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Was ist eine fiktive Abnahme?

Gefragt von: Frau Dr. Ingeborg Voß  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Eine fiktive Abnahme nach BGB kommt für den Auftragnehmer in Betracht, wenn der Auftraggeber eine ausdrückliche Abnahme verweigert und nicht von einer stillschweigenden Abnahme auszugehen ist. Eine Abnahmefiktion durch „Einzug in das Haus“ oder durch „Benutzung“ gibt es beim BGB nicht.

Was ist eine fiktive Abnahme VOB?

Bei der fiktiven Abnahme durch Zeitablauf nach schriftlicher Fertigstellungsmitteilung gilt die Leistung als abgenommen mit Ablauf von zwölf Werktagen nach schriftlicher Mitteilung über die Fertigstellung der Leistung (§ 12 Abs. 5 Nr. 1 VOB/B). Dies gilt aller- dings nur, sofern keine förmliche Abnahme verlangt wird.

Kann fiktive Abnahme ausgeschlossen werden?

Zwar sei die fiktive Abnahme gemäß § 12 Abs. 5 VOB/B durch die Vereinbarung einer förmlichen Abnahme grundsätzlich ausgeschlossen. Es sei jedoch zwischen einer fiktiven und einer konkludenten Abnahme zu unterscheiden und davon nochmals zu trennen der konkludente Verzicht auf eine vereinbarte förmliche Abnahme.

Was ist eine fingierte Abnahme?

Eine fiktive Abnahme liegt demnach vor, wenn ein Erwerber sich, nachdem ihn der Bauträger unter Setzung einer angemessenen Frist zur Abnahme aufgefordert hat, gar nicht äußert oder die Abnahme ohne Nennung eines Mangels verweigert.

Was ist eine stillschweigende Abnahme?

Wurde keine förmliche Abnahme vereinbart oder verlangt, so kann die Abnahme beim BGB- und beim VOB/B-Vertrag auch stillschweigend erklärt werden. Das ist der Fall, wenn der Auftraggeber durch sein Verhalten (und nicht durch Worte) zu erkennen gibt, dass er die ausgeführte Leistung als vertragsgerecht billigt.

Was ist eine Abnahme?

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Welche Arten von Abnahme gibt es?

Die Abnahme – Dreh- und Angelpunkt im Baurecht

Das Werkvertragsrecht nach BGB und VOB kennt drei Abnahme- formen: die förmliche Abnahme, die erklärte Abnahme, die stillschweigende Abnahme.

Wer muss die Abnahme beweisen?

Die Beweislast für das Vorhandensein von Mängeln wird umgekehrt. Vor der Abnahme muss der Auftragnehmer beweisen, dass die Leistung mangelfrei ist. Nach der Abnahme muss der Auftraggeber den Nachweis führen, dass die Leistung mangelhaft ist und der Mangel bei der Abnahme begründet war.

Wann ist eine Abnahme ausgeschlossen?

So kann der Besteller die Abnahmefiktion künftig ausschließen, wenn er innerhalb der ihm vom Unternehmer gesetzten Frist nicht nur die Abnahme verweigert, sondern zugleich auch mindestens einen Mangel benennt, wobei die Angabe eines unwesentlichen Mangels ausreicht.

Wann gilt das Werk als abgenommen?

Abnahme nach dem Werkvertragsrecht

Eine gesetzlich geregelte Form der fiktiven Abnahme ist § 640 Abs. 1 S. 3 BGB. Danach gilt das Werk als abgenommen, wenn der Auftraggeber die Werkleistung nicht innerhalb einer vom Auftraggeber angemessen gesetzten Frist abnimmt, obwohl das Werk abnahmereif ist.

Wann liegt eine Abnahme vor?

Abnahme - Werkvertrag

Die Abnahme wird gemäß § 640 BGB gesetzlich geregelt. Demzufolge ist ein Besteller grundsätzlich zur Abnahme verpflichtet, wenn das von ihm bestellte Werk keine oder nur unwesentliche Mängel aufweist.

Welche Rechtsfolgen hat die Abnahme?

Mit der Abnahme treten unterschiedliche wichtige Rechtsfolgen ein. Die wichtigsten sind: Übergang der Vergütungs- und Leistungsgefahr, Fälligkeit der Vergütung, Beginn der Verjährungsfristen, Rechtsverlust bei fehlendem Vorbehalt und die Umkehr der Beweislast.

Wann darf ein Auftraggeber die Abnahme eines Werkes verweigern?

Der Auftraggeber kann die Abnahme nur bei wesentlichen Mängeln bzw. Restleistungen verweigern (§ 12 Abs. 3 VOB/B). Eine wirksame Abnahmeverweigerung liegt allerdings nur vor, wenn der Auftraggeber die Gründe hierfür auch im Einzelnen darlegt.

Was ist eine konkludente Abnahme?

Eine konkludente Abnahme kommt in Betracht, wenn das Werk nach den Vorstellungen des Auftraggebers im Wesentlichen mangelfrei fertiggestellt ist und der Auftragnehmer das Verhalten des Auftraggebers als Billigung seiner erbrachten Leistung als im Wesentlichen vertragsgerecht verstehen darf.

Wie lange ist die Gewährleistungsfrist nach VOB?

Die Gewährleistungsfrist nach VOB/B beginnt mit der Gesamt- bzw. Teilabnahme eines Bauwerks. Üblicherweise beträgt sie 4 Jahre, wenn im Vertrag nichts anderes vereinbart wurde. Wird in dieser Zeit ein Mangel gerügt, unterbricht das die Gewährleistungsfrist.

Ist Zustandsfeststellung?

10 VOB/B. Nach dieser Vorschrift ist der Zustand von Teilen der Leistung auf Verlangen gemeinsam von Auftraggeber und Auftragnehmer festzustellen, wenn diese Teile der Leistung durch die weitere Ausführung der Prüfung und Feststellung entzogen werden.

Wann ist eine Leistung fertiggestellt?

Die Bauleistung ist fertiggestellt, wenn sie abnahmefähig ist. Die Abnahmefähigkeit ist gegeben, wenn die vertragsgemäß hergestellte Leistung keine oder nur "unwesentliche Mängel" aufweist (§ 640 Abs.

Was wenn keine Abnahme erfolgt ist?

Kommt der Auftraggeber der Pflicht zur Abnahme nicht nach, kann ihm der Auftragnehmer nach Fertigstellung des Werkes eine Frist setzen - verstreicht diese, ohne dass der Auftraggeber die Abnahme unter Angabe eines Mangels verweigert, so gilt die Abnahme als erfolgt.

Wie muss eine Abnahme erfolgen?

Es gibt verschiedene Formen der Abnahme, dazu gehören die förmliche Abnahme mit einem Abnahmeprotokoll und die Abnahme durch schlüssiges Verhalten. In Fällen, in denen der Bauherr vor der Abnahme abtaucht, ermöglicht das neue Bauvertragsrecht die fiktive Abnahme.

Was passiert nach der Abnahme?

Die Bauabnahme ist die Erklärung der Auftraggeber:innen, dass die Bauleistung vertragsgemäß anerkannt wird. Nach der Abnahme ist die Bauleistung laut Bauvertrag erbracht und das Bauvorhaben ist beendet. Dadurch werden verschiedene rechtliche Folgen ausgelöst.

Wer trägt die Kosten der Abnahme?

(1) Der Verkäufer trägt die Kosten der Übergabe der Sache, der Käufer die Kosten der Abnahme und der Versendung der Sache nach einem anderen Ort als dem Erfüllungsort.

Ist Zahlung Abnahme?

Einer Zahlung wird nur dann eine stillschweigende Abnahmeerklärung innewohnen können, wenn der Besteller zuvor die Gelegenheit hatte, das Werk auf seine vollständige und vertragsgerechte Herstellung zu untersuchen.

Ist die Abnahme eine Willenserklärung?

Die Abnahme ist eine einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung, die nicht formgebunden ist.

Ist eine Bauabnahme Pflicht?

Die Bauabnahme aus rechtlicher Sicht

Laut BGB ist der Bauherr als Besteller der Werkleistung verpflichtet, das vertragsmäßig hergestellte Werk abzunehmen. Gleichzeitig ist die Abnahme sein gutes Recht, denn so kann er überprüfen, ob die Werkleistung wie vereinbart erbracht wurde.

Was ist bei einer Abnahme zu berücksichtigen?

Die Bauabnahme ist ein wesentlicher und rechtlich wirksamer Vorgang des Bauvertrages.
  • Beweislastumkehr. Vor der Abnahme hat der Auftragnehmer zu beweisen, dass seine Leistung mangelfrei ist. ...
  • Vorbehalt von Mängeln. ...
  • Fälligkeit der Vergütung. ...
  • Beginn der Gewährleistung. ...
  • Gefahrübergang. ...
  • Vorbehalt der Vertragsstrafe.

Kann man eine Bauabnahme widerrufen?

Die Widerrufsfrist beträgt 14 Tage ab dem Zeitpunkt einer ordnungsgemäßen Belehrung. Innerhalb dieser Frist können beide Seiten ohne Begründung von dem geschlossenen Bauvertrag zurücktreten. Das gilt allerdings nicht für Bauverträge, die notariell beurkundet wurden.

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