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Kann der Arbeitgeber eine Fortbildung verbieten?

Gefragt von: Herr Heiko Hanke  |  Letzte Aktualisierung: 15. August 2023
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Nein, das kann er im Allgemeinen nicht. Denn laut Teilzeit- und Befristungsgesetz muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass auch befristet oder in Teilzeit Beschäftigte an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen können – es sei denn, dringende betriebliche Gründe sprechen dagegen.

Haben Arbeitnehmer Anspruch auf Fortbildung?

Grundsätzlich haben Arbeitnehmer keinerlei Anspruch auf eine Fortbildung beziehungsweise Weiterbildung. Häufig gibt es jedoch entsprechende betriebliche Vereinbarungen oder Regelungen im jeweiligen Arbeitsvertrag.

Hat man Anspruch auf fortbildungstage?

In der Regel haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub pro Jahr beziehungsweise zehn Tage in zwei Jahren.

Was bedeutet Freistellung für Fortbildung?

Bildungsfreistellung ist ein Anspruch von Beschäftigten auf bezahlte Freistellung von der Arbeit zur Teilnahme an anerkannten Weiterbildungsveranstaltungen. Zehn Tage innerhalb zweier Jahre stehen für politische, berufliche oder kulturelle Bildung zur Verfügung. Diese Teilnahme ist während der Arbeitszeit möglich.

Wer entscheidet über Fortbildung?

Grundsätzlich ist festzuhalten, dass deine Führungskraft der Weiterbildung zustimmen muss. Um herauszufinden, ob du einen Anspruch auf eine Weiterbildung hast, solltest du einen Blick in deinem Arbeitsvertrag oder in den Tarifvertrag bzw. in eine Betriebsvereinbarung werfen.

Betriebsratssitzungen verbieten - Kann das der Arbeitgeber? | Betriebsrat Video

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Wie viel Arbeitszeit für Fortbildung?

Die GEW klärt auf:

Bei einer angeordneten Fortbildung, an der die Teilnahme verpflichtend ist, sind alle Stunden, die auf der Fortbildung zum Zwecke der Fortbildung verbracht werden, wie Arbeitszeit zu behandeln.

Welche Fortbildung muss der Arbeitgeber zahlen?

In der Pflicht steht der Arbeitgeber auch bei Fortbildungen für Betriebsräte. Genehmigen muss er die Kurse nicht, aber er ist verpflichtet die Kosten für Schulungen, Reisen und eventuell für Spesen zu übernehmen, wenn sie für die Tätigkeit als Arbeitnehmervertreter erforderlich sind.

Kann Bildungsurlaub vom Arbeitgeber abgelehnt werden?

Firma darf Bildungsurlaub nicht einfach ablehnen

Den Bildungsurlaub ablehnen dürfen der Chef oder die Chefin, wenn dringende betriebliche oder dienstliche Gründe dagegen sprechen. Dies können beispielsweise Urlaubswünsche anderer Beschäftigter im Betrieb sein, die unter sozialen Gesichtspunkten den Vorrang verdienen.

Was sind Gründe für eine Freistellung?

Gründe für eine Freistellung durch den Arbeitgeber
  • Wegfall des Arbeitsplatz und fehlende Einsatzmöglichkeit (z.B. bei einer betriebsbedingten Kündigung)
  • Gefahr des Geheimnisverrats.
  • Verstoß gegen das Wettbewerbsverbot: Konkurrenztätigkeit oder Abwerben von Kunden.

Was ist der Unterschied zwischen Bildungsurlaub und Fortbildung?

Beim Bildungsurlaub handelt es um keinen Urlaub im eigentlichen Sinne, sondern um eine Freistellung der beruflichen Tätigkeit, die für eine Fortbildung genutzt werden soll. Der Bildungsurlaub ist ein gesetzlich geregelter Anspruch auf eine berufliche Weiterbildung während der eigentlichen Arbeitszeit.

Sind Fortbildungen am Wochenende Arbeitszeit?

Und auch die Arbeit an Samstagen ist nur zulässig, wenn dies arbeits- oder tarifvertraglich so geregelt ist. Falls Sie aber an den Fortbildungen teilnehmen, ist diese Arbeitszeit ganz normal zu vergüten. Sie bekommen also eine Entgeltfortzahlung, da Sie arbeiten.

Ist Fortbildung Überstunden?

Folglich gilt der Ort der Weiterbildung als Arbeitsort und die für die Fortbildung aufgewendete Zeit als Arbeitszeit. Ist davon auch die arbeitsfreie Zeit betroffen, fallen Überstunden an, die anschließend ausgeglichen werden müssen – finanziell oder in Form von Freizeit.

Ist Weiterbildung Arbeitszeit ja oder nein?

Ob nun Weiterbildung Arbeitszeit oder Freizeit ist muss im Zweifelsfall konkret zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in geklärt werden. In jedem Fall ist Verständigung hier der richtige Weg, abhängig vom Thema, dem Wissensstand und der Relevanz für das Unternehmen.

Welche Gründe gibt es für eine Fortbildung?

  • lebenslanges Lernen.
  • bessere Aufstiegschancen.
  • viele Weiterbildungsmöglichkeiten.
  • Qualifikationsprofil verbessern.
  • erweitern der beruflichen Perspektiven.

Wie lange muss ich mich bei meinem Arbeitgeber verpflichten?

Die absolute Höchstgrenze sind 5 Jahre. Hier muss aber im Einzelfall geschaut werden, ob die Dauer der Bindung angemessen ist. Arbeitgeber müssen vorsichtig hinsichtlich der Bindungsdauer sein, denn eine zu lange Bindungsdauer lässt die gesamte Rückzahlungsklausel unwirksam werden.

Was wird als Fortbildung anerkannt?

Eine Veranstaltung wird als Fortbildung anerkannt, wenn sie sich abgrenzt von der täglichen Berufsausübung. Das Ziel der Veranstaltung muss die Fortbildung der Teilnehmer sein. Aus Gründen der Aufnahmefähigkeit der Lernenden sollte eine Fortbildungsveranstaltung längstens 8 Unterrichtseinheiten pro Tag dauern.

Welche Nachteile bei Freistellung?

Eine Freistellung hat weitere negative Folgen: Die Führungskraft wird von den Kommunikationswegen des Unternehmens abgeschnitten, er erfährt nicht mehr, was in seiner Abteilung geschieht und hat keinen Zugriff auf wichtige Unternehmensdaten.

Was ist besser Kündigung oder Freistellung?

Das Verhältnis Kündigung und Freistellung zueinander

Die Freistellung darf man nicht mit der Kündigung verwechseln. Bei einer Freistellung verzichtet der Arbeitgeber für einen gewissen Zeitraum auf Ihre Arbeitsleistung. Bei einer Kündigung möchte dieser das Arbeitsverhältnis mit Ihnen beenden.

Wann ist eine Freistellung nicht zulässig?

Erst Recht ist die Freistellung rechtlich unzulässig, wenn der Arbeitgeber ankündigt, das Gehalt nicht weiter zahlen zu wollen. Nur in seltenen Fällen kommt eine unbezahlte Freistellung in Betracht, mit der Folge, dass der Vergütungsanspruch entfällt.

Was passiert wenn man im Bildungsurlaub krank wird?

Die Krankmeldung deckt als deine krankheitsbedingten Fehltage ab, Probleme mit dem Arbeitgeber entstehen so erst gar nicht. Im Falle einer Krankheit während des Bildungsurlaubs werden im Übrigen die nachweisbaren Tage der Arbeitsunfähigkeit nicht auf den Bildungsurlaub angerechnet.

Was benötige ich um Bildungsurlaub zu beantragen?

Antragsteller sind die einzelnen Beschäftigten, die einen Bildungsurlaub nehmen wollen. Der Antrag wird schriftlich beim Arbeitgeber eingereicht und muss alle Informationen zum Seminar – Seminarnummer, Zielgruppe, Zeiten, Lernziele und -inhalte – enthalten (liefert der Bildungsträger).

Wird Bildungsurlaub vom normalen Urlaub abgezogen?

Dieser Bildungsurlaub darf zusätzlich zum regulären Urlaubsanspruch gewährt werden. Dein Erholungsurlaub wird also nicht gekürzt und es werden auch keine Tage abgezogen.

Wie lange darf mich ein Arbeitgeber binden?

Dennoch hat das Bundesarbeitsgericht in der Bindungsdauer von drei Jahren zu Recht eine unzumutbare Belastung gesehen. Der Arbeitnehmer kann sich auf seiner grundrechtlich geschützte Berufsfreiheit berufen, die einen Jobwechsel in zumutbarer Zeit garantiert.

Wer zahlt Gehalt bei Weiterbildung?

Arbeitgeber müssen Beschäftigte freistellen, damit diese an Kursen teilnehmen können. Lohn oder Gehalt fließen in dieser Zeit weiter, die Kosten für den Kurs trägt der Mitarbeiter jedoch selbst.

Kann Arbeitgeber Geld für fortbildungskosten zurückverlangen?

Wird dieses Ziel nicht erreicht, kann der Arbeitgeber als Ausgleich für seine finanziellen Aufwendungen von einem sich vorzeitig vom Unternehmen abwendenden Arbeitnehmer grundsätzlich die Kosten der Fortbildung ganz oder zeitanteilig zurückverlangen (BAG, 11.04.2006 – 9 AZR 610/05).