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Wann ist man ein Bluter?

Gefragt von: Herr Prof. Dr. Karl-Ludwig Meier MBA.  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Bei Menschen mit Hämophilie ist die Blutgerinnung gestört. Den Betroffenen (Bluterkranken, "Blutern") fehlen bestimmte Eiweiße im Blut, die nötig sind, damit das Blut gerinnt. Diese sogenannten Gerinnungsfaktoren sorgen dafür, dass sich im Falle einer Verletzung Blutgerinnsel bilden, die die Wunde verschließen.

Wer kann Bluter sein?

In seltenen Fällen ist die Hämophilie A bzw. B bei Frauen möglich. Wenn der Vater Bluter und die Mutter Überträgerin ist und die Tochter von der Mutter das merkmalstragende X-Chromosom vererbt bekommt (50-prozentige Wahrscheinlichkeit), wird die Tochter Bluter sein.

Was versteht man unter einem Bluter?

Hämophilie wird häufig auch als „Bluterkrankheit“ bezeichnet. Bei den Betroffenen ist die Blutgerinnung gestört: Das Blut gerinnt deutlich langsamer als bei anderen Menschen. Wunden schließen sich dadurch nur verzögert. Bei einer Hämophilie kann es auch im Inneren des Körpers zu Blutungen kommen.

Kann man plötzlich Bluter werden?

Die erworbene Hämophilie ist eine seltene Gerinnungsstörung des Blutes, bei der es zum plötzlichen Auftreten von meist ausgeprägter Blutungsneigung bei zuvor unauffälligen Patienten kommt. Die Blutungsneigung ist oft lebensbedrohlich, und die Therapie dieser Erkrankung ist extrem teuer.

Sind Bluter nur Männer?

Es stimmt, dass schwere Ausprägungen der Hämophilie fast ausschließlich bei Männern zu finden sind. Aber auch schon leichte Formen der Bluterkrankheit können bei einer Frau in bestimmten Situationen, wie der Geburt, Komplikationen bedeuten.

Was bedeutet es Bluter zu sein?

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Wie merkt man dass man Bluter ist?

Neben einer erhöhten Blutungsneigung und Blutergüssen auf der Haut sind schmerzende und bewegungseingeschränkte Gelenke typische Hämophilie-Symptome. Das gilt insbesondere, wenn die Bluterkrankheit schwer ausgeprägt ist oder nicht behandelt wird.

Können Frauen auch Bluter sein?

Warum Frauen selten an Hämophilie erkranken

Dennoch können Frauen in seltenen Fällen Symptome zeigen, die eine Behandlung notwendig machen – sogar eine schwere Hämophilie ist bei Mädchen möglich, wenn die Mutter Trägerin des Gendefekts auf dem X-Chromosom ist und zudem der Vater hämophil.

Wie lange Leben Bluter?

Mittlerweile profitiert ein Großteil der jungen und erwachsenen Patienten von der Therapie. „Das war ein echter Wendepunkt. Heute können Hämophilie-Patienten ein relativ normales Leben führen und auch die Lebenserwartung ist vergleichbar mit der der Durchschnittsbevölkerung“, sagt Prof.

Was tun wenn man Bluter ist?

Bei einer schweren Hämophilie wird meistens eine vorbeugende (prophylaktische) Therapie empfohlen. Dabei wird der fehlende Gerinnungsfaktor zur Vorbeugung regelmäßig zugeführt. Das heißt, der Wirkstoff wird meist alle paar Tage in eine Vene gespritzt, um die Blutungsneigung zu verringern.

Wie alt werden Bluter?

Betroffene wurden selten älter als 30 Jahre

Karin Kurnik, Leiterin der Gerinnungsabteilung im Haunerschen Kinderspital München. Betroffene wurden selten älter als 30 Jahre, saßen oft schon im Grundschulalter im Rollstuhl, weil Blutungen Gelenke und Muskeln angegriffen haben.

Kann man Hämophilie heilen?

Eine Heilung der Bluterkrankheit ist bislang nicht möglich. Die Betroffenen können heute jedoch ein weitgehend normales Leben führen, wenn der fehlende oder defekte Gerinnungsfaktor ersetzt wird.

Können Bluter Kinder bekommen?

In der Regel werden hämophile Kinder ohne Komplikationen entbunden. Im Einzelfall ist eine Geburt per Kaiserschnitt einer natürlichen Geburt vorzuziehen.

Welche Arten von blutern gibt es?

Hämophilie: Formen
  • Hämophilie C: Mangel an funktionstüchtigem Faktor XI.
  • Parahämophilie: Mangel an funktionstüchtigem Faktor V.
  • Hypoprokonvertinämie: Mangel an funktionstüchtigem Faktor VII.
  • Stuart-Prower-Faktor-Mangel: Mangel an funktionstüchtigem Faktor X.
  • Hageman-Syndrom: Mangel an funktionstüchtigem Faktor XII.

Warum können nur Männer Bluter sein?

Sowohl bei Hämophilie A als auch bei Hämophilie B handelt es sich um eine erbliche Krankheit, die überwiegend, aber nicht ausschließlich, Männer betrifft. Das Gen für die Gerinnungsfaktoren VIII und IX liegt auf dem X-Chromosom, von welchem Männer nur eines und Frauen zwei haben.

Wie wird Bluter vererbt?

Entscheidend für die angeborene Hämophilie ist: Sie wird X-chromosomal vererbt, das heißt, die Erbinformation für die Bildung der Gerinnungsfaktoren VIII und IX liegt auf den X-Chromosomen. Dafür benötigt unser Köper nur ein einziges intaktes X-Chromosom.

Wie viele Frauen sind Bluter?

Derzeit leben in Deutschland etwa 6.000 Hämophilie-Patienten, von denen ungefähr die Hälfte an der schweren Form (Hämophilie A) leiden (siehe "Erkrankungsformen"). Die Hämophilie A kommt etwa fünf- bis sechsmal öfter vor als die Hämophilie B (1:25.000 bis 1:30.000).

Wie stellt man Hämophilie fest?

Diagnostik: Wie wird eine Hämophilie festgestellt?
  1. Bestimmung der Aktivität des jeweiligen Gerinnungsfaktors (Faktor VIII und Faktor IX, siehe "Ursachen") im Blut des Patienten.
  2. so genannte Gen‎typisierung, eine molekulargenetisch‎e Methode, mit der die defekte Erbanlage (siehe "Ursachen") nachgewiesen wird.

Warum blute ich so schnell?

Eine erhöhte Blutungsneigung kann Symptom verschiedener Erkrankungen sein. Sie kann aber auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Die Hauptursachen sind Erkrankungen der Blutplättchen (Thrombozyten), Blutgefässerkrankungen oder eine Blutgerinnungsstörung.

Wie fühlt man sich bei hohem Blutverlust?

Bei schnellem Blutverlust sinkt der Blutdruck und man fühlt sich schwindelig. Bei langsamem Blutverlust wird man eventuell müde, kurzatmig und blass. Stuhl- und Urintests sowie bildgebende Verfahren sind eventuell notwendig, um die Quelle für die Blutung zu finden.

Ist Hämophilie eine Behinderung?

Eine Hämophilie, als genetisch bedingte und chronisch verlaufende Blutgerinnungsstörung, kann daher als Behinderung anerkannt werden. Das Schwerbehindertenrecht wird dabei im „SBG IX – Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“ geregelt.

Was ist ein künstlicher Bluter?

Japanische Forscher haben durch eine neue Therapieform die Bluterkrankheit (Hämophilie) bei Affen erfolgreich behandelt: Sie ersetzten den Blut-Gerinnungsfaktor VIII, der im Körper von Patienten mit Hämophilie Typ A fehlt, durch einen künstlich hergestellten Antikörper.

Welcher Arzt behandelt Hämophilie?

Die Bluterkrankheit (Hämophilie) macht sich bereits in den ersten Lebensmonaten bemerkbar. Wenn Ihr Kind unnatürlich stark oder lange blutet, sich kleine Wunden kaum oder überhaupt nicht von selbst schließen, sollten Sie umgehend einen Facharzt für Hämatologie aufsuchen.

Ist Bluterkrankheit eine Erbkrankheit?

Die Hämophilie, auch Bluterkrankheit genannt, ist eine Erbkrankheit. Betroffen sind vor allem Jungen / Männer. Durch eine Veränderung auf dem X-Chromosom wird zu wenig Gerinnungsfaktor gebildet.

Können Männer Konduktoren sein?

Die Konduktoren sind hier immer Frauen (Gonosomen XX) und werden deshalb als Konduktorinnen bezeichnet. Männer (Gonosomen XY) können in solchen Erbgängen kein Konduktor sein, weil sie nur ein X-Chromosom besitzen und ihre beiden Geschlechtschromosomen deshalb kein wirklich homologes Chromosom haben.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit Hämophilie zu bekommen?

Genetische Beratung

Die Töchter eines Hämophilen sind zu 100 % überträgerinnen. Die Nachkommen einer Überträgerin haben geschlechtsunabhängig eine 50 prozentige Wahrscheinlichkeit, als Junge ein Hämophiler beziehungsweise als Mädchen Konduktorin zu sein.