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Was ist der Unterschied zwischen Freiheitsentziehung und Freiheitsbeschränkung?

Gefragt von: Jürgen Schlüter B.Eng.  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Freiheitsentziehung ist die schwerste Form der Freiheitsbeschränkung ... Eine Freiheitsbeschränkung liegt vor, wenn jemand durch die öffentliche Gewalt gegen seinen Willen daran gehindert wird, einen Ort aufzusuchen oder sich dort aufzuhalten, der ihm an sich (tatsächlich und rechtlich) zugänglich ist.

Was versteht man unter Freiheitsbeschränkenden Maßnahmen?

Definition Freiheitsbeschränkende Maßnahmen

Eine Freiheitsbeschränkung liegt vor, wenn jemand gegen seinen Wil- len daran gehindert wird, einen bestimmten für ihn an sich zugäng- lichen Ort aufzusuchen oder sich dort aufzuhalten. Eine Freiheitsent- ziehung ist die schwerste Form der Freiheitsbeschränkung.

Was sind freiheitsentziehende Maßnahmen Beispiele?

Zu den freiheitsentziehenden Maßnahmen gehören unter anderem:
  • Das Anbringen von Bettgittern / Bettseitenstützen.
  • Das Fixieren des Patienten mit Fixiergurten.
  • Die Unterbringung in abgeschlossenen Zimmern oder in Zimmern, an deren Türen Trickschlösser angebracht sind.
  • Der Einsatz von Zwangsjacken.

Wann liegt eine Freiheitsbeschränkung vor?

Damit eine Freiheitsbeschränkung zulässig ist, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Die betroffene Person muss intellektuell beeinträchtigt oder psychisch erkrankt sein, und. im Zusammenhang damit besteht eine ernstliche, erhebliche und aktuelle Selbst- oder Fremdgefährdung.

Was versteht man unter Freiheitsentziehung?

Freiheitsentziehungen sind alle der öffentlichen Gewalt zurechenbaren Maßnahmen, die unmittelbar die körperliche Bewegungsfreiheit gegen oder ohne den Willen der Person für eine gewisse Mindestdauer durch besondere Sicherungen allseitig bzw. auf einen engen Raum beschränken.

Freiheitsbeschränkung Freiheitsentziehung und Freiheitsberaubung

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Ist Freiheitsentzug Gewalt?

Jeder Mensch hat das Recht, sich frei zu bewegen. Mit freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM) wird diese Freiheit eingeschränkt. Daher stellen sie eine besondere Form der Gewalt dar.

Wann sind freiheitsentziehende Maßnahmen?

Freiheitsentziehende Maßnahmen sind Handlungen und Vorrichtungen, die einen Menschen an der Ausübung seines – auch wenn nur potentiellen – Bewegungswillen hindern und gegen seinen Willen durchgeführt werden.

Wann darf eine Freiheitsbeschränkung anordnen?

Eine Freiheitsbeschränkung im Sinn des Gesetzes liegt vor, wenn die Bewegungsfreiheit einer betreuten oder gepflegten Person gegen oder ohne ihren Willen mit physischen oder medikamentösen Mitteln, aber auch durch deren bloße Androhung eingeschränkt wird.

Wann dürfen Personen in ihrer Freiheit eingeschränkt werden?

Eine freiheitsbeschränkende Maßnahme liegt vor, wenn eine Ortsveränderung einer betreuten oder gepflegten Person gegen oder ohne ihren Willen durch physische Mittel insbesondere - mechanische, medikamentöse oder elektronische Maßnahmen - oder auch nur die Androhung dieser, unterbunden wird.

Wer ordnet freiheitsentziehende Maßnahmen an?

Wer trägt die Verantwortung für freiheitsentziehende Maßnahmen? Grundsätzlich müssen freiheitsentziehende Maßnahmen vom ärztlichen Personal angeordnet werden. Die Entscheidung über die Notwendigkeit, Verhältnismäßigkeit und Wahl der anzuwendenden Vorkehrung trifft demnach der Arzt.

Warum sollten freiheitsentziehende Maßnahmen vermieden werden?

Besonders bei Menschen mit Demenz werden nicht selten freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) eingesetzt. Meist ist es das Ziel, einen Sturz oder andere gesundheitliche Gefahren zu verhindern. Doch FEM schaden mehr, als dass sie nutzen. Daher sind sie grundsätzlich zu vermeiden.

Welche Medikamente gelten als Freiheitsentziehend?

Benzodiazepine, die gezielt zum Zweck der Bewegungseinschränkung (z. B. Agitiertheit, Poriomanie) oder zur Ruhigstellung (Autoaggression, Unruhe, etc.) verabreicht werden, stellen medikamentöse Freiheitsentziehungen dar.

Wann ist Freiheitsberaubung erlaubt?

Wann begehe ich eine Freiheitsberaubung? Eine Freiheitsberaubung begehe ich dann, wenn ich einen Menschen einsperre oder auf andere Weise der Freiheit beraube. Tatobjekt ist der Mensch, wobei es sich nach der Rechtsprechung um einen schlafenden Menschen handeln kann.

Wo beginnen freiheitsentziehende Maßnahmen?

Eine freiheitsentziehende Maßnahme nach § 1906 Abs. 4 in Verbindung mit § 1906 Abs. 1 Zif. 1 BGB setzt voraus, dass die Gefahr besteht, dass der Betroffene sich selbst tötet oder erheblichen gesundheitlichen Schaden zufügt.

Was fällt unter FEM?

"Freiheitsentziehende Maßnahmen" (FEM) ist ein Begriff, der sich von selbst erklärt. Man versucht durch bestimmte Maßnahmen, Menschen daran zu hindern, sich frei zu bewegen. Von solchen Maßnahmen sind in der Regel Menschen mit Demenz betroffen, da sie eventuell nicht mehr verstehen, warum was gefährlich ist.

Ist ein therapietisch eine freiheitsentziehende Maßnahme?

Ist ein Patient mobil und kann sich auch ohne Rollstuhl fortbewegen, hindert ihn der Therapietisch daran. Hat dieser Patient dem Therapietisch nicht zugestimmt und kann sich weder bemerkbar machen noch den Tisch selbst entfernen, dann läge eine Freiheitsberaubung vor.

Ist Freiheit ein Grundrecht?

Die Freiheit der Person ist in Deutschland ein Grundrecht gemäß Art. 2 Abs. 2 Satz 2 und Art. 104 Grundgesetz und bezeichnet die körperliche Bewegungsfreiheit.

Was versteht man unter persönliche Freiheit?

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

Was gibt es alles für Freiheiten?

Allgemeine Grundrechte
  • Recht auf Freiheit und Sicherheit.
  • Achtung des Privat- und Familienlebens.
  • Schutz personenbezogener Daten.
  • Recht, eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen.
  • Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.
  • Freiheit der Meinungsäußerung und Informationsfreiheit.
  • Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit.

Was sind Gelindere Maßnahmen?

Unter gelinderen Maßnahmen werden alle möglichen alternativen Interventionen zu Freiheitsbeschränkungen verstanden.

Wo gilt das Heimaufenthaltsgesetz nicht?

(3) Im Übrigen gilt dieses Bundesgesetz nicht für die Aufnahme, die Pflege und Betreuung, die Behandlung und den Umgang mit sonstigen Persönlichkeitsrechten der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie anderen Einrichtungen.

Was ist ein Bewohnervertreter?

Wenn Sie in einem Heim, einer Behinderteneinrichtung oder einer Krankenanstalt von einer Freiheitsbeschränkung betroffen sind, können Sie sich an die Bewohnervertretung wenden, die Sie beraten und nötigenfalls vertreten wird.

Wann darf man das Bettgitter eines Pflegebedürftigen hochstellen?

Maßnahme ist genehmigungsfrei

Laut § 1906 Absatz 4 BGB sind freiheitsentziehende Maßnahmen, zu denen auch die Anbringung von Bettgittern gehört, nur dann genehmigungspflichtig, wenn sich die zu pflegende Person entweder „in einem Heim, einer Anstalt oder einer sonstigen Einrichtung“ aufhält.

Welche Folgen können FEM haben?

Achtung: freiheitsentziehende Maßnahmen haben Risiken

Körperliche Folgen sind keine Seltenheit: Die Palette reicht von Gelenkversteifung, Immobilisation, Aufliegegeschwüren (Dekubitial-Ulzera) über Inkontinenz, Blutungen, Schürfungen und Nervenverletzungen bis hin zu Todesfolgen.

Was ist der häufigste Grund Bewegungs und freiheitsentziehende Maßnahmen anzuwenden?

Gründe für freiheitsentziehende Maßnahmen

Häufigste Gründe für bewegungseinschränkende Maßnahmen: Psychomotorische Unruhe/Umtriebigkeit/Rastlosigkeit. Sturzgefährdung Gang/Transferunsicherheit. Verbale und/oder körperliche Aggressivität/Forderndes Verhalten.