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Wie die Sprache das Denken formt Lera Boroditsky?

Gefragt von: Patrick Hoffmann B.Eng.  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Sprache, sagt Lera Boroditsky, ist Teil unserer universellen menschlichen Erfahrung. Es gibt nichts, worüber wir Menschen nicht sprechen können – und so formt Sprache auch die Art, wie wir über Dinge, Beobachtungen oder Erfahrungen denken.

Wie Sprache Denken formt?

Die Muttersprache prägt die Wahrnehmung und die Denkstruktur eines Menschen viel stärker als bislang angenommen. So können Menschen, die mit einer Sprache ohne Zahlen aufwachsen, auch gedanklich eine unterschiedliche Anzahl von Gegenständen nicht unterscheiden.

Wie hängt Sprache und Denken miteinander zusammen?

Sprache und Denken sind also nicht vollkommen identisch. Viele Forscher sprechen aber von einer Funktionssymbiose. Das bedeutet, dass beide sich ständig aufeinander beziehen und abhängig voneinander sind. Je komplexer das Sprachvermögen eines Menschen, desto abstrakter wird generell auch sein Denken sein.

Kann Sprache unser Denken formen?

Ob unterschiedliche Idiome unterschiedliche Gedanken erlauben, bleibt umstritten. Es gibt allerdings etliche Hinweise darauf, dass sprachliche Unterschiede zumindest einen kleinen Einfluss auf unseren Geist haben können.

Was spricht für die Sapir Whorf Hypothese?

Die Sapir-Whorf-Hypothese geht davon aus, dass Sprache unser Denken beeinflusst. Menschen würden ihre Umwelt unterschiedlich wahrnehmen, je nachdem, welche Sprache sie sprechen. Laut der Sapir-Whorf-Hypothese kann jemand die Gedanken einer Person, die eine andere Sprache spricht, nicht immer nachvollziehen.

How language shapes the way we think | Lera Boroditsky

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Kann man ohne Sprache Denken Whorf?

Nach Whorf ist ein Denken ohne Sprache gar nicht vorstellbar. Es gibt kein Denken, das sich nicht in den syntaktischen Strukturen unserer Sprache vollzieht.

Kann man sprechen ohne zu Denken?

Eine genaue Analyse sowohl des Denk- als auch des Sprechvorganges löst die Widersprüche auf. Denken ist sprachlich und ohne Sprache kaum möglich.

Welchen Einfluss hat die Sprache auf das Denken?

Im 19. Jahrhundert stellte der Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt die Theorie auf, dass die Sprache die Grundlage aller Gedanken sei. Mit anderen Worten: Wir können nur denken, wofür wir auch Worte haben. Jedoch gibt es durchaus Emotionen oder Gefühle, die unabhängig von Worten zu sein scheinen.

Welchen Einfluss hat Sprache auf das Denken?

Sprache und Kognition hängen enger zusammen als bisher erforscht. Das hat ein interdisziplinäres Team eines Max-Planck-Instituts herausgefunden. Die eigene Muttersprache hat einen starken Einfluss auf das Denken. Sie beeinflusst die Art, wie wir Informationen verarbeiten, speichern und abrufen.

Was kommt zuerst Denken oder Sprechen?

Während seit gut 100 Jahren die Annahme gilt, dass es die Sprache sei, die das Denken formt, kehren drei Forscher nun zu einer alten Idee zurück, die besagt: Erst kommt der Gedanke, dann seine sprachliche Realisierung.

Wie denkt jemand ohne Sprache?

Wir denken viel in Bildern und Vorstellungen, die eigentlich keine Sprache benötigen. Wenn Sie an Ihren Urlaub zurückdenken, werden Sie das nicht in Worten tun, sondern in Bildern. Es gibt auch komplizierte Gedanken, bei denen die Sprache herzlich wenig taugt.

Was ist sprachliches Denken?

Mit Blick auf Arnold Gehlens Formulierung lässt sich das Verhältnis von Gedan- ke und Wort bzw., prozessual ausgedrückt, von Denken und Sprechen, darstellen als Verhältnis zwischen den Richtungsimpulsen des dabei autonomen Denkens und den dynamischen Anreizen der idiomati- schen Sprache.

Wie ist die Sprache strukturiert?

Ein zentrales linguistisches Konzept ist die Phrasenstruktur - die hierarchische Zergliederung des Satzes in Einheiten, die Phrasen (Konstituenten) genannt werden. Ein Satz wird also auf natürliche Weise in zwei größere Teile gespalten. Diese beiden Satzteile werden als Nominalphrase und Verbalphrase bezeichnet.

Kann Sprache die Welt verändern?

Auch innerhalb der eigenen Sprache ist nichts neutral

Doch nicht nur verschiedene Sprachen ändern die Sichtweise auf die Welt – auch die eigene Sprache kann denselben Sachverhalt komplett unterschiedlich darstellen. Wie wir von einer Sache sprechen, trägt wesentlich dazu bei, wie wir diese Sache betrachten.

In welcher Sprache denkt man wenn man taub geboren wurde?

Wenn Gehörlose sich unterhalten, verstehen Hörende kaum ein Wort. Erst seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache, kurz DGS, offiziell als eigene Sprache anerkannt.

Was sagt die Sprache über uns aus?

„Sprache ist Ausgangspunkt und Fluchtpunkt all dessen, was wir sind“, sagt der Psychologe Philipp Grochowski. „Das heißt, es drückt aus, wer wir sind, aber es beeinflusst natürlich auch die eigene Empfindung. Sprache ist nichts anderes als die Manifestation der Gedanken. Das ist unsere Persönlichkeit.

Wer die Sprache beherrscht beherrscht das Denken?

„Wer die Sprache beherrscht, beherrscht seine Mitmenschen. “ teilweise stimmt: Im negativen Sinne stimme ich dieser zu, da Worte so geschickt einsetzbar sind, dass man Menschen lähmen und sie nach eigenem Willen lenken kann.

Wie funktioniert Manipulation durch Sprache?

Eine wichtige Form der Manipulation ist die Manipulation durch Rede, also dadurch, daß man zu den anderen spricht. Ein relativ triviales Beispiel dafür ist die Lüge oder ein Versprechen, dessen Zweck es ist, den anderen zu einer Leistung zu bewegen. In solchen Fällen kann die Sprache selbst unverändert gelassen werden.

Wie kann eine Sprache wirken?

Die Wirkung von Sprache setzt im Gehirn an, der Steuerzentrale unseres Denkens, Erlebens und Verhaltens. Unser Gehirn ist voll von Nervenzellen, Forscher sprechen von Neuronen, die wie die Stromleitung unseres Körpers funktionieren. Alles, was unsere Sinne wahrnehmen, wird hier verarbeitet.

Woher kommen die Gedanken?

Gedanken kommen niemals aus dem Nichts, sondern entstehen immer aus dem vorher Gedachten. Unser Gehirn ist also permanent am Denken, erklärt Henning Beck. Auch beim Meditieren ist das Gehirn sehr aktiv. "Das Gehirn denkt permanent.

Wie kann ein Mensch Denken?

Wenn wir uns in unserer Umgebung orientieren, geschieht das vor allem durch die Arbeit zweier Zelltypen in unserem Gehirn. Die Ortszellen im Hippocampus und die Rasterzellen in einem benachbarten Hirnareal, dem entorhinalen Kortex. Gemeinsam bilden sie einen Schaltkreis im Gehirn zur räumlichen Orientierung.

Wie Denken Menschen die von Geburt an taub sind?

Hauptsächlich denke sie dabei in Bildern und Gesten wie in der Gebärdensprache. Wenn sie etwa an ein Auto denke, sehe sie innerlich gleichzeitig das Bild von einem Auto vor sich und auch die dazugehörige Gebärde, nicht aber das deutsche Wort, berichtete Monika Mück-Egg von ihrer Denkweise.

Wer denkt in Bildern?

Die Menschen, deren rechte Gehirnhälfte dominiert, sind sehr emphatisch und kreativ. Sie haben ausgeprägte Gefühle und Intuitionen, denken in Bildern, Symbolen, Melodien, Gerüchen und/oder Farbe. Somit benutzen Bilderdenker bevorzugt die rechte Gehirnhälfte.

Wie schnell kann man Denken?

Menschen können nicht unbeschränkt schnell denken, glauben Göttinger Neurophysiker. Bei Simulationen an einem Synapsen-Modell stießen sie auf ein Geschwindigkeitslimit, das von der Dichte der Verschaltungen im Gehirn abhängt. Schnelldenker haben es nicht leicht.

Wie die Sprache den Sinn für Farben schärft?

(5BE) N Rolf Degen: Wie die Sprache den Sinn für Farben schärft Bestätigung für die berühmte, aber umstrittene Sapir-Whorf-These, nach der die Mutter- sprache vorgibt, was wir von der Welt erkennen.