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Ist künstliche Ernährung eine lebensverlängernde Maßnahme?

Gefragt von: Frau Dr. Corina Wiedemann  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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2016 hat der Bundesgerichthof (BGH) die Anforderungen an eine Patientenverfügung neu - in § 1901a BGB - definiert: Demnach reicht es nicht länger aus, darin bestimmte Krankheitsbilder und Maßnahmen am Pflegebett auszuweisen bzw. lebensverlängernde wie künstliche Ernährung abzulehnen.

Ist künstliche Ernährung eine lebenserhaltende Maßnahme?

Zu den lebenserhaltenden Maßnahmen gehören insbesondere künstliche Wasser- und Nahrungszufuhr, Sauerstoffzufuhr, künstliche Beatmung, Medikation, Bluttransfusion und Dialyse.

Was zählt zu den lebenserhaltenden Maßnahmen?

Zu den lebenserhaltenden Maßnahmen gehören insbesondere die künstliche Beatmung, das Legen einer PEG-Sonde (Bauchsonde), die Reanimation, eine Operation, eine Infusion zur Flüssigkeitszufuhr, … Der Arzt muss vor einem solchen körperlichen Eingriff eine Einwilligung des Patienten einholen.

Wie lange kann man ohne künstliche Ernährung Leben?

Gegen Ende kann die Kommunikationsfähigkeit stark abnehmen. Der Tod kommt – nach etwa einer bis drei Wochen – friedlich im Schlaf. Damit sich jeder selbst ein Bild davon machen kann, wie Sterbefasten verlaufen kann, werden auf Internetseite www.sterbefasten.org reale Fallbeispiele gesammelt und in Kurzform vorgestellt.

Wann darf künstliche Ernährung eingestellt werden?

Künstliche Ernährung darf also nur unterbleiben, wenn sie entweder nicht medizinisch indiziert ist (s.o.) oder wenn der Patient diese per valider Vorausverfügung für den vorliegenden Krankheitsfall ausdrücklich abgelehnt hat. Im Zweifel ist „pro vita“ zu entscheiden.

Künstliche Ernährung am Lebensende.

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Bei welcher Krankheit muss man künstlich ernährt werden?

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa), bei Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) oder dem Kurzdarmsyndrom auf. Hier kann es manchmal nötig sein, bereits aufgespaltene Sondennahrungen (sogenannte Peptidnahrungen) einzusetzen.

Wie ist der Stuhlgang bei künstlicher Ernährung?

Harn und Stuhlgang können nicht mehr kontrolliert werden, durch die immer stärker werdende Bewegungsunfähigkeit wächst die Gefahr von Druckgeschwüren, die Körperpflege muss vollständig übernommen werden.

Warum wird man künstlich ernährt?

Ziel einer künstlichen Ernährung ist es, den Ernährungszustand des Patienten zu stabilisieren und zu verbessern sowie ihn wieder an die bedarfsdeckende orale Nahrungsaufnahme zu gewöhnen. Auch die eine enterale Ernährungsform kann für die Zufuhr von ausreichend Nährstoffen vorübergehend in Frage kommen.

Was versteht man unter lebensverlängernde Maßnahmen?

Lebensverlängernde Maßnahmen sind Behandlungsmethoden oder Therapien, die bei einer lebensverkürzenden Erkrankung PatientInnen noch möglichst lange am Leben erhalten oder ihre Lebensqualität am Lebensende erhöhen sollen.

Was bedeutet lebenserhaltende Maßnahmen ausschließen?

Sollten Sie beispielsweise Wiederbelebungsmaßnahmen in Ihrer Patientenverfügung grundsätzlich ausschließen, so sind diese für alle denkbaren medizinischen Behandlungssituationen ausgeschlossen. Sie sollten sich auch darüber Gedanken machen, welche lebenserhaltenden Maßnahmen für Sie in Frage kommen.

Wann dürfen lebenserhaltende Maßnahmen eingestellt werden?

Entscheidend für den Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen ist der Wille des Patienten. Dies kann ausdrücklich erklärt werden oder sich aus einer schriftlichen Patientenverfügung ergeben. Auch der mutmaßliche Wille kann ausreichend sein.

Kann ein Betreuer über lebensverlängernde Maßnahmen entscheiden?

Eine lebensverlängernde oder -erhaltende Behandlung des einwilligungsunfähigen Patienten ist bei medizinischer Indikation deshalb auch ohne die Einwilligung des Betreuers zunächst – bis zu einer Entscheidung des Vormundschaftsgerichts – durchzuführen oder fortzusetzen.

Wer kann über lebensverlängernde Maßnahmen entscheiden?

Ärztliche Maßnahmen bedürfen stets der Einwilligung des Patienten. Das gilt auch für ärztliche Entscheidungen am Lebensende. Viele Menschen lehnen eine Lebensverlängerung „um jeden Preis“ in bestimmten Situationen für sich ab.

Welche Nachteile hat eine Patientenverfügung?

Ein Nachteil der verbindlichen Patientenverfügung ist, dass sie nur 5 Jahre lang gültig ist. Danach muss der ganze Errichtungsprozess wiederholt werden. Man will, dass Personen sich immer wieder mit dem Thema auseinandersetzen und prüfen, ob die Patientenverfügung auch nach 5 Jahren noch ihrem Willen entspricht.

Wann dürfen Ärzte die Geräte abschalten?

Gerichtsurteil: Ärzte dürfen bei 12-jährigem Koma-Patienten Geräte abschalten.

Was passiert wenn die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden?

„Wenn Archie die lebenserhaltenden Maßnahmen braucht, um zu 'leben' und diese abgestellt werden, ist davon auszugehen, dass er nicht mehr selbstständig atmen kann. Wenn die Maschinen, die ihn künstlich beatmen, dann abgestellt werden, wird der Junge nicht mehr mit Sauerstoff versorgt“, so der Mediziner.

Ist ein Herzschrittmacher eine lebensverlängernde Massnahme?

Doch was ist mit einem Herzschrittmacher? Er gilt als lebensverlängernde Maßnahme, sein Einsatz ist jedoch meist unproblematisch und üblich.

Kann man auch zu Hause künstlich ernährt werden?

Sondenkost hilft, wenn Menschen nicht mehr schlucken können. Das kann etwa der Fall sein, wenn Ihr Angehöriger im Wachkoma liegt oder einen Schlaganfall hatte. Bei einer PEG-Sonde führt ein Schlauch durch die Bauchdecke in den Magen.

Welche Arten von künstlicher Ernährung gibt es?

Experten unterscheiden zwei Arten der künstlichen Ernährung: die enterale Ernährung und die parenterale Ernährung. Bei der enteralen Ernährung erfolgt die Ernährung unter Nutzung des Darmes. Bei der parenteralen Ernährung wird die Versorgung mit Nährstoffen über einen venösen Zugang gewährleistet.

Was kostet künstliche Ernährung?

Die Kosten für eine parenterale Ernährung sind schwierig abzuschätzen. Ohne Zubehör kann man bei einer vollständigen parenteralen Ernährung von etwa 150€/Tag ausgehen.

Wie lange kann man mit einer Magensonde leben?

Je nach Modell kann sie ein Jahr, aber auch bis zu drei Jahre halten. Eine PEG-Magensonde müssen Ärzte nicht so oft wechseln wie eine Nasensonde.

Wie lange muss man nach einer PEG im Krankenhaus liegen?

Je nach Krankenhaus und OP-/ Heilungsverlauf bleibt man 3-7 Tage dort. Je nach Krankenhaus gibt es nach der OP auch prophylaktisch i.v. Antibiose und auf jeden Fall immer ausreichend Schmerzmittel.

Kann man mit einer PEG normal essen?

Sondennahrung - besonderes Essen für besondere Ansprüche

Es gibt allerdings PEGs mit einem etwas größeren Durchmesser. Dadurch kann gewöhnliches Essen verabreicht werden, wenn es gut püriert und ausreichend mit Flüssigkeit versetzt ist.

Welche konkreten Ziele verfolgt die künstliche Ernährung?

Ziele der enteralen Ernährung können – je nach Indikation – folgende sein:
  • Die Gesundheit des Patienten soll erhalten oder wiederhergestellt werden.
  • Körpersubstanz soll erhalten oder wiederhergestellt werden.
  • Die Nahrungsaufnahme über den Mund soll möglichst wieder erreicht werden.
  • Der Energiebedarf soll gedeckt werden.

Was dürfen Angehörige ohne Patientenverfügung entscheiden?

Haben Sie keine Patientenverfügung verfasst, können Ihre Angehörigen beim Betreuungsgericht die Bestellung eines rechtlichen Betreuers beantragen, der ebenfalls Entscheidungen für Sie treffen kann. Problematisch dabei ist natürlich, dass er über Ihren Willen möglicherweise nur spekulieren kann.

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