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Wann liegt ein grober Behandlungsfehler vor?

Gefragt von: Ottilie Feldmann B.Eng.  |  Letzte Aktualisierung: 23. August 2022
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Der grobe Behandlungsfehler bezeichnet in Deutschland einen Sonderfall. Ein derartiger grober Fehler liegt vor, wenn der Arzt eindeutig gegen grundsätzliche, bewährte ärztliche Behandlungsregeln oder gesicherte medizinische Erkenntnisse verstoßen hat.

Was ist ein grober Behandlungsfehler bei einem Arzt?

„Grob ist ein Behandlungsfehler dann, wenn er aus objektiver ärztlicher Sicht bei Anlegung des für einen Arzt geltenden Ausbildungs- und Wissensmaßstabes nicht mehr verständlich und verantwortbar erscheint, weil ein solcher Fehler dem behandelnden Arzt aus dieser Sicht schlechterdings nicht unterlaufen darf (BGH, NJW ...

Wann liegt Behandlungsfehler vor?

Ein Behandlungsfehler liegt vor, wenn eine medizinische Behandlung nicht nach den zum Zeitpunkt der Behandlung bestehenden, allgemein anerkannten fachlichen Standards erfolgt ist. Medizinischer Standard ist, was dem gesicherten Stand der Wissenschaft auf dem jeweiligen medizinischen Fachgebiet entspricht.

Wann haftet der Arzt für Behandlungsfehler?

Die Arzthaftung greift dann, wenn der Arzt seine Pflichten aus dem Behandlungsvertrag verletzt und einen Behandlungsfehler begeht. Der Patient kann Schadensersatz und Schmerzensgeld aber nur verlangen, wenn dieser Fehler einen Gesundheitsschaden verursacht.

Wie kann man einen Behandlungsfehler nachweisen?

Damit Sie den Behandlungsfehler nachweisen können, muss in der Regel ein medizinisches Sachverständigengutachten eingeholt werden. Helfen können Ihnen hierbei Ihre Krankenkasse und die Gutachterkommissionen oder Schlichtungsstellen der Landesärztekammern.

Grober Behandlungsfehler by Michael Graf

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Was tun wenn Arzt Fehler macht?

Medizinischer Dienst oder Landesärztekammer

Die Feststellung eines Behandlungsfehlers ist in der Regel nur mit einem Gutachten möglich. Gesetzlich Versicherte sollten sich an ihre Krankenkasse wenden, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) erstellt kostenfreie Gutachten.

Wie lange dauert ein Gutachten vom MDK aufgrund eines Behandlungsfehler?

Wie lange dauert ein Gutachten durch den Medizinischen Dienst? Das hängt in erster Linie von der Komplexität des zu beurteilenden Falles ab. Im Schnitt dauert ein Behandlungsfehlergutachten durch den MDK drei Monate.

Wann handelt ein Arzt grob fahrlässig?

Ein derartiger grober Fehler liegt vor, wenn der Arzt eindeutig gegen grundsätzliche, bewährte ärztliche Behandlungsregeln oder gesicherte medizinische Erkenntnisse verstoßen hat. Die Besonderheit liegt hier in der Tatsache, dass sich die Beweislast umkehrt.

Wann kann ein Patient Schmerzensgeld fordern?

Patienten erhalten Schadensersatz, wenn nachweislich ein Behandlungsfehler vorliegt, ihnen tatsächlich dadurch ein Schaden entstanden ist und der Anspruch auf Schadensersatz noch nicht verjährt ist.

Wer muss Behandlungsfehler nachweisen?

Der Patient muss grundsätzlich Behandlungsfehler, Gesundheitsschaden und Ursächlichkeit des Behandlungsfehlers für diesen Schaden (sog. Kausalität) beweisen. Seit Inkrafttreten des „Patientenrechtegesetz“ im Jahr 2013 ist der Behandlungsvertrag in den §§ 630a bis 630h des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) verankert.

Was ist ein einfacher Behandlungsfehler?

Unter einem einfachen Behandlungsfehler versteht man eine falsche Behandlung durch den Arzt, die nicht den medizinischen Standards entspricht.

Wann verjährt ein ärztlicher Behandlungsfehler?

Die regelmäßige Verjährungsfrist nach Behandlungsfehlern beträgt 3 Jahre (§ 195 BGB) und beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Fehler passiert ist und der Patient diesen bemerkt hat (§ 199 Abs. 1 BGB).

Was hat ein fehlerhafter medizinischer Eingriff zur Folge ?(?

Rechtliche Folgen

Nach einem Behandlungsfehler können unterschiedliche rechtliche Konsequenzen für den Behandelnden drohen. Im Zivilrecht kann der Arzt nach einer Klage des Patienten oder der Angehörigen nach dessen Tod zur Zahlung von Schadensersatz, Schmerzensgeld, den Kosten der Beerdigung etc. verurteilt werden.

Sind Ärzte gegen Behandlungsfehler versichert?

Ärzte haften im Praxisalltag für die korrekte medizinische Behandlung ihrer Patienten. Da Behandlungsfehler schnell sehr teuer werden können, sollten Sie eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen. Hier erfahren Sie u. a. Außerdem helfen wir Ihnen, eine günstige Berufshaftpflichtversicherung für Ärzte zu finden.

Wer entscheidet wieviel Schmerzensgeld?

In der Regel entscheidet ein Gericht in einem Zivilprozess darüber, welche Summe an den Geschädigten für die Verletzungen und Schmerzen zu zahlen ist. Um das Schmerzensgeld berechnen zu können, müssen die Richter zwei Aspekte des Schmerzensgeldes berücksichtigen. Das ist die Ausgleichs- und Genugtuungsfunktion.

Für welche Körperteile bekommt man Schmerzensgeld?

Spezifische Infos zum Schmerzensgeld bei Verletzungen des Körpers
  • Bänderriss.
  • Bandscheibenvorfall.
  • HWS-Zerrung.
  • Kreuzbandriss.
  • Prellungen.
  • Querschnittslähmung.
  • Schleudertrauma.
  • Schultergelenksprengung.

Wie wird Schmerzensgeld bemessen?

Folgende Faktoren sind nach der Rechtsprechung für die Höhe des Schmerzensgeldes bestimmend:
  • Die Art der Verletzung.
  • Die Dauer der Verletzungsfolgen (Krankenhausaufenthalt)
  • Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit.
  • Den Verschuldensgrad.
  • Die wirtschaftliche Situation des Geschädigten und des Schädigers.

Ist ein Behandlungsfehler eine Straftat?

Wann ist eine fehlerhafte Behandlung strafbar? Die fehlerhafte Behandlung ist als fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) oder fahrlässige Tötung (§ 222 StGB) strafbar, wenn der Arzt die erforderliche Sorgfalt außer Acht gelassen hat.

Was versteht man unter grob fahrlässig?

Als grobe Fahrlässigkeit wird dagegen ein Verhalten eingestuft, mit dem eine Person durch deutliches Vernachlässigen der Sorgfalt einen Schaden verursacht („Das darf nicht passieren! “).

Können Ärzte verklagt werden?

Verstößt ein Arzt gegen diese Regelungen und schadet damit seinem Patienten, so kann der Patient den Arzt verklagen und hat in der Regel einen Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. Mit diesem umfassenden Gesetz sollen die allgemeinen Rechte von Patienten verbessert und transparenter werden.

Was kann ein Patient bei einem Behandlungsfehler tun?

Behandlungsfehler – der Weg zu Ihrem Recht
  • Eine Klärung mit dem Arzt versuchen. ...
  • Die Patientenberatung nutzen. ...
  • Patientenakte, Röntgenbilder – alle Unterlagen anfordern. ...
  • Beweise für den Kunstfehler sichern. ...
  • Kostenloses Gutachten des Medizinischen Dienstes anfordern. ...
  • Schmerzensgeld und Schadenersatz – Höhe verhandeln.

Wer zahlt bei Behandlungsfehler?

Wer haftet für die Folgen eines Behandlungsfehlers? Grundsätzlich zahlt die Berufshaftpflichtversicherung des Behandelnden das Schmerzensgeld oder Schadensersatz für gesetzlich versicherte Patienten im Falle einer fehlerhaften, stationären Behandlung im Krankenhaus.

Kann man gegen ein ärztliches Gutachten anfechten?

Ist ein Widerspruch gegen ärztliche Gutachten überhaupt möglich? Gegen ein bereits erstelltes, ärztliches Gutachten ist es nicht möglich, Widerspruch einzulegen. Denn eine ärztliche Einschätzung ist in dieser Form nicht antastbar und kann somit nicht angefochten werden.