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Kann man ohne Beweise gekündigt werden?

Gefragt von: Sigurd Wirth  |  Letzte Aktualisierung: 10. September 2022
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Haben Arbeitgeber nur einen dringenden Tatverdacht, aber keine Beweise, dürfen sie eine Verdachtskündigung aussprechen. Um den Vorwurf aufzuklären, ist eine Anhörung des Arbeitnehmers notwendig. Ohne Anhörung und Beweise hat die Kündigung keinen Bestand.

Kann man jemanden ohne Beweise kündigen?

Eine Kündigung wegen Diebstahl ist grundsätzlich zulässig, auch wenn es sich bei dem gestohlenen Gegenstand um einen sehr geringen Wert handelt. Arbeitgeber/innen die eine Kündigung wegen Diebstahls aussprechen, tun dies oftmals, ohne einen hinreichenden Beweis zu haben.

Kann man auf Verdacht gekündigt werden?

Gewöhnlich muss dem Arbeitnehmer ein Verstoß gegen arbeitsrechtliche Pflichten nachgewiesen werden, wenn dieser Pflichtenverstoß eine Kündigung begründen soll. Man spricht von einer sogenannten Tatkündigung. Möglich ist aber auch eine Kündigung aufgrund des bloßen Verdachts einer Pflichtverletzung (Verdachtskündigung).

Was tun gegen Verdachtskündigung?

Von einer Verdachtskündigung betroffene Arbeitnehmer sollten schnell handeln und einen auf Arbeitsrecht spezialisierten Anwalt aufsuchen. Mit der sog. Kündigungsschutzklage kann der Arbeitnehmer die Wirksamkeit der Kündigung gerichtlich überprüfen lassen.

Wer muss Kündigungsgrund beweisen?

Zum Hintergrund – Arbeitgeber muss Kündigungsgrund beweisen

Grundsätzlich gilt: Im Zivilprozess hat jede Partei die für sie günstigen Tatsachen darzulegen und zu beweisen. Im Fall einer Kündigung bedeutet das: Ein Arbeitgeber hat die Kündigungsgründe zu beweisen. Eine Ausnahme stellt die sog. Verdachtskündigung dar.

Fristlose Kündigung wegen Diebstahls ohne Beweise | Fachanwalt Alexander Bredereck

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Wie beweist man Kündigung?

Zusammenfassung: der Zugang der Kündigung

Arbeitgeber können den (rechtzeitigen) Zugang von Kündigungen nur durch die vom Arbeitnehmer unterschriebene Empfangsbestätigung oder im Falle der Zustellung durch den Gerichtsvollzieher durch die Zustellungsurkunde sicher nachweisen.

Kann man eine Kündigung nicht annehmen?

Oft werden Kündigungen im Betrieb persönlich übergeben. Manche Arbeitnehmer verweigern dann die Annahme der Kündigung. Dies ist jedoch nicht so einfach möglich: Wenn der Arbeitgeber das Kündigungsschreiben übergeben will und der Arbeitnehmer es nicht annimmt, dann kann der Arbeitgeber es ablegen.

Was versteht man unter einer Verdachtskündigung?

Unter einer Verdachtskündigung versteht man die (in der Regel außerordentliche und fristlose) Kündigung eines Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber, weil der dringende Verdacht auf eine schwerwiegende Pflichtverletzung besteht.

Für was kann man fristlos gekündigt werden?

Es muss einen schwerwiegenden Grund für die sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses geben. So wichtig, dass es dem Kündigenden nicht mehr zugemutet werden kann, auch nur die Kündigungsfrist abzuwarten. Das können zum Beispiel Straftaten, Mobbing, Arbeitsverweigerung oder sexuelle Belästigung sein.

Was sind verhaltensbedingte Kündigungsgründe?

Eine verhaltensbedingte Kündigung liegt vor, wenn der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer aufgrund eines Verstoßes gegen Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis kündigt. Dabei muss es sich beim Verhalten des Arbeitnehmers um steuerbares und ihm vorwerfbares Verhalten handeln.

Wann Verdachtskündigung und Tatkündigung?

Während die Tatkündigung unmittelbar an das erwiesene Fehlverhalten des Arbeitnehmers anknüpft, stützt sich die Verdachtskündigung im Wesentlichen darauf, dass das Vertrauen in die Integrität des Arbeitnehmers aufgrund des dringenden Verdachts der schweren Pflichtverletzung zerstört ist.

Wie muss Arbeitgeber Diebstahl beweisen?

Bestreitet der Arbeitnehmer den Diebstahl, hat der Arbeitgeber keinen vor Gericht verwendbaren Beweis für den Diebstahl. Ist der Arbeitnehmer trotzdem aber dringend verdächtig, den Diebstahl begangen zu haben, bleibt dem Arbeitgeber die Möglichkeit, eine Verdachtskündigung auszusprechen.

Was ist eine ordentliche Kündigung?

Bei einer ordentlichen Kündigung handelt es sich um die einseitige Aufkündigung eines Arbeitsverhältnisses durch den Arbeitgeber oder den Arbeitnehmer. Im Gegensatz zu einer außerordentlichen und fristlosen Kündigung wird dabei die maßgebliche Kündigungsfrist beachtet.

Kann man gekündigt werden wenn man lügt?

Kurz & knapp: Fristlose Kündigung wegen Vertrauensverlust

Hält sich ein Arbeitnehmer nicht an die Vereinbarungen im Arbeitsvertrag, kann dies einen Vertrauensbruch darstellen. Je nachdem, wie schwerwiegend das entsprechende Fehlverhalten war, kann durchaus eine fristlose Kündigung wegen Vertrauensverlust erfolgen.

Kann man ohne Grund fristlos gekündigt werden?

Eine fristlose Kündigung einzureichen, ohne einen Grund anzugeben, ist gesetzlich erlaubt. In jedem Fall muss laut § 626 Abs. 1 BGB ein wichtiger Kündigungsgrund vorhanden sein. Dazu gibt es keine pauschalen Begründungen.

Wann kann ein Arbeitnehmer fristlos kündigen Beispiele?

Gründe für die fristlose Kündigung durch Arbeitnehmer
  • ausbleibende oder unpünktliche Bezahlung des Gehaltes (Wiederholungsfall)
  • unwiederbringlicher Verlust des Vertrauens zum Arbeitgeber.
  • Gesundheitsgefährdung.
  • anhaltende Arbeitsunfähigkeit.
  • grobe Verletzung der Pflichten des Arbeitgebers.
  • Verlangen einer Straftat.

Kann man ohne Abmahnung fristlos gekündigt werden?

Eine fristlose Kündigung ist ohne vorherige Abmahnung normalerweise nicht möglich. Als Vorstufe zur fristlosen Kündigung, weist eine Abmahnung also auf falsches Verhalten hin.

Was gilt als wichtiger Grund?

Ein wichtiger Grund liegt vor, wenn dem kündigenden Teil unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls und unter Abwägung der beiderseitigen Interessen die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses bis zur vereinbarten Beendigung oder bis zum Ablauf einer Kündigungsfrist nicht zugemutet werden kann.

Wann muss Arbeitgeber Kündigungsgrund angeben?

Der Arbeitgeber muss zwar den Kündigungsgrund in der Kündigung selbst nicht nennen, er braucht aber in der Regel einen der gesetzlich anerkannten Gründe. Einzige Ausnahme sind Kleinbetriebe, in denen regelmäßig nicht mehr als zehn Mitarbeiter beschäftigt werden.

Was ist eine arbeitsrechtliche Anhörung?

Will ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer allein wegen des Verdachts einer schwerwiegenden Vertragsverletzung kündigen ("Verdachtskündigung"), muss er den Arbeitnehmer zuvor anhören. Die ordnungsgemäß durchgeführte Anhörung ist unabdingbare Voraussetzung für die Wirksamkeit der Verdachtskündigung.

Welche Arten von Abmahnungen gibt es?

Abmahnungen beinhalten Hinweis-, Rüge-, Warn-, Beweissicherungs- und Dokumentationsfunktionen: Hinweisfunktion/Rügefunktion: Das gerügte Fehlverhalten muss dem Arbeitnehmer in einer hinreichend deutlich erkennbaren Art und Weise dargelegt werden.

Wie kann ich arbeitszeitbetrug nachweisen?

Ausschlaggebend sind bei Fällen rund um Arbeitszeitbetrug meist Zeugen und Urkunden. Sofern ein Betrug vorliegt, bedarf es für dessen Nachweis in der Regel keines Sachverständigen. Eine mögliche Ausnahme wäre die Manipulation eines digitalen Zeiterfassungssystems.

Was passiert wenn man die Kündigung nicht unterschreibt?

Vergisst der Arbeitgeber die Unterschrift unter der Kündigung, ist die Schriftform nicht eingehalten. Die Kündigung ist dann unwirksam. Theoretisch ist in diesen Fällen nicht einmal nötig, eine Kündigungsschutzklage zu erheben. Arbeitnehmer würden ohne Klage allerdings oft ein großes Risiko eingehen.

Wie widerspricht man einer Kündigung?

Der Widerspruch ist eine Alternative zur Klage vor dem Arbeitsgericht. Wer gegen die Kündigung vorgehen will, hat dafür eine Frist von drei Wochen nach Erhalt der Kündigung. Der Widerspruch gegen die Kündigung sollte schriftlich formuliert werden und die Möglichkeit zur außergerichtlichen Einigung bieten.

Bis wann muss man einer Kündigung widersprechen?

Arbeitnehmer können der Kündigung innerhalb von 3 Wochen widersprechen. Der Widerspruch ermöglicht eine außergerichtliche Einigung und kann ein langwieriges Gerichtsverfahren verhindern. So können Arbeitnehmer die Wiedereinstellung oder eine Abfindung erreichen.