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Warum verkauft Deutschland Müll?

Gefragt von: Hanspeter Seiler  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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In Deutschland anfallender Plastikabfall muss verwertet werden, er wird zu Kunststoff-Granulaten verarbeitet oder endet als Brennmasse in Kraftwerken. Die Granulate werden zur Herstellung neuer Produkte genutzt, etwa Polyester-Kleidung, Mülltüten oder Straßen-Poller. Dies kann auch im Ausland geschehen.

Warum wird unser Müll exportiert?

Ein Teil des restlichen Mülls wird zur Energieerzeugung verbrannt, mehr als die Hälfte landet aber auf Deponien. Zudem kümmert sich Deutschland nicht nur selbst um seinen Abfall. Ein Teil wird ins Ausland exportiert, meist weil es günstiger ist.

Warum verkaufen wir Müll ins Ausland?

Aus Sicht von Vertretern der Abfallbranche machen solche Exporte Sinn, da sie Teil einer globalen Kreislaufwirtschaft sind und dazu führen, dass weniger Plastik in Kraftwerken verbrannt werden muss – grenzüberschreitende Abfalltransporte sind für sie ein normaler Teil des Geschäfts.

Wird Müll aus Deutschland exportiert?

Im Jahr 2021 wurden gut 766 200 Tonnen Kunststoffabfälle aus Deutschland exportiert – das war ein Viertel weniger (-25,2 %) als im Jahr 2020. Damals war noch gut eine Million Tonnen ausgeführt worden, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt.

Wohin verkauft Deutschland seinen Müll?

Die EU exportierte im Jahr 2021 1,1 Millionen Tonnen Plastikmüll in Nicht-EU-Länder – zwei Drittel davon in die Türkei, nach Malaysia, Vietnam und Indonesien. Jeden Tag verlassen somit über drei Millionen Kilogramm Plastikabfall die EU.

Wie deutscher Plastikmüll Asien verdreckt

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Warum wird deutscher Müll nach Afrika gebracht?

Millionen Tonnen Elektromüll wie zum Beispiel Handys, Computer und Fernseher gelangen meist per Schiff aus Europa oder den USA nach Afrika. Unzählige Kinder versuchen an diesem Ort auf dem Schrottplätzen Rohstoffe zu gewinnen – dabei spart sich die Erste Welt die teure Entsorgung im Ursprungsland.

Was passiert mit dem deutschen Plastikmüll?

Laut dem Umweltbundesamt verwertet die Abfallwirtschaft Kunststoffabfälle nahezu vollständig: Im Jahr 2017 seien 47 Prozent aller gesammelten Kunststoffabfälle recycelt und 53 Prozent der Abfälle energetisch verwertet worden - also verbrannt.

In welches Land exportiert Deutschland am meisten Müll?

Im Jahr 2020 exportierte die Bundesrepublik insgesamt etwa 1 Million Tonnen Kunststoffabfälle in andere Länder. Das wichtigste Empfängerland ist Malaysia: 2020 exportierte Deutschland etwa 170.000 Tonnen Müll in das südostasiatische Land.

Warum hat Deutschland so viel Plastikmüll?

Wachstum und kein Ende? Mehr Produkte führen zu mehr Müll. Eine Ursache für den hohen Verpackungsverbrauch sei das Wirtschaftswachstum, denn mehr Produkte führten auch zu mehr Verpackungen. Wie sich der Verpackungsverbrauch in der Corona-Pandemie entwickelt habe, sei noch unklar.

Was passiert mit Plastikmüll in Malaysia?

Viele Jahre ging der Großteil dieser Exporte in die Volksrepublik China. Doch das Land hat 2018 seine Grenzen für Kunststoffabfälle aus dem Ausland geschlossen. Seitdem haben sich andere Staaten als Zielländer etabliert: Mit gut 170.000 Tonnen wurde die größte Menge deutschen Plastikmülls 2020 nach Malaysia exportiert.

Was passiert mit deutschem Restmüll?

Im Restmüll ist das Schicksal der Abfälle meist besiegelt: Verbrennung. Der überwiegende Teil des Restmülls wird nach der Tonnenleerung direkt in die insgesamt 66 Müllverbrennungsanlagen in Deutschland gefahren und dort verbrannt. Ein kleinerer Teil geht in mechanisch-biologische Aufbereitungsanlagen.

Welches Land recycelt am meisten Plastik?

Müll werde weder recycelt noch verbrannt, dafür aber so häufig wie in keinem anderen Land illegal entsorgt. Den Spitzenwert von 100,00 erreicht Südkorea, auf den nächsten Plätzen folgen Schweden, Japan, die Schweiz, die Niederlande und Deutschland.

Kann Müll zurückverfolgt werden?

Bei Umweltdelikten gilt: Es kann strafrechtlich nicht verfolgt werden, was verwaltungsrechtlich erlaubt ist. Liegt eine Genehmigung für eine Handlung vor, kann diese Handlung nicht nachträglich als rechtswidrig eingestuft werden.

Was passiert mit dem gelben Sack in Deutschland?

Betrachtet man ausschließlich die Abfälle, die über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gesammelt werden, so werden 27 Prozent der Kunststoffabfälle in Deutschland wertstofflich recycelt. Weitere elf Prozent werden im Ausland recycelt (Informationen zum Export von Plastikabfällen finden Sie hier).

Wer verbraucht am meisten Plastik?

Australien zählt demnach zu Ländern mit dem höchsten Einwegplastikmüll-Verbrauch, mit 59 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2019. Auch die USA und Südkorea verursachen besonders viel Einwegplastikmüll, wie die Statista-Grafik zeigt.

Wie kommt Plastik aus Deutschland ins Meer?

Der Müll gelangt auf verschiedenen Wegen ins Meer. Ein großer Teil stammt von Schiffen, zum Beispiel aus der Fischerei. Dort geht oft Ausrüstung verloren, zum Beispiel Netze, Seile und Transportkisten. Manchmal wird auch Abfall über Bord geworfen, obwohl das verboten ist.

Wer produziert am meisten Müll in Europa?

Abfallaufkommen in Europa

Der meiste Müll in absoluten Pro-Kopf-Zahlen fällt in Dänemark, Malta, Zypern und Deutschland an. Die niedrigsten Werte gibt es in Ungarn, Tschechien, Polen und Rumänien. In einkommensstärkeren Ländern wird tendenziell mehr Abfall pro Person produziert.

Wer produziert den meisten Plastikmüll weltweit?

Die USA sind einer Studie zufolge die größten Verursacher von Plastikmüll weltweit. Insgesamt produzierten die Vereinigten Staaten im Jahr 2016 demnach rund 42 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle.

Wer produziert den meisten Müll in Deutschland?

Höchste Müllproduktion in Baden-Baden

Mit 763 kg Abfall je Einwohner produzierte die Stadt Baden-Baden im Jahr 2015 die größte Menge an Gesamtmüll deutschlandweit.

Wird Restmüll exportiert?

Laut Umweltministerium exportierte Deutschland 24,3 Millionen Tonnen Müll, importierte selbst aber nur 22,1 Millionen Tonnen. Bis zum letzten Jahr galt China noch als "Mülldeponie der Welt". 56 Prozent aller Plastikabfälle weltweit landeten dort.

Was passiert mit dem gesammelten Plastik?

Rund 250'000 Tonnen davon verbleiben als dauerhafte Produkte über längere Zeit in Gebrauch (z.B. Kunststofffensterrahmen). Jährlich entstehen rund 780'000 Tonnen Kunststoffabfälle, davon werden über 80 % (rund 650'000 Tonnen) in Kehrichtverbrennungsanlagen und gut 6 % in Zementwerken energetisch verwertet.

Wie viel Prozent des Plastikmülls in Deutschland werden recycelt?

Die Recyclingquote in Deutschland lag für Kunststoffe im Jahr 2019 bei 55,2 Prozent. Das stellt einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr dar (2018: 47,9 Prozent). In Europa wird ungefähr ein Drittel der Kunststoffabfälle recycelt.

Was kann die Regierung gegen Plastik tun?

Änderung des Verpackungsgesetzes Dünne Plastiktüten verboten

Ab Januar 2022 gilt in Deutschland ein Verbot für leichte Plastiktragetaschen. Die erste Novelle des Verpackungsgesetzes zählt zu den Maßnahmen der Bundesregierung, um unsere Umwelt vor Plastikmüll zu schützen.

Kann Plastik wirklich recycelt werden?

Da stellt sich schnell die Frage: Wohin mit dem ganzen Müll? Die sinnvollste Alternative stellt das Kunststoff Recycling dar, denn auf diese Weise lassen sich bereits verbrauchte Ressourcen sinnvoll wiederverwerten. Tatsächlich werden aber nur etwa 39 Prozent des deutschen Plastikmülls recycelt.

Warum kann nicht jedes Plastik recycelt werden?

Hauptproblem: Die Qualität. Das Hauptproblem beim Kunststoff-Recycling: Recyceltes Plastik ist fast immer minderwertiges Plastik. Und das Recycling funktioniert gut nur bei bestimmten Sorten Plastik, nämlich denen, die sich schreddern und schmelzen lassen, um dann in neue Formen gepresst zu werden.