Zum Inhalt springen

Wann gibt es einen Pflichtverteidiger?

Gefragt von: Heinz-Josef Hecht  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
sternezahl: 4.3/5 (65 sternebewertungen)

In aller Regel wird ein Pflichtverteidiger beizuordnen sein, wenn eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr zu erwarten ist. Auch wenn dem Beschuldigten der Widerruf einer Bewährung droht, kann das die Schwere der Schuld und damit die Beiordnung eines Verteidigers begründen.

Wann muss ein Pflichtverteidiger bestellt werden?

Der Pflichtverteidiger wird stets in den Fällen einer sogenannten „notwendigen Verteidigung“ bestellt, wenn der Beschuldigte noch keinen selbst erwählten Verteidiger (also einen Wahlverteidiger) besitzt. Gesetzlich geregelt ist die Bestellung des Pflichtverteidigers in § 141 StPO.

Bei was ist es möglich einen Pflichtverteidiger zu bekommen?

Es ist ausreichend, einen Verteidiger mündlich zu bestellen. Verlangen Sie in jedem Fall vor der Vernehmung einen Anwalt, den das Gericht Ihnen als Pflichtverteidiger beiordnen soll! Die Polizei muss Ihnen im Übrigen dabei helfen, einen Pflichtverteidiger zu finden. Lassen Sie sich nicht davon abbringen!

Hat jeder das Recht auf einen Pflichtverteidiger?

In der Regel liegt dann ein Grund für eine Beiordnung als Pflichtverteidiger vor, wenn eine Freiheitsstrafe von 1 Jahr zu erwarten ist. Dies gilt unabhängig davon, ob die erwartete Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann oder nicht.

Bei welchen Straftaten Pflichtverteidiger?

Wann bekomme ich einen Pflichtverteidiger?
  • bei einer schweren Straftat: Verbrechen (Pflichtverteidiger bei der Einfuhr und dem Besitz von einer nicht geringen Menge an BtM)
  • wenn ein Bewährungswiderruf droht (Sie stehen unter Bewährung wegen Verstoßes gegen das BtMG und sind Wiederholungstäter)

Pflichtverteidiger vs Wahlverteidiger | Rechtsanwalt erklärt | André Miegel

39 verwandte Fragen gefunden

Ist ein Pflichtverteidiger kostenlos?

Der Pflichtverteidiger wird aus der Staatskasse bezahlt. Das bedeutet aber nicht, dass er gratis für Sie arbeitet: Sollten Sie verurteilt werden, wird der Staat Ihnen diese Kosten als Teil der Verfahrenskosten in Rechnung stellen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Pflichtverteidiger und einem Anwalt?

Ein Pflichtverteidiger ist nichts anderes, als ein Anwalt, der dem Beschuldigten im Verfahren beigeordnet wurde. Man spricht hier vom “notwendigen Verteidiger”.

Kann ich mir einen Pflichtverteidiger selbst aussuchen?

Man kann sich seinen Pflichtverteidiger aussuchen.

Wenn das der Fall ist, dann wird er dem Gericht mitteilen, dass er Ihre Verteidigung übernimmt). Es ist auch möglich, dem Gericht als Angeklagter direkt mitzuteilen, welcher Anwalt beigeordnet werden soll.

Warum wird ein Pflichtverteidiger abgelehnt?

Ist der gewählte Verteidiger dann über einen längeren Zeitraum verhindert an Terminen teilzunehmen, kann seine Beiordnung als Pflichtverteidiger abgelehnt werden. Darüber hinaus kann das Gericht einen vom Beschuldigten benannten Verteidiger aus wichtigem Grund nicht als Pflichtverteidiger bestellen.

Sind Pflichtverteidiger schlecht?

Fazit. Letztlich ist ein Pflichtverteidiger keinesfalls ein Anwalt zweiter Klasse. Dennoch kommt es leider oft vor, dass Pflichtverteidiger aufgrund von Gebührenunterschieden weniger Engagement in die Strafverteidigung stecken. Ein Risiko, dass Sie für sich abwägen müssen.

Wer stellt den Pflichtverteidiger?

Der Pflichtverteidiger wird vom Gericht bestellt und macht seinen Vergütungsanspruch daher gegenüber der Staatskasse geltend.

Wie bekomme ich einen Anwalt Wenn ich kein Geld habe?

Wenn Sie kein Geld für einen Anwalt haben, können Sie beim Amtsgericht einen Beratungsschein beantragen.
  1. Das Beratungshilfegesetz legt fest, dass Menschen, die wenig Geld haben, durch den Beratungsschein Hilfe von einem Anwalt bekommen können. ...
  2. Den Beratungsschein können Sie beim Amtsgericht beantragen.

Wer bestellt Pflichtverteidiger im Ermittlungsverfahren?

Es ist auch möglich, dass ein Pflichtverteidiger im Ermittlungsverfahren beizuordnen ist. In diesem Fall ist von Seiten der Staatsanwaltschaft die Bestellung zum Pflichtverteidiger zu beantragen, wenn dessen Mitwirkung aus ihrer Sicht notwendig sein wird.

Ist jeder Anwalt Pflichtverteidiger?

Der Pflichtverteidiger ist keine eigene Fachanwaltsbezeichnung oder gar ein spezieller Anwalt der bei Gericht oder der Staatsanwaltschaft arbeitet. Jeder Anwalt kann zum Pflichtverteidiger bestellt werden und zwar dann wenn das Gesetz dies anordnet!

Kann ein Anwalt die pflichtverteidigung ablehnen?

Den Pflichtverteidiger können Sie nicht ablehnen, nur wechseln: Ob und wie Sie Ihren Pflichtverteidiger wechseln können, hängt sehr von der Situation ab. Im einfachsten Fall hat das Gericht Ihnen einen Pflichtverteidiger beigeordnet, Sie hätten aber doch lieber einen Verteidiger Ihrer Wahl.

Kann jeder Anwalt Strafverteidiger sein?

Nicht jeder Anwalt ist ein Strafverteidiger

Darüber hinaus kann die Vertretung sowohl gerichtlich als auch außergerichtlich erfolgen. Ein Anwalt kann also seine Mandanten vor Gericht in einem Strafprozess verteidigen.

Wann wahlverteidiger?

Der Wahlverteidiger in Strafverfahren

Wenn Sie einen Rechtsanwalt aufsuchen und ihm das Mandat zu Ihrer Strafverteidigung erteilen, unterschreiben Sie in diesem Zusammenhang eine Vollmacht. Mit der Mandatsannahme wird der Strafverteidiger zu Ihrem Wahlverteidiger.

Wer darf vor Gericht verteidigen?

Aus § 78 der Zivilprozessordnung (kurz: ZPO) ergibt sich explizit, dass bei Verfahren vor dem Land- bzw. Oberlandesgericht eine Vertretung durch einen zugelassenen Rechtsanwalt zwingend ist. Dies gilt im Zivilrecht gleichermaßen für alle Verfahren vor dem Bundesgerichtshof.

Welche Aufgaben hat ein Pflichtverteidiger?

Seine Aufgabe ist es nämlich entgegen vieler Vorurteile nicht, den Mandanten mit windigen Mitteln vor der Strafe zu schützen, und seine Tat blind zu verteidigen, sondern den Täter in seiner spezifischen Situation zu verstehen und die Gründe für sein Verhalten darzulegen.

Wann muss man sich einen Strafverteidiger suchen?

Immer wenn Sie Beschuldigter in einem Strafverfahren sind, sollten Sie sich von einem Strafverteidiger verteidigen lassen. Immer. Selbst dann, wenn Sie die Ihnen vorgeworfene Straftat begangen haben und auch die gerechte Strafe nicht fürchten.

Wann hat man das Recht auf einen Anwalt?

(2) In anderen Fällen bestellt der Vorsitzende auf Antrag oder von Amts wegen einen Verteidiger, wenn wegen der Schwere der Tat oder wegen der Schwierigkeit der Sach- oder Rechtslage die Mitwirkung eines Verteidigers geboten erscheint oder wenn ersichtlich ist, daß sich der Beschuldigte nicht selbst verteidigen kann.

Wer übernimmt die Anwaltskosten wenn man freigesprochen worden ist?

Kostenerstattung durch die Landeskasse

Wenn im Strafverfahren ein Freispruch erfolgt, hat die Landeskasse die Kosten des Rechtsanwaltes (, d.h. des Verteidigers) des Angeklagten zu erstatten.

Kann ein Pflichtverteidiger Geld verlangen?

Darf ein Pflichtverteidiger von seinem Mandanten ein zusätzliches Honorar verlangen? Ja, darf er. Dies hat der Bundesgerichtshof aktuell entschieden. Allerdings muss der Mandant der Honorarforderung nicht zustimmen, wenn er nicht will, denn verteidigen muss der Anwalt ihn auch ohne zusätzliches Honorar.