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Was sind mildernde Umstände vor Gericht?

Gefragt von: Frau Dr. Sieglinde Kessler B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
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auch: Strafmilderungsgründe; Bezeichnung für die Schuld eines Straftäters mindernde subjektive und objektive Faktoren. Bei der Strafzumessung wägt das Gericht die Umstände, die für und gegen den Täter sprechen, gegeneinander ab.

Was ist ein mildernder Umstand?

[810] Mildernde Umstände (franz. Circonstances atténuantes), besondere tatsächliche Verhältnisse, die in einem gegebenen Straffall die Tat in so mildem Licht erscheinen lassen, daß die dafür gesetzlich bestimmte Strafe als zu hart erscheinen würde.

Was kann eine Strafe mildern?

Strafmilderung nach § 49 Abs.

Sieht das Gesetz einen Verweis auf § 49 Abs. 2 StGB vor, kann das Gericht die Strafe nach seinem Ermessen bis zur Mindeststrafe mildern, statt auf Freiheitsstrafe auf Geldstrafe erkennen oder ggf. von Strafe absehen. Ein Beispiel ist etwa der untaugliche Versuch nach § 23 Abs.

Was sind besondere gesetzliche milderungsgründe?

§ 49 Besondere gesetzliche Milderungsgründe. (1) Ist eine Milderung nach dieser Vorschrift vorgeschrieben oder zugelassen, so gilt für die Milderung folgendes: 1. An die Stelle von lebenslanger Freiheitsstrafe tritt Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren.

Wie wichtig ist ein Geständnis?

Wie wichtig ist ein Geständnis? Ein Geständnis hat die praktische Folge, dass das Gericht, ohne eine langwierige Verhandlung, Sie verurteilen kann. Ein Geständnis muss auch immer strafmildernd berücksichtigt werden. Gerichte mögen geständige Angeklagte.

Die Zeugenaussage vor Gericht

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Wie verhalte ich mich richtig vor Gericht?

Du solltest immer höflich zu allen sprechen und ruhig und gesammelt bleiben. Der Richter, der deinen Fall anhört, hat das Sagen im Gerichtssaal und kann alle Entscheidungen in deinem Fall treffen. Du möchtest höflich, respektvoll und wahrhaftig vor einer Jury erscheinen.

Ist ein falsches Geständnis strafbar?

Das Geständnis muss „zwingend auf seine Richtigkeit“ geprüft werden. Ein falsches Geständnis, nur um eine mildere Strafe zu bekommen, muss also auf jeden Fall vermieden werden.

Wann liegt ein minder schwerer Fall vor?

Gemäß § 213 Alt. 1 liegt ein minder schwerer Fall vor, wenn der Totschläger ohne eigene Schuld durch eine ihm (..) zugefügte Misshandlung (..) von dem getöteten Menschen zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen worden ist.

Welche Gegenstände unterliegen der Einziehung?

§ 74 Einziehung von Tatprodukten, Tatmitteln und Tatobjekten bei Tätern und Teilnehmern. (1) Gegenstände, die durch eine vorsätzliche Tat hervorgebracht (Tatprodukte) oder zu ihrer Begehung oder Vorbereitung gebraucht worden oder bestimmt gewesen sind (Tatmittel), können eingezogen werden.

Was ist die Mindeststrafe?

Mindeststrafe. Bedeutungen: [1] geringstmögliche Strafe für ein Vergehen; Strafe, die man mindestens zu erwarten hat.

Ist eine Selbstanzeige strafmildernd?

Im allgemeinen Strafrecht wird der Begriff „Selbstanzeige“ nicht verwendet. Wer sich wegen anderer als steuerlicher Straftaten selbst anzeigt, kann Strafmilderung wegen tätiger Reue erlangen.

Wo prüft man minder schweren Fall?

Minder schwerer Fall, § 213. § 213 ist kein selbstständiger Tatbestand, sondern wie § 212 Abs. 2 auch eine Strafzumessungsregel zu § 212 und wird in der Klausur nach der Schuld geprüft.

Ist Alkohol strafmildernd?

Bei einer BAK von 2,0 Promille bis 2,9 Promille kann verminderte Schuldfähigkeit gem. § 21 StGB vorliegen, die zur Strafmilderung führen kann. Eine allgemeine Regel, dass bei einer bestimmten BAK automatisch die §§ 20, 21 StGB angewendet werden müssen, gibt es nicht.

Was sind Einziehungsgegenstände?

Einziehungsgegenstände im Sinne der Befugnis sind:

Taterträge im Sinne der §§73 ff StGB. Tatprodukte, Tatmittel und Tatobjekte bei Tätern und Teilnehmern im Sinne von § 74 ff StGB. Einziehungsgegenstände, die spezialgesetzlich oder an anderer Stelle im StGB als solche ausgewiesen sind.

Was kann beschlagnahmt werden?

Die strafprozessuale Beschlagnahme kann mögliche Beweismittel erfassen, sowie Gegenstände, die dem Verfall oder der Einziehung unterliegen. Sie setzt voraus, dass der Gegenstand anders nicht in den Besitz der Behörde gelangen kann, was insbesondere dann der Fall ist, wenn die Herausgabe verweigert wird.

Was ist der Unterschied zwischen sichergestellt und beschlagnahmt?

Demgegenüber liegt eine Beschlagnahme vor, wenn die Sache nicht freiwillig herausgegeben wird und die Sicherstellung daher aufgrund einer ausdrücklichen Anordnung durch ein Gericht oder einer Strafverfolgungsbehörde erfolgt.

Wann ist eine Körperverletzung gefährlich?

Nach § 224 Abs. 1 Nr. 2 StGB liegt eine gefährliche Körperverletzung vor, wenn die Körperverletzung mittels einer Waffe oder eines anderen gefährlichen Werkzeuges erfolgt. Als Waffe wird ein Gegenstand bezeichnet, der dazu bestimmt ist, einem Menschen erhebliche Verletzungen zuzufügen, indem er auf den Körper einwirkt.

Was bedeutet Paragraph 52?

Strafgesetzbuch (StGB) § 52 Tateinheit

(1) Verletzt dieselbe Handlung mehrere Strafgesetze oder dasselbe Strafgesetz mehrmals, so wird nur auf eine Strafe erkannt. (2) Sind mehrere Strafgesetze verletzt, so wird die Strafe nach dem Gesetz bestimmt, das die schwerste Strafe androht.

Wie bildet man eine Gesamtstrafe?

(1) 1Ist eine der Einzelstrafen eine lebenslange Freiheitsstrafe, so wird als Gesamtstrafe auf lebenslange Freiheitsstrafe erkannt. 2In allen übrigen Fällen wird die Gesamtstrafe durch Erhöhung der verwirkten höchsten Strafe, bei Strafen verschiedener Art durch Erhöhung der ihrer Art nach schwersten Strafe gebildet.

Warum machen Menschen falsche Geständnisse?

Freiwillig falsche Geständnisse können den verschiedensten Motiven entspringen. Unter anderem sind hierbei der Wunsch nach Selbstbestrafung, ein Schutz des tatsächlichen Täters – zum Beispiel nahestehender Personen – oder die pathologische Sucht nach Berühmtheit und Aufmerksamkeit zu nennen.

Wie sagt man zu einem Richter?

Wie redet man eine Richterin oder einen Richter eigentlich an? Am besten sagen Sie: "Frau Richterin", "Herr Richter", oder "Frau Vorsitzende" oder "Herr Vorsitzender". Nach der Belehrung werden Sie meist gebeten, vor dem Gerichtssaal zu warten.

Was sagt der Richter am Ende?

Wenn ein Richter fertig ist, erklärt er, was man gegen das Urteil tun kann. Zum Beispiel hat man 1 Woche Zeit, um ,,Nein“ zum Urteil zu sagen. Das kann der Anwalt oder der Angeklagte selber mit einem Brief machen.

Kann mein Anwalt vor Gericht für mich sprechen?

Eine Beantwortung der Fragen des Richters kann der Mandant auch verweigern oder seinen Anwalt für sich sprechen lassen. Es ist auch nicht verboten, wenn der Anwalt das Wort ergreift. Das kann zwar unhöflich sein, aber den Mandanten auch vor unbedachten Äußerungen schützen.

Wann ist man nicht strafbar?

Von einer Unzurechnungsfähigkeit gemäß Paragraph 20 StGB wird in der Regel ab einem Promillewert von 3,0 ausgegangen. Geht es jedoch um ein Tötungsdelikt, ist eine Blutalkoholkonzentration von 3,3 Promille maßgeblich. Eine verminderte Schuldfähigkeit ist laut Strafrecht bei 2,0 bis 2,9 Promille möglich.

Was passiert wenn man betrunken eine Straftat begeht?

Es droht demnach eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren, wenn ein Vollrausch fahrlässig oder vorsätzlich herbeigeführt wurde, nur um der eigentlichen Strafe für die Rauschtat zu entgehen. Die betroffene Person kommt also auch nicht straffrei davon, wenn sie als schuldunfähig angesehen wird.