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Wann sind Kosten unverhältnismäßig?

Gefragt von: Rosi Weiss  |  Letzte Aktualisierung: 27. August 2022
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Faustformeln: Nacherfüllungskosten sind unverhältnismäßig, wenn sie - den Wert der Sache in mangelfreiem Zustand um mehr als 150 % - oder den mangelbedingten Minderwert um mehr als 200 % übersteigen.

In welchen Fällen kann der Verkäufer eine Nacherfüllung verweigern?

Der Verkäufer kann die Nacherfüllung gem. § 439 Abs. 4 BGB verweigern, wenn diese nur mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist. Zum einen ist denkbar, dass eine Variante der Nacherfüllung im Vergleich zur anderen mit unverhältnismäßigen Kosten verbunden ist (relative Unverhältnismäßigkeit).

Wann ist die Nacherfüllung unzumutbar?

Eine Nacherfüllung ist unzumutbar, wenn der Käufer nicht mehr darauf vertrauen kann, dass er vom Verkäufer eine mangelfreie Leistung erhalten kann. Der Vertrauensverlust ist abhängig vom Einzelfall.

Was wenn Nacherfüllung unmöglich ist?

12. Wann ist die Nacherfüllung unmöglich? Die Nacherfüllung ist erst unmöglich, wenn beide Arten der Nacherfüllung unmöglich sind, der Mangel also weder beseitigt werden kann noch eine mangelfreie Ersatzsache geliefert werden kann.

Was ist der Mangelbedingte Minderwert?

Geht man im Regelfall davon aus, dass der vereinbarte Preis dem Wert der mangelfreien Kaufsache entspricht, so ist die Berechnung der Minderung vergleichsweise simpel: Der mangelbedingte Minderwert ist einfach vom Kaufpreis abzuziehen.

Mängelbeseitigung unverhältnismäßig: Grundsätze der Interessenabwägung

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Wann gilt ein Mangel als unerheblich?

Unerheblicher Mangel: Das sagt der Bundesgerichtshof

Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshof (BGH) ist ein Mangel insbesondere dann als unerheblich anzusehen, wenn er leicht erkennbar, schnell behebbar und mit geringen Kosten zu beseitigen ist.

Wie prüft man Schadensersatz?

Wie prüft man: Schadensersatz statt Leistung aus §§ 280 Abs. 1, Abs. 3, 281
  1. Leistungsverzögerung.
  2. Nichtleistung trotz Fristsetzung. a) Fristsetzung. aa) Eindeutige und bestimmte Fristsetzung des Gläubigers/eines Vertreters nach Fälligkeit. ...
  3. Oder: Erfolglose Abmahnung, § 281 Abs. 3 (Ziffer III 1 gilt entsprechend)

Kann Käufer Nacherfüllung verweigern?

Der Käufer kann als Nacherfüllung nach seiner Wahl die Beseitigung des Mangels oder die Lieferung einer mangelfreien Sache verlangen. Der Verkäufer kann die vom Käufer gewählte Art der Nacherfüllung verweigern, wenn sie nur mit unverhältnismäßigen Kosten möglich ist.

Wann kann eine Nachbesserung verweigert werden?

Ein Handwerker kann die Nacherfüllung jedoch insbesondere dann verweigern, wenn sie nur mit unverhältnismäßigen Kosten durchführbar ist. Die Praxis zeigt, dass Handwerker häufig vorschnell von unverhältnismäßigen Mangelbeseitigungskosten ausgehen und daher zu Unrecht die Mangelbeseitigung verweigern.

Wann ist die Nacherfüllung im Kaufrecht unmöglich?

Der Anspruch auf Nacherfüllung könnte jedoch infolge von Unmöglichkeit nach § 275 Abs. 1 BGB ausgeschlossen sein. Dies ist zu bejahen, wenn die Nacherfüllung aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen für den Schuldner oder für jedermann unmöglich ist.

Was versteht man unter einem Verbrauchsgüterkauf?

Begriff: Verbrauchervertrag in der Form des Kaufvertrags, bei dem ein Unternehmer eine bewegliche Sache an einen Verbraucher verkauft (§§ 474-479 BGB). Ausgenommen ist die öffentliche Versteigerung gebrauchter Sachen (§ 474 I 2 BGB).

Was passiert wenn der Verkäufer die Nacherfüllung verweigert?

Verweigert i.S.d. § 440 BGB ist die Nacherfüllung, wenn der Verkäufer beide möglichen Arten der Nacherfüllung ablehnt. Lehnt er eine ab und ist die andere nicht unmöglich, muss der Käufer ihn zur anderen Art der Nacherfüllung auffordern, bevor er zu den Rechtsbehelfen des § 437 Nr. 2 und 3 BGB übergehen kann.

Wie viele Reparaturversuche muss ich zulassen?

Nacherfüllung durch Reparatur

Bei der Reparatur hat der Verkäufer nicht unbegrenzt Versuche. Das Gesetz sieht vor, dass Sie sie in der Regel höchstens zweimal dulden müssen, bevor Sie von Ihrem Recht auf Rücktritt oder Minderung Gebrauch machen können. In der Praxis kommt es aber auch auf den Einzelfall an.

Wie viele Nachbesserungsversuche des Verkäufers muss ich hinnehmen?

Üblicherweise darf der Verkäufer deshalb zwar zweimal nachbessern, sofern § 440 BGB mangels Fristsetzung einschlägig ist. Ausnahmsweise kann dem Käufer ein zweiter Nachbesserungsversuch allerdings schlechthin unzumutbar sein, sodass die Nachbesserung schon nach dem ersten missglückten Versuch als gescheitert gilt (vgl.

Habe ich ein Recht auf Nachbesserung?

Hat der Handwerker den Auftrag nicht wie vereinbart erfüllt, gibt es ein Recht auf Nacherfüllung. Das heißt, der Handwerker muss nachbessern und die Mängel und Schäden beseitigen. Unter Umständen darf der Kunde sogar einen anderen Handwerker beauftragen, um Auftrag zu vollenden.

Wer trägt die Kosten bei Nachbesserung?

Verkäufer trägt Kosten der Nacherfüllung

Nach § 439 Abs. 2 BGB hat der Verkäufer die zum Zwecke der Nacherfüllung erforderlichen Aufwendungen, insbesondere Transport-, Wege-, Arbeits- und Materialkosten zu tragen.

Wie lange hat man Zeit zur Mängelbeseitigung?

Als angemessene Frist zur Mängelbeseitigung gelten in der Regel 14 Tage. Wichtig ist, das genaue Datum anzugeben. Im Zweifelsfall sollte man einen Fachanwalt hinzuziehen.

Was ist der Unterschied zwischen Nachbesserung und Nacherfüllung?

Anspruchsinhalt. Das Gesetz sieht zwei Formen der Nacherfüllung vor, zwischen denen der Käufer wählen darf: Nachbesserung und Nachlieferung. Bei der Nachbesserung beseitigt der Verkäufer den Mangel an der gelieferten Sache. Bei der Nachlieferung übergibt der Verkäufer dem Käufer eine neue, erfüllungstaugliche Sache.

Wer bestimmt die Art der Nacherfüllung?

Nacherfüllung beim Werkvertrag

Auch beim in § 635 BGB beschriebenen werkrechtlichen Anspruch besteht die Möglichkeit der Nachbesserung und Neuherstellung. Hier aber entscheidet der Unternehmer, welche Art der Nacherfüllung er wählt. Nach dem § 635 Absatz 2 BGB wird der Unternehmer die Kosten der Nacherfüllung tragen.

Was ist der kleine Schadensersatz?

Kleiner Schadensersatz bedeutet demgegenüber, dass der Käufer den mangelhaften Kaufgegenstand behält und nur Schadensersatz in Höhe der Wertdifferenz zwischen dem Wert des Kaufgegenstandes im mangelfreien Zustand und seinem tatsächlichen Wert (nebst etwaigen Vermögensfolgeschäden) bekommt.

Welche Arten von Schadensersatz gibt es?

Es sind 3 Arten von Ansprüchen zu unterscheiden: Schadensersatz wegen Pflichtverletzung des Schuldners (280 Abs.
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Arten des Schadensersatzes
  • BGB, Details), Schadensersatz wegen Verzögerung der Leistung (280 Abs.
  • BGB, Details), Schadensersatz statt der Leistung (280 Abs.
  • BGB, Details) z.B. bei Nichtleistung.

Welche Voraussetzungen für Schadensersatz?

Schadensersatz wird meistens als finanzieller Ausgleich für einen erlittenen Schaden geleistet. Voraussetzung ist, dass der Schädiger den Schaden fahrlässig oder vorsätzlich verursacht hat oder aus anderen Gründen für den Schaden haftet. Der Schadensersatz soll den Zustand vor dem Schadensereignis wiederherstellen.

Was ist ein gravierender Mangel?

Ein erheblicher Mangel liege in der Regel bereits dann vor, wenn der Mängelbeseitigungsaufwand einen Betrag von 5% des Kaufpreises überschreitet.

Was ist ein geringfügiger Mangel?

Ein Mangel ist dann nicht geringfügig, wenn der Käufer die erhaltene Leistung zu dem charakteristischen bzw. üblichen Verwendungszweck entweder gar nicht oder nur mit wesentlichen Einschränkungen verwenden kann. Ein geringfügiger Mangel wäre zum Beispiel ein leichter Rostschaden bei einem gebrauchten Pkw.

Was ist eine erhebliche Pflichtverletzung?

Auf das Ausmaß der Funktionsbeeinträchtigung soll es nur dann ankommen und die Erheblichkeit einer Pflichtverletzung im Sinne von § 323 Abs. 5 S. 2 BGB bedeuten, wenn der Mangel nicht oder nur mit hohen Kosten behebbar oder die Mangelursache im Zeitpunkt der Rücktrittserklärung ungewiss ist.