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Wann zählt Schweigen als Zustimmung?

Gefragt von: Isolde Schlüter  |  Letzte Aktualisierung: 20. September 2022
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Eine konkludente Willenserklärung kann auch durch Unterlassung – beispielsweise durch Schweigen – ausgelöst werden. Dabei darf aber das Schweigen generell nicht als Zustimmung gewertet werden, da diesem kein Erklärungswert beigemessen werden kann. Schwei gen gilt also ganz grundsätzlich nicht als Zustim mung.

Wann ist Schweigen Zustimmung?

Man spricht dann von "beredtem Schweigen". Entscheidend für eine Auslegung des Schweigens als Willenserklärung ist jedoch nach §§ 133, 157 BGB, dass der Empfänger das Schweigen nach Treu und Glauben und der Verkehrssitte als Kundgabe eines bestimmten Rechtsfolgewillens verstehen musste.

Ist Schweigen eine Annahme?

Schweigen als Annahme

Grundsätzlich enthält das bloße Schweigen keinen Erklärungswert und stellt daher keine Willenserklärung dar. Ausnahmsweise kann bloßes Schweigen einen Erklärungswert haben, wenn eine gesetzliche Vorschrift dem Schweigen einen Erklärungswert gibt (gesetzliche Fiktion) z.B. § 362 Abs. 1 HGB@.

Kann ein Vertrag durch Schweigen zustande kommen?

Ein Schweigen gilt grundsätzlich nicht als Willenserklärung. Es müssen noch besondere Umstände hinzutreten, um ein Schweigen als Willenserklärung ansehen zu können. So kommt z.B. nach § 151 BGB ein Vertrag auch ohne Annahmeerklärung (ohne Erklärung, nicht auch ohne Annahme!)

Wann hat Schweigen einen erklärungswert?

Die Willenserklärung kann sich auch stillschweigend (lautlos) aus den Umständen ergeben, z.B. durch entsprechende Geste oder andere aktive Handlung. Das bloße Schweigen (gar nichts tun) enthält grundsätzlich kein Erklärungswert und stellt keine Willenserklärung dar.

Bei der Heirat zählt das Schweigen der Frau als Zustimmung | Was bedeutet das?

27 verwandte Fragen gefunden

Was ist ein stillschweigendes Einverständnis?

Die Zustimmung zu einer baulichen Veränderung kann auch konkludent - also stillschweigend - erklärt werden.

Was ist eine stillschweigende Vereinbarung?

Mit einer Willenserklärung bringt der Erklärende seinen Willen zur Herbeiführung eines rechtsgeschäftlichen Erfolgs zum Ausdruck. Nicht erforderlich ist, dass der Erklärende ausdrücklich (z.B. laut) eine Willenserklärung abgibt.

Kann das bloße Schweigen auf ein Vertragsangebot als Annahme zu verstehen sein?

Das bloße Schweigen des Empfängers stellt grundsätzlich keine Annahme dar (= rechtliches nullum). Schweigen hat grundsätzlich keinen Erklärungswert. In einigen Ausnahmefällen gilt Schweigen kraft Gesetzes als Annahmeerklärung (z.B. in § 516 Abs. 2 S.

Wann liegt eine wirksame Annahme vor?

Als eine Annahme bezeichnet man im rechtswissenschaftlichen Sinne eine empfangsbedürftige, einschränkungslos bejahende, an einen Empfänger gerichtete Willenserklärung. Grundsätzlich folgt eine Annahme auf ein Angebot.

Welche rechtsgeschäftliche Bedeutung hat Schweigen unter Privatpersonen?

wenn sich eine Privatperson nicht ausdrücklich erklärt, entstehen mit ihrem Schweigen grundsätzlich keine rechtsgeschäftlichen Pflichten. Im Handelsrecht gibt es von diesem Grundsatz Ausnahmen: Schweigen auf ein Angebot zur Geschäftsbesorgung (§ 362 Abs.

Was bedeutet Schweigen im juristischen Sprachgebrauch?

I) Grundsatz Schweigen als rechtliches Nullum

Konkludent bedeutet insofern, dass eine Person zwar nicht ausdrücklich seinen Willen erklärt, sich der Wille aber im Endeffekt aus der Sicht eines objektiven Betrachters in irgendeiner Form manifestiert.

Welche Bedeutung hat grundsätzlich das Schweigen im Rechtsverkehr?

Schweigen hat grundsätzlich keine Bedeutung im Rechtsverkehr, es handelt sich um ein rechtliches Nullum. Eine Willenserklärung besteht aus zwei Teilen: dem Willen und der Erklärung. Der Wille bringt den subjektiven, inneren Willen einer Partei zum Ausdruck.

Ist eine Ablehnung eine Willenserklärung?

Die Ablehnung ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung. Die Ablehnung kann ausdrücklich oder durch konkludentes Handeln erfolgen. Eine Ablehnung liegt auch vor, wenn die Annahme nicht vorbehaltlose erklärt wird (vgl. § 150 Abs.

Wann Invitatio Ad Offerendum?

Die invitatio ad offerendum bezeichnet eine rechtlich nicht beachtliche Handlung zur Vertragsanbahnung und ist deshalb vom Vertragsantrag i.S.d. §§ 145 ff. BGB zu unterscheiden. Ein Vertrag kommt erst dann zustande, wenn die eingeladene Person ein Angebot abgibt und der andere das Angebot daraufhin annimmt.

Wie kann durch schlüssiges Handeln ein Vertrag entstehen Beispiel?

Beispiele. Der Kunde, der im Supermarkt Ware auf das Kassenband legt, erklärt, diese kaufen zu wollen. Das hochgehobene Glas im Lokal bedeutet: „Ich bestelle noch einmal das gleiche Getränk. “

Was ist eine Empfangsbedürftige Willenserklärung?

Eine empfangsbedürftige Willenserklärung ist (erst) abgegeben, wenn die Erklärung mit Willen des Erklärenden in Richtung auf den maßgeblichen Empfänger so in den Verkehr gelangt ist, dass mit Zugang gerechnet werden kann.

Wann kommt ein Vertrag nicht zustande?

Erst wenn sich ein Interessent mit einem konkreten Kaufangebot meldet und der:die Verkäufer:in dieses Kaufangebot annimmt, kommt ein Kaufvertrag zustande. Solange beide nur unverbindliche Vertragsverhandlungen führen, kommt noch kein Kaufvertrag zustande.

Was ist eine Annahme BGB?

Def.: Die Annahme ist eine empfangsbedürftige Willenserklärung, durch die der Antragsempfänger dem Antragenden sein Einverständnis mit dem angebotenen Vertragsschluss zu verstehen gibt.

Wann kommt ein Vertrag auch ohne Zugang der Annahme zustande?

§ 151. Annahme ohne Erklärung gegenüber dem Antragenden. 1Der Vertrag kommt durch die Annahme des Antrags zustande, ohne dass die Annahme dem Antragenden gegenüber erklärt zu werden braucht, wenn eine solche Erklärung nach der Verkehrssitte nicht zu erwarten ist oder der Antragende auf sie verzichtet hat.

Wann gilt ein Angebot als angenommen?

Ein Angebot annehmen bedeutet, einen Vertrag abzuschließen. Damit bist du an die Bedingungen des Angebots gebunden. Umgekehrt ist auch der Lieferant oder Dienstleister durch die Angebotsannahme vertraglich gebunden.

Wann ist ein Vertrag zustande gekommen?

Ein Vertrag kommt durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen, regelmäßig durch Angebot und Annahme, zustande.

Wie kann die Bindung an ein Angebot ausgeschlossen werden?

Ein Angebot ist stets bindend § 145 BGB. Die Bindung an das Angebot (auch Antrag) kann aber ausgeschlossen werden (durch Floskeln, wie "freibleibend", "ohne obligo"). Die Bindungswirkung besagt, dass der Empfänger des Angebotes jederzeit durch eine einseitige Annahmeerklärung einen Vertrag zustande kommen lassen kann.

Was bedeutet konkludent Vertrag?

Ein konkludentes Handeln liegt im Rechtsverkehr vor, wenn jemand seinen Willen stillschweigend zum Ausdruck bringt und der redliche Empfänger hieraus auf einen Rechtsbindungswillen schließen darf, sodass ein Vertrag auch ohne ausdrückliche Willenserklärung zustande kommen kann. So wird „konkludentes Handels“ definiert.

Was versteht man unter einer schlüssigen Handlung?

Diese stillschweigenden Handlungen werden auch konkludente oder schlüssige Handlungen genannt. Diese sind bei Handlungen anzunehmen, die bei Überlegung aller Umstände keinen vernünftigen Grund daran zu zweifeln übrig lassen, dass ein bestimmter Wille vorliegt.

Welche 3 Willenserklärungen gibt es?

Inhaltsverzeichnis
  • Beispiel 1: Nicht empfangsbedürftige Willenserklärung – Testament.
  • Beispiel 2: Empfangsbedürftige Willenserklärung – Einkauf.
  • Beispiel 3: Empfangsbedürftige Willenserklärung – Mietsache.

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