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Wer entscheidet ob das Kindeswohl gefährdet ist?

Gefragt von: Frau Jennifer Walter B.Sc.  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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‌„Kindeswohlgefährdung“ ist ein undefinierter Rechtsbegriff. Das heißt: Es gibt keine eindeutige rechtliche Definition, was damit tatsächlich gemeint ist. Ob eine Gefährdung besteht und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, entscheiden letztlich Fachkräfte des Jugendamts und das Familiengericht.

Was sieht das Jugendamt als Kindeswohlgefährdung an?

Was sieht das Jugendamt als Kindeswohlgefährdung an? Gemäß § 1631 Abs. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) haben Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Demnach sind sowohl körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen als auch andere entwürdigende Maßnahmen unzulässig.

Wann ist das Wohl des Kindes gefährdet?

Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn eine gegenwärtige oder zumindest unmittelbar bevorstehende Gefahr für die Kindesentwicklung abzusehen ist, die bei ihrer Fortdauer eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls des Kindes mit ziemlicher Sicherheit voraussehen lässt.

Wie wird das Kindeswohl bestimmt?

Bedeutung von Kindeswohl

Um das Wohlergehen eines Kindes bestimmen zu können, wird das Kindeswohl anhand folgender Kriterien beurteilt: Haltung des Kindes sowie dessen Eltern zur Gestaltung ihrer Beziehungen im Falle einer Trennung/Scheidung. Innere Bindungen des Kindes. Kindeswille.

Was kann das Jugendamt bestimmen?

Das Jugendamt ist eine Organisationseinheit der Kommunalverwaltung und für Leistungen der Jugendhilfe zuständig. Leistungen der Jugendhilfe sind beispielsweise Hilfen zur Erziehung, Angebote der Jugendsozialarbeit, Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen und Familienhilfe, beispielsweise durch Beratung von Eltern.

Formen von Kindeswohlgefährdung

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Wie prüft das Jugendamt kindeswohlgefährdung?

Das Jugendamt unterstützt das Familiengericht und ist an den Gesprächen und am Verfahren beteiligt. Es bringt sein Wissen über die Situation in der Familie und die Entwicklung des Kindes ein und schlägt geeignete Hilfen vor. Das Familiengericht prüft regelmäßig, ob die Maßnahmen wirksam und weiterhin notwendig sind.

Was passiert wenn das Kindeswohl gefährdet ist?

Bestätigt sich der Verdacht, muss ein Familiengericht geeignete Maßnahmen beschließen. Diese sind in § 1666 Absatz 3 BGB aufgelistet. Zum Beispiel kann eine Auflage an die Eltern ergehen, Hilfsangebote wahrzunehmen. In besonders schweren Fällen ist auch die Entziehung der elterlichen Sorge möglich.

Wie entscheiden Familienrichter?

Die Familienrichterin oder der Familienrichter hört das Kind an, um sich ein Bild von der Sicht des Kindes zu machen. Diese Anhörung findet in der Regel ohne die Eltern statt, damit das Kind nicht zwischen den unterschiedlichen Meinungen der Eltern hin- und hergerissen ist und möglichst offen sprechen kann.

Was zählt zum Kindeswohl?

Mit Kindeswohl wird ein Rechtsgut aus dem deutschen Familienrecht und aus der EU-Grundrechtscharta bezeichnet, welches das gesamte Wohlergehen eines Kindes oder Jugendlichen sowie seine gesunde Entwicklung umfasst.

Kann das Jugendamt entscheiden wo das Kind lebt?

Können sich die Eltern im Rahmen einer Trennung oder Scheidung nicht über den Aufenthaltsort des Kindes einigen, kann jeder Elternteil beim Gericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht beantragen. Dabei steht immer das Kindeswohl im Mittelpunkt und nicht etwa die finanziellen Mittel der Mutter oder des Vaters.

Wann kann mir mein Kind weggenommen werden?

Ein Kind kann nur dann gegen den Willen der Eltern von diesen getrennt werden, wenn eine Kindeswohlgefährdung droht. Eine Kindeswohlgefährdung wiederum kann vorliegen, wenn die Eltern versagen oder das Kind aus anderen Gründen zu verwahrlosen droht.

Wann muss das Jugendamt informiert werden?

Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn Erziehungspersonen, wie Eltern oder Dritte, dem Kind körperlichen, geistigen oder seelischen Schaden zufügen bzw. zulassen. Dabei muss die Gefährdung gegenwärtig und erheblich sein. Es kommt im Einzelfall immer auf die Schwere der Schädigung beim Kind an.

Was ist kindeswohlgefährdung Beispiel?

Kindeswohlgefährdung durch Gewalt

Auch psychische Gewalt, z. B. in Form von Herabsetzen, Ablehnen oder Terrorisieren, oder aber die reine Wahrnehmung von Gewalt innerhalb der Familie (etwa bei Gewalt in der Ehe zwischen den Eltern), kann das Kindeswohl in erheblichem Maße gefährden.

Wann kommt das Jugendamt unangekündigt?

Vorliegen von gewichtigen Anhaltspunkten für Kindeswohlgefährdung ist Voraussetzung. Das Jugendamt darf unter der Voraussetzung, dass gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen, unangemeldet Hausbesuche durchführen. Dies geht aus einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Freiburg hervor.

Was passiert nach einer Meldung beim Jugendamt?

Bei jeder Meldung wird ein Formular ausgefüllt, auf dem die Situation des Kindes festgehalten wird. Informationen bekommt das Jugendamt von aufmerksamen Nachbarn und Familienangehörigen, aber auch aus Schulen und Kindertagesstätten.

Wie Verhalten sich manipulierte Kinder?

Sie sind verschlossen, zappelig oder leiden an unbeherrschten Wutausbrüchen. Betroffene Kinder treffen widersprüchliche Aussagen und verhalten sich anders, je nachdem, welches Elternteil dabei ist. Die Kinder werden zudem genötigt manipulierte Aussagen zu verbreiten, um das Umfeld (Nachbarn, Schule, Kindergarten, …)

Wie arbeitet das Jugendamt wenn es um Kindeswohl geht?

Wir unterstützen dabei das Familiengericht und sind an den Gesprächen und am Verfahren beteiligt. Wir bringen unser Wissen über die Situation in der Familie und die Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen ein und schlagen geeignete Hilfen vor, um die bestmöglichste Lösung zu erreichen.

Was tun wenn Mutter Kind manipuliert?

Hilfe bei Manipulation von Kindern. ‌Ist der manipulierende andere Elternteil nicht durch gutes Zureden von der Kindesmanipulation abzubringen, sollte man sich aktiv dagegen einsetzen. Dabei sollte man am besten eine „Eskalationsleiter“ im Auge behalten. Die Reihenfolge kann dabei leicht variieren.

Was fragt ein verfahrensbeistand die Eltern?

4 S. 6 FamFG. Der Verfahrensbeistand hat das Interesse des Kindes festzustellen und im gerichtlichen Verfahren zur Geltung zu bringen. Er hat das Kind über Gegenstand, Ablauf und möglichen Ausgang des Verfahrens in geeigneter Weise zu informieren.

Was darf der Vater entscheiden?

Das geteilte Sorgerecht der Eltern umfasst folgende Bereiche: Personensorge: u. a. Pflege, Erziehung, Beaufsichtigung, Aufenthalt, Ausbildung, Umgang mit anderen Personen, medizinische Versorgung, Freizeitgestaltung, Religionswahl. Vermögenssorge: u. a. Eröffnung von Bankkonten oder Sparbüchern, Vermögensverwaltung (z.

Wie lange dauert eine Entscheidung beim Familiengericht?

Das geschieht grundsätzlich ganz kindgerecht. Eine Entscheidung trifft das Familiengericht in aller Regel in diesem Termin nicht. Die Entscheidung wird anschließend nach ungefähr zwei Wochen per Post zugeschickt.

Wann müssen beide Eltern zustimmen?

Ohne Zustimmung des Vaters kann sich das Kind beispielsweise nicht eigenständig entscheiden, dauerhaft zur Mutter zu ziehen. Hierbei müssen sich beide Sorgeberechtigten abstimmen und dabei nach dem Kindeswohl entscheiden. Im Zweifelsfalle ist über diese Frage eine gerichtliche Entscheidung notwendig.

Was passiert wenn man beim Jugendamt sagt dass Kinder geschlagen werden?

Ist Gefahr im Verzug oder durch die Beteiligung der Eltern der wirksame Schutz des Kindes gefährdet, muss das Jugendamt unmittelbar benachrichtigt werden. Eine Strafanzeige bei der Polizei kann, muss aber nicht erstattet werden.

Was kontrolliert das Jugendamt beim Hausbesuch?

Grundsätzlich achtet das Jugendamt bei Hausbesuchen nicht auf jedes kleine Staubkorn, was herumliegt oder Unordnung im normalen Rahmen. Es geht vielmehr darum, festzustellen, ob das häusliche Umfeld in irgendeiner Form eine Gefährdung für im Haushalt lebende Minderjährige darstellt.

Wie wird kindeswohlgefährdung bestraft?

Kindesmisshandlung ist strafbar

Die Misshandlung von Schutzbefohlenen, Kindesmisshandlung oder Vernachlässigung, wird nach § 225 Strafgesetzbuch (StGB) mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft.

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