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Wer hat mich beim Finanzamt angezeigt?

Gefragt von: Thilo Wittmann  |  Letzte Aktualisierung: 3. September 2022
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Daten zur Person des vermeintlichen Steuersünders (Frage nach dem Wer?): Für die Finanzverwaltung muss erkennbar sein, wem die Steuerhinterziehung angelastet wird. Der Anzeigeerstatter gibt den Namen des Unternehmens oder der Privatperson, die vermeintlich Steuern hinterzogen hat, mit der Anschrift bekannt.

Werden anonyme Anzeigen beim Finanzamt verfolgt?

Denn das Steuergeheimnis gilt auch für den Anzeigeerstatter, wenn er nicht sowieso anonym ist. Betroffene haben nur eine Chance, an den Namen des Informanten zu kommen, wenn dieser vorsätzlich falsche Angaben gemacht hat. Und das muss man erstmal beweisen können, daran scheitern Klagen wegen übler Nachrede oft.

Wer muss Steuerhinterziehung beweisen?

Der BFH hat erneut betont, dass das Finanzamt den Tatbestand der Steuerhinterziehung nach den Verfahrensvorschriften der AO und FGO prüfen und feststellen muss (BFH v. 15.11.2017 - I B 27/17, BFH/NV 2018, 542).

Wie kann ich jemand anonym beim Finanzamt anzeigen?

Das Formular kann online ausgefüllt werden. Sofern der vorgesehene Platz nicht ausreicht, sollten weitere Angaben auf einem Beiblatt erfolgen. Das ausgedruckte Formular wird als Brief an das zuständige Finanzamt (Finanzamtsuche) geschickt. Auch anonyme Anzeigen sind möglich.

Was macht Finanzamt bei Verdacht auf Steuerhinterziehung?

Das passiert bei Steuerhinterziehung. Hat ein Finanzamt den Verdacht, dass eine steuerpflichtige Person Steuern hinterzieht, leitet es ein Ermittlungsverfahren ein. Am Anfang steht dabei häufig die Durchsuchung von Privat- und Geschäftsräumen. Diese erfolgt unangemeldet.

Steuerstrafverfahren: Was tun, wenn das Finanzamt gegen mich ermittelt? Wann Selbstanzeige?

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Wie wird das Finanzamt auf mich aufmerksam?

Ihr Finanzamt kann nicht nur durch eigene Auskunftsersuchen oder Kontenabrufe, sondern auch durch Kontrollmitteilungen anlässlich einer Bankenprüfung durch andere Finanzämter oder der Steuerfahndung auf ihm bisher unbekannte Konten stoßen (§ 194 Abs. 3 AO).

Wo fängt Steuerhinterziehung an?

Als schwere Fälle gelten Steuerhinterziehungen ab einer Höhe von 100.000 Euro. Liegt der Steuerschaden bei einer Million oder mehr ist eine Bewährung aber nicht mehr möglich, sodass unweigerlich Haftstrafen folgen, die bis zu 10 Jahren dauern können.

Kann man jemanden beim Finanzamt anschwärzen?

Sie können eine Steuerhinterziehung auch anonym melden. Namentlichen Meldungen messen die Finanzbehörden allerdings mehr Bedeutung zu, da sie Rückfragen ermöglichen. Ihr Name wird jedoch der angezeigten Person nicht mitgeteilt. Einzige Ausnahme: Es stellt sich heraus, dass Ihre Angaben aus der Luft gegriffen waren.

Was zählt als Steuerhinterziehung?

Steuerhinterziehung ist per Definition ein Delikt, das mit Vorsatz begangen wird.
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Beispiele für Steuerhinterziehung
  • Falsche Gewinnermittlung, z.B. Abrechnung privater Taxifahrten und Hotelübernachtungen als Geschäftsreise.
  • Scheingeschäfte, z.B. Ehemann zahlt seiner Frau das Haushaltsgeld als Lohn aus.

Was passiert nach Anzeige beim Finanzamt?

Liegt eine Anzeige vor, die genügend Anhaltspunkte für eine Steuerstraftat benennt, muss die Finanzverwaltung dieser Meldung nachgehen. Das bedeutet, dass die Steuerbehörde die Ermittlungen aufnimmt, ohne die Öffentlichkeit davon zu unterrichten. Die Ermittlungsergebnisse unterliegen dem Steuergeheimnis.

Was passiert wenn man wegen Steuerhinterziehung angezeigt wird?

Als Steuersünder müssen Sie mit Freiheitsstrafen von bis zu 5 Jahren rechnen. In besonders schweren Fällen drohen sogar maximal 10 Jahre Gefängnis.

Kann das Finanzamt auf mein Konto schauen?

Damit an sich könnten die Beamten noch nicht viel anfangen. Bei Verdacht auf Steuerhinterziehung geht aber mehr: Dann können sie auch Kontostände und Kontobewegungen einsehen. Und so ein Verdacht ist leicht konstruiert – zum Beispiel wenn jemand viele verschiedene Bankkonten hat oder seine Steuerschulden stunden lässt.

Wann kommt die Steuerfahndung Privatperson?

Die Durchsuchung ist regelmäßig das Erste, was der Betroffene vom eingeleiteten Ermittlungsverfahren erfährt. Sie kommt daher in den allermeisten Fällen unverhofft (idR ab 7:00 Uhr morgens).

Wann ermittelt das Finanzamt?

Steuern allgemein

Die Finanzbehörden leiteten ein Ermittlungsverfahren ein, wenn Sie den Verdacht haben, dass eine Steuerstraftat vorliegt. Eine Steuerstraftat ist zum Beispiel, wenn für erbrachte Leistungen keine Rechnungen geschrieben werden (Schwarzarbeit) oder wenn bewusst falsche Umsätze gemeldet werden.

Wann ist Steuerhinterziehung verjährt?

Steuerhinterziehung: Verlängerung der Verfolgungsverjährung auf 15 Jahre. Mit dem gestern vom Bundestag beschlossenen JStG 2020 wird die strafrechtliche Verjährungsfrist bei der besonders schweren Steuerhinterziehung von 10 Jahren auf 15 Jahre erhöht.

Bin ich verpflichtet Steuerhinterziehung zu melden?

In Deutschland besteht für Privatpersonen keine gesetzliche Verpflichtung, Straftaten anzuzeigen. Dies betrifft auch die Steuerhinterziehung. Demnach muss eine Person, die eine Steuerhinterziehung entdeckt hat, wegen dieser Straftat keine Anzeige erstatten.

Kann man aus Versehen Steuerhinterziehung?

Sollte man versehentliche Steuerhinterziehung melden? Ja, denn ansonsten drohen ein Steuerstrafverfahren und eine Strafzahlung. Eine Selbstanzeige kann strafbefreiend wirken. Ziehen Sie am besten einen Steuerberater hinzu.

Was passiert bei 1000 € Steuerhinterziehung?

Geldstrafen bei Steuerhinterziehung in Tagessätzen:

1.000 Euro unterschlagene Steuer wird mit etwa 10 Tagessätzen bestraft. 5.000 Euro Steuerverkürzung werden mit 20-60 Tagessätzen geahndet. 10.000 Euro schlagen mit 50 – 80 Tagessätzen zu Buche.

Wann bekommt man eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung?

hinterzogene Steuer von mehr als 50.000 Euro -> Haftstrafe bei besonders schwerer Steuerhinterziehung, ggf. Aussetzung zur Bewährung. hinterzogene Steuer von mehr als 1 Mio. Euro -> Freiheitsstrafe und öffentliche Hauptverhandlung zwingend (kein Strafbefehl möglich)

Wann kommt die Finanzpolizei?

Die Organe der Finanzpolizei sind berechtigt, bei Gefahr im Verzug Maßnahmensetzungen nach dem FinStrG , insbesondere § 89 Abs. 2 FinStrG (Beschlagnahme bei Gefahr im Verzug) und § 93 Abs. 4 FinStrG (Hausdurchsuchung bei Gefahr im Verzug), vorzunehmen.

Wie geht die Steuerfahndung vor?

Wie geht die Steuerfahndung vor, was darf sie? Die Steuerfahndung darf sowohl Geschäftsräume als auch Wohnräume durchsuchen. Allerdings nur, wenn ein berechtigter Verdacht besteht. Und auch nur, wenn zu erwarten ist, dass bei der Durchsuchung belastendes Material zu finden ist, sprich: Beweismittel.

Wann ist eine Selbstanzeige noch möglich?

Eine Selbstanzeige sollte sich an der strafrechtlichen Verjährung orientieren, also (bei einfachen Steuerstraftaten) die letzten zehn Jahre umfassen.

Wie lange darf das Finanzamt rückwirkend prüfen?

Steuererklärung rückwirkend abgeben: Wie lange ist das möglich? Die Abgabe einer freiwilligen Steuererklärung ist bis zu 4 Jahre nach dem betreffenden Steuerjahr möglich, für das Jahr 2018 also beispielsweise bis Ende 2022.

Wann wird Finanzamt misstrauisch?

Besonders misstrauisch wird das Finanzamt, wenn Ihre Steuererklärung und besonders die Angaben in Ihrem EÜR-Formular offensichtliche Ungereimtheiten enthalten, z.B. wenn Sie andauernde Verluste ausweisen oder einen deutlich niedrigeren Gewinn als vergleichbare Unternehmen erwirtschaftet haben.

Was das Finanzamt alles über Sie weiß?

Beispielsweise erfährt das Finanzamt von deinem Arbeitgeber, welches Gehalt du beziehst oder von deiner Bank, in welcher Höhe deine Kapitalerträge lagen und über wie viele Konten du verfügst. Das Finanzamt will dadurch die Möglichkeiten zur Steuerhinterziehung weitestgehend einschränken.