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Wann ist ein Irrtum anfechtbar?

Gefragt von: Sigrun Fleischer  |  Letzte Aktualisierung: 21. September 2022
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Anfechtbar ist die Erklärung also nur dann, wenn (1) der Irrtum für die Abgabe der Erklärung ursächlich war und (2) auch ein vernünftiger Dritter die Erklärung in Kenntnis des Irrtums so nicht abgegeben hätte.

Wann ist Irrtum anfechtbar?

Die Anfechtung hat bei Irrtümern und wenn sie falsch übermittelt wurde unverzüglich zu erfolgen, also direkt nachdem der Anfechtungsberechtigte den Grund für die Anfechtung erfahren hat. Geregelt ist dies in § 121 BGB.

Wann ist ein Irrtum nicht anfechtbar?

Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn der Anfechtende das Rechtsgeschäft im Nachhinein bestätigt gemäß § 144 I BGB oder wenn der Anfechtungsgegner sich bereit erklärt, die Willenserklärung mit dem gewollten Inhalt gelten zu lassen gemäß § 242 BGB.

Welche Irrtümer sind anfechtbar?

Anfechtungsgründe sind der Inhaltsirrtum, der Erklärungsirrtum, der Eigenschaftsirrtum, der Übermittlungsirrtum und die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung oder wegen widerrechtlicher Drohung.

Wann ist eine Anfechtung möglich?

Die Anfechtung einer Willenserklärung (bzw. eines Vertrages) ist wegen Irrtums, arglistiger Täuschung oder Drohung möglich. Relevante Anfechtungstatbestände sind insbesondere Erklärungsirrtum, Inhaltsirrtum, Motivirrtum, Arglistanfechtung und die Drohung (§§ 119, 123 BGB).

Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften

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Welcher Irrtum berechtigt nicht zur Anfechtung?

Enthält die Erklärung lediglich den Wert, also das Berechnungsergebnis, und nicht die fehlerhafte Kalkulation als solche, spricht man von einem „verdeckten“ Kalkulationsirrtum. Dieser berechtigt nicht zur Anfechtung nach § 119 Abs. 1, weil es sich um einen Motivirrtum in der Phase vor Abgabe der Erklärung handelt.

Welche Gründe gibt es für Anfechtung?

Es gibt vier Gründe für die Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften:
  • Anfechtung wegen Irrtum (§ 119 BGB) ...
  • Anfechtung wegen falscher Übermittlung (§ 120 BGB) ...
  • Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (§ 123 BGB) ...
  • Anfechtung wegen Drohung (§ 123 BGB)

Welche Arten der Anfechtung gibt es?

III. Anfechtungsgründe (Irrtumsarten)
  1. Erklärungsirrtum (§ 119 Abs. Alt.) ( Rn. ...
  2. Inhaltsirrtum (§ 119 Abs. Alt.) ( Rn. 4-6)
  3. Übermittlungsfehler (§ 120) (Rn. ...
  4. Eigenschaftsirrtum (§ 119 Abs. 2) (Rn. ...
  5. Einzelprobleme (Rn. 10-14) a) Anfechtung der Computererklärung (Rn. b) Fehlerhafte Preisangaben im Online-Shop (Rn.

Welche Art von Irrtum gibt es?

Es gibt im Zivilrecht drei anerkannte Irrtümer:
  • Inhaltsirrtum, § 119 Absatz 1, 1. Alternative BGB. ...
  • Erklärungsirrtum, § 119 Absatz 1, 2. Alternative BGB. ...
  • Eigenschaftsirrtum, § 119 Absatz 2 BGB. ...
  • Irrtum über Tatumstände, § 16 StGB. ...
  • Verbotsirrtum, § 17 StGB. ...
  • Irrtum über den Kausalverlauf.

Wann muss eine Anfechtung erfolgen?

Die Anfechtung einer nach § 119 oder nach § 120 BGB anfechtbaren Willenserklärung muss unverzüglich, also ohne schuldhaftes Zögern, erfolgen (§ 121 BGB). Dies gilt also für die Anfechtung wegen der Anfechtungsgründe Erklärungsirrtum, Inhaltsirrtum, Übermittlungsirrtum oder Irrtum über verkehrswesentliche Eigenschaften.

Wie lange kann ich einen Vertrag anfechten?

(1) Die Anfechtung einer nach § 123 anfechtbaren Willenserklärung kann nur binnen Jahresfrist erfolgen. (2) 1Die Frist beginnt im Falle der arglistigen Täuschung mit dem Zeitpunkt, in welchem der Anfechtungsberechtigte die Täuschung entdeckt, im Falle der Drohung mit dem Zeitpunkt, in welchem die Zwangslage aufhört.

Wann ist ein Vertrag anfechtbar Beispiel?

Anfechtbar sind: Verträge, die aufgrund einer absichtlichen Täuschung abgeschlossen wurden (Beispiel: Unfallwagen wird wissentlich als unfallfrei verkauft). Verträge, die aufgrund einer Drohung (Furcht) abgeschlossen wurden.

Welche Willenserklärungen sind anfechtbar?

(1) Wer bei der Abgabe einer Willenserklärung über deren Inhalt im Irrtum war oder eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte, kann die Erklärung anfechten, wenn anzunehmen ist, dass er sie bei Kenntnis der Sachlage und bei verständiger Würdigung des Falles nicht abgegeben haben würde.

Warum ist ein Motivirrtum nicht anfechtbar?

Der Motivirrtum als solcher berechtigt hingegen grundsätzlich nicht zur Anfechtung, da der – durch Auslegung ermittelte – Inhalt der Erklärung dem Willen des Erklärenden ja entspricht. Der Geschäftswille ist vom Motivirrtum nicht direkt betroffen.

Wer kann einen Vertrag anfechten?

Ein Vertrag kommt zustande, wenn zwei Willenserklärungen, das Vertragsangebot und die Vertragsannahme, sich decken. Oftmals will einer der beiden Vertragsschließenden seine Erklärung rückgängig machen, anfechten, wie die Juristen sagen. Anfechten aber kann nur, wer auch sich auf einen Anfechtungsgrund berufen kann.

Kann man einen notariellen Vertrag anfechten?

Wenn Notarverträge z. B. aufgrund eines Irrtums zustande kamen, ungültige Klauseln enthalten oder unter Drohung unterzeichnet wurden, sind sie anfechtbar. Nur wer einen Grund nachweisen kann und dem Vertragspartner fristgerecht eine Anfechtungserklärung übermittelt, kann den Notarvertrag anfechten.

Wann prüft man Irrtümer?

Ein Erlaubnisirrtum ist immer dann gegeben, wenn der Täter irrig die Grenzen eines anerkannten Rechtfertigungsgrundes überschreitet oder sich einen Rechtfertigungsgrund vorstellt, der nicht existiert.

Wo prüft man Irrtümer?

Der Verbotsirrtum wird im Rahmen der Schuld geprüft. Hier kommt es ausschließlich darauf an, ob dieser Irrtum für A vermeidbar war oder nicht. Im Falle der Vermeidbarkeit, wovon vorliegend ausgegangen werden muss, da A Rechtsrat hätte einholen können, kommt eine Bestrafung gem. § 267 in Betracht.

Ist Irrtum strafbar?

Ein Irrtum gemäß § 35 Absatz 2 StGB führt zum Ausschluss der Schuld, wenn er für den Täter unvermeidbar ist. Der Maßstabder Unvermeidbarkeit entspricht dem des § 17 StGB. Auch dieser Irrtum ist daher für die Strafbarkeit des Täters unbeachtlich, wenn dieser ihn vermeiden kann.

Was bedeutet nicht anfechtbar?

[1] angreifbar, strittig, zweifelhaft. Beispiele: [1] Nach dem Wahlgesetz sind Entscheidungen der ECC nicht anfechtbar.

Was ist der Unterschied zwischen anfechtbar und nichtig?

Worin liegt der Unterschied zwischen Nichtigkeit und Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften? Nichtige Rechtsgeschäfte sind von vornherein ungültig. Anfechtbare Rechtsgeschäfte haben so lange Gültigkeit, bis sie angefochten werden. Bis zum Anfechtung sind die Verträge gültig.

Kann man eine Übereignung anfechten?

Nach einer Ansicht ist eine Anfechtung nach § 119 II BGB nur möglich, wenn das Verpflichtungs- und das Verfügungsgeschäft zeitlich zusammen fallen. Nach dieser Ansicht wäre eine Anfechtung ausgeschlossen, da die Übereignung erst nach 2 Wochen stattfinden sollte.

Kann Schweigen angefochten werden?

Da das normierte Schweigen keine Willenserklärung, sondern die gesetzliche Fiktion einer Willenserklärung darstellt, kann es auch vom Schweigenden, der etwa ohne Erklärungsbewusstsein gehandelt hat oder einem Irrtum im Geschäftswillen unterlegen ist, nicht gemäß § 119 Abs. 1 BGB angefochten werden.

Wie muss eine Anfechtung erklärt werden?

Die Anfechtung muss nicht ausdrücklich erklärtwerden. Das Wort Anfechtung muss nicht zwingend verwendet werden. Erforderlich ist vielmehr eine Äußerung oder ein konkludentes Verhalten, welches unzweideutig erkennen lässt, dass das Rechtsgeschäft wegen des Willensmangels rückwirkend beseitigt werden soll.

Ist eine Anfechtung eine Willenserklärung?

Eine Anfechtungserklärung ist jede Willenserklärung, die – aus der Sicht eines redlichen Empfängers (§§ 133, 157) – erkennen lässt, dass ein bestimmtes Rechtsgeschäft rückwirkend beseitigt werden soll. BGHZ 91, 324 ff. unter Ziff. II 1; Palandt-Ellenberger § 143 Rn.