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Können Neuroleptika das Gehirn schädigen?

Gefragt von: Michael Pieper-Wittmann  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Die meisten Patienten mit einer akuten Psychose profitieren von der Behandlung mit Neuroleptika. In den vergangenen Jahren tauchen in der medizinischen Fachliteratur allerdings Hinweise auf, dass Neuroleptika zu Gehirnveränderungen wie einer Volumenminderung führen können.

Was machen Neuroleptika mit dem Gehirn?

Die Wirkung der Neuroleptika besteht darin, dass sie Andockstellen (Rezeptoren) für den Nervenbotenstoff Dopamin blockieren und somit die Weiterleitung von Signalen zwischen den Nervenzellen hemmen. Das Gehirn braucht den Neurotransmitter Dopamin, damit Nervenzellen reibungslos miteinander kommunizieren können.

Wie gefährlich sind Neuroleptika?

Auch jenseits der hier diskutierten Hirnatrophie haben sie ernste unerwünschte Wirkungen, zum Beispiel in Form extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen, eines metabolischen Syndroms mit kardiovaskulären Folgen, Herzrhythmusstörungen, sexueller Dysfunktion, depressiver Syndrome und Anhedonie und Blutbildveränderungen.

Wie lange kann man Neuroleptika nehmen?

Wie lange die Medikamente angewendet werden, hängt unter anderem davon ab, wie viele akute Psychosen bereits aufgetreten sind und wie schwer diese waren. Antipsychotika sollten nicht plötzlich abgesetzt werden, da es sonst eher zu einem Rückfall kommt.

Kann man mit Neuroleptika alt werden?

Neuroleptika indes sind gefährlich. Amerikanische Wissenschaftler stellten nach der Analyse von 75.000 Krankenakten fest, dass die Medikamente das Sterberisiko stark erhöhen. Insbesondere Haloperidol fiel negativ auf. Im Vergleich zu Risperidon – einem milderen Neuroleptikum – war die Sterberate doppelt so hoch.

Eine ehrliche Aufklärung über Neuroleptika

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Können Neuroleptika Demenz auslösen?

Aufgrund der typischen, durch Neuroleptika verursachten Dopaminrezeptor-Blockade und der daraus resultierenden Gangstörungen (kleinschrittig, parkinsonoid) kommt es zu vermehrten Stürzen. Die anticholinerge Potenz der Medikamente kann zudem eine Verschlechterung der Demenz verursachen.

Was ist das stärkste Neuroleptika?

Benperidol gehört unter den Neuroleptika zur Wirkstoffgruppe der Butyrophenone. Der Wirkstoff gilt als das gegenwärtig stärkste Neuroleptikum und wird vor allem in der Behandlung der Schizophrenie eingesetzt.

Wie fühlt man sich mit Neuroleptika?

Verringerung die Intensität der Wahrnehmung. Die stark wirkenden, sogenannten "hochpotenten" Neuroleptika verringern die Intensität der Wahrnehmung. Davon sind Sinneswahrnehmungen ebenso betroffen wie die Wahrnehmung des eigenen Körpers, der eigenen Gedanken und Gefühle.

Welche Neuroleptika haben die wenigsten Nebenwirkungen?

Inzwischen stehen für die Behandlung schizophrener Psychosen so genannte "atypische" Neuroleptika mit geringeren Nebenwirkungen zur Verfügung. Dazu gehören Risperidon, Olanzapin, Zotepin, Sulpirid, Amisulprid, Quetiapin und jetzt auch Ziprasidon.

Was passiert wenn man Neuroleptika absetzt?

Auch bei den Neuroleptika erfolgt das Absetzen in kleinen Schritten mit Dosisminderungen von 5 % bis 20 %, in der Regel im Rhythmus von sechs bis zwölf Wochen. Typische Phänomene beim Absetzen der antipsychotisch wirkenden Substanzen sind Unruhe, Reizbarkeit, Depression und Angst.

Welche Medikamente schädigen das Gehirn?

Besonders häufig sind psychotrope Arzneimittel wie Benzodiazepine, Opiate, trizyklische Antidepressiva und typische Neuroleptika involviert. Aber auch peripher angreifende Medikamente wie Oxybutynin oder Fluorchinolone, ja sogar Furosemid können zu kognitiven Störungen bzw. einem Delir führen.

Welche Nebenwirkungen haben Neuroleptika?

Nebenwirkungen. Zu Beginn der medikamentösen Behandlung mit Neuroleptika spüren manche Patienten Schläfrigkeit, Unruhe, Muskelzucken, Schwindel, Durst und Mundtrockenheit. Gegen letztere gibt es wirksame Medikamente wie künstlichen Speichel. Auch belastet eine Gewichtszunahme von oft zehn oder mehr Kilogramm.

Was macht Quetiapin im Gehirn?

Quetiapin bindet im Gehirn unter anderem an Dopamin-Rezeptoren, ohne diese aber zu aktivieren. Es blockiert sie schlichtweg für das in hoher Konzentration vorhandene Dopamin. Dadurch wird die Dopamin-Wirkung auf normale Werte herunterreguliert.

Wie lange dauern die Entzugserscheinungen von Neuroleptika?

Sehr charakteristisch und beruhigend sei zudem, dass sich Entzugssymptome meist innerhalb von zwei bis maximal sechs Wochen spontan zurückbilden.

Können Psychopharmaka Psychosen auslösen?

Antidepressiva können manische oder psychotische Zustände auslösen, ihr Auftreten begünstigen oder die Symptome verstärken. Dieses Risiko sollten insbesondere Menschen berücksichtigen, die ähnliche Zustände schon früher erlebt haben, sodass von einem erhöhten Risiko für ein Wiederauftreten auszugehen ist.

Welche Neuroleptika bei Depression?

Wirkstoffe wie beispielsweise Quetiapin, Olanzapin und Risperidon sind seit Anfang 2004 auch zur Therapie der Manie bei bipolarer Depression zugelassen. Den atypischen Neuroleptika könnte sogar eine noch weitreichendere therapeutische Bedeutung zukommen, wie sich in New York andeutete.

Welches Neuroleptika macht müde?

Zu den schlafanstoßenden Neuroleptika, die nicht oder kaum anticholinerg wirken, zählen die Butyrophenone Melperon und Pipamperon sowie das Atypikum Quetiapin.

Welche Medikamente lösen eine Psychose aus?

Antiparkinsonika und Antiepileptika sind am häufigsten mit psychotischen Nebenwirkungen assoziiert. Ebenso können vor allem bei älteren Patienten Antibiotika (z. B. Metronidazol, Fluorchinolone, Makrolide, Beta-Laktam-Antibiotika) transiente psychotische Symptome auslösen.

Welche Neuroleptika dämpfen?

Schwach wirksame Neuroleptika: Levomepromazin, Sulpirid, Promazin und Chlorprothixen gehören beispielsweise zu dieser Untergruppe. Die Substanzen wirken stark beruhigend, dämpfend und schlaffördernd.

Kann man mit Schizophrenie alt werden?

Schizophrenie tritt häufig neben anderen Erkrankungen wie Psychosen, Diabetes und Herzerkrankungen auf. Aus diesem Grund haben Schizophreniekranke eine um 15 bis 25 Jahre niedrigere Lebenserwartung als die Allgemeinbevölkerung (10).

Warum Neuroleptika bei Depression?

PLANKSTADT (hsr). Bei Patienten mit bipolaren Störungen reduziert das atypische Neuroleptikum Quetiapin nicht nur die manische Symptomatik rasch und langfristig, sondern hilft den Kranken auch deutlich in ihren depressiven Episoden.

Wie lange dauert es bis eine Psychose geheilt ist?

Die durchschnittliche Dauer liegt bei etwa zwei bis fünf Jahren. Die Phase der unbehandelten Psychose bezeichnet den Zeitraum vom durchgängigen Auftreten psychotischer Symptome bis zum Behandlungsbeginn. Die durchschnittliche Dauer liegt bei etwa sechs bis zwölf Monaten.

Was ist stärker Olanzapin oder Quetiapin?

“ Die Auswertung der Metaanalyse bei den Atypika ergab, dass Olanzapin wirksamer als Aripiprazol, Quetiapin, Risperidon und Ziprasidon war und Risperidon wirksamer als Quetiapin und Ziprasidon war.

Was sind starke Neuroleptika?

Hochpotente Neuroleptika wirken stark antipsychotisch und wenig sedierend, während niedrigpotente Neuroleptika wenig antipsychotisch und stark sedierend wirken. Mittelpotente Neuroleptika liegen in ihrer Wirkung dazwischen: Sie haben eine mittelstarke antipsychotische und eine mittelstarke sedierende Wirkung.

Was ist der Unterschied zwischen Neuroleptika und Psychopharmaka?

Ein Neuroleptikum (Mehrzahl Neuroleptika; von altgriechisch νεῦρον neũron, deutsch ‚Nerv', λῆψις lepsis, deutsch ‚ergreifen') oder Antipsychotikum ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Psychopharmaka, die eine dämpfende (sedierende) und antipsychotische (den Realitätsverlust bekämpfende) Wirkung besitzen.