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Warum steht die Kirche über dem Gesetz?

Gefragt von: Herr Prof. Dr. Markus Jost  |  Letzte Aktualisierung: 28. August 2022
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Die Religionsgemeinschaften regeln ihre Angelegenheiten selbst und ohne staatlichen Einfluss (sog. Kirchliches Selbstbestimmungsrecht). Weil das Grundgesetz die Religionspflege zwar gerade nicht als staatliche, aber doch als öffentliche Aufgabe betrachtet, fördert der Staat Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften.

Warum hat Kirche eigene Gesetze?

Es geht ja bei der katholischen Kirche Rechtsordnung nie nur um eine Gemeinschaftsordnung – das auch –, sondern es geht auch zum Zweiten immer darum, dass die kirchliche Heilssendung verwirklicht wird. Und dazu braucht es dann eben auch oder kann man auch eine eigene Gerichtsbarkeit einrichten.

Warum gibt es das Kirchenrecht?

Das Kirchenrecht regelt zunächst inneren Aufbau und Organisation der Religionsgemeinschaft (Mitgliedschaft, Kirchengemeinden, Leitungsorgane), also ihre Verfassung.

Warum hat die Kirche Sonderrechte?

Heute regelt das Grundgesetz, Artikel 140, die Sonderrechte der Kirchen. Beide Gesetze sehen vor, dass sich der Staat nicht in kirchliche Belange einmischen darf. So dürfen die Kirchen zum Beispiel das arbeitsrechtliche Verhältnis zu ihren Angestellten frei regeln.

Hat die Kirche ihr eigenes Strafrecht?

Neben dem "weltlichen" Strafrecht hat die katholische Kirche ihr eigenes Strafrecht im "Codex iuris canonici". Dort ist auch der sexuelle Missbrauch geregelt. Allerdings kann die Kirche ihr eigenes Strafrecht nur ergänzend zur Bestrafung heranziehen.

Wenn Kirche und Staat wirklich getrennt wären, dann ...

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Warum keine Strafverfolgung Kirche?

Das Kirchenrecht bezieht sich auf Taten zu Lasten der Kirche. Es kennt keine generelle Verpflichtung zur Zusammenarbeit mit den weltlichen Strafverfolgungsbehörden, welche Taten zu Lasten Dritter verfolgen.

Kann ein Pfarrer verurteilt werden?

Demnach hat es im Zeitraum von 2000 bis 2011 insgesamt 135 Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Priester gegeben. In 77 Fällen kam es zu einem Gerichtsprozess. 22 Priester wurden in erster und 17 weitere in zweiter Instanz verurteilt. 5 Verfahren endeten mit Freispruch.

Hat die katholische Kirche ein eigenes Strafrecht?

Die Kirche verfügt mit dem Codex Iuris Canonici 1983 über ein eigenes Strafrecht, das auch den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs kennt. Allerdings steht das Kirchenrecht dabei nicht über dem "weltlichen" Strafrecht.

Ist die katholische Kirche eine verbrecherorganisation?

Im Jahr 1985 wurde ein Bochumer Student vor Gericht gestellt, weil er die (Katholische) Kirche als "größte Verbrecherorganisation der Weltgeschichte" bezeichnet hatte, was die Kirche als Verstoß wertete gegen den §166 StGB (der in seinen Wurzeln bis ins Jahr 538 zurückreicht!), welcher jedwede "gotteslästerliche ...

Ist Kirchenrecht Öffentliches Recht?

Dieses Recht ist im Grundgesetz verankert (Art. 140 GG). Hat die jeweilige Religionsgemeinschaft den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, so ist ihr internes Kirchenrecht zugleich öffentliches Recht.

Wem ist die Kirche unterstellt?

Die Zuständigkeit zur Regelung des Rechtsstatus der Kirchen ist ansonsten die der Bundesländer (Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 8 WRV).

Hat die Kirche ein eigenes Gericht?

Das kirchliche Selbstbestimmungsrecht ist in Art. 140 GG verankert und garantiert den Kirchen das Recht zur eigenständigen Ordnung und Gestaltung ihrer inneren Angelegenheiten. Die Art und Weise, wie Kirchen ihren geistlich-religiösen Auftrag erfüllen, sei davon erfasst.

Welche Rechtsgrundlage hat das kirchliche Recht?

Rechtsgrundlage der katholischen Kirche ist die „Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse“ (Grundordnung der Kirchen) als Kirchengesetz.

Wann wurde das Kirchenrecht eingeführt?

Der in der katholischen Kirche geltende CIC ist erstmalig im Jahr 1917 in Kraft getreten. Die zur Zeit geltende Fassung beruht auf einer Reform infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils und gilt seit dem Jahr 1983. Der CIC besitzt weltweite Gültigkeit.

Was steht im Kirchenrecht?

Das Kirchenrecht existiert parallel zum Staatsrecht und ist sogar im Grundgesetz verankert. Damit sollen Religionsfreiheit und Trennung von Kirche und Staat gewährleistet werden. Ein Priester ist also gleich zwei Rechtsordnungen unterstellt.

Was ist schlecht an der Kirche?

immanente Ansprüche der Institution Kirche an den Einzelnen und die Gesellschaft, sowohl ihre Anhänger als auch Nicht-Anhänger betreffend. Handlungen von Mitgliedern des Klerus. das Auseinanderklaffen von kirchlicher Lehre (Dogma) und Lebenspraxis.

Was verbietet die Kirche?

Er darf nur in der Ehe stattfinden und muss auf Fortpflanzung zielen. Die katholische Definition der "menschlichen Natur" beruht auf der mittelalterlichen Scholastik. Deshalb verurteilt die Kirche nicht nur Homosexualität als "Sünde", sondern auch außereheliche Sexualität, Masturbation und Empfängnisverhütung.

Welche Probleme gibt es in der Kirche?

Auf Überlastung, Reformprozesse und Überalterung folgen Mitgliederschwund, Verwaltungsaufwand, Geld und Personal. Als nachgeordnete Probleme können Inklusion, Kirchenschließungen und die politische Radikalisierung der Gemeindeglieder angesehen werden.

Hat ein Bischof Immunität?

Dabei ist die Rechtslage eindeutig: „Es gibt für die Kirche und ihre Priester keine grundsätzlichen Ausnahmen von der Strafverfolgung wie etwa bei der Immunität von Parlamentariern oder Diplomaten.

Kann man die Kirche verklagen?

Gegen das sakrale Kirchengeläut (z. B. das Angelusläuten oder das Glockenläuten zum Kirchendienst) kann nur vor den Verwaltungsgerichten geklagt werden.

Wer zahlt für die Kinder von Priestern?

"Es gibt keine kirchenrechtlichen Festlegungen darüber, wer für den Unterhalt des Kindes eines Priesters aufzukommen hätte", sagt Kirchenrechtler Nelles. Logisch: Kinder sind im priesterlichen Leben nicht vorgesehen.

Wie wird ein Pfarrer bezahlt?

Bischöfe und Kardinäle werden aufgrund dieser mehr als 200-jährigen Verpflichtung noch heute aus der Staatskasse bezahlt. Nur die Gehälter der Pfarrer werden durch die Kirchensteuer finanziert. Diese Tatsache basiert auf einer Reihe von Verträgen zwischen den einzelnen Bundesländern und der Kirche.

Wie viele Kirchenaustritte in Deutschland?

Die Zahl der Kirchenaustritte stieg im Vergleich zum Vorjahr um 60.000 auf rund 280.000. Über dieses Thema berichtete BR24 am 27. Juni 2022 um 13:00 Uhr.

Was macht der Kirchenrat?

Zusammen mit ihrem Bischof und den Pröpsten üben sie unter dem Vorsitz des Bischofs die Leitung und Verwaltung der Kirche aus. Kirchenräte werden auf Vorschlag der Bezirkspfarrkonvente und Bezirkssynoden von der Kirchensynode für acht Jahre gewählt. Der Dienst des Kirchenrates wird neben- bzw. ehrenamtlich ausgeübt.

Ist die Kirche privat?

Für Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften steht der besondere Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Verfügung.

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