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Unter welchen Voraussetzungen kann ein Arbeitsvertrag angefochten werden?

Gefragt von: Ingelore Fleischer  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Nach § 123 BGB können Willenserklärungen, also Angebot oder Annahme des Arbeitsvertrags, die durch widerrechtliche Drohung oder arglistige Täuschung zustande gekommen sind, angefochten werden. Dass ein Arbeitsverhältnis durch Drohung zustande kommt, ist in der Praxis kaum wahrscheinlich.

Wann kann ein Arbeitsvertrag angefochten werden?

Ein Arbeitsvertrag kann grundsätzlich wie jedes andere Rechtsgeschäft angefochten und damit beendet werden. Das bedeutet, dass eine Anfechtung sowohl wegen Inhalts- oder Erklärungsirrtums als auch wegen arglistiger Täuschung oder widerrechtlicher Drohung unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Kann der Arbeitgeber den Arbeitsvertrag anfechten?

Der Arbeitgeber ist zur Anfechtung eines Arbeitsvertrages wegen arglistiger Täuschung berechtigt, wenn der Arbeitnehmer im Zuge der Vertragsanbahnung unzutreffende Angaben über seinen bisherigen beruflichen Werdegang tätigt.

Was ist ein anfechtungsgrund?

Die Anfechtung einer Willenserklärung (bzw. eines Vertrages) ist wegen Irrtums, arglistiger Täuschung oder Drohung möglich. Relevante Anfechtungstatbestände sind insbesondere Erklärungsirrtum, Inhaltsirrtum, Motivirrtum, Arglistanfechtung und die Drohung (§§ 119, 123 BGB).

Was macht einen Arbeitsvertrag ungültig?

Unwirksame Arbeitsverträge

So darf er beispielsweise keine Klauseln enthalten, die Schutzvorschriften wie die zur Höchstarbeitsdauer nach dem Arbeitsschutzgesetz umgehen, den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz missachten oder gegen das Grundgesetz verstoßen.

Der Arbeitsvertrag: Abschluss, Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern

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Welche 3 unfairen Klauseln sind häufig in Dienstverträgen zu finden?

Unfaire Klauseln in Arbeitsverträgen
  • Arbeitszeit.
  • Datenschutz.
  • Konkurrenzklausel.
  • Vertrags- bzw. Konventionalstrafe.

Wann ist ein Arbeitsverhältnis fehlerhaft?

Definition: Ein fehlerhaften bzw. faktischen Arbeitsverhältnis ist gegeben, wenn dieses nichtig oder durch Anfechtung rechtsunwirksam ist, der Arbeitnehmer seine Arbeit aber bereits aufgenommen hat.

Welche Gründe gibt es für Anfechtung?

Es gibt vier Gründe für die Anfechtbarkeit von Rechtsgeschäften:
  • Anfechtung wegen Irrtum (§ 119 BGB) ...
  • Anfechtung wegen falscher Übermittlung (§ 120 BGB) ...
  • Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (§ 123 BGB) ...
  • Anfechtung wegen Drohung (§ 123 BGB)

Wann ist ein Vertrag anfechtbar Beispiel?

Anfechtbar sind: Verträge, die aufgrund einer absichtlichen Täuschung abgeschlossen wurden (Beispiel: Unfallwagen wird wissentlich als unfallfrei verkauft). Verträge, die aufgrund einer Drohung (Furcht) abgeschlossen wurden.

Wann ist ein Vertrag nichtig oder anfechtbar?

Ein Vertrag lässt sich anfechten, wenn ein Anfechtungsgrund vorliegt – z. B. arglistige Täuschung, Irrtum oder Drohung. Mit einer formlosen Anfechtungserklärung können Sie einen Vertrag anfechten.

Was sind Formfehler im Arbeitsvertrag?

Ein Arbeitsvertrag ist nichtig, wenn einer der Vertragspartner geschäftsunfähig ist. Das gilt auch, wenn er zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses bewusstlos oder vorrübergehend geistig verwirrt war. Darüber hinaus können auch Formmängel dazu beitragen, dass ein unwirksamer Vertrag zustande kommt.

Welche Folgen hat die Anfechtung des Arbeitsvertrages?

Die rechtswirksame Anfechtung hat bei einem in Vollzug gesetzten Arbeitsverhältnis die gleiche Wirkung wie eine fristlose Kündigung. Sie löst das Arbeitsverhältnis, bei dem es sich dann um ein sog. faktisches Arbeitsverhältnis handelt, mit sofortiger Wirkung (ex nunc) auf.

Wie verbindlich ist ein Arbeitsvertrag?

Mündliche Arbeitsverträge gelten automatisch als unbefristet. Die mündlich vereinbarten Rahmenbedingungen muss der Arbeitgeber laut Nachweisgesetz (NachwG) zudem schriftlich festhalten und dem Arbeitnehmer aushändigen – und zwar innerhalb eines Monats nach Beginn des Arbeitsverhältnisses.

Kann man einen Arbeitsvertrag rückgängig machen?

Kann man einen unterschriebenen Arbeitsvertrag widerrufen? Nein, weder als Arbeitnehmer noch als Arbeitgeber können Sie einen gültigen Arbeitsvertrag widerrufen. Das gilt auch dann, wenn dieser Arbeitsvertrag mündlich geschlossen wurde.

Wann ist ein mündlicher Arbeitsvertrag ungültig?

Arbeitsverträge können auch mündlich geschlossen werden – die Schriftform ist gesetzlich nicht vorgeschrieben. Einzige Ausnahme: Wird ein befristetes Arbeitsverhältnis geschlossen, so muss die Schriftform gewahrt werden, um die entsprechenden Fristen und Laufzeiten festzuhalten.

Welche Tatbestände führen zur Nichtigkeit eines Arbeitsvertrages?

Arbeitsvertrag: Rechtsmängel / 1.1 Nichtigkeit
  • Geschäftsunfähigkeit.
  • Verstoß gegen eine Formvorschrift.
  • Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot.
  • Sittenwidrigkeit und Wucher.
  • Abschluss eines Scheingeschäfts.

Welche Arten der Anfechtung gibt es?

III. Anfechtungsgründe (Irrtumsarten)
  1. Erklärungsirrtum (§ 119 Abs. Alt.) ( Rn. ...
  2. Inhaltsirrtum (§ 119 Abs. Alt.) ( Rn. 4-6)
  3. Übermittlungsfehler (§ 120) (Rn. ...
  4. Eigenschaftsirrtum (§ 119 Abs. 2) (Rn. ...
  5. Einzelprobleme (Rn. 10-14) a) Anfechtung der Computererklärung (Rn. b) Fehlerhafte Preisangaben im Online-Shop (Rn.

Wann ist die Anfechtung ausgeschlossen?

BGH NJW 2000, 2894: Denkbar ist unter engen Voraussetzungen ein Ausschluß der Anfechtung nach § 242 BGB, wenn der Getäuschte "nicht mehr beeinträchtigt" ist. Es kommt dabei aber auf den Zeitpunkt der Abgabe der Anfechtungserklärung an, nicht denjenigen des Zugangs. d) Widerrechtliche Drohung (§ 123 I 2. Alt.)

Wann liegt kein Anfechtungsgrund vor?

Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn der Anfechtende das Rechtsgeschäft im Nachhinein bestätigt gemäß § 144 I BGB oder wenn der Anfechtungsgegner sich bereit erklärt, die Willenserklärung mit dem gewollten Inhalt gelten zu lassen gemäß § 242 BGB.

Welche Anfechtungsgründe nennt das BGB?

Die Anfechtungsgründe sind abschließend in den §§ 119 ff. BGB geregelt. Anfechtungsgründe sind der Inhaltsirrtum, der Erklärungsirrtum, der Eigenschaftsirrtum, der Übermittlungsirrtum und die Anfechtung wegen arglistiger Täuschung oder wegen widerrechtlicher Drohung.

Kann ein Arbeitsvertrag nachträglich geändert werden?

Auch für Arbeitsverträge gilt, dass die Vertragsparteien sie nicht einseitig ändern können. Das bedeutet, nachträgliche Änderungen des Arbeitsvertrages oder einzelner darin enthaltener Regelungen sind normalerweise nur möglich, wenn Sie und Ihr Arbeitgeber dies vereinbaren. Ohne Ihr Einverständnis geht es also nicht.

Was ist ein faktischer Arbeitgeber?

Eine faktische Arbeitgeberschaft liegt dann vor, wenn der Arbeitnehmer seine Arbeitsleistungen (vorübergehend) nicht dem Arbeitgeber schuldet, mit dem er den Arbeitsvertrag abgeschlossen hat (formeller Arbeitgeber), sondern einem anderen Unternehmen, in der Regel einer Konzerngesellschaft.

Was passiert wenn man den Arbeitsvertrag nicht unterschreibt?

Haben Sie den abgeänderten Arbeitsvertrag nicht unterschrieben, droht möglicherweise eine Kündigung. Gegen diese können Sie sich dann mit einer Kündigungsschutzklage wehren.

Was ist nicht zulässig im Arbeitsvertrag?

Arbeitsverträge können aber auch unwirksame Klauseln enthalten, zum Beispiel zur pauschalen Abgeltung von Überstunden oder zur Versetzung. Klauseln sind unwirksam, wenn sie Dich benachteiligen oder überraschend sind, weil sie beispielsweise im Kleingedruckten versteckt sind.

Was ist im Arbeitsvertrag sittenwidrig?

Ein (Arbeits-)Vertrag ist sittenwidrig, wenn er nach Inhalt, Beweggrund der Beteiligten und Zwecksetzung gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden verstößt. Über diese Generalklausel des § 138 Abs. 1 BGB wirken die Grundrechte in das Arbeitsvertrags- und Arbeitsrecht ein.