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Warum muss Deutschland Strom nach Frankreich liefern?

Gefragt von: Herr Prof. Dr. Till Lechner  |  Letzte Aktualisierung: 24. April 2023
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Deutschland und Frankreich sind über das Europäische Verbundsystem (UCTE-Verbundnetz) miteinander verbunden - ein Zusammenschluss der nationalen Übertragungsnetze der kontinentaleuropäischen Länder. Über dieses Netzsystem tauschen die Länder ihren Strom aus, was auch zum Ausgleich von temporären Engpässen dient.

Warum braucht Frankreich Strom aus Deutschland?

Weil etliche französische Atomkraftwerke gewartet werden, wird im Januar mit Engpässen gerechnet. Die Regierung bereitet deshalb örtlich begrenzte Stromunterbrechungen bei Spitzenbelastungen vor. Damit soll ein unkontrollierter Blackout abgewendet werden. Kürzlich waren 16 der 56 französischen Meiler nicht am Netz.

Woher bezieht Frankreich sein Strom?

Im Jahr 2021 wurden in Frankreich rund 69 Prozent des erzeugten Stroms aus Kernenergie gewonnen. Etwa 12 Prozent des Stroms wurden hingegen aus dem erneuerbaren Energieträger Wasserkraft erzeugt. Frankreich importiert mehr Strom aus Deutschland, als es nach Deutschland exportiert.

Warum kein Strom aus Frankreich?

Der Grund für massive Stromprobleme der Franzosen

Hauptgrund sind die französischen Atomkraftwerke. Sie sind extrem wichtig für die Stromversorgung in Frankreich. Aber viele laufen dieses Jahr nicht. 18 von 56 Atomkraftwerken sind derzeit abgeschaltet - wegen unerwarteter technischer Probleme oder Wartungsarbeiten.

Was zahlt Frankreich für Strom aus Deutschland?

In Frankreich zahlen die Verbraucher 17 Cent für eine Kilowattstunde Strom, also weniger als die Hälfte des ab Januar 2023 subventionierten deutschen Tarifs. In Spanien liegt der regulierte Tarif noch niedriger, er beträgt 12 Cent.

Deutschland liefert Frankreich so viel Strom wie lange nicht ​| Nicolas Lieven | 25. August 2022 |

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Warum ist der Strom in Frankreich so billig?

Es ist eine Großzügigkeit aus Angst: In Frankreich sind die Preise für Benzin, Gas und Strom dank staatlicher Deckelung niedriger.

Warum ist in Frankreich der Strom so günstig?

Gründe dafür sind u. a. die hohen Steuern und Abgaben sowie die Gebühren der Netzbetreiber. So lag der durchschnittliche Strompreis für private Haushalte im Dezember 2021 hierzulande bei 33,4 Cent pro kWh, wohingegen Verbraucherinnen und Verbraucher in Frankreich nur 18,4 Cent pro kWh zahlen mussten.

Warum ist der Strom in Deutschland so teuer?

In Deutschland ist Strom mit am teuersten. Nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Steuern, Abgaben und Gebühren der Netzbetreiber zahlen wir Deutschen schon vor der aktuellen Energiekrise mit die höchsten Strompreise weltweit. Die Tabelle zeigt die Abstufung, Stand Juni 2021.

Warum liefert Deutschland Gas nach Frankreich?

Schon im Sommer lieferte Deutschland ins Nachbarland Frankreich Strom, da die Atomkraftwerke dort strauchelten. Seit Mitte Oktober bekommt Deutschland im Gegenzug aber auch etwas - und zwar Gas. Damit soll eine befürchtete Mangellage in Deutschland abgewendet werden.

Wann kommt der Blackout in Deutschland 2022?

Der geplante Atomaustieg Ende 2022 wurde bereits bis 15. April 2023 aufgeschoben. Beschlossen ist auch, dass zusätzliche Kohlekraftwerke bereitstehen sollen, befristet bis 31. März 2024.

Kann Deutschland sich selbst mit Strom versorgen?

Im Jahr 2050 kann sich Deutschland problemlos mit Strom versorgen, ohne dass dafür auch nur eine Tonne Kohlendioxid zusätzlich in die Atmosphäre aufsteigt. Nötig dafür ist ein kompliziertes Netz aus Tausenden von Windrädern, Solarparks, Biogasanlagen und Wasserstoff-Speichern.

Warum verkauft Deutschland Strom ins Ausland?

Deutschland muss Strom ins Ausland verscherbeln – und macht Milliardenverluste. Deutschland hat im vergangenen Jahr mehr Strom exportiert als importiert. Allerdings musste der Strom weit unter dem Marktpreis verkauft werden – wegen fehlender Infrastruktur.

Ist der Strom in Frankreich billiger als in Deutschland?

Dies führt dazu, dass Strom in Frankreich aktuell fast die Hälfte günstiger ist als hierzulande. So zahlten Französinnen und Franzosen im August 2022 durchschnittlich nur 23,02 Cent pro kWh, wohingegen Deutsche im gleichen Zeitraum um die 40,11 Cent pro kWh hinblättern mussten.

Warum braucht Frankreich so viel Strom?

Heizen in Frankreichs Haushalten benötigt viel Strom

Weil die Mehrheit in Frankreich mit billigem Atomstrom heizt, ist das Land zwar unabhängiger von russischem Gas, hat jedoch einen hohen Strombedarf. Aktuell ächzen die französischen Kernkraftwerke außerdem unter der extremen Hitze.

Warum muss Deutschland Strom importieren?

Grund für die wachsenden Stromimporte ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes unter anderem der sinkende Anteil von Kohle- und Kernkraftwerken an der deutschen Stromerzeugung. Am meisten Strom wurde aus Frankreich importiert.

Warum exportiert Deutschland Strom?

Die erzeugte Strommenge in Deutschland schwankt zwar in den vergangenen Jahren, nimmt tendenziell aber seit 1991 zu. Da heute hierzulande u.a. durch die Energiewende deutlich mehr Strom produziert als benötigt wird, exportiert Deutschland Strom in europäische Länder.

Was passiert in Deutschland wenn Russland kein Gas mehr liefert?

Die Wirtschaftsleistung könnte dadurch zwischen sechs und zwölf Prozent sinken. Es könnte also zu einer Rezession kommen. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen ist vom Gas abhängig und dort müsste die Produktion dann gedrosselt oder ganz eingestellt werden.

Hat Deutschland genug Strom?

Deutschland kann ohne russische Energielieferungen beim Strom auskommen – und das, ohne die Ausstiege aus Kohle und Atomkraft nach hinten zu verschieben. Zu diesem Schluss kommt eine neue Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die am 20. April 2022 veröffentlicht wurde.

Wohin liefert Russland sein Gas?

Deutschland ist mittlerweile der größte Abnehmer von russischen Erdgasexporten. Der Anteil der Ukraine hat sich dagegen von 2012 bis 2014 halbiert. Diese Statistiken beschäftigen sich mit der Produktion und den Exporten von Erdgas durch das Unternehmen Gazprom.

Wer hat die höchsten Strompreise in Europa?

Strompreise in der EU

So werden in Dänemark mit 29,24 Cent europaweit die höchsten Strompreise fällig, gefolgt von Deutschland (28,73 Cent) und Belgien (28,6 Cent). Der Strom in den teuersten EU-Ländern kostet damit mehr als dreimal so viel wie im günstigsten Mitgliedsstaat Bulgarien.

Wo auf der Welt ist Strom am günstigsten?

Im weltweiten Vergleich am günstigsten ist Strom aktuell in Venezuela. Aufgrund der andauernden hyperinflationären Entwicklung kostet eine Kilowattstunde hier umgerechnet 0,00036 Cent, gefolgt vom Sudan mit 0,24 Cent.

Wer hat den billigsten Strom in Deutschland?

Die Tabelle zeigt Ihnen am Beispiel eines Verbrauches von 3.500 kWh im Jahr, wie viel Strom wo kostet: Am teuersten ist der Strom demnach in Thüringen und im Saarland. Am billigsten dagegen fahren die Kunden in Bremen.

Welches Land verbraucht mehr Strom Frankreich oder Deutschland?

Schon bei der Betrachtung des Primärenergieverbrauchs der beiden Länder werden die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland deutlich. Frankreichs Primärenergieverbrauch lag mit etwa 10000 PJ viele Jahre rund ein Drittel unter dem von Deutschland.

Wo kauft Deutschland Strom ein?

Strom - Deutscher Import nach Ländern 2022. Im Jahr 2022 betrug der physikalische Stromfluss in das deutsche Netz aus Dänemark und den Niederlanden jeweils über 9 Milliarden Kilowattstunden. Deutlich weniger Strom importierte Deutschland aus den Nachbarstaaten Polen, Luxemburg, der Schweiz und Belgien.

Hat Frankreich genug Strom?

Frankreich hat kein Gasproblem, dafür große Schwierigkeiten genügend Strom zu produzieren. Viele Atomkraftwerke stehen still, die Folgen sind auch in Deutschland spürbar.

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