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Wie läuft eine Zwangsehe ab?

Gefragt von: Annette Heinemann  |  Letzte Aktualisierung: 27. August 2022
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Auch in Deutschland ist Zwangsheirat nach § 237 StGB ein eigener Straftatbestand und wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Gleichermaßen werden Heiratsverschleppungen ins Ausland bestraft, auch wenn es dann nicht zu einer Zwangsheirat kommt. Allein der Versuch ist strafbar.

Wie läuft eine Zwangsheirat ab?

Zwangsheirat oder Zwangsehe bezeichnet eine Eheschließung, die gegen den Willen eines oder beider Heiratenden stattfindet – im Unterschied zur nur arrangierten Heirat, die zwar von Verwandten veranlasst oder von Ehevermittlern arrangiert wird, aber im Einverständnis mit dem Brautpaar stattfindet.

Wann liegt eine Zwangsheirat vor?

Eheschließung wider Willen

Eine Zwangsheirat ist eine Eheschließung, die gegen den Willen mindestens einer der beiden Beteiligten geschieht. Fast immer sind es Frauen und Mädchen unter 18 Jahren, die verheiratet werden.

Wie kommt es zu Zwangsheirat?

Das Vorkommen von Zwangsheiraten steht in einer komplexen Wechselwirkung von starker Orientierung an der Familie (Familialismus), an den herkunftsbezogenen Traditionen (Traditionalismus) und der Männerherrschaft (Patriarchat). Vorauszuschicken ist hier, dass alle Gesellschaften überkommene Traditionen kennen.

Sind Zwangsehen in Deutschland erlaubt?

Eine Zwangsheirat ist in Deutschland nicht erlaubt und steht unter Strafe.

Zwangsheirat im Urlaub: Die Flucht aus der Zwangsheirat! | SAT.1 Frühstücksfernsehen | TV

23 verwandte Fragen gefunden

Wo gibt es noch Zwangsehen?

Albanien, Bangladesch, China, Griechenland, Indien, Italien, Jordanien, die Republik Kongo, der Kosovo, Marokko, Nigeria, Sri Lanka, die Türkei und Vietnam.

Was tun gegen Zwangsehe?

Wo gibt es Hilfe bei drohender Zwangsheirat? Frauen und Mädchen, denen eine Zwangsverheiratung droht, können Schutz in einem Frauenhaus suchen. Eine erste Anlaufstelle ist auch das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, das unter der Rufnummer 08000 11 60 16 erreichbar ist.

Ist Zwangsheirat Gewalt?

Von Zwangsheirat wird gesprochen, wenn einer der Eheleute zur Eheschließung gezwungen wird. Häufig werden die Betroffenen massiv unterdrückt, drangsaliert und von ihrem sozialen Umfeld isoliert. Ihnen droht Gewalt durch die eigenen Familien, insbesondere durch männliche Verwandte, bis hin zum sogenannten Ehrenmord.

Wie viele Zwangsheiraten gibt es?

Die Statistik zeigt die Anzahl der polizeilich erfassten Fälle von Zwangsheirat in Deutschland in den Jahren von 2012 bis 2021. Im Jahr 2021 gab es 73 polizeilich erfasste Fälle von Zwangsheirat in Deutschland.

Wer ist von Zwangsheirat betroffen?

Als Zwangsheiraten gelten jene Ehen, die gegen den Willen von mindestens einem Ehepartner geschlossen werden. Davon ist die arrangierte Ehe abzugrenzen, die zwar von Verwandten initiiert, aber im Einverständnis mit den Ehepartnern geschlossen wird.

In welchem Alter werden Mädchen in Indien verheiratet?

Das gesetzliche Heiratsalter beträgt in Indien 18 Jahre für Mädchen und 21 Jahre für Jungen.

Wann werden Mädchen in Afrika verheiratet?

Eine Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches erhöhte das gesetzliche Heiratsalter für Jungen und Mädchen auf 21 Jahre (Zivilgesetzbuch, Art. 144, 148 und 158), auch wenn Kinder mit Zustimmung ihrer Eltern nach wie vor in jüngerem Alter verheiratet werden können.

Welche Menschenrechte werden bei einer Zwangsheirat verletzt?

Eine erzwungene Eheschließung verletzt das Selbstbestimmungsrecht und beeinträchtigt die menschliche Würde der Betroffenen. Zwangsverheiratungen finden weltweit in allen sozialen Schichten, ethnischen und kulturellen Kontexten statt und begründen sich aus patriarchalischen Familienstrukturen.

Ist Zwangsheirat strafbar?

Strafgesetzbuch (StGB) § 237 Zwangsheirat

(1) Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zur Eingehung der Ehe nötigt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

Wie kann eine arrangierte Ehe funktionieren?

Denn bei arrangierten Ehen muss man den vorgeschlagenen Partner auch nicht heiraten. In den meisten Studien zu dem Thema wird zwischen Zwangsheirat und arrangierter Ehe, in der beide Partner zugestimmt haben, unterschieden. In Indien werden nach wie vor knapp 90 Prozent der Ehen mithilfe der Eltern geschlossen.

Wo gibt es noch arrangierte Ehen?

Und nicht nur dort: 60 Prozent aller Hochzeiten weltweit sind laut "Womankind" arrangiert. Zum Alltag gehören sie vor allem in Südasien, wo die Online-Heiratsvermittlung boomt wie nie zuvor, aber auch im Mittleren Osten sowie in einigen afrikanischen Ländern.

Warum werden Mädchen früh verheiratet?

So sehen sich arme Familien oft gezwungen, ihre Töchter möglichst früh zu verheiraten, damit sie versorgt sind. Die Not in Konflikt- und Krisenregionen und auf der Flucht führt oftmals dazu, dass die Zahl der frühen Verheiratungen von Mädchen stark ansteigt.

Wo kann man mit 14 heiraten?

In Estland ist das Mindestheiratsalter 15 Jahre, in Spanien lag es bis 2015 bei 14 Jahren. Der Anteil der Jungen, die vor Erreichen der Volljährigkeit verheiratet werden liegt mit etwa einem Sechstel weit unter dem der Mädchen.

War es früher normal Kinder zu heiraten?

Europa. Kinderehen waren in Europa lange Zeit üblich, wobei vor allem Mädchen früh verheiratet wurden. Sexualität mit Kindern wurde bis ins Mittelalter von Staat und Kirche weitgehend geduldet. Damit war auch die Kinderheirat durch den sexuellen Vollzug legitimiert.

Kann man mit 13 heiraten?

Gesetz gegen Kinderehe Ehemündig ab 18 Jahren

Die Bundesregierung geht entschieden gegen Kinderehen vor. Künftig ist eine Eheschließung nur noch möglich, wenn beide Heiratswillige volljährig sind. Zudem gibt es klarere Regeln für den Umgang mit Ehen, die von Minderjährigen nach ausländischem Recht geschlossen wurden.

In welchem Land kann man am jüngsten heiraten?

4. Brasilien. Obwohl das Mindestalter für eine Heirat bei 16 Jahren - mit dem Einverständnis der Eltern - liegt, gibt es ein paar Ausnahmefälle, die Minderjährigen unter 16 Jahren die Ehe erlauben.

Warum weinen indische Frauen bei der Hochzeit?

Das ist Teil der Zeremonie. “ Auch die 24-jährige Kashish Gupta gehört zur Familie Anamikas. Sie erklärt, warum viele der Frauen weinen, und warum dieser Tag für die Braut so widersprüchlich ist: „Bei den Frauen handelt es sich um ihre Mutter, ihre Tanten, ihre Verwandten.

Wie viele Frauen darf man in Indien heiraten?

Für die erste Heirat eines „zweimalgeborenen“ Mannes (Brahmane, Kshatriya, Vaishya) wird die Heirat innerhalb der eigenen Kaste empfohlen. Für eine zweite Heirat (Zweitfrau) kommt auch die nächstniedrigere Kaste in Frage. Polygamie war erlaubt.

Wer zahlt die Hochzeit in Indien?

Die Familie der Braut zahlte nun die Mitgift direkt an die Familie des Bräutigams - zunächst, um die Kosten für die Hochzeit zu decken, später entwickelte sich diese Zahlung immer stärker zu einer Einkommensquelle. Die Mitgiftzahlungen sind häufig eine immense Belastung für die Familie der Braut.

Haben Inder mehrere Frauen?

Polygamie ist in Deutschland nach § 1306 BGB und § 172 StGB verboten. Die Doppelehe kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden (§172 StGB). Das Verbot der Mehrfachehe wird jedoch häufig über den Familiennachzug umgangen.