ich überschuldet bin? Von Überschuldung spricht man, wenn der Verbraucher nicht mehr in der Lage ist, seine Zahlungsverpflichtungen zu bedienen, also Rechnungen oder Raten nicht zahlen kann. Schlimmstenfalls müssen neue Schulden aufgenommen werden, um die Raten zu begleichen.

Welche Möglichkeiten bei Überschuldung?

Verbraucherinsolvenzverfahren und Restschuldbefreiung

Überschuldeten natürlichen Personen steht als Möglichkeit der Entschuldung in der Regel das Verbraucherinsolvenzverfahren nach §§ 304 ff. der Insolvenzordnung (InsO)42 zur Verfügung.

Was tun wenn überschuldet?

Was können Sie bei Überschuldung tun?
  1. Suchen Sie Kontakt zu einer gemeinnützigen Schuldnerberatung. ...
  2. Lassen Sie sich nicht auf zusätzliche Schufa-freie Kredite ein.
  3. Sprechen Sie mit uns. ...
  4. Haben alle bisherigen Schritte nichts gebracht, kommt möglicherweise ein Insolvenzverfahren infrage.

Was ist der Unterschied zwischen verschuldet und überschuldet?

Verschuldung: Heißt nichts anderes, als dass jemand Schulden hat. Er muss dabei nicht unbedingt in Zahlungsschwierigkeiten stecken. Überschuldung: Bedeutet laut Definition, dass das Schuldnervermögen die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt.

Was versteht man unter überschuldet?

Per Definition bedeutet eine Überschuldung, dass ein Schuldner seine Verbindlichkeiten nicht mehr durch sein Vermögen oder seine zu erwartenden Verdienste decken kann.

Kann eine GmbH & Co KG überschuldet sein?

Eine Passivierung der Komplementär-Haftung einer GmbH für die Verbindlichkeiten der GmbH & Co. KG hat aber spätestens im Augenblick der Überschuldung der KG zu erfolgen. Die Insolvenzantragspflicht für die Komplementär-GmbH ist von einer positiven Fortbestehensprognose abhängig.

Was ist kein Insolvenzgrund?

Zahlungsstockung ist kein Insolvenzgrund

Die vorübergehende Unfähigkeit des Unternehmens fällige Forderungen zu begleichen, stellt keinen Grund für das Stellen eines Insolvenzantrages dar. Die bloße Zahlungsstockung muss jedoch innerhalb von drei Wochen beseitigt sein (BGH, 1 StR 665/12).

Welche 3 Insolvenzverfahren gibt es?

Laut der Insolvenzverordnung (InsO) gibt es drei mögliche Insolvenzgründe: die Zahlungsunfähigkeit (§17 InsO), die drohende Zahlungsunfähigkeit (§18 InsO) oder die Überschuldung (§19 InsO).

Was prüft der Insolvenzverwalter alles?

zu prüfen, ob das Vermögen des Schuldners die Kosten des Verfahrens decken wird; das Gericht kann ihn zusätzlich beauftragen, als Sachverständiger zu prüfen, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und welche Aussichten für eine Fortführung des Unternehmens des Schuldners bestehen.

Was ist eine buchmäßige Überschuldung?

Eine buchmäßige Überschuldung wird in einer Bilanz dadurch erkennbar, dass der über das Eigenkapital hinausgehende Verlust zum Ausgleich in der Bilanz als gesonderter Aktiv-Posten unter der Bezeichnung „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ ausgewiesen werden muss (§ 268 III HGB).

Wann braucht man eine positive Fortführungsprognose?

Eine positive Fortführungsprognose ist im Kern eine Zahlungsfähigkeitsprognose. Es muss eine überwiegende Wahrscheinlichkeit (>50%) bestehen, dass das Unternehmen innerhalb der nächsten zwölf Monate zahlungsfähig bleibt.

Wann ist fortführungsprognose notwendig?

Kriterien für die Fortführung der Unternehmenstätigkeit

Wenn alle drei Kriterien positiv geprüft werden können, liegt bereits eine implizite Fortführungsprognose vor. Wenn dagegen ein Kriterium zweifelhaft ist oder andere Indizien auftreten, muss eine explizite handelsrechtliche Fortführungsprognose erstellt werden.

Was passiert wenn eine GmbH pleite geht?

Ist eine GmbH insolvent, haften Geschäftsführer mit ihrem Privatvermögen gegenüber Gläubigern nur, wenn sie ihre Sorgfaltspflicht verletzen und daraus Schäden für das Unternehmen entstehen. Die Haftung eines Geschäftsführers bei Insolvenz der GmbH tritt ein, wenn der Insolvenzantrag verspätet gestellt wurde.

Wann meldet sich der Insolvenzverwalter?

Arbeitsplatzwechsel bzw. Veränderungen im Einkommen oder ein Umzug muss unmittelbar, spätestens jedoch innerhalb von 2 Wochen an den Insolvenzverwalter mitgeteilt werden. Erbschaften und Gewinne müssen dem Insolvenzverwalter gemeldet werden. Gewinne oder 50 % einer Erbschaft müssen an diesen ausgezahlt werden.

Was passiert wenn man zahlungsunfähig wird?

Die Situation eines Schuldners bei Zahlungsunfähigkeit ist oft heikel und kann weitreichende Konsequenzen haben: Banken können Kredite kündigen, wodurch fällige Zahlungen innerhalb von zwei Wochen beglichen werden müssen – in diesem Fall droht eine. Bei Mietschulden droht der Verlust der Wohnung.