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Wie läuft eine tiefenpsychologische Therapie ab?

Gefragt von: Hellmut Kurz  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Die Dauer einer tiefenpsychologisch fundierten Behandlung liegt zumeist bei 50 - 100 Stunden und findet ein bis zwei mal wöchentlich statt. Hierbei sitzen sich Patient und Therapeut gegenüber, der Patient liegt nicht auf der Couch. Art, Häufigkeit und Dauer der Sitzungen werden dem Einzelfall angepasst.

Was wird bei einer tiefenpsychologischen Therapie gemacht?

In der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie beschäftigt sich der Patient intensiv mit seinen Gefühlen, Gedanken und auch Kindheitserinnerungen. Die Therapiesitzungen sind effektiver, wenn sich der Patient hinterher die Zeit nimmt, das Besprochene zu verarbeiten.

Wann ist eine tiefenpsychologische Therapie sinnvoll?

Geeignet ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie vor allem für Menschen, die aufgrund von aktuellen Konflikten im Privat- oder Berufsleben eine psychische Erkrankung entwickelt haben, sowie für Menschen mit strukturellen Störungen in der Beziehung zu anderen.

Was gehört zur Tiefenpsychologie?

Der Begriff Tiefenpsychologie fasst alle psychologischen und psychotherapeutischen Ansätze zusammen, die den unbewussten seelischen Vorgängen einen hohen Stellenwert für die Erklärung menschlichen Verhaltens und Erlebens beimessen.

Wie wirksam ist Tiefenpsychologie?

Wissenschaftlich abgesichert ist die Wirksamkeit tiefenpsychologisch orientierter Therapien bei akuten Depressionen, bei der Posttraumatischen Belastungsstörung, bei der Panikstörung sowie mit der Übertragungsfokussierten und der Mentalisierungs-basierten Psychotherapie bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

TIEFENPSYCHOLOGISCHE PSYCHOTHERAPIE - Was ist das? I Julia Lebenswelt

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Wie viele Sitzungen Tiefenpsychologie?

Bisher konnten bei einer Verhaltenstherapie und einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie bis zu fünf und bei einer psychoanalytischen Psychotherapie bis zu acht probatorische Sitzungen durchgeführt werden. Seit dem 1. April 2017 sind mindestens zwei und höchstens vier probatorische Sitzungen möglich.

Was ist Tiefenpsychologie einfach erklärt?

Bei der Tiefenpsychologie handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für psychodynamische, also auf der Psychoanalyse beruhende, psychotherapeutische Verfahren. Bei tiefenpsychologischen Verfahren wird besonderes Augenmerk auf unbewusst ablaufende Prozesse gelegt.

Was ist die Grundannahme der Tiefenpsychologie?

Innerhalb der tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gibt es verschiedene Richtungen. Grundannahme aller Richtungen ist, dass sich hinter dem "sichtbaren" psychischen und/oder körperlichem Symptom in der Regel unbewusste Ängste, Motivationen, Einstellungen, Wünsche, Emotionen usw. verbergen.

Welches Menschenbild liegt der Tiefenpsychologie zugrunde?

Das Menschenbild in tiefenpsychologischen Richtungen:

Im verhaltenstherapeutischen Menschenbild (siehe weiter unten) wird davon ausgegangen, dass das menschliche Verhalten weitgehend durch Konditionierungen und Prägungen beeinflusst ist. In der Tiefenpsychologie geht man mehr von der Beeinflussung des Unbewussten aus.

Was soll ich meinem Therapeuten erzählen?

« Der Therapeut wird Sie dann zunächst erzählen lassen, gegebenenfalls nachfragen, wenn er etwas nicht verstanden hat, jedoch nicht ins Detail gehen. Damit er sich allgemein orientieren kann, reichen im Allgemeinen Angaben zu Art, Umfang und bisheriger Dauer Ihrer Schwierigkeiten.

Was ist der Unterschied zwischen analytische und tiefenpsychologische Therapie?

Ganz vereinfacht gesagt, geht es in der analytischen Psychotherapie stärker um die Bearbeitung der inneren, zugrundeliegenden Konflikte. Das tiefenpschologische Verfahren knüpft stärker an aktuelle Verursachungen an, fokussiert stärker einen bestimmten Problembereich.

Was ist der Unterschied zwischen Psychoanalyse und Tiefenpsychologie?

Basierend auf den Lehren Sigmund Freuds beschäftigt sich die traditionelle Psychoanalyse mit der Rekonstruktion lange verdrängter Erinnerungen, wohingegen die Tiefenpsychologie sich auf vorwiegend auf das „Gegenwartsbewusste“ bezieht.

Welche Psychotherapie bei Depression?

Eine Psychotherapie besteht meist aus intensiven Gesprächen und Verhaltensübungen. Das bei Depressionen am häufigsten eingesetzte psychotherapeutische Verfahren ist die kognitive Verhaltenstherapie (oft auch KVT abgekürzt).

Welche Therapie bei Angststörung?

Die am besten wirksame Psychotherapie zur Behandlung von Angsterkrankungen ist die kognitive Verhaltenstherapie. In dieser lernt der Patient zu verstehen, welche Denkabläufe seiner Angst zugrunde liegen oder diese verstärken. Vermeidende Verhaltensweisen können auf dieser Grundlage bewusst korrigiert werden.

Wann sollte man eine Verhaltenstherapie machen?

Eine kognitive Verhaltenstherapie wird unter anderem zur Behandlung von Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen sowie Suchterkrankungen eingesetzt. Sie kommt aber auch bei körperlichen Erkrankungen wie chronischen Schmerzen, Tinnitus und Rheuma infrage: Sie kann helfen, mit den Beschwerden besser zurechtzukommen.

Wann wird eine Therapie bezahlt?

Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die gesamten Kosten einer Psychotherapie, wenn eine seelische Erkrankung bzw. eine Störung „mit Krankheitswert“ vorliegt. Beispiele hierfür sind Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen und Suchterkrankungen.

Wann Besserung nach Psychotherapie?

Doch in der Regel sollte sich spätestens nach fünf bis zwölf Sitzungen eine deutliche Besserung zeigen.

Was für ein Menschenbild habe ich?

Das Menschenbild ist die Gesamtheit der Annahmen und Überzeugungen, was der Mensch von Natur aus ist, wie er in seinem sozialen und materiellen Umfeld lebt und welche Werte und Ziele sein Leben hat oder haben sollte. Es umfasst das Selbstbild und das Bild von anderen Personen oder von den Menschen im Allgemeinen.

Was macht man in der Verhaltenstherapie?

Eine Verhaltenstherapie legt – im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse – weniger den Schwerpunkt auf die lebensgeschichtliche Entwicklung des Patienten. Es geht vielmehr darum, sein derzeitiges Verhalten und seine Einstellungen zu untersuchen und nach Möglichkeit zuverändern.

Was sind unreife Abwehrmechanismen?

Zu den unreifen Abwehrmechanismen gehören unter anderem die Wendung gegen sich Selbst, Idealisierung und Entwertung oder die Spaltung. Die Wendung gegen sich selbst zeigt sich, indem ein Mensch seine Gefühle gegenüber anderen auf sich selbst lenkt und sich ggf. selbst ablehnt oder gar über Handlungen schadet.

Welche Therapie bei kindheitstrauma?

Zur Behandlung des Traumas empfehlen Experten die kognitive Verhaltenstherapie. Um das Trauma zu bewältigen, muss sich der Patient in der kognitiven Verhaltenstherapie aktiv mit dem Erlebnis auseinandersetzen. Dazu konfrontiert der Therapeut den Betroffenen mit seinen Ängsten.

Was macht man in der Traumatherapie?

Die Traumatherapie teilt sich in 3 Phasen:

Sie braucht häufig die längste Zeit der gesamten Traumatherapie. In dieser Phase lernen die betroffenen Menschen mit Hilfe unterschiedlicher Techniken mit überflutenden Traumabildern, mit Ängsten, Alpträumen, Selbstverletzungen und suizidalen Impulsen umzugehen.

Wie funktioniert Aufarbeitung?

Bei Aufarbeitung geht es nicht um Differenzierung, sondern um Anklage, Demaskierung, Entblößung, darum, mit Geschichtsbildern zu bilden, etwas zu legitimieren, Demokratie zu befördern. Deshalb stehen Geschichtsaufarbeitung und Geschichtswissenschaft auch miteinander im Dauerclinch.

Für was ist eine Psychotherapie gut?

Psychotherapien können depressive Symptome lindern und das Risiko für Rückfälle senken. Das können sie erreichen, indem sie beispielsweise helfen, mit negativen Gedanken oder Herausforderungen besser umzugehen. Zudem kann es erleichternd sein, die Ursachen der Beschwerden besser zu verstehen.

Was für Therapieformen gibt es?

In Deutschland gibt es derzeit vier Richtlinienverfahren für Psychotherapie, deren Kosten durch Krankenkassen erstattet werden:
  • (Kognitive) Verhaltenstherapie.
  • Tiefenpsychologisch fundierte Therapie.
  • Psychoanalytische Therapie.
  • Systemische Therapie.