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Welche Strafbarkeit prüft man zuerst?

Gefragt von: Frau Dr. Denise Hauser  |  Letzte Aktualisierung: 10. Mai 2023
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Innerhalb eines Tatkomplexes wird das schwerste Delikt zuerst geprüft, dann erst die anderen („Dickschiffe vorn! “)

Wie prüft man die Strafbarkeit?

Die Frage, ob sich jemand strafbar gemacht hat, wird nach strenger Prüfung in drei Schritten beantwortet: a) Liegen die objektiven und subjektiven Tatbestandsmerkmale vor, d.h. wurden überhaupt strafbewehrte Handlungen vorgenommen mit der erforderlichen inneren Einstellung des Täters/der Täterin zur Tat?

Was prüft man zuerst Raub oder Diebstahl?

Da der BGH den Raub als lex specialis zur Erpressung sieht, fängt er immer mit der Prüfung dieses Tatbestandes an. Wenn der Raub nicht offenkundig ausscheidet, sollte der Student daher auch mit dem Raub beginnen.

Wann prüft man Versuch Strafrecht?

Versuch beim erfolgsqualifizierten Delikt

Der Versuch der Erfolgsqualifikation liegt vor, wenn der Täter auch hinsichtlich der schweren Folge vorsätzlich handelt (vgl. § 11 Abs. 2 StGB), die schwere Folge allerdings nicht eintritt.

Was prüft man in der Schuld?

Während es beim Tatbestand und der Rechtwidrigkeit um die Beantwortung der Frage geht, ob die Tat im Widerspruch zur Rechtsordnung steht, wird bei der Schuld die Frage beantwortet, ob dem Täter diese rechtwidrige Tat auch persönlich vorzuwerfen ist. Das Strafrecht geht damit vom Schuld- und Verantwortungsprinzip aus.

Voraussetzungen der Strafbarkeit

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Wie ist der Aufbau einer Straftat?

Der Aufbau einer Straftat im Falle des vorsätzlichen Begehungsdelikts gliedert sich in 4 Stufen: Tatbestand, Rechtswidrigkeit, Schuld und Strafe.

Wo beginnt Schuld?

Schuld als Verpflichtung

So beginnt die Schuld im ersten Sinne der Verpflichtung, eine empfangene Gabe zurückzuzahlen, nach dem Verständnis vieler Religionen nicht erst mit dem Verstoß gegen eine Regel, sondern mit einer vorgängigen Verschuldung.

Welche Versuche sind nicht strafbar?

Die Strafbarkeit des Versuchs entfällt laut § 24 Abs. 1 StGB, wenn der Täter von seinem „freiwillig die weitere Ausführung der Tat aufgibt oder deren Vollendung verhindert“.

Ist es strafbar eine Straftat zu planen?

Die Entschlussfassung (gedankliche Planung) einer Straftat ist nicht strafbar, auch wenn sie noch so verwerflich ist, wie beispielsweise die Planung eines Mordes. Es fehlt hier an der Voraussetzung der tatbestandsmäßigen Handlung. Die Vorbereitung einer Straftat ist grundsätzlich nicht strafbar.

Bei welcher der folgenden Straftaten ist der Versuch nicht strafbar?

Kein Tatentschluss liegt vor, wenn der Täter irrig davon ausgeht, sein Verhalten erfülle einen Straftatbestand. Hierbei handelt es sich lediglich um ein Wahndelikt, das mangels Entschlusses zur Begehung einer tatsächlich verbotenen Handlung straflos ist. Ebenfalls nicht strafbar ist der abergläubische Versuch.

Wann prüft man Raub?

Rechtsprechung/BGH

Vereinfacht gesagt liegt dann ein Raub vor, wenn sich der Täter die Sache nimmt, eine räuberische Erpressung, wenn er sich die Sache vom Opfer geben lässt. Als Nötigungserfolg erachtet die Rechtsprechung jedes Handeln, Dulden oder Unterlassen des Genötigten.

Ist gleich einem Räuber zu bestrafen?

Räuberische Erpressung: Was droht für eine Strafe? Der Täter einer räuberischen Erpressung ist gleich einem Räuber zu bestrafen, folglich mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr, deren Vollstreckung bei einem Ersttäter mit positiver Sozialprognose zur Bewährung ausgesetzt werden kann.

Wann prüft man räuberischen Diebstahl?

Setzt der Täter das Nötigungsmittel nach Vollendung der in § 252 StGB genannten Vortat (Diebstahl) ein, um sich die erlangte Beute zu sichern, so ist der räuberische Diebstahl zu prüfen.

Wie lautet der 3 stufige Deliktsaufbau?

So gilt in Klausuren stets der dreistufige Deliktsaufbau (Tatbestand, Rechtswidrigkeit, Schuld).

Was sind die drei Elemente einer Straftat?

Dies bedeutet, dass der "Täter" zum Tatzeitpunkt, aufgrund seiner "seelischen Störung", Unrecht und Auswirkung der Tat nicht vollends einsehen konnte. Erst wenn ALLE dieser 3 Elemente erfüllt sind / vorliegen, spricht man von einer strafbaren Handlung / einer Straftat.

Wann dolus Directus 2 Grades?

Direkter Vorsatz oder dolus directus 2. Grades liegt vor, wenn der Täter weiß oder als sicher voraussieht, dass er den gesetzlichen Tatbestand verwirklicht, unabhängig davon, ob ihm der Eintritt des Erfolges erwünscht ist. Bei dieser Vorsatzform ist also das kognitive Element besonders stark ausgeprägt.

Was ist die schwerste Straftat?

Die schwerste Form einer Straftat wird Verbrechen genannt. Dies sind Beispiele für schwerwiegende Vergehen laut StGB: Mord.

Welche Straftaten müssen angezeigt werden?

Nur die in § 138 StGB abschließend aufgezählten besonders schwerwiegenden Straftaten begründen eine Anzeigepflicht, so z.B. Mord (siehe Mord), Totschlag (siehe Totschlag), Raub (siehe Raub) und räuberische Erpressung (siehe Räuberische Erpressung).

Welche Delikte sind strafbar?

Bei folgenden Taten kann die Straftat laut StGB zum Beispiel schwerwiegend gewertet werden:
  • Sexueller Missbrauch (Abschnitt 13)
  • Üble Nachrede (§ 186)
  • Verleumdung (§ 187)
  • Mord (§ 211)
  • Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227)
  • Menschenraub (§ 234)
  • Kinderhandel (§ 236)
  • Geiselnahme (§ 239b)

Warum ist ausbrechen nicht strafbar?

Grundsätzlich ist der Ausbruch aus einem Gefängnis in Deutschland nicht strafbar. Bereits im 19. Jahrhundert respektierte der deutsche Gesetzgeber den natürlichen Drang nach Freiheit. Aus diesem Grund sollte niemand aufgrund eines Ausbruches erneut bestraft werden.

Wann ist man strafbar?

Strafmündig oft schon früher

Zum Teil strafmündig sind Jugendliche ab ihrem 14. Geburtstag. Sie werden unter bestimmten Voraussetzungen für ihre Taten verantwortlich gemacht und nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Noch nicht strafmündig sind nach dem deutschen Gesetz alle Kinder unter 14 Jahren.

Wann ist man nicht strafbar?

FAQ: Unzurechnungsfähig

Gründe dafür können zum Beispiel psychische oder seelische Störungen von erheblichen Ausmaß sein. Ebenso kann ein sogenannter Vollrausch die Schuldfähigkeit beeinflussen. Kinder gelten bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres als unzurechnungsfähig.

Wann ist ein Täter nicht schuldfähig?

Nach § 20 StGB handelt ohne Schuld, „wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen einer Intelligenzminderung oder einer schweren anderen seelischen Störung unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.

Wann handelt ein Täter ohne Schuld?

§ 20 wird so verstanden, dass der Täter nur dann ohne Schuld handelt, wenn ihm die Tat nicht nach den Regeln der actio libera in causa vorgeworfen werden kann.

Ist Notwehr ein entschuldigungsgrund?

Als wesentliche Entschuldigungsgründe sind dabei der entschuldigende Notstand, die Notwehrüberschreitung sowie der übergesetzliche entschuldigende Notstand zu nennen.

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