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Wann gilt man als zahlungsunfähig?

Gefragt von: Uta Ahrens  |  Letzte Aktualisierung: 3. September 2022
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Insolvenzrechtlich ist von Zahlungsunfähigkeit die Rede, wenn ein Unternehmen innerhalb einer Frist von 21 Tagen weniger als 90 Prozent seiner Verbindlichkeiten bedienen kann.

Wie prüft man die Zahlungsunfähigkeit?

Der BGH vertritt in ständiger Rechtsprechung folgenden Standpunkt: Zahlungsunfähigkeit ist gegeben, wenn der Schuldner nicht innerhalb von drei Wochen in der Lage ist, 90 % seiner fälligen Gesamtverbindlichkeiten zu begleichen.

Welche Gründe kann es für eine Zahlungsunfähigkeit geben?

Ursachen und Gründe für Insolvenzen – warum Unternehmen pleitegehen
  • kurzfristig angelegte Maßnahmen statt strategische Planung.
  • fehlendes Controlling.
  • mangelhaftes Forderungsmanagement.
  • fehlendes Kapital für die Unternehmensfinanzierung.
  • fehlerhaftes Personalmanagement.
  • Fehlinvestitionen.
  • falsche Produktionsplanung.

Was versteht man unter Zahlungsunfähigkeit?

Definition von Zahlungsunfähigkeit: Eine Zahlungsunfähigkeit liegt gem. § 17 Abs. 2 Satz 1 InsO vor, wenn der Schuldner nicht in der Lage ist, seine fälligen Zahlungspflichten zu erfüllen.

Was tun wenn ich zahlungsunfähig bin?

Im schlimmsten Fall müssen Sie mit Zwangsvollstreckungsmaßnahmen oder einem Inkasso rechnen. Ich bin zahlungsunfähig. Was kann ich tun? Suchen Sie umgehend eine Schuldnerberatungsstelle auf oder einen Anwalt für Insolvenzrecht, um sich bei der Schuldenregulierung helfen zu lassen.

Wann ist ein Unternehmen zahlungsunfähig?

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Wann gilt man als überschuldet?

Überschuldung liegt vor, wenn weder vorhandenes Vermögen noch erwartete Einnahmen eines Schuldners dessen bestehende Verbindlichkeiten abdecken. 2021 galten 6,16 Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet, wobei diese Zahl zum dritten Jahr in Folge gesunken ist.

Was passiert wenn der Gerichtsvollzieher nichts pfänden kann?

Was passiert, wenn der Gerichtsvollzieher nichts pfänden kann? In diesem Fall werden die Gläubiger informiert. Der Gerichtsvollzieher kann jedoch jederzeit wiederkommen und einen neuen Pfändungsversuch unternehmen. Dies gilt, bis alle Schulden bezahlt sind oder bis der Titel abläuft.

Wie definiert der Gesetzgeber Zahlungsunfähigkeit bzw drohende Zahlungsunfähigkeit?

Was bedeutet drohende Zahlungsunfähigkeit

Drohende Zahlungsunfähigkeit bedeutet laut InsO (Insolvenzordnung), dass der Schuldner „voraussichtlich nicht in der Lage sein wird, bestehende Zahlungspflichten im Zeitpunkt der Fälligkeit zu bezahlen“ (§ 18 Abs. 2 InsO).

Wann besteht Insolvenzgefahr?

Insolvenzgründe sind die drohende Zahlungsunfähigkeit, die Zahlungsunfähigkeit und die Überschuldung. Nur die beiden letztgenannten Insolvenzgründe lösen die Verpflichtung zur Stellung eines Insolvenzantrages aus. Die drohende Zahlungsfähigkeit hingegen begründet nur das Recht zur Stellung eines Insolvenzantrages.

Welche 3 Insolvenzverfahren gibt es?

Laut der Insolvenzverordnung (InsO) gibt es drei mögliche Insolvenzgründe: die Zahlungsunfähigkeit (§17 InsO), die drohende Zahlungsunfähigkeit (§18 InsO) oder die Überschuldung (§19 InsO).

Was bedeutet bilanziell überschuldet?

Überschuldungsbilanz/Überschuldungsstatus

Sollten bei einer negativen Fortführungsprognose Ihre Verbindlichkeiten Ihr vorhandenes Vermögen überschreiten, besteht für Sie Insolvenzantragspflicht. Man spricht bei einem negativen Reinvermögen von einer bilanziellen Überschuldung.

Ist Überschuldung kein Insolvenzgrund?

In Deutschland bestehen drei Insolvenzgründe:

Ist der Schuldner ein Verbraucher, dann ist eine bestehende Überschuldung kein Insolvenzgrund. Es kann auf der Basis also kein Insolvenzantrag gestellt und damit auch nicht die Privatinsolvenz eingeleitet werden.

Was ist kein Insolvenzgrund?

Zahlungsstockung ist kein Insolvenzgrund

Die vorübergehende Unfähigkeit des Unternehmens fällige Forderungen zu begleichen, stellt keinen Grund für das Stellen eines Insolvenzantrages dar. Die bloße Zahlungsstockung muss jedoch innerhalb von drei Wochen beseitigt sein (BGH, 1 StR 665/12).

Wann ist ein Einzelunternehmen überschuldet?

Können die Verbindlichkeiten nicht durch das vorhandene Vermögen gedeckt werden, tritt die Insolvenzantragspflicht der GmbH usw. wegen Überschuldung ein. In der Regel ist der Insolvenzantrag innerhalb von drei Wochen ohne schuldhaftes Verzögern zu stellen.

Was passiert wenn der Gerichtsvollzieher kommt und ich nicht zahlen kann?

Findet der Gerichtsvollzieher nichts von ausreichendem Wert vor, muss der Schuldner eine eidesstattliche Erklärung, früher Offenbarungseid genannt, abgeben. Zudem erfolgt ein Eintrag ins Schuldnerverzeichnis des Amtsgerichts.

Wann kommt der Gerichtsvollzieher mit der Polizei?

Der Gerichtsvollzieher schaltet die Polizei nur ein, wenn eine Verhaftung wirklich notwendig sein sollte. Dennoch sollten Sie es gar nicht erst so weit kommen lassen, dass das Amtsgericht die Erzwingungshaft anordnet.

Was passiert wenn keine pfändbaren Sachen vorhanden sind?

Kommt der Schuldner dieser Aufforderung nicht nach, droht ihm die Verhaftung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung. Nicht pfändbare Dinge sind Gegenstände, welche für den persönlichen Gebrauch benötigt werden. Betroffene müssen den Gerichtsvollzieher nicht unbedingt in die Wohnung lassen.

Wie hoch dürfen Schulden sein?

Eine bestimmte Mindesthöhe für die Schulden besteht nicht. Es steht also in Ihrem eigenen Ermessen, ob Sie das Insolvenzverfahren beginnen möchten. Eine Privatinsolvenz dient zur Befreiung der Schulden und hat somit positive Folgen für den Schuldner.

Was ist der Unterschied zwischen überschuldet und verschuldet?

Verschuldung: Heißt nichts anderes, als dass jemand Schulden hat. Er muss dabei nicht unbedingt in Zahlungsschwierigkeiten stecken. Überschuldung: Bedeutet laut Definition, dass das Schuldnervermögen die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt.

Was ist der häufigste Grund für Überschuldung?

Diese Statistik zeigt die Ursachen von Überschuldung in Deutschland im Jahr 2021. Zum Zeitpunkt der Erhebung war eine unwirtschaftliche Haushaltsführung bei etwa 14 Prozent der Betroffenen die Ursache für die Überschuldung.

Wann liegt eine insolvenzrechtliche Überschuldung vor?

Überschuldung liegt nach der ab 1. Januar 2021 geltenden Gesetzesfassung vor, wenn das Vermögen der Gesellschaft die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt, es sei denn, die Fortführung des Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten ist nach den Umständen überwiegend wahrscheinlich.

Welche Möglichkeiten bei Überschuldung?

Überschuldeten natürlichen Personen steht als Möglichkeit der Entschuldung in der Regel das Verbraucherinsolvenzverfahren nach §§ 304 ff. der Insolvenzordnung (InsO)42 zur Verfügung.

Kann der Insolvenzverwalter auf mein Konto schauen?

Der Insolvenzverwalter ist gem. § 80 InsO nur hinsichtlich des pfändbaren Ver- mögens des Schuldners verwaltungs- und verfügungsberechtigt, innerhalb der Freibe- träge ist das P-Konto aber gem. § 850k ZPO unpfändbar.

Was prüft der Insolvenzverwalter alles?

zu prüfen, ob das Vermögen des Schuldners die Kosten des Verfahrens decken wird; das Gericht kann ihn zusätzlich beauftragen, als Sachverständiger zu prüfen, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und welche Aussichten für eine Fortführung des Unternehmens des Schuldners bestehen.

Was sind die Nachteile einer Privatinsolvenz?

Ihre Nachteile

Sie können die Insolvenz nicht vor Ihrem Arbeitgeber geheim halten. Schließlich zahlt er das pfändbare Einkommen an den Insolvenzverwalter. Es gibt auch Schulden, von denen Sie nach der Restschuldbefreiung nicht befreit werden. Dazu gehören Verbindlichkeiten aus vorsätzlich unerlaubter Handlung.

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