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Wann Verdachtskündigung und Tatkündigung?

Gefragt von: Jonas Merz-Scheffler  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Während die Tatkündigung unmittelbar an das erwiesene Fehlverhalten des Arbeitnehmers anknüpft, stützt sich die Verdachtskündigung im Wesentlichen darauf, dass das Vertrauen in die Integrität des Arbeitnehmers aufgrund des dringenden Verdachts der schweren Pflichtverletzung zerstört ist.

Wann liegt eine Verdachtskündigung vor?

Als "Verdachtskündigung" bezeichnet man daher eine - meist fristlose und vom Arbeitgeber erklärte - Kündigung, die auf den dringenden Verdacht eines erheblichen Pflichtverstoßes gestützt wird, d.h. der Kündigungsgrund ist nicht der Pflichtverstoß, sondern der Verdacht.

Was kann ich als Arbeitnehmer gegen eine Verdachtskündigung tun?

Von einer Verdachtskündigung betroffene Arbeitnehmer sollten schnell handeln und einen auf Arbeitsrecht spezialisierten Anwalt aufsuchen. Mit der sog. Kündigungsschutzklage kann der Arbeitnehmer die Wirksamkeit der Kündigung gerichtlich überprüfen lassen.

Kann man jemanden ohne Beweise kündigen?

Eine Kündigung wegen Diebstahl ist grundsätzlich zulässig, auch wenn es sich bei dem gestohlenen Gegenstand um einen sehr geringen Wert handelt. Arbeitgeber/innen die eine Kündigung wegen Diebstahls aussprechen, tun dies oftmals, ohne einen hinreichenden Beweis zu haben.

Was ist bei einer außerordentlichen Kündigung zu beachten?

Die außerordentliche Kündigung ist ausnahmsweise erlaubt, wenn folgende Punkte zusammenkommen: Es muss einen schwerwiegenden Grund für die sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses geben. Der Grund muss so wichtig sein, dass es dem Arbeitgeber nicht mehr zumutbar ist, auch nur die Kündigungsfrist abzuwarten.

Kündigung für Arbeitgeber 11 - Verdachtskündigung oder Tatkündigung?

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Was ist ein triftiger Grund zu kündigen?

Was sind sofortige Kündigungsgründe? Anerkannte Gründe für eine fristlose Kündigung können unter anderem Diebstahl, Betrug, Beleidigung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder Arbeitsverweigerung sein.

Welches sind keine Gründe für eine außerordentliche Kündigung?

Eine fristlose Kündigung einzureichen, ohne einen Grund anzugeben, ist gesetzlich erlaubt. In jedem Fall muss laut § 626 Abs. 1 BGB ein wichtiger Kündigungsgrund vorhanden sein. Dazu gibt es keine pauschalen Begründungen.

Was versteht man unter einer Verdachtskündigung?

Unter einer Verdachtskündigung versteht man die (in der Regel außerordentliche und fristlose) Kündigung eines Arbeitnehmers durch den Arbeitgeber, weil der dringende Verdacht auf eine schwerwiegende Pflichtverletzung besteht.

Ist es verboten über Kündigung zu reden?

Kündigung darf in den meisten Fällen kommuniziert werden

Eine solche Aufforderung könne aber nur in Ausnahmefällen wirklich bindend sein. Denkbar wäre zum Beispiel, dass ein großer Auftrag aussteht, vor dessen Abschluss die Kündigung nicht kommuniziert werden soll, weil das Geschäft sonst zu platzen droht.

Habe gekündigt und will nicht mehr zur Arbeit?

Erscheint der Arbeitnehmer vor Ablauf der Kündigungsfrist einfach nicht mehr zur Arbeit, verletzt er seine Hauptleistungspflicht aus dem Arbeitsvertrag. An dieser Stelle erst einmal die gute Nachricht: Im Arbeitsrecht gilt der Grundsatz „Kein Lohn ohne Arbeit“.

Was ist eine arbeitsrechtliche Anhörung?

Will ein Arbeitgeber einem Arbeitnehmer allein wegen des Verdachts einer schwerwiegenden Vertragsverletzung kündigen ("Verdachtskündigung"), muss er den Arbeitnehmer zuvor anhören. Die ordnungsgemäß durchgeführte Anhörung ist unabdingbare Voraussetzung für die Wirksamkeit der Verdachtskündigung.

Wie muss Arbeitgeber Diebstahl beweisen?

Bestreitet der Arbeitnehmer den Diebstahl, hat der Arbeitgeber keinen vor Gericht verwendbaren Beweis für den Diebstahl. Ist der Arbeitnehmer trotzdem aber dringend verdächtig, den Diebstahl begangen zu haben, bleibt dem Arbeitgeber die Möglichkeit, eine Verdachtskündigung auszusprechen.

Was ist eine ordentliche Kündigung?

Bei einer ordentlichen Kündigung handelt es sich um die einseitige Aufkündigung eines Arbeitsverhältnisses durch den Arbeitgeber oder den Arbeitnehmer. Im Gegensatz zu einer außerordentlichen und fristlosen Kündigung wird dabei die maßgebliche Kündigungsfrist beachtet.

Ist eine Verdachtskündigung rechtens?

Eine Verdachtskündigung ist zulässig, wenn schwerwiegende Verstöße gegen den Arbeitsvertrag oder das Gesetz vorliegen. Die Unschuldsvermutung gilt in diesem Fall nicht, anders als vor Gericht. Arbeitgeber müssen Angestellte zum Verdacht anhören, bevor die Kündigung wirksam wird.

Was versteht man unter einer verhaltensbedingten Kündigung?

Eine verhaltensbedingte Kündigung liegt vor, wenn der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer aufgrund eines Verstoßes gegen Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis kündigt. Dabei muss es sich beim Verhalten des Arbeitnehmers um steuerbares und ihm vorwerfbares Verhalten handeln.

Was ist das Ultima Ratio Prinzip?

Grundsatz, der besagt, dass das unausweichlich letzte, am schwersten wirkende Mittel zur Lö-sung eines Konflikts nur ergriffen werden darf, wenn andere mögliche und angemessen mildere Mittel keine Aussicht auf Erfolg haben.

Wem darf mein Chef von meiner Kündigung erzählen?

Ob Mitarbeiter jedem Kollegen einzeln von der Kündigung erzählen oder es in einer Konferenz mitteilen, hängt vom Team ab, sagt Lüdemann. "Ich würde es in jedem Fall immer mündlich machen." Wer sich mit einigen Kollegen besonders gut versteht, kann es etwa beim gemeinsamen Essen in einem persönlichen Gespräch mitteilen.

Sollte man eine Kündigung ankündigen?

Experten sind sich einig, dass man persönlich kündigen sollte, bevor man das offizielle Schreiben abgibt. Deshalb bereiten Sie es entweder vor dem Gespräch mit ihrem Chef vor oder schreiben Sie es direkt im Anschluss.

Habe gekündigt Chef sauer?

Chef ist sauer wegen der Kündigung - das können Sie tun

Wenn Sie eben erst die Kündigung eingereicht haben und der Chef noch in seiner Hochphase der Wut ist, sollten Sie erst einmal gar nichts machen und besser die Situation verlassen. Wenn Ihr Gegenüber noch auf 180 ist, sind klärende Gespräche keine gute Idee.

Welche Arten von Abmahnungen gibt es?

Abmahnungen beinhalten Hinweis-, Rüge-, Warn-, Beweissicherungs- und Dokumentationsfunktionen: Hinweisfunktion/Rügefunktion: Das gerügte Fehlverhalten muss dem Arbeitnehmer in einer hinreichend deutlich erkennbaren Art und Weise dargelegt werden.

Wie kann ich arbeitszeitbetrug nachweisen?

Ausschlaggebend sind bei Fällen rund um Arbeitszeitbetrug meist Zeugen und Urkunden. Sofern ein Betrug vorliegt, bedarf es für dessen Nachweis in der Regel keines Sachverständigen. Eine mögliche Ausnahme wäre die Manipulation eines digitalen Zeiterfassungssystems.

Kann man nach 2 Abmahnungen fristlos kündigen?

Eine Abmahnung ist also grundsätzlich nötig, um dem Arbeitnehmer wegen seines Verhaltens zu kündigen. Aber Achtung: Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass der Arbeitnehmer erst nach drei Abmahnungen gekündigt werden kann! Der Arbeitgeber ist nicht dazu verpflichtet, eine feste Anzahl an Abmahnungen auszusprechen.

Was sind wichtige persönliche Gründe?

Beispiele für das Vorliegen eines wichtigen Grundes sind Einstellungsbetrug, Spionage, Sabotage, eine erschlichene Arbeitsunfähigkeitsmeldung, beharrliche Arbeitsverweigerung, beharrlicher Arbeitsvertragsbruch, grobe Verletzung der Treuepflicht, Verstöße gegen Wettbewerbsverbote, Diebstahl, Urkundenfälschung, ...

Was ist wichtiger Grund bei Kündigung durch Arbeitnehmer?

Einen wichtigen Grund zur außerordentlichen Kündigung kann ein Lohnrückstand darstellen. Dies ist der Fall, wenn der Lohnrückstand eine nicht unerhebliche Höhe erreicht oder der Verzug der Lohnzahlung durch den Arbeitgeber sich über einen längeren Zeitraum hin erstreckt und der Arbeitnehmer dies abgemahnt hat.