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Wo steht im Zweifel für den Angeklagten?

Gefragt von: John Hennig-Schmid  |  Letzte Aktualisierung: 29. August 2022
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Der Grundsatz In dubio pro reo (lat. „Im Zweifel für den Angeklagten“), kurz Zweifelssatz, ist ein schlagwortartiger Ausdruck dafür, dass im Strafprozess ein Angeklagter nicht verurteilt werden darf, wenn dem Gericht Zweifel an seiner Schuld verbleiben.

Wo steht in dubio pro reo?

Erklärung zum Begriff In dubio pro reo

1 I GG, Art. 20 III GG, Art. 6 I, II EMRK, §§ 261 und 267 I 1 StPO ergibt. Der Angeklagte darf vom Gericht also nur dann für schuldig befunden – und daher verurteilt – werden, wenn das Gericht von seiner Schuld überzeugt ist, es also keinerlei Zweifel an dessen Schuld hat.

Wann gilt in dubio pro reo nicht?

Der Grundsatz des „in dubio pro reo“ findet auch nur Anwendung bei Zweifeln am Geschehensablauf. Zweifel hinsichtlich der Gesetzesauslegung sind dagegen kein Anwendungsfall des in-dubio-Grundsatzes. Auf strittige Rechtsfragen findet er keine Anwendung.

Wer muss die Schuld beweisen?

3 GG i.V.m. Art. 28 Abs. 1 Satz 1 GG). Die Unschuldsvermutung erfordert, dass jeder einer Straftat Verdächtigte oder Beschuldigte während der gesamten Dauer des Strafverfahrens als unschuldig behandelt wird und nicht er seine Unschuld, sondern die Strafverfolgungsbehörde seine Schuld beweisen muss.

Wie nennt man einen Angeklagten?

Ein Verdächtiger wird abhängig vom aktuellen Verfahrensfortgang bezeichnet als Beschuldigter, Angeschuldigter, Angeklagter und erst nach Verurteilung als Täter (Strafrecht).

In dubio pro reo: Im Zweifel für den Angeklagten – Was heißt das? | Anwalt Christian Solmecke

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Kann eine Anklage fallen gelassen werden?

Denn was viele nicht wissen: Bereits im Ermittlungsverfahren kann zwischen Staatsanwaltschaft und dem Angeschuldigten / Beschuldigten eine Verständigung (sog. Deal) erfolgen mit dem Ziel einer Verfahrenseinstellung (z. B. gegen Geldauflage, § 153a StPO) oder der Beantragung eines Strafbefehls.

Wer liest die Anklage vor?

Bekanntester Fall der öffentlichen Klage ist die Erhebung einer Anklage. Dazu verfasst die Staatsanwaltschaft eine Anklageschrift, in der sie den Tatvorwurf, das verletzte Strafgesetz und die Beweismittel benennt.

Wann gilt im Zweifel für den Angeklagten?

Lateinisch für "im Zweifel für den Angeklagten". Dieser strafrechtliche Grundsatz besagt, dass immer dann, wenn ein Umstand nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, die für die Angeklagte/den Angeklagten günstigere Tatsache angenommen werden muss.

Was passiert bei Aussage gegen Aussage ohne Beweise?

Die belastende Aussage eines Zeugen steht gegen die bestreitende Aussage des Angeklagten. Wenn es dann keine objektiven Anhaltspunkte für das konkrete Geschehen gibt, wird die Luft für die Beweisführung zwar dünn, aber die Flamme der Anklage geht im Gerichtssaal deswegen noch nicht sofort aus.

Wer muss Schuld oder Unschuld beweisen?

Niemand darf als schuldig bezeichnet werden, solange nicht seine Schuld bewiesen ist. Wird jemand einer Straftat beschuldigt, hat er das Recht, seine Unschuld zu beweisen. Niemand darf für etwas verurteilt werden, das zur Zeit der Tat noch nicht strafbar war.

Was ist in dubio pro Malo?

Darin schlägt er die Entscheidungsregel «In dubio pro malo» (gib der schlechteren Prognose den Vorrang) für den Umgang mit den verbleibenden Ungewissheiten vor.

Wie entscheidet der Richter bei Aussage gegen Aussage?

Wonach richtet sich die Entscheidung des Gerichts bei einer „Aussage gegen Aussage“ Situation? Gem. § 261 StPO hat der Richter im Rahmen der Hauptverhandlung seine Überzeugung zu gewinnen und entscheidet frei über das Ergebnis der Beweisaufnahme.

Wer zahlt Gerichtskosten bei Aussage gegen Aussage?

Grundsätzlich trägt der Verurteilte eines Strafprozesses die Kosten des Gerichtsverfahrens, seine eigenen (für seinen Rechtsanwalt, Fahrtkosten etc.) und der ggf. anderen beteiligten Personen (so z.B. für Sachverständige, Rechtsanwaltskosten der Nebenklage, Zeugengeld).

Ist eine Aussage ein Beweis?

Der Grundsatz „in dubio pro reo“ ist nämlich keine Beweis-, sondern eine Entscheidungsregel. Das heißt, er trifft keine Aussage darüber, ob der Richter eine Tatsache für gewiss halten darf oder muss, sondern nur, wie der Richter zu entscheiden hat, wenn er nach der Beweiswürdigung zu keinem eindeutigen Ergebnis kommt.

Was bedeutet im Zweifel für den Angeklagten?

„Im Zweifel für den Angeklagten“), kurz Zweifelssatz, ist ein schlagwortartiger Ausdruck dafür, dass im Strafprozess ein Angeklagter nicht verurteilt werden darf, wenn dem Gericht Zweifel an seiner Schuld verbleiben.

Wann wird das Verfahren eingestellt?

Darin ist festgelegt, dass ein Ermittlungsverfahren bei Vergehen eingestellt werden kann, sofern das Maß der Schuld des Täters als gering anzusehen ist und zudem kein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung besteht.

Wie viele Seiten hat eine Ermittlungsakte?

So hat beispielsweise eine Ermittlungsakte beim Vorwurf einer Schwarzfahrt oder eines Ladendiebstahls oft weniger als 50 Seiten. In BtM-Sachen haben die Akten wiederum oft einen Umfang von mehr als 300 Seiten. In großen Wirtschaftsstrafverfahren sind Akten mit mehreren zehntausend Seite keine Seltenheit.

Wie spricht man mit einem Richter?

Wie redet man eine Richterin oder einen Richter eigentlich an? Am besten sagen Sie: "Frau Richterin", "Herr Richter", oder "Frau Vorsitzende" oder "Herr Vorsitzender". Nach der Belehrung werden Sie meist gebeten, vor dem Gerichtssaal zu warten.

Was fragt der Richter den Angeklagten?

Der Richter fragt den Angeklagten, was passiert ist. Er möchte wissen, was der Angeklagte dazu sagen möchte. Der Angeklagte kann dazu etwas sagen, muss es aber nicht. Der Staatsanwalt stellt dem Angeklagten Fragen, was passiert ist.

Warum muss man vor dem Richter aufstehen?

Zu ihnen gehört das Aufstehen aller im Gerichtssaal anwesenden Personen beim Eintreten des Gerichts. Das Aufstehen versinnbildlicht die Haltung gesteigerter Verantwortung und den Ernst, die einer strafgerichtlichen Verhandlung mit ihrer oft schicksalhaften Bedeutung für den Angeklagten eigen sein muss (Eb.

Kann man ein Gerichtsverfahren stoppen?

So besteht die Möglichkeit, das Ermittlungsverfahren § 170 Abs. 2 einzustellen, wenn kein „genügender Anlass“ für die Erhebung der Anklage besteht (§ 170 Abs. 2).

Wie lange dauert es bis die Staatsanwaltschaft entscheidet?

Wie lange dauert ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren? Das Ermittlungsverfahren wird mit Abschluss der Ermittlungen beendet, d.h. wenn Polizei und Staatsanwaltschaft den Sachverhalt erforscht haben. Eine Dauer ist dafür nicht vorgeschrieben. Ein Ermittlungsverfahren kann u.U. mehrere Jahre dauern.

Wann meldet sich der Staatsanwalt?

Die Staatsanwaltschaft wird nur eingeschaltet, wenn besondere Entscheidungen – etwa für Durchsuchungen – nötig sind. Wenn der Fall fertig bearbeitet aussieht, schickt die Polizei die ganze Akte mit einem Schlussbericht bzw. einer „Anzeige“ zur Staatsanwaltschaft.

Was passiert bei einer Aussage gegen Aussage?

Mit einfachen Worten: Wenn es nur einen einzigen Zeugen gibt (Aussage gegen Aussage!), heißt dies nicht, dass der Angeklagte automatisch freigesprochen wird. Es kommt auf die Glaubwürdigkeit des Zeugen an.

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