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Warum darf eine Wunde nach 6 Stunden nicht mehr primär verschlossen werden?

Gefragt von: Herr Prof. Dr. Felix Schüler  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Primärnaht. 6–8-Stundenregel: Verletzungen, die älter als 6–8 h sind, sollten aufgrund des erhöhten Infektionsrisikos nicht primär verschlossen werden!

Warum wird eine Wunde nach 6 Stunden nicht mehr verschlossen?

Nach Ablauf von etwa sechs Stunden gilt jede (sogar vermeintlich saubere) Wunde als stark keimbelastet und kann somit nicht mehr primär verschlossen werden. Um die bestmögliche Wundversorgung zu gewährleisten sollte daher ein Arztbesuch innerhalb dieses Zeitfensters erfolgen.

Wann dürfen Wunden nicht primär verschlossen werden?

Wunden, die älter als 6 Std. sind, deren Wundränder weit auseinanderliegen und mit Keimen besiedelt sind, dürfen nicht primär verschlossen werden. Diese Wunden weisen oft ausgedehnte Gewebedefekte, Taschen und Buchten auf.

Wie lange dauert primäre Wundheilung?

Die primäre Wundheilung ist in der Regel innerhalb von 6-8 Tagen abgeschlossen und führt zur Bildung einer stichförmigen, fast unsichtbaren Narbe.

Wie können primäre Wunden verschlossen werden?

Mediziner bezeichnen dies als Granulationsgewebe (lat. granulum = Körnchen). Die Bindegewebszellen produzieren Vorstufen von Kollagen. Diese stabilisierenden Eiweißfasern lassen die Wunde schrumpfen – so werden die Wundränder zueinander gezogen und die Wundoberfläche verringert sich.

Versorgung primär heilender Wunden

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Unter welchen Voraussetzungen kann eine Wunde primär abheilen?

Primäre Wundheilung: Glatt begrenzte, eng anliegende Wundränder heilen per primam intentionem. Eine gute Durchblutung der Wunde und saubere, keimarme Wundverhältnisse sind dabei die Vorraussetzung für diese Form der Heilung.

Was versteht man unter primäre Wundheilung?

Die primäre Wundheilung ist eine Form der Wundheilung. Hierbei handelt es sich um Wunden mit wenig Gewebsverlust, die glatte Wundränder aufweisen. Die Ränder liegen nah beieinander, die Wunde ist sauber, nicht mit Keimen oder Fremdkörpern verunreinigt und enthält kein nekrotisches (totes) Gewebe.

Was ist ein primärer Wundverschluss?

Primärer Wundverschluss bedeutet eine komplikationsfreie Wiederherstellung der Gewebskontinuität bei gut adaptierten Wundrändern (Wundheilung „per primam“). Ein sekundärer Wundverschluss („per secundam“) liegt vor, wenn ein primärer Wundverschluss nicht möglich ist.

Was sind primäre und sekundäre Wunden?

Auch eine mit Bakterien infiziert Wunde sollte sekundär heilen. Würde eine solche infizierte Wunde primär verheilen – beispielsweise durch Setzung einer Naht – könnten sich die Erreger in der geschlossenen Wunde vermehren. Daraus könnte ein Abszess (Eiterherd) entstehen.

Wann schließt sich eine Wunde?

Bei kleinen Schnittwunden schließt sich die Wunde meist bereits nach einigen Tagen. Generell beträgt die Heilungsdauer bei akuten Wunden etwa 14 bis 21 Tage. Bei chronischen Wunden dagegen ist der Heilungsprozess gestört und dadurch deutlich verlängert – die Heilung kann sich über Monate oder Jahre hinziehen.

Was ist grundsätzlich bei der Versorgung von Wunden zu beachten?

Sowohl bei oberflächlichen als auch bei tiefen Verletzungen muss die Wunde zunächst gereinigt werden. Denn nur, wenn Fremdkörper und Keime aus der Wunde entfernt werden, kann diese komplikationslos abheilen. Grobe Verschmutzungen können mit steriler Kochsalz- oder Ringerlösung entfernt werden.

Welche Wunden dürfen nicht verschlossen werden?

Große Wunden mit viel Gewebeverlust, z.B. Verbrennungswunden oder chronische Wunden, werden zunächst nicht verschlossen behandelt. Ein Vernähen der Wunde ist nicht möglich, z.B. wenn die Wundränder weit auseinander liegen, die Wunde stark verunreinigt oder infiziert ist.

Welche 3 Wundheilungsphasen gibt es?

Sowohl die primäre als auch die sekundäre Wundheilung laufen in drei ineinander übergehenden Wundheilungsphasen ab: der Reinigungs-, der Granulations- und der Epithelisierungsphase.

Wie lange hat man Zeit eine Wunde nähen zu lassen?

Offene Wunden werden in der Regel innerhalb von 6 Stunden genäht. Das ist die beste Wundversorgung. Klafft die Wunde nicht stark, so kann sie auch mit speziellen Klebstreifen geschlossen werden.

Wie lang kann man eine Wunde kleben?

Genähte Platzwunden heilen durch primäre Wundheilung, abhängig von ihrer Lokalisation, unter geringer Narbenbildung in etwa 14 Tagen ab. Im Kopfbereich läuft die Heilung innerhalb weniger Tage ab, während Haut in Gelenknähe etwa 21 Tage bis zur Abheilung benötigt.

Was ist eine sekundäre Wundheilung?

Sekundäre Wundheilung

Zu einer sekundären Wundheilung kommt es bei Verletzungen mit Gewebeverlust und klaffenden, unregelmäßigen Wundrändern und mit Entzündungen. Dabei wird die Lücke im Gewebe zunächst mit Granulationsgewebe aufgefüllt, bevor sich eine neue Haut über der Wunde bildet.

Was ist eine verzögerte Wundheilung?

Bei einer Wundheilungsstörung verzögert sich der Heilungsprozess einer Wunde. Oft tritt eine derartige Störung bei Vorerkankungen wie Diabetes oder nach chirurgischen Eingriffen auf. In diesen Fällen muss eine besondere Wundbehandlung eingeleitet werden, sonst drohen schwere Komplikationen.

Wie heißt die 2 Phase der Wundheilung?

Traditionell wird die Wundheilung in drei Phasen eingeteilt: Exsudationsphase (Tag 1-4): Blutstillung und Blutreinigung. Granulationsphase (Tag 2-14): Aufbau von Granulationsgewebe. Epithelisierungsphase (Tag 3-21): Ausreifung, Narbenbildung und Epithelisierung.

Wie wird eine Wunde geschlossen?

Die Blutgefäße in der Wunde verengen sich, um den Blutverlust zu verringern. Das Blut gerinnt, d.h. es verfestigt sich und füllt die Wunde aus. Während der Blutgerinnung Hämostase entsteht das Eiweiß Fibrin. Es verklebt die Wundfläche und schützt die Wunde vor Krankheitserregern.

Wann Sekundärnaht?

Manchmal können Wunden aufgrund einer Entzündung gar nicht verschlossen werden und müssen direkt offen gelassen werden. Die Wunde muss gespült und offen gehalten werden; man spricht dann von einer sekundären Wundheilung (im Gegensatz zu einem primären Wundverschluss).

Was ist Fibrin in der Wunde?

Fibrin ist ein wasserunslösliches Eiweiß im Blut. Es ist Teil des Gerinnungsystems und entsteht bei Aktivierung der Blutgerinnung, z.B. durch Verletzung oder bei Entzündungen. Das Fibrin hilft dabei die Wunde zu schließen, indem es eine Netzstruktur aus Fibrinfäden bildet.

Was ist eine primäre Naht?

Eine Primärnaht ist eine chirurgische Naht, die zum direkten Verschluss von frischen Wunden innerhalb der ersten 6-8 Stunden nach dem Trauma gelegt wird. Sie dient dem primären Wundverschluss mit Nahtmaterial.

Welche 4 Wundarten gibt es?

Verschiedene Wundarten im Überblick
  • Mechanische Wunden.
  • Thermische Wunden.
  • Chemische- und Strahlungswunden.
  • Chronische Wunden.

Warum offene Wundheilung?

Diese sogenannte offene Wundheilung findet sich auch beim Wundliegen von Bettlägerigen oder Fußgeschwüren aufgrund von Diabetes. Und manchmal ist sie auch gewollt: Infizierte Wunden sollten offen heilen, damit sich unter der Naht keine Keime vermehren und Wundsekret und Eiter abfließen können.

Welche Faktoren beeinflussen die Wundheilung negativ?

Systemische Einflussfaktoren – gehen vom Körper aus
  • Allgemeinzustand / Grunderkrankungen (Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen, u.a.)
  • Stress.
  • Medikamente.
  • Hohes Alter.
  • Qualität der Ernährung: Vitamine, Eiweiß, Zink, Mineralstoffe, Flüssigkeitsmangel.
  • Rauchen.
  • Schmerzen.

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