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Was muss Arbeitgeber bei Lohnpfändung machen?

Gefragt von: Herr Thomas Schuster B.Sc.  |  Letzte Aktualisierung: 7. September 2023
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Im Rahmen von Lohnpfändungen gilt des Weiteren das sog. „Prioritätsprinzip“. Dies bedeutet, der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, an den Gläubiger mit der ältesten Lohnpfändung zuerst zu zahlen. Sollten dann noch pfändbare Beträge vorhanden sein, darf er diesen „Rest“ an den nächsten Gläubiger abführen usw.

Was macht der Arbeitgeber bei einer Lohnpfändung?

Gläubiger können das Einkommen des Schuldners direkt beim Arbeitgeber pfänden. Mit Zustellung des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses an den Arbeitgeber darf dieser nicht mehr den vollen Lohn an den Arbeitnehmer auszahlen, sondern nur noch den Pfändungsfreibetrag.

Was kann man tun bei einer Lohnpfändung?

Der Schuldner kann die Pfändung seines Lohns lediglich beenden, indem er die Forderungen seines Gläubigers bezahlt. Eine Chance, die Vollstreckung vorerst zu stoppen, liegt darin, mit dem Gläubiger eine Ratenzahlungsvereinbarung auszuhandeln.

Kann mein Arbeitgeber mich wegen Lohnpfändung kündigen?

Kann die Lohnpfändung ein Kündigungsgrund sein? Grundsätzlich berührt eine Lohnpfändung den Bestand eines Arbeitsverhältnisses nicht. Somit kann ein Arbeitnehmer seinen Lohnanspruch auch gegen den jeweiligen Arbeitgeber verpfänden, ohne eine Beendigung seines Arbeitsverhältnisses befürchten zu müssen.

Wird Arbeitnehmer über Lohnpfändung informiert?

Eine bevorstehende Lohnpfändung sollte der Arbeitnehmer seinem Arbeitgeber mitteilen. Spätestens mit dem Pfändungs- und Überweisungsbeschluss wird er ohnehin davon erfahren. In der Regel ist diese Art der Pfändung kein Kündigungsgrund.

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Wie erfährt der Arbeitgeber von einer Lohnpfändung?

Es ist ihm auch nicht möglich, darüber Einsicht zu verlangen. Daher ist bei der Frage, ob der Arbeitgeber von der Kontopfändung erfahren kann immer der Pfändungs- und Überweisungsbeschluss zu prüfen. Sofern nur das Konto gepfändet wurde, kann der Arbeitgeber nichts von der Pfändung wissen.

Was passiert wenn der Arbeitgeber die Auskunft verweigert?

Verweigert der Arbeitgeber die Abgabe der Drittschuldnererklärung, oder gibt eine unvollständige oder falsche Auskunft, kann er zu Schadenersatz belangt werden. Gemäß BGH VII ZB 50/11 hat der Gläubiger auch Anspruch auf die Herausgabe des Lohnscheins.

Wer hebt die Lohnpfändung auf?

Die Kontopfändung hebt im Normalfall der Gläubiger auf.

Wenn ein Gläubiger eine Pfändung Ihres Kontos beantragt, hat er dafür bereits einen Gerichtsbeschluss und einen Vollstreckungstitel. Das heißt, dass im Normalfall nur er selbst in der Lage ist, die Kontopfändung wieder aufzuheben.

Wie endet eine Lohnpfändung?

Sie endet mit vollständiger Erfüllung der im Pfändungsbeschluss angeführten Forderung des Gläubigers durch Überweisung der gepfändeten Forderung. Bis zu diesem Zeitpunkt besteht die Zwangsvollstreckung fort und der Drittschuldner hat an den Gläubiger zu leisten.

Wer erfährt alles von der Lohnpfändung?

‌1) Wenn eine Lohnpfändung droht, sollte der Arbeitnehmer den Arbeitgeber vorab darüber informieren. Dann erfährt er es nicht erst durch den Gerichtsbescheid und kann sich bereits darauf einstellen. ‌2) Der Arbeitnehmer sollte sicherstellen, dass der Arbeitgeber alle Informationen zu seinen Unterhaltspflichten hat.

Wie viel vom Gehalt darf gepfändet werden?

Wie hoch ist der Pfändungsfreibetrag/die Pfändungsfreigrenze? Der unpfändbare Grundbetrag (Pfändungsfreigrenze) beträgt ab dem 1. Juli 2022 monatlich 1.330,16 Euro. Bis dahin galt die Grenze von 1.252,64 Euro.

Was kommt zuerst Lohn oder Kontopfändung?

Bei der Lohnpfändung gilt „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Sollten also mehrere Gläubiger bei Ihnen anklopfen, müssen Sie zuerst an denjenigen zahlen, dessen Kontopfändung Sie zuerst erhalten haben. Erst wenn dessen Forderung vollständig mit Zinsen und Vollstreckungskosten bezahlt ist, zahlen Sie an den Nächsten.

Wie viel Prozent darf vom Lohn gepfändet werden?

Es werden nur auf Zehnerstellen abgerundete Beträge Ihres Einkommens bei der Berechnung zugrunde gelegt, alle Beträge über 4.077,72 Euro sind voll pfändbar. Der Freibetrag ohne unterhaltspflichtige Personen beträgt 1.339,99 €. Ab 1.340,00 € Einkommen sind dann 6,89 € pfändbar.

Wie lange dauert es bis der Lohn gepfändet wird?

Die Antwort auf die Frage zur Privatinsolvenz „Wie lange wird gepfändet? “ lautet also im Regelfall drei Jahre ab Verfahrenseröffnung. Hierbei gelten dieselben Pfändungsfreigrenzen wie bei einer Zwangsvollstreckung per Lohnpfändung.

Wer trägt die Kosten einer Lohnpfändung?

Die Kosten der Drittschuldnererklärung nach § 840 ZPO hat der Arbeitgeber selbst zu tragen. Auch hinsichtlich der Kosten der Überweisung und der Bearbeitung der Pfändung besteht kein gesetzlicher Erstattungsanspruch gegen den Gläubiger. Diese Kosten fallen grundsätzlich dem Arbeitgeber zur Last.

Wie findet Gläubiger Arbeitgeber raus?

Den Namen des Arbeitgebers erfahren Gläubiger spätestens dann, wenn sie eine eidesstattliche Versicherung vom Schuldner einfordern. Behörden können sich auch von den Finanzämtern Auskunft holen. Weitere Institutionen wie die Krankenkassen oder Banken haben ebenfalls Kenntnis über den Arbeitgeber des Schuldners.

Wird eine Lohnpfändung in der Schufa eingetragen?

Die Pfändung wird der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) gemeldet. Sie stellt einen negativen Schufa-Eintrag dar. Der negative Eintrag wird erst 3 Jahre nach Begleichung der Schuld gelöscht.

Kann man gegen eine Lohnpfändung Widerspruch einlegen?

Ist sich der Schuldner nicht sicher, ob die Forderung als solches oder in der Höhe berechtigt ist, kann er aber auch Widerspruch einlegen. Der Widerspruch muss innerhalb von zwei Wochen bei Gericht vorliegen. Für den Widerspruch liegt dem Mahnbescheid ein Formular bei.

Was tun nach Pfändung?

Was sollte ich bei einer Kontopfändung sofort tun? Sie besitzen die Möglichkeit Ihr Bankkonto in ein P-Konto umzuwandeln. Dies ist innerhalb der Frist möglich, bevor das Guthaben Ihres Kontos an Ihren Gläubiger überwiesen wird.

Wie schlimm ist eine Lohnpfändung?

Denn eine Lohnpfändung führt nicht grundsätzlich dazu, dass der gesamte Lohn einbehalten werden darf, sondern der nicht pfändbare Teil ist dem Schuldner regulär auszuzahlen. Wenn Sie wieder ihren kompletten Lohn ohne Einschränkung erhalten wollen, dann muss der Gläubiger die Pfändung aufheben (lassen).

Wie stoppe ich eine Pfändung?

Schulden bezahlen

Die offensichtlichste und zugleich wirkungsvollste Methode, jegliche Pfändung zu beenden, ist das Bezahlen der Schulden. Sobald die Tilgung erfolgt ist, hat der Gläubiger keinen Anspruch mehr auf weitere Zahlungen und das Pfänden wird umgehend eingestellt.

Kann ich bei einer Pfändung noch Geld abheben?

Folgen einer Pfändung

Auszahlungen sind nur noch möglich, wenn Ihr Girokonto mehr Guthaben als der gepfändete Betrag ausweist. Dies gilt auch für Daueraufträge und Lastschriften. Auch Ihre Sparkassen-Card (Debitkarte) ist im Zahlungsverkehr nicht mehr einsetzbar.

Kann Lohn und Konto gleichzeitig gepfändet werden?

Eine Doppelpfändung von Lohn und Konto durch einen Gläubiger ist erlaubt, weil dieser ein Recht darauf hat, seine bestehende Forderung auch durchzusetzen. Lediglich eine echte Doppelpfändung ist verboten. Hierbei pfändet der Gläubiger das Pfändungsobjekt mehrfach.

Was darf ein Arbeitgeber nicht machen?

Ihr Chef darf nicht von Ihnen fordern, private Dinge zu berichten, die Sie nicht von sich aus erzählen würden. Jeder Mitarbeiter hat ein Recht auf Privatsphäre und die ist außerdem auch durch das deutsche Rechtssystem geschützt.

Was hat Vorrang arbeitgeberdarlehen oder Pfändung?

Darlehenshingabe erfolgt vor Lohnpfändung

Insofern geht der Gläubiger solange leer aus, wie gepfändete Lohnanteile vom Drittschuldner einbehalten werden können.

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