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Wann 34 und wann 35 StGB?

Gefragt von: Herr Friedhelm Kraus B.Sc.  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Was ist denn der Unterschied zwischen den beiden? Der rechtfertigende Notstand (§ 34 StGB) ist ein Rechtfertigungsgrund und gilt für alle Rechtsgüter. Der entschuldigende Notstand (§ 35 StGB) ist ein Entschuldigungsgrund und gilt nur für Leben, Leib, Freiheit.

Wann prüfe ich 34 StGB?

Notstandshandlung

a) Geeignetheit der Handlung zur Abwendung des Schadens b) Gefahr darf nicht anders abwendbar sein = Notwendig ist hier die Prüfung der Erforder- lichkeit. Die Handlung muss das mildeste Mittel darstellen. Allerdings müssen hier im Gegensatz zur Notwehr auch Ausweichmöglichkeiten wahrgenommen werden.

Wann prüfe ich 35 StGB?

Bei § 35 StGB müssen dagegen Leib, Leben oder Freiheit gefährdet sein. Außerdem wird innerhalb des rechtfertigenden Notstandes eine Interessenabwägung verlangt. Dagegen wird innerhalb des § 35 nur geprüft, ob der Täter die Gefahr hinzunehmen hatte.

Wann 32 StGB und 34?

Rechtswidrig oder nicht rechtswidrig, das ist hier die Frage

Der offensichtliche, weil in der Norm geforderte Unterschied: Bei der Notwehr muss ein rechtswidriger Angriff vorliegen, § 32 II StGB. Hingegen wird für den Notstand gemäß § 34 StGB nur eine Gefahr gefordert wird.

Was ist ein rechtfertigender Notstand nach 34 StGB?

Der rechtfertigende Notstand regelt eine Konfliktsituation zweier rechtlich geschützter Interessen und erlaubt grundsätzlich die Verletzung des von der Rechtsordnung geringer bewerteten Interesses, wenn der Täter nicht anders handeln kann, um das höherwertige Interesse zu schützen.

Entschuldigender Notstand, § 35 StGB - Strafrecht AT 17

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Wann 34 StGB und wann 228 BGB?

§ 90a BGB werden Tiere allerdings entsprechend behandelt. Man wehrt sich somit gegen eine fremden Sache. Dies unterscheidet § 228 BGB auch gerade von § 34 StGB, welcher für Notstände gegen Menschen einschlägig ist. § 228 BGB rechtfertigt Sachbeschädigungen nach § 303 StGB.

Wann 228 BGB?

Wer eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht widerrechtlich, wenn die Beschädigung oder die Zerstörung zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist und der Schaden nicht außer Verhältnis zu der Gefahr steht.

Wann ist Notwehr nach 32 StGB gegeben?

(1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.

Was ist der Unterschied zwischen der Notwehr gemäß 32 StGB und dem rechtfertigenden Notstand gemäß 34 StGB?

Unterschied zwischen rechtfertigendem Notstand und rechtfertigender Notwehr. Auch das Notwehrrecht (§ 32 StGB) stellt ein rechtliches Konstrukt dar, welches rechtfertigende Wirkung ausüben kann. Im Unterschied zu § 34 StGB richtet sich hier aber die Selbstverteidigungshandlung direkt gegen den Angreifer.

Wann prüfe ich Notwehr und wann Notstand?

Bei der Notwehr muss grundsätzlich ein rechtswidriger Angriff erfolgen, beim Notstand reicht hingegen bereits eine drohende Gefahr aus.

Was ist der Unterschied zwischen Notwehr und Notstand?

Jeder Rechtfertigungsgrund benötigt eine Voraussetzung, welche es dem Anwendenden ermöglicht, sich mit diesem Rechtfertigungsgrund rechtfertigen zu können. Bei der Notwehr geht hier immer ein rechtswidriger Angriff voraus. Dieser Angriff geht hierbei immer von einem Menschen aus.

Wann prüft man 33 StGB?

Dabei soll § 33 StGB dann in Betracht kommen, wenn die Handlung des Täters zeitlich gesehen nach dem Angriff erfolgt. Denn dann hat zumindest mal eine Notwehrlage bestanden, womit eine Vereinbarkeit mit dem Wortlaut von § 33 StGB gegeben sei.

Was bedeutet gegenwärtig und was rechtswidrig?

gegenwärtig = unmittelbar bevorstehend, stattfindend oder fortdauernd. 3. rechtswidrig = umstritten → bei bevorstehendem Eintritt des Erfolgsunrechtes; a.A. wenn Angriffsverhalten auch pflichtwidrig ist; auf jeden Fall: Nichtrechtswidrigkeit eines Angriffs, der seinerseits gerechtfertigt ist.

Wann liegt ein gegenwärtiger Angriff vor?

Der Angriff ist gegenwärtig, wenn er unmittelbar bevorsteht, gerade stattfindet oder noch fortdauert. Der Angriff ist rechtswidrig, wenn er objektiv im Widerspruch zur Rechtsordnung steht.

Welche Schuldausschließungsgründe gibt es?

Diese Entschuldigungsgründe sind insbesondere:
  • entschuldigender Notstand (§ 35 StGB)
  • Notwehrüberschreitung (§ 33 StGB)
  • dienstliche Anordnungen/Weisungen/Befehle (Nötigungsnotstand)
  • entschuldigende Pflichtenkollisionen.
  • Unzumutbarkeit normgemäßen Verhaltens (insbesondere bei Fahrlässigkeitsdelikten)

Wie prüft man entschuldigenden Notstand?

  1. Notstandslage. • gegenwärtige Gefahr. ...
  2. Notstandshandlung. • Erforderlichkeit der Abwehrhandlung (wie bei § 32, aber unter Berücksichtigung zu- ...
  3. subjektives Element. • Bewusstsein der Gefahr. ...
  4. Unzumutbarkeitsklausel, § 35 I 2. • Hinnahme kann dem Täter zugemutet werden, § 35 I 2. ...
  5. Strafzumessungs- und Strafaufhebungsgesichtspunkte.

Welche Jedermannsrechte gibt es?

Grundsätze Die Jedermannsrechte sind Rechte, die für „Jedermann“ gelten und umfassen das Notwehr-, Notstands- und Festnahmerecht. So dürfen auch zivile Personen in bestimmten Situationen von Zwangsmaßnahmen Gebrauch machen, die in der Regel nur Trägern von Hoheitsrechten (zum Beispiel die Polizei) obliegen.

Wann ist eine Notstandshandlung angemessen?

Erforderlichkeit der Notstandshandlung

Erforderlich ist die Notstandshandlung, wenn sie sich zur Abwendung der Gefahr eignet und das mildeste zur Verfügung stehende Mittel darstellt. Dies beurteilt sich anhand einer ex-ante-Prognose.

Welche Rechtsgüter sind Notstandsfähig?

a) Notstandsfähige Rechtsgüter

1 StGB Leben, Leib, Freiheit, Ehre und Eigentum. Besonderer Beachtung bedarf dabei jedoch der Notstand zugunsten von Rechtsgütern der Allgemeinheit.

Was ist ein Nötigungsnotstand?

Vom Nötigungsnotstand spricht man, wenn im Falle eines Notstandes die Notstandslage auf der Nötigung (§ 240) durch einen Dritten beruht, der Täter also zur Begehung einer Straftat genötigt wird.

Was unterscheidet die Notwehr gemäß S 32 StGB von der Notwehr gemäß S 227 BGB?

Die Rechtswidrigkeit einer Rechtsverletzung kann durch Notwehr ausgeschlossen sein (§ 227 BGB). Notwehr ist diejenige Verteidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen (sog. Nothilfe) abzuwenden (§ 227 Abs. 2 BGB, § 32 Abs.

Wann spricht man von einem rechtswidrigen Angriff?

Der Angriff ist rechtswidrig, wenn er seinerseits objektiv im Widerspruch zur Rechtsordnung steht, insbesondere wenn er nicht selbst gerechtfertigt wird. Eine Notwehr gegen eine Notwehrhandlung ist folgerichtig nicht möglich. Liegen alle Voraussetzungen vor ist eine Notwehrlage zu bejahen.

Ist Eigentum Notwehrfähig?

Notwehr kann zum Schutz eigener und fremder Individualrechtsgüter ausgeübt werden, etwa Leib, Leben und Eigentum. Dem Notwehrrecht liegt das Rechtsbewährungsprinzip zugrunde. Es gestattet die Verletzung von Rechtsgütern des Angreifers und verpflichtet diesen zur Duldung der Abwehrmaßnahme.

Wann liegt ausschließlich ein Verteidigender Notstand nach 228 BGB vor?

Droht von einer fremden Sache eine Gefahr, darf gemäß § 228 BGB die gefährliche Sache beschädigt oder zerstört werden, wenn das zur Abwehr der Gefahr erforderlich ist. Der "verteidigende Notstand" i.S.v. § 228 BGB ist ein rechtfertigender Notstand. Zulässigkeitsvoraussetzungen sind: Gefährliche Sache.

Was versteht man unter Defensivnotstand?

„Wer eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht widerrechtlich, wenn die Beschädigung oder die Zerstörung zur Abwendung der Gefahr erforderlich ist und der Schaden nicht außer Verhältnis zu der Gefahr steht.

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