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Wie läuft eine Gentherapie ab?

Gefragt von: Karl Feldmann B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 10. September 2022
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Bei einer Gentherapie werden dem Körper einige Zellen entnommen. Diese Zellen erhalten das neue (therapeutische) Gen und werden danach wieder in den Körper eingebracht. Das Ziel einer Gentherapie besteht darin, in die genetische Information einer Körperzelle Erbsubstanz künstlich einzuschleusen.

Wie funktioniert die Gentherapie?

Um solche Erbkrankheiten oder Gendefekte zu behandeln, werden bei einer Gentherapie Gene oder Genabschnitte mit der korrekten Erbinformation in Körperzellen oder Gewebe der Betroffenen eingefügt. Die Gene wirken dann wie ein Medikament: Die korrekte DNA wird in RNA und schließlich in Proteine umgewandelt.

Wo wird die Gentherapie angewendet?

In welchen Anwendungsgebieten kann eine Gentherapie eingesetzt werden? Die somatische Gentherapie eignet sich nicht nur für die Korrektur monogenetisch verursachter Erbkrankheiten, wie zum Beispiel der Hämophilie und der Mukoviszidose, sondern auch zur Behandlung anderer schwerer Erkrankungen.

Wann ist eine Gentherapie sinnvoll?

Solch eine Therapie wäre sinnvoll, wenn man sie so früh wie möglich anwendet - also in der ersten Zelle, aus der ein Kind entstehen kann: in Ei- oder Spermazelle. Aber auch bei einem Embryo würde es sich anbieten, das gesunde Gen in das Erbmaterial einzubauen.

Warum ist Gentherapie so teuer?

Aufwendige Herstellung und Therapie

Sie werden mit großem Aufwand in spezialisierten Laboren hergestellt, und ständige Qualitätskontrollen müssen sicher stellen, dass sie keine Gefahr für den Patienten darstellen. Zudem sind manche der Gentherapien in einem hohen Maße individualisiert.

Gentherapie / Somatische Gentherapie - Gentherapie bei Krebs & an der Leber einfach erklärt

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Welche Krankheiten können mit Hilfe von Gentherapie behandelt werden?

Für eine Gentherapie geeignete Krankheiten sind z. B. Erbkrankheiten wie Mukoviszidose, Hämophilie, Phenylketonurie und nichterbliche Krankheiten wie Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit, rheumatische Erkrankungen und AIDS. Die Gentherapie bei Mukoviszidose kann direkt in der Lunge durchgeführt werden.

Was ist die teuerste Behandlung der Welt?

Da auch zum Atmen ein komplexes Zusammenspiel der Muskulatur notwendig ist, ersticken sie. Seit 2019 wird manchen der Kinder eine einmalige Spritze gegeben. Sie kostet 2,3 Millionen Euro und ist das teuerste Medikament der Welt. Zolgensma heißt die Arznei des Schweizer Pharmakonzerns Novartis.

Welche Methoden der Gentherapie gibt es?

Ein anderer Ansatz der Gentherapie ist die Korrektur fehlerhafter Gene mithilfe von Nukleasen. Auch als „Genscheren” (siehe Modul Genome Editing) bezeichnet, machen sich Techniken wie CRISPR/Cas9, TALEN und ZFN die Eigenschaften von Nukleasen zunutze, DNA zielgenau und sequenzspezifisch zu zerschneiden.

Welche Arten von Gentherapien gibt es?

Derzeit beschränken sich gentherapeutische Ansätze in der Praxis auf zwei verschiedene Zelltypen: zugängliche Stammzellen und langlebige, ausdifferenzierte, postmitotische Zellen. Je nach Zelltyp kommen verschiedene Methoden der Gentherapie zum Einsatz.

Ist Gentherapie in Deutschland erlaubt?

Die Gentherapie von Keimbahnzellen ist nach § 5 ESchG als „künstliche Veränderung der Erbinformation menschlicher Keimbahnzellen“ verboten. Zur Be- gründung wurde im Gesetzentwurf zum ESchG ausgeführt, dass Methoden zur Keimbahntherapie nur durch vorherige Versuche am Menschen entwickelt werden könnten.

Wie werden Gene entnommen?

Gene editing / Genome editing

Bei diesem Ansatz können Gene mithilfe einer “Genschere”, sog. Endonukleasen, wie z.B. CRISPR/Cas9 oder Zinkfingernukleasen, in das menschliche Genom eingefügt, daraus entfernt oder z.B. defekte Gene im Genom gezielt repariert werden. Der Defekt wird dadurch dauerhaft repariert.

Warum ist die Gentherapie in Deutschland verboten?

Die Keimbahntherapie ist nach § 5 des Embryonenschutzgesetzes von 1990 in Deutschland verboten, da es sich um eine künstliche Veränderung der Erbinformation menschlicher Keimbahnzellen handelt.

Können Gendefekte geheilt werden?

Genetische Erkrankungen sind meist nicht heilbar. Jedoch lässt sich oft die Entwicklung der Kinder begünstigen durch Therapien wie Physiotherapie oder Logopädie. Wir können - auch bei seltenen Erkrankungen - häufig Kontakte zu anderen Betroffenen und Selbsthilfegruppen herstellen.

Warum werden in der Gentherapie Viren genutzt?

Bei einer Gentherapie ist es entscheidend, dass der Vektor die erkrankten Zellen erkennt, sich daran bindet und das Therapie-Gen darin einschleust. Viren enthalten eine innere Hülle – das Kapsid – welches bestimmte Zelltypen anhand ihrer Membranstruktur erkennt und dem Virus ermöglicht, sich daran zu binden.

Warum ist die somatische Gentherapie in Deutschland nicht verboten?

Nicht zuletzt wegen einer bisher fehlenden nennenswerten klinischen Relevanz wird die Gentherapie in Deutschland, anders als beispielsweise die Gendiagnostik, von keinem Spezialgesetz reguliert (vgl. dazu den Blickpunkt „Prädiktive genetische Testverfahren”, Rechtliche Aspekte).

Kann man Erbkrankheiten verhindern?

In Großbritannien sind Mediziner da schon ein Stückchen weiter, als anderswo auf der Welt: Dort ist nun erlaubt worden, bei einer künstlichen Befruchtung das Erbgut von drei Menschen zu verwenden – wenn dadurch die Übertragung einer schweren Erbkrankheit verhindert werden kann.

Was ist ein Gentherapeutikum?

Ein Gentherapeutikum ist ein biologisches Arzneimittel, dessen Wirkstoff eine Nukleinsäure (Träger der Erbinformationen) enthält oder daraus besteht. Es wird eingesetzt, um eine Nukleinsäuresequenz zu regulieren, zu reparieren, zu ersetzen, hinzuzufügen oder zu entfernen.

Was versteht man unter somatischer Gentherapie?

Somatische Gentherapie: Einschleusen von Genen in differenzierte Körperzellen (Somazellen) oder deren Vorläuferzellen; die Therapie bleibt auf den Empfänger beschränkt, und die übertragenen Gene können nicht weitervererbt werden; der Vorgang entspricht einer Gentransplantation.

Welche ist die teuerste Impfung?

Das Medikament Zolgensma ist seit Mitte Mai 2020 als erstes Gentherapeutikum zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA) europaweit zugelassen.

Wird in Deutschland Zolgensma bezahlt?

Das Landesamt für die Kranken- und Invalidenversicherung erstattet künftig die Kosten für Zolgensma, einem Medikament zur Behandlung der neuromuskulären Erkrankung Spinale Muskelatrophie (SMA).

Was ist die 2 Millionen Spritze?

Dabei handelt es sich um eine angeborene neurologische Erkrankung mit schwerer Muskelschwäche und Muskelschwund (Muskelatrophie). Ohne eine Behandlung erreichen Betroffene nur selten das dritte Lebensjahr. Die Therapie ist jedoch sehr teuer: Die einzelne Dosis des Medikaments Zolgensma kostet rund zwei Millionen Euro.

Was ist Gentechnik beim Menschen?

Mit dem Begriff "Gentechnik" werden Verfahren bezeichnet, mit denen das Erbgut von Organismen künstlich verändert werden kann. Dabei kann zum Beispiel das Erbgut des Organismus neu kombiniert oder Teile des Erbguts eines anderen Organismus übertragen werden.

Welche Krankheiten sind genetisch bedingt?

Erkrankungen bedingt durch Genmutationen (monogenetische od. polygenetische Erkrankung)
  • Zystische Fibrose (Mukoviszidose)
  • Phenylketonurie.
  • Neurofibromatose.
  • Chorea Huntington.
  • Muskeldystrophie Duchenne.
  • Hämophilie A.
  • Polyzystische Nierenerkrankung.
  • Spinale Muskelatrophie.

Ist ein Gendefekt vererbbar?

Der Gendefekt wird deshalb autosomal-rezessiv vererbt. Wer also nur auf einem der Chromosomen den Gendefekt trägt, ist gesund, da das zweite gesunde Gen den Defekt ausgleichen kann. Diese Menschen sind aber Träger des Gendefektes und können ihn an ihre Nachkommen weitergeben.

Wird ein Gentest von der Krankenkasse bezahlt?

Die Kosten für humangenetische Beratungen und genetische Laboruntersuchungen werden in vollem Umfang von den Gesetzlichen Krankenkassen getragen.