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Wie viel Unterhalt beim Wechselmodell?

Gefragt von: Frau Prof. Beatrice Baumgartner B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 23. August 2022
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Beispiel einer Unterhaltsberechnung im Wechselmodell
M erhält das Kindergeld. Das Gesamteinkommen beider Eltern (2.500 Euro + 1.500 Euro = 4.000 Euro) führt zu einem Unterhaltsbedarf nach der Düsseldorfer Tabelle (2021) von 719 Euro.

Wie viel Unterhalt bei 50 50 Regelung?

Vielmehr separiert der Bundesgerichtshof den Unterhalt im Wechselmodell in Betreuungsleistungen und Barunterhalt auf, so dass der Betreuungsteil insgesamt 50 Prozent ausmacht und demnach auch lediglich die Hälfte des Kindergeldes paritätisch aufgeteilt wird – somit stehen jedem Elternteil 25 Prozent bzw.

Wer berechnet den Unterhalt beim Wechselmodell?

Liegt ein echtes Wechselmodell vor, so führt dies nicht etwa dazu, dass keiner der beiden Elternteile mehr Kindesunterhalt an den anderen Elternteil zahlen müsste. Vielmehr ist beim Wechselmodell jeder der beiden Elternteile zum Unterhalt verpflichtet (BGH NZFam 2015,166).

Warum Unterhalt beim Wechselmodell?

Der BGH (11.01.2017 – XII ZB 565/15) hält im Wechselmodell, welches er als nahezu paritätische Betreuung des Kindes durch beide Elternteile definiert, beide Eltern für barunterhaltspflichtig. Das heißt: Was dem Kind an Unterhalt zusteht, leitet sich aus dem Einkommen der beiden Elternteile ab.

Was ist beim Wechselmodell zu beachten?

Rechtliche Voraussetzungen des echten Wechselmodells

bei den Eltern ein Grundkonsens in den wesentlichen Erziehungsfragen besteht. beide Elternteile erziehungsgeeignet sind. die Bindungen des Kindes zu beiden Elternteilen gleichwertig sind. die Praktizierung des echten Wechselmodells dem Kindeswillen entspricht.

Unterhaltszahlungen im Wechselmodell - Wer zahlt wie viel? - Kanzlei Hasselbach

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Was sagen Psychologen zum Wechselmodell?

Bis sein Beschlüssen Bundesgerichtshofs vom Februar 2019 herrschte bei den meisten Oberlandesgerichts die Meinung, dass ein Wechselmodell nicht gegen den Willen eines Elternteils durchsetzbar sei.

Wo ist das Kind gemeldet beim Wechselmodell?

Wenn ein Kind bei einem Wechselmodell zwei Wohnungen hat, gilt nach einer neuen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes die frühere Familienwohnung als Hauptwohnung.

Wer zahlt Unterhalt bei 50 50?

Denn beide Eltern müssen anteilig Unterhalt zahlen. Betreust Du Deine Kinder im Wechsel, kannst Du den Unterhalt in sieben Schritten berechnen (BGH, Beschluss vom 11. Januar 2017, Az. XII ZB 565/15).

Wem steht das Kindergeld beim Wechselmodell zu?

Nach Auffassung des BGH steht beim Wechselmodell der Teil des Kindergeldes, der auf die Betreuungsleistungen entfällt, beiden Elternteilen zu gleichen Teilen zu; jedem also ein Viertel des gesamten Kindergeldes. Diesen Anteil kann der Elternteil, der nicht bezugsberechtigt ist, in jedem Fall vom anderen einfordern.

Wann muss Vater weniger Unterhalt zahlen?

Wie viel Unterhalt dem Kind zusteht, hängt vom Einkommen der beiden Eltern ab. Es gilt die Düsseldorfer Tabelle in der Altersstufe ab 18 Jahre. Ab dem 18. Geburtstag ist das Kind allerdings nicht mehr betreuungsbedürftig, sodass beide Elternteile Barunterhalt leisten müssen – und zwar ihren Einkünften entsprechend.

Ist man im Wechselmodell alleinerziehend?

Lebt ein Kind zu mindestens 50 % der Zeit beim getrenntlebenden Elternteil, leben diese das so genannte „Wechselmodell“. Keiner der Elternteile ist in diesem Fall alleinerziehend. Elternteile, in deren Haushalt noch andere volljährige Personen leben, sind in der Regel Partnerschaften mit Kindern.

Wer bekommt die Steuerklasse 2 bei Wechselmodell?

Derjenige Elternteil, bei dem das Kind mit seinem Hauptwohnsitz gemeldet ist, hat vorrangig Anspruch auf die steuervergünstigte Steuerklasse II. Beziehen Sie Wohngeld, wird das Kind beim echten Wechselmodell bei jedem Elternteil als Haushaltsmitglied berücksichtigt.

Wie gut ist das Wechselmodell für Kinder?

Empirische Studien haben nachgewiesen, dass diese bei Eltern, die das Wechselmodell praktizieren, ebenso intensiv ist wie in intakten Familien. Das ist überaus wertvoll. Die Kinder fühlen sich dann nicht ungeliebt oder von einem Elternteil im Stich gelassen, sie haben weniger oder auch gar keine Loyalitätskonflikte.

Hat ein Vater Recht auf das halbe Kindergeld?

Kindergeld wird für ein Kind immer nur einem Elternteil gezahlt. Wenn die Eltern getrennt leben, dann bekommt das Elternteil das Kindergeld, bei dem das Kind die meiste Zeit lebt. Wenn der andere Elternteil Unterhalt zahlen muss, dann verringert sich der Unterhalt um die Hälfte des Kindergeldes.

Hat Vater Recht auf Wechselmodell?

Lebt das Kind in annähernd gleichen in beiden Haushalten, so spricht man auch vom paritätischen Wechselmodell. Das Wechselmodell kann weder von der Mutter abgelehnt werden, noch hat der Vater ein Recht auf das Wechselmodell.

Kann Mutter Wechselmodell ablehnen?

Die Anordnung eines Wechselmodelles auch gegen den Willen eines Elternteils ist möglich. Dabei kann dies sowohl auf der Grundlage und im Rahmen einer Umgangsregelung als ggf. auch im Rahmen einer sorgerechtlichen Entscheidung geschehen (vgl. BGH, Beschluss vom 01.02.2017, XII ZB 601/15).

Wann funktioniert das Wechselmodell nicht?

Das Wechselmodell im Streitfall funktioniert nicht wirklich, wenn es nur formal, nämlich durch wöchentlichen Wechsel der Kinder von einem in den anderen Haushalt, zur Vermeidung von Auseinandersetzungen im besten Falle ohne jegliche Kommunikation der Eltern umgesetzt wird.

Warum kein Wechselmodell?

Ein Wechselmodell soll nicht bei einem hohen Konfliktniveau zwischen den Eltern praktiziert werden. Konflikte belasten die Kinder in jedem Betreuungsmodell gleichermaßen. Bei einem hohen Konfliktniveau zwischen den Eltern geht es Kindern aller Betreuungsmodelle schlechter als bei niedrigem Konfliktniveau.

Kann das Jugendamt das Wechselmodell bestimmen?

Grundsätzlich kann das Wechselmodell auch dann richterlich angeordnet werden, wenn ein Partner dagegen ist und es dem Kindeswohl dient. Das wird nicht von allen Familienrichtern so gesehen. Sie meinen, wenn ein Elternteil die paritätische Lösung ablehnt, dann sei die Kommunikation mit Konflikten beladen.

Wie geht es Kindern im Wechselmodell?

Die Kinder haben ihren Lebensmittelpunkt bei einem Elternteil und besuchen das andere für einige Tage, zum Beispiel am Wochenende und in den Ferien. Das Wechselmodell, in dem die Betreuungszeit fast gleich aufgeteilt wird, ist eher die Ausnahme.

Wann kommt Wechselmodell in Frage?

Ein echtes Wechselmodell liegt nur dann vor, wenn beide Elternteile annähernd gleich viele Betreuungsleistungen erbringen. Die Grenze liegt bei einer Abweichung von 10 Prozent von einer hälftigen Aufteilung. Im echten Wechselmodell sind beide Eltern unterhaltspflichtig.

Wie kann ich das Wechselmodell verhindern?

„Ausweg 1: Räumliche Distanz schaffen. Ein Wechselmodell funktioniert nur, wenn die Eltern nicht zu weit auseinanderwohnen. Beim Wegzug (Fahrzeit mindestens 30 Minuten, noch besser eine Stunde) muss das Gericht sich für einen Elternteil entscheiden.

Können beide Eltern in die Lohnsteuerklasse 2?

Wenn das Kind bei Mutter und Vater mit (Haupt- oder Neben-)Wohnsitz gemeldet ist, erfüllen beide Elternteile die Voraussetzungen für die Steuerklasse II. Der Freibetrag von 4.008 EUR soll aber nur einmal berücksichtigt werden.

Wann ist ein Wechselmodell sinnvoll?

Ein echtes Wechselmodell liegt damit immer dann vor, wenn die Eltern annähernd den gleichen Betreuungsaufwand leisten. Das bedeutet also nicht immer exakt fiftyfifty, sondern kann auch schon mal bei einer rechnerischen Aufteilung von 45 zu 55 Prozent der Fall sein.

Wie berechnet Jobcenter Kindesunterhalt Wechselmodell?

Er beantragt beim Jobcenter den hälftigen Mehrbedarf für Alleinerziehende. Dieser steht dem Elternteil zu, bei welchem das Kind bzw. die Kinder überwiegend leben, wobei sich die Höhe der Leistung nach Anzahl und Alter der betreuenden Kinder richtet. Dieser darf nicht mehr als 60 Prozent des Regelbedarfs betragen.