Zum Inhalt springen

Wann ist ein Vergleich nichtig?

Gefragt von: Horst Block  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
sternezahl: 4.8/5 (44 sternebewertungen)

Der Vergleich ist unwirksam, wenn der nach dem Inhalt des Vertrags als feststehend zugrunde gelegte Sachverhalt der Wirklichkeit nicht entspricht und der Streit oder die Ungewissheit bei Kenntnis der Sachlage nicht entstanden sein würde (§ 779 Abs. 1 BGB@).

Wann ist ein Vergleich ungültig?

Das ist der Fall, wenn der Vergleich wegen arglistiger Täuschung angefochten wird (§§ 123, 142 Abs. 1 BGB) oder sittenwidrig ist (§ 138 BGB). Der Prozess wurde an sich zu keiner Zeit wirksam beendet. Einem neuen Prozess steht der Einwand anderweitiger Rechtshängigkeit (§ 261 Abs.

Wann ist ein Vergleich sittenwidrig?

Sittenwidrigkeit eines Vergleichs kann gegeben sein, wenn ein ungewöhnliches Missverhältnis zwischen den gegenseitigen rechtlichen Möglichkeiten vor Abschluss des Vergleichs und der durch den Vergleich geschaffenen Lage gegeben ist.

Wann ist ein Vergleich anfechtbar?

Ein Vergleich kann nach den allgemeinen Regeln angefochten werden. Ausgeschlossen ist die Anfechtung wegen Irrtums über einen streitigen Punkt, der durch den Vergleich gerade beseitigt werden sollte.

Wann ist ein Vergleich vollstreckbar?

Um jedoch aus einem Vergleich vollstrecken zu können, muss der Vergleich einen vollstreckbaren Inhalt aufweisen, also inhaltlich bestimmt sein. Das ist nur dann gegeben, wenn der Vergleich aus sich heraus vollstreckbar ist und jeder unbeteiligte Dritte erkennen kann, was der Gläubiger vom Schuldner verlangen kann.

Fachanwalt Helge Petersen: Was ist ein Vergleich?

26 verwandte Fragen gefunden

Wie lange kann aus Vergleich vollstreckt werden?

Normalerweise kann aus einem Vollstreckungstitel bis zu 30 Jahren vollstreckt werden. Häufig können sich jedoch die Schuldner in vorgestellten Fällen auf eine Verwirkung berufen, falls bereits ein Zeitraum von 8 bis 9 Jahren, in dem der Gläubiger keinen Kontakt mit dem Schuldner aufnimmt, vergangen ist.

Hat ein Vergleich Rechtskraft?

Ein Rechtsstreit wird durch einen Prozessvergleich beendet und verliert damit seine Rechtshängigkeit. Ein Prozessvergleich entfaltet keine Rechtskraft.

Was ist bei einem Vergleich zu beachten?

Wie viel Prozent muss ich ihnen anbieten? Ein gutes Vergleichsangebot sind 30 Prozent der offenen Forderungen. Letztendlich sind aber Schuldenhöhe und die Anzahl der Gläubiger ausschlaggebend dafür, was Sie zur Tilgung Ihrer Schulden als Vergleich anbieten können.

Was passiert wenn ein Vergleich abgelehnt wird?

Vergleich ablehnen

Bei einem Vergleichsvorschlag können Sie also mitteilen, dass Sie damit nicht einverstanden sind. Dann findet stattdessen eine gerichtliche Entscheidung statt. Im konkreten Fall sollten Sie bei dieser Überlegung Rücksprache mit einem Anwalt halten und die Vor- und Nachteile abwägen.

Kann man von einem gerichtlichen Vergleich zurücktreten?

Ein Rücktritt von einem Prozessvergleich nach § 323 Abs. 1 BGB setzt voraus, dass es sich bei diesem um einen gegenseitigen Vertrag handelt. Ein gegenseitiger Vertrag liegt nicht allein schon deshalb vor, weil eine vergleichsweise Einigung nach § 779 Abs. 1 BGB „im Wege gegenseitigen Nachgebens“ erfolgt.

Kann ein gerichtlicher Vergleich abgeändert werden?

Formeller Maßstab: Nach h.M. ist ein Urteil, das einen Prozessvergleich abändert, so zu behandeln wie jedes andere Urteil auch, d.h. es gilt (materiell) die Wesentlichkeitsgrenze von etwa zehn Prozent, Einwendungen aus der Zeit vor der letzten Tatsachenverhandlung des Vorprozesses sind nach § 323 Abs.

Was ist sittenwidrig Beispiel?

Z. B. ist ein Vertrag ( Vertrag, privatrechtlicher) sittenwidrig, mit dem sich jemand verpflichtet, einen Diebstahl oder Mord zu begehen. Dieser Vertrag ist unwirksam und es entsteht also kein Anspruch, dass die Straftat auch wirklich begangen wird.

Was fällt alles unter Sittenwidrigkeit?

Nach § 138 Abs. 1 BGB ist ein Rechtsgeschäft, das gegen die guten Sitten verstößt, nichtig. Unter Sittenwidrigkeit versteht man – ganz allgemein und auf eine Rechtsprechung des Reichsgerichts zurückgehend – ein Verhalten, das gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden verstößt.

Was ist ein juristischer Vergleich?

Ein Vergleich ist eine gütliche Einigung der Streitparteien. Der Vergleich ist außergerichtlich oder in einem Gerichtsverfahren (gerichtlicher Vergleich) möglich. Ein formloser außergerichtlicher Vergleich ist wie ein neuer Vertrag zu werten, der eine Einigung beschreibt.

Wie hoch sind die Gerichtskosten bei einem Vergleich?

Für einen Vergleich erhält der Anwalt eine zusätzliche Gebühr von 1,5 bei außergerichtlichem Vergleich oder 1,0 bei einem gerichtlichen Vergleich. Gleichzeitig ermäßigen sich die Gerichtsgebühren vor dem Zivilgericht auf 1/3 der für das Urteil anfallenden Gebühren.

Welche Arten von Vergleichen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Vergleichen:
  • außergerichtlicher Vergleich. § 779 BGB, Feststellungsgeschäft, das unabhängig von der Rechtslage bestimmt, was zwischen den Parteien rechtens ist. ...
  • Anwaltsvergleich. vgl.§ 796a ZPO: Rechtsgrundlage für ZwangsVollstreckung.
  • Prozessvergleich.

Wer zahlt den Anwalt bei einem Vergleich?

Die eigenen Anwaltskosten muss aber jede Partei selbst tragen. Das gilt unabhängig vom Ausgang des Prozesses. Geht ein Verfahren hingegen in die zweite Instanz, fallen dort die Anwaltskosten der Gegenseite wiederum der unterliegenden Partei zur Last.

Wie lange dauert ein Vergleich bei Gericht?

In der Regel dauert ein außergerichtlicher Schuldenvergleich nicht länger als 4-8 Wochen, anstatt wie bei einem Insolvenzverfahren bis zu 6 Jahren.

Wer bezahlt bei einem Vergleich?

Solange es sich um einen Zivilverfahren handelt, zum Beispiel um eine Kaufsache, so zahlt für gewöhnlich der Verlierer des Prozesses die Gerichtskosten. Sollten sich beide Parteien dagegen auf einen Vergleich einigen, so trägt jede der Parteien einen Anteil der Kosten.

Welche Summe bei einem Vergleich?

Grundsätzlich hängt die Summe vom jeweiligen Einzelfall ab. Als Faustregel ist jedoch davon auszugehen, dass das Angebot für den Vergleich den Gläubiger höher sein sollte als die Summe, die er bei einer privaten Insolvenz des Schuldners erhalten würde.

Was kommt in einen Vergleich?

Bei einem Vergleich handelt es sich um einen gegenseitigen Vertrag, der im § 779 Absatz 1 BGB [Bürgerliches Gesetzbuch] legaldefiniert ist. Danach wird per Vertrag ein Streit oder eine Ungewissheit über ein Rechtsverhältnis im Wege eines gegenseitigen Nachgebens der Parteien beseitigt.

Was gehört in einen Vergleich?

Bei einem Vergleich werden Bezüge, z. B. zu einem bestimmten Thema, Motiv, Aspekt, zwischen den zu vergleichenden Texten hergestellt.

Warum muss ein Vergleich von Anwalt zu Anwalt zugestellt werden?

Denn für die Vollstreckung ist der Nachweis der Zustellung (§ 750 Abs. 1 ZPO) eine unabdingbare Voraussetzung. Dabei kann sich der gegnerische Anwalt bei fehlender Mitwirkung bei der Zustellung nicht (mehr) auf die Rechtsprechung des BGH (PAK 16, 21) berufen.

Ist ein Vergleich ein Vollstreckungstitel?

§ 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO erläutert beispielsweise, dass der Prozessvergleich ein Vollstreckungstitel ist, welcher zur Zwangsvollstreckung ermächtigt. § 796a ZPO nimmt Bezug auf die Voraussetzungen der Vollstreckbarerklärung des Anwaltsvergleichs.

Wie muss ein Vergleich zugestellt werden?

Die Zustellung einer vollstreckbaren Ausfertigung eines Vergleichs kann an den Prozessbevollmächtigten des Schuldners nach § 195 ZPO erfolgen, wenn beide Prozessparteien anwaltlich vertreten sind. Von einer Übermittlung des Vergleichs per Telefax sollte wegen der damit verbundenen Probleme abgesehen werden.

Nächster Artikel
Wo kommt Otto her?