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Was Macht das Jugendamt bei psychischer Gewalt?

Gefragt von: Herr Prof. Ferdinand Schreiber B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 3. September 2022
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Bei konkreten Hinweisen auf eine Notsituation nehmen Mitarbeiter des Jugendamtes Kontakt mit der Familie auf und prüfen, ob das Kind in Obhut genommen werden muss. Ist das der Fall, müssen sie das Familiengericht über die Inobhutnahme und die Gründe dafür informieren.

Was tun bei psychischer Gewalt gegen Kinder?

Nehmen Sie ein Kind ernst, wenn es von Gewalt zu Hause erzählt. Bewahren Sie Ruhe und hören Sie zu, ohne bohrende Fragen zu stellen. Ermitteln Sie nicht selbst, sondern schalten Sie Fachleute von Beratungsstellen, Jugendämtern und der Polizei ein - notfalls auch anonym.

Was sieht das Jugendamt als kindeswohlgefährdung an?

Was sieht das Jugendamt als Kindeswohlgefährdung an? Gemäß § 1631 Abs. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) haben Kinder ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Demnach sind sowohl körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen als auch andere entwürdigende Maßnahmen unzulässig.

Was zählt zur psychische Misshandlung?

Die psychische Gewalt hat viele Formen, vom Beschimpfen, Verspotten und Bloßstellen bis zu Drohung und Erpressung. Auch Stalking und Mobbing zählen zur psychischen Gewalt. Die Opfer leiden massiv, oft ein Leben lang.

Was passiert wenn man jemanden beim Jugendamt meldet?

Wir haben den gesetzlichen Auftrag, Hinweisen nachzugehen und in der Regel Kontakt zur Familie und zum Kind aufzunehmen. Das bedeutet auch, vielleicht ungebeten an einer Haustür zu klingeln. Eltern haben das Recht, Erziehungsfragen eigenverantwortlich zu entscheiden und Hilfen annehmen oder ablehnen zu dürfen.

Der stille Schrei - Gewalt hinter verschlossenen Türen | Exakt - Die Story | MDR

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Was überprüft das Jugendamt?

Die Mitarbeiter des Jugendamtes sind in allererster Linie vor Ort, um zu überprüfen, wie es dem Kind geht und ob sein Wohl tatsächlich gefährdet ist. Es wird also geschaut, ob das Kind gesund wirkt, ob es gepflegt aussieht und wie sein allgemeines Verhalten ist.

Wann kommt das Jugendamt unangekündigt?

Vorliegen von gewichtigen Anhaltspunkten für Kindeswohlgefährdung ist Voraussetzung. Das Jugendamt darf unter der Voraussetzung, dass gewichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen, unangemeldet Hausbesuche durchführen. Dies geht aus einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Freiburg hervor.

Wo fängt psychische Gewalt an?

Häusliche Gewalt wird vor allem mit blauen Flecken und körperlicher Gewalt assoziiert. Im sozialen Nahraum beginnt die Gewalt jedoch selten mit physischen Übergriffen. Vor den ersten Schlägen sind die Betroffenen meist schon über Monate oder sogar Jahre hinweg psychischer Gewalt ausgesetzt.

Wird psychische Gewalt bestraft?

Allerdings verweist § 225 StGB auf seelische Gewalt im Zusammenhang mit der Misshandlung Schutzbefohlener: Erleiden Schutzbefohlene aufgrund von Misshandlung Folgen, die ihre seelische Entwicklung schädigen, ist dies strafrechtlich verfolgbar.

Wer übt psychische Gewalt aus?

2019 waren 81 Prozent der Opfer von Gewalt in Beziehungen weiblich, auch in Bezug auf psychische Gewalt waren Frauen in einer Studie aus dem Jahr 2011 mit 44,6 Prozent häufiger betroffen als Männer mit 28,2 Prozent.

In welchen Fällen kann das Jugendamt das Kind wegnehmen?

Starke Vernachlässigung (Unterernährung; unsauberes äußeres Erscheinungsbild; Kind ist spät abends allein unterwegs oder ist nachts häufig allein zu Hause) Sexueller Missbrauch innerhalb der Familie. Massiv auffälliges Verhalten des Kindes (extreme Gewalt, Selbstgefährdung, Straftaten)

Wie Handelt das Jugendamt bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung?

- beim dringenden Verdacht einer Kindeswohlgefährdung: Unmittelbar eine anonyme Beratung beim bezirklichen Jugendamt (Amt für soziale Dienste) bei einer Insoweit erfahrenen Kinderschutzfachkraft einholen bzw. den Kinder- und Jugendnotdienst (KJND, Tel. 428 49 -0) kontaktieren.

Was darf das Jugendamt entscheiden?

Zu den Hauptaufgaben des Jugendamtes gehört die Beratung von Familien, etwa zum Umgangsrecht. Das schließt auch die Erziehungsberechtigten mit ein. Denn wenn das Jugendamt Hilfe für Eltern leistet, die sich durch die Erziehung ihrer Kinder überfordert fühlen, kann die Inobhutnahme meist verhindert werden.

Was passiert im Gehirn wenn Eltern schimpfen?

Verbale Gewalt erzeugt Stress im Gehirn

Verbale Gewalt erzeugt also Stress im kindlichen Gehirn und Körper. Kinder erleben verbale Attacken genauso bedrohlich wie körperliche Gewalt. Das dürfen wir niemals vergessen.

Wie erkennt man psychische Gewalt an Kindern?

Psychische Gewalt ist ...
  1. wenn Kindern mutwillig Angst gemacht wird.
  2. wenn Kinder eingeschüchtert, ausgegrenzt, isoliert werden.
  3. wenn Kinder verspottet werden oder der Verspottung Preis gegeben werden.
  4. wenn Kinder missachtet und entwertet werden.
  5. wenn Kinder klein gemacht, klein gehalten und abgewertet werden.

Was ist psychische kindeswohlgefährdung?

Unter psychischer Misshandlung versteht man alle Handlungen oder Unterlassungen von Eltern oder Betreuungspersonen, die Kinder ängstigen, überfordern, ihnen das Gefühl der Wertlosigkeit vermitteln.

Wie kann man psychische Gewalt anzeigen?

Formen und Merkmale psychischer Gewalt
  1. Einschüchterungen.
  2. aggressives Anschreien und Beschimpfen.
  3. Verleumdungen.
  4. Drohungen und Nötigung.
  5. Demütigungen und permanente Abwertung.
  6. Schuldzuweisungen.
  7. bewusstes Ignorieren.
  8. Psychoterror.

Was ist psychische Körperverletzung?

Anders als bei physischer Gewalt, sind die Verletzungen durch psychische Gewalt nicht sichtbar. Es werden keine körperlichen Spuren hinterlassen, dafür leidet die Seele des Betroffenen umso mehr. Wer über längere Zeit beleidigt, erniedrigt, bedroht oder auch gedemütigt wird, ist Opfer seelischer Gewalt.

Wie kann man sich wehren gegen psychische Gewalt?

Versuchen Sie, so wenig Stress wie möglich zu haben. Essen und schlafen Sie genug. Denken Sie auch daran: Es tut oft gut, mit jemandem über die seelische Gewalt zu sprechen.

Ist schreien verbale Gewalt?

Verbale Gewalt gegenüber Kindern zeigt sich wie bereits erwählt in Zuschreibungen und Abwertungen, durch entwürdigende Bezeichnungen, öffentliches Demütigen, Bloßstellen, Drohen, Anschreien, Anbrüllen, Anfauchen, einschüchternde oder entmutigende Worte, Einjagen von Furcht, Entwertungen und häufiges Tadeln.

Wann steht das Jugendamt vor der Tür?

Wenn plötzlich das Jugendamt an der Tür klingelt, löse dies bei den Familien Unbehagen aus. Die Sozialarbeiter könnten mit einer grundsätzlich wertschätzenden Haltung zwar Ängste mildern, jedoch bleibe die Frage, wie erhellend der Blick ins Kinderzimmer oder das Gespräch am Küchentisch wirklich ist.

Wie werde ich das Jugendamt wieder los?

Die Wegnahme der Kinder durch das Jugendamt ist eine Inobhutnahme im Sinne der §§ 8a Absatz 3 Satz 2, 42 SGB VIII. Dieser Inobhutnahme sollten Eltern zwingend widersprechen. Der Widerspruch eines personensorgeberechtigten Elternteils reicht aus.

Wo fängt Misshandlung bei Kindern an?

Gewalt gegen Kinder kann bereits dort beginnen, wo kindliche Grundbedürfnisse wie Respekt, Sicherheit, körperliche Unversehrtheit und emotionale und soziale Unterstützung nicht erfüllt werden.

Wann ist das Wohl des Kindes gefährdet?

Eine Kindeswohlgefährdung liegt gemäß § 1666 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) dann vor, wenn das körperliche, geistige oder seelische Wohl eines Kindes unmittelbar beeinträchtigt oder bedroht ist und die Erziehungsberechtigten diesen Zustand nicht abstellen können oder wollen.

Kann das Jugendamt Auflagen erteilen?

BGH zur Kindeswohlgefährdung Strenge Auflagen für Sorgeberechtigte. Zum Wohle des Kindes dürfen die Behörden den Sorgeberechtigten auch weitgehende Auflagen machen. Ist der Lebenspartner auch noch wegen sexuellen Missbrauchs vorbestraft, darf die Mutter das Kind nie alleine mit ihm lassen, so der BGH.

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