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Warum verbraucht Frankreich mehr Strom als Deutschland?

Gefragt von: Frau Prof. Jolanta Kaiser B.Sc.  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Beide Länder kämpfen zwar mit Energieknappheit. Aber Frankreich braucht vor allem Strom, auch weil viele Haushalte damit heizen. In Deutschland hingegen wird vor allem Gas zum Heizen eingesetzt. Deutschland hat im Jahr 2021 insgesamt gut 90 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht, Frankreich hingegen nur 43.

Warum kauft Frankreich Strom aus Deutschland?

Weil Atomkraftwerke ausfallen, kauft Frankreich massiv Strom. In Deutschland bekommen Verbraucher die höheren Preise zu spüren - in Frankreich allerdings nicht. In Deutschland gehen die Strompreise durch die Decke. Am Großhandelsmarkt erreichen sie schwindelerregende Höhen.

Wie viel Strom bezieht Frankreich aus Deutschland?

Im Jahr 2021 betrug der physikalische Stromfluss in das deutsche Netz aus Frankreich rund 9,8 Milliarden Kilowattstunden. Deutlich weniger Strom importierte Deutschland aus den Nachbarstaaten Polen, Luxemburg, Schweden und Belgien.

Woher bekommt Frankreich sein Strom?

Im Jahr 2020 wurden in Frankreich rund 67 Prozent des erzeugten Stroms aus Kernenergie gewonnen. Etwa 13 Prozent des Stroms wurden hingegen aus dem erneuerbaren Energieträger Wasserkraft erzeugt. Frankreich exportiert mehr Strom nach Deutschland, als es von Deutschland importiert.

Ist der Strompreis in Frankreich gedeckelt?

Die Regierung hat die Verbrauchspreise für Strom gedeckelt

Schon seit Ende des vergangenen Jahres hat die Regierung die Strompreise gedeckelt, für Privathaushalte darf die Stromrechnung nur um vier Prozent steigen. Die Maßnahme kostet den französischen Staat mehrere Milliarden Euro.

Teurer Strom und schwache Netze - kann Atomkraft die Rettung sein? | Frontal

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Warum ist der Strom in Deutschland so teuer?

Grund für den Anstieg der Strompreise ist nicht zuletzt die Preissetzung an der Strombörse. Denn hier gilt momentan, dass sich Börsenpreis nach der teuersten Produktionsart richtet, also Stromgewinnung aus Gas (Prinzip der sog. Merit-Order).

Warum hat Deutschland ein stromproblem?

Grund ist der Strommix in Deutschland. Zwar wird immerhin schon fast die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren Energien gewonnen. Doch der Rest wird aus anderen Quellen erzeugt. Ein Drittel stammt aus Kohle, sechs Prozent aus Atomkraftwerken und immerhin noch 13 Prozent aus Gas.

Kann Deutschland sich selbst mit Strom versorgen?

Energiewende Deutschland kann sich unabhängig von Russland mit Strom versorgen. Die Stromversorgung in Deutschland ist auch ohne russische Importe von Kohle und Gas gesichert. Als Ersatz müssen kurzfristig Kohlekraftwerke stärker genutzt – und mittel- und langfristig Erneuerbare Energien massiv ausgebaut werden.

Woher bezieht Frankreich Brennstäbe?

Aber auch Frankreich bezieht Uran aus Russland. Nach rund zehn Jahren Pause hatte der inzwischen von Areva in Orano umgetaufte französische Atomkonzern 2020 erneut einen Vertrag mit Rosatom über die Lieferung von abgebrannten Brennstäben nach Russland unterzeichnet.

Warum laufen akws in Frankreich nicht?

Grund für den gestiegenen französischen Strombedarf ist, dass mehr als die Hälfte der 56 französischen Atomkraftwerke derzeit außer Betrieb ist. Frankreich bezieht zwei Drittel seines Stroms aus Atomkraft, doch mehr als die Hälfte der Kernreaktoren sind derzeit aus unterschiedlichen Gründen nicht am Netz.

Warum muss Deutschland Strom importieren?

Grund für die wachsenden Stromimporte ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes unter anderem der sinkende Anteil von Kohle- und Kernkraftwerken an der deutschen Stromerzeugung. Am meisten Strom wurde aus Frankreich importiert. Hier wird nach wie vor auf Atomenergie gesetzt.

Wo kauft Deutschland Atomstrom?

In den vergangenen Jahren hat Deutschland Atomstrom aus Frankreich importiert. Dieses Jahr ist es andersherum: Deutschland exportiert Windenergie nach Frankreich. Die deutsche Windenergie verzeichnete dieses Jahr einen Überschuss und konnte für Frankreich in die Bresche springen.

Wie heizen die Franzosen?

Denn so wie deutsche Haushalte überwiegend mit Gas heizen, wärmt sich die Mehrheit der französischen an elektrischen Radiatoren.

Was importiert Frankreich aus Deutschland?

Überblick: die wichtigsten Importe von Frankreich nach Deutschland
  • Triebwerke für die Flugzeugproduktion.
  • Erdöl und Ölderivate.
  • Kfz-Teile.
  • Eisen und Stahl.
  • Kunststoffprodukte.
  • Fahrzeuge.
  • Maschinen (vor allem für die Autoindustrie)

Welches Land hat die meisten Atomkraftwerke auf der Welt?

18 von 36 OECD-Ländern erzeugen Strom mit Kernkraftwerken. Der Anteil der Kernenergie beträgt in diesen Ländern im Schnitt knapp 30 Prozent. Die USA erzeugten im Jahr 2020 mit 94 Anlagen (2 stehen in Bau) am meisten Atomstrom, vor Frankreich (56 Reaktoren), China (49 Reaktoren) und Russland (38 Reaktoren).

Hat Russland Uranvorkommen?

Uran aus Russland: In Russland selbst wurden 2020 „nur“ 2846 Tonnen Uran gefördert, rund sechs Prozent der weltweiten Uranproduktion.

Hat Deutschland Uranvorkommen?

Die bedeutendste Uranlagerstätte im Westen Deutschlands, Menzenschwand bei St. Blasien im Südschwarzwald, wurde 1957 entdeckt. Es handelt sich um eine hydrothermale Lagerstätte an der Grenze zwischen Granit und Gneis. 1961 begann die niedersächsische Bergbaufirma Gewerkschaft Brunhilde (später GmbH) mit Schürfarbeiten.

Kann Deutschland seinen Strombedarf selbst decken?

Deutschland könnte seinen Bedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken, wenn das Ausbautempo bei Wind- und Solarenergie stark gesteigert wird, ergeben Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

Wie lange hat Deutschland noch Strom?

Der Weg ist noch lang

Noch sind wir davon aber weit entfernt: Im Jahr 2021 kamen 42 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 soll der Anteil des EE-Stroms auf 80 Prozent steigen.

Woher bezieht Polen seinen Strom?

Die Verfeuerung von Kohle zur Strom- und Wärmeerzeugung hat in Polen den europaweit größten Anteil am Strommix. Rund 76 Prozent des erzeugten polnischen Nettostroms wurden 2021 durch das Verbrennen von Stein- und Braunkohle erzielt.

Wie lange dauert ein Blackout in Europa?

Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge sowie internationaler Blackout-, Krisen- und Energiewendeexperte, prognostiziert, dass man „binnen der nächsten Monate, wenigen Jahren“ mit einem europaweiten Blackout rechnen muss. Andere sprechen von einem Zeitraum von fünf Jahren.

Wann kommt der Blackout?

Von einem Blackout spricht man, wenn die Stromversorgung großflächig ausfällt und zur Wiederversorgung koordinierte Teilnetzbildung und dezentraler Einsatz geeigneter Kraftwerke erforderlich werden. Stromausfälle, wie wir sie auch in Oberösterreich nach teilweise heftigen Unwettern kennen, sind kein Blackout.

Was sollte man bei einem Blackout Zuhause haben?

Ein Vorrat an Kerzen und Taschenlampen sowie Batterien, Ersatzlampen, Streichhölzer oder Feuerzeugen gehören in jeden Haushalt.

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